Prix Suisseculture 2010 an Intakt-Verleger Patrik Landolt

Mit dem Prix Suisseculture in der Höhe von 20 000 Franken zeichnet eine unabhängige Jury eine Persönlichkeit aus, die sich besondere Verdienste um die Förderung und Vermittlung des Kulturschaffens in der Schweiz erworben hat. Zweck des Preises ist es, eine ausserordentliche kulturelle und kulturpolitische Leistung zu verdanken und dem Publikum bekannt zu machen. Der Prix Suisseculture wird von Suisseculture ausgeschrieben, der Dachorganisation der Kulturschaffenden in der Schweiz. Gestiftet wird er von der Schweizerischen Interpreten Stiftung SIG.

Mit Patrik Landolt, geb. 1956, ehrt die Suisseculture einen äusserst engagierten Kulturfachmann, der sich seit Jahrzehnten für den Jazz und die experimentelle Musik einsetzt. So war er Gründungsmitglied des Veranstaltungsteams «Fabrikjazz», und der Festivals «Taktlos» und «Unerhört» sowie Initiant und Leiter der «Schaffhauser Jazzgespräche». Von 1981 bis 2002 war er Kulturredaktor der WoZ. Seit 1986 betreibt er das CD-Label Intakt-Records. Mit «Unerhört» wurde ein neuer Typus des Jazzfestivals geschaffen: ein Festival, bei dem die Musikerinnen und Musiker auch in der Programmierung den Ton angeben, und das die Musik vom Kulturzentrum über Museen, Jazzclubs, Theaterhäuser, Musikhochschulen und Gymnasien bis ins Altersheim trägt.

Die Jury des Prix Suisseculture tagte unter dem Vorsitz der Präsidentin von Suisseculture, Ruth Schweikert. Der Jury gehörten der Zürcher Regierungsrat Markus Notter, die Waadtländer Nationalrätin Josianne Aubert, der Direktor der Zürcher Hochschule der Künste Thomas Meier, der Filmemacher und –produzent Samir, die Ko-Direktorin des Theaters Neumarkt Barbara Weber und die DRS-Kulturredaktorin Karin Salm an.

Suisseculture, der Dachverband der professionellen Kulturschaffenden in der Schweiz, vertritt 27 Organisationen von Kulturschaffenden und UrheberInnen. Bei Suisseculture sind die SchriftstellerInnen, die Theaterschaffenden, die bildenden KünstlerInnen, die MusikerInnen, die FilmemacherInnen, die JournalistInnen und die FotografInnen organisiert. Suisseculture setzt sich vor allem für die Verteidigung der Urheberrechte und die Verbesserung der sozialen Situation von Kulturschaffenden ein. In der aktuellen Debatte um die neuen schweizerischen Kulturfördergesetze ist Suisseculture eine gewichtige Stimme.

(Medienmitteilung Suisseculture 24.4.2010)

 

Preisrede von Ruth Scheikert, Präsidentin von Suisseculture

Zürich, 1. Juni 2010, Theater am Neumarkt, Zürich

Sehr geehrter Herr Regierungsrat Markus Notter, liebe Irene Schweizer, lieber Omri Ziegele, liebes Theater Neumarkt, liebe Freundinnen und Freunde des Preisträgers, lieber Patrik Landolt

Zu sagen, der Prix Suisseculture hätte Tradition, wäre leicht übertrieben, wird er doch heute zum genau zweiten Mal verliehen. Der erste Preis ging im September 08 an den Filmemacher Frederic Gonseth – nicht für sein künstlerisches Werk, sondern für sein kulturpolitisches Engagement - ein Fakt, der nicht ganz einfach zu vermitteln war. Mit anderen Worten: Der Prix Suisseculture eröffnet ein weites Feld für alle möglichen Missverständnisse. Und das ist gut so. Denn darin liegt beides: ein Dilemma - und eine Chance. Die Chance nämlich, eine Person nicht nur für ein bestimmtes, klar umrissenes Tun auszuzeichnen, sondern für die Summe ihrer verschiedenen Tätigkeiten, seien sie nun künstlerischer, kultureller oder kulturpolitischer Natur; Tätigkeiten, die sich meistens sowieso nur künstlich trennen lassen und die sich im besten Fall gegenseitig befruchten, beleuchten, ja vielleicht sogar bedingen. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile, und ein Mensch ist mehr als die Summe dessen, was er tut. „Mit dem Prix Suisseculture in der Höhe von 20 000 Franken zeichnet eine unabhängige Jury eine Persönlichkeit aus, die sich besondere Verdienste um die Förderung und Vermittlung des Kulturschaffens in der Schweiz erworben hat. Zweck des Preises ist es, eine ausserordentliche kulturelle und kulturpolitische Leistung zu verdanken und dem Publikum bekannt zu machen. Der Prix Suisseculture wird von Suisseculture ausgeschrieben, der Dachorganisation der Kulturschaffenden in der Schweiz. Gestiftet wird er von der Schweizerischen Interpreten Stiftung SIG.“ Die Ankündigung zeigt es nochmals: Ausgezeichnet wird eine Persönlichkeit, die sich irgendwo im kulturellen Feld positioniert und von dort aus nach Kräften agiert – nicht für sich selbst, sondern für Kunst und Kultur und damit für die Gesellschaft, jenes schwer fassbare, verästelte, sich stets verändernde Gebilde, das uns ausmacht und das wir alle ausmachen, egal woher einer kommt und wohin eine geht.

Die Juryierung der von den Mitgliederverbänden von Suisseculture eingereichten, durchwegs valablen Bewerbungen war – wie ich meine, nicht nur für mich – sehr anregend. Unser grosser Dank für die engagierten Gespräche geht an die waadtländer Nationalrätin Josiane Aubert, an Thomas Meier, Direktor der ZHdK, an Regierungsrat Markus Notter, an die Radiojournalistin Karin Salm, an Samir, Filmemacher und Produzent sowie an Barbara Weber, Regisseurin und Co-Direktorin des Theater Neumarkt. Ihrer kumulierten Kompetenz und Intelligenz, ihrer fair und beherzt geführten Diskussion ist die Entscheidung für Patrik Landolt zu verdanken und damit auch die Entscheidung für eine Person, die nicht Kraft eines Amtes oder Auftrags handelt – was notabene durchaus zum Profil eines Preisträger, einer Preisträgerin gehören könnte –, sondern aus eigenem Antrieb und auf eigenes Risiko.

Bevor ich den Preisträger kurz vorstelle, möchte ich noch ein wenig weiter danke sagen: Der SIG für die Stiftung des Preises, dem Kanton Zürich für die Unterstützung dieses Anlasses, dem Migros-Kulturprozent für die Unterstützung des musikalischen Rahmenprogramms, dem Theater Neumarkt fürs Mitdenken, und –organisieren, und nicht zuletzt möchte ich daran erinnern, dass es den Prix Suisseculture nicht gäbe, wenn ihn Daniel Fueter nicht erfunden hätte – auch in anderen Bereichen hat er in den zwei kurzen Jahren als Suisseculture-Präsident ungemein vieles in Bewegung gesetzt.

„Engagement“ – dies ein zentraler Begriff, der uns in der Juryarbeit geleitet hat – hat bekanntlich
mindestens zwei Bedeutungen: 1. Ein hoher persönlicher Einsatz (meist unentgeltlich) im Dienst einer Sache, oder 2. ein Auftragsverhältnis, zum Beispiel im Theater. Von dort kommt das Wort auch, jemanden „en gage“ nehmen, also via Gage jemanden für eine Sache verpflichten. Auch Söldner waren also Engagierte. Ist diese doppelte Bedeutung nicht eigentümlich? Oder ist sie gar folgerichtig, geht Kunst geht nach Brot, und was bedeutet das? Darauf werden wir in der Diskussion „Auf verlorenem Posten? Kunst ausserhalb des Mainstreams“ garantiert noch zu sprechen kommen.

Die Ökonomisierung hat in den letzten Jahrzehnten viele Lebensbereiche erfasst, wie wir alle wissen, auch den sogenannten Kulturbetrieb. Nicht zuletzt spiegelt sich das auch im grassierenden Controlling, im Evaluationswahn, gerade auch im Kulturbereich. Jeder Franken muss sich lohnen, jedes Schrittchen wird auf seine Effizienz hin untersucht – oft mit genau jenen Geldern, die dem jeweiligen Bereich dann fehlen. Vielleicht kann der Prix Suissecuture ein kleines Gegenzeichen setzen dazu – wir werden ihn nicht evaluieren; ich bin sicher, mit der Evaluation der vielfältigen Arbeit, die Patrik Landolt in den vergangenen fast dreisisig Jahren geleistet hat und weiterhin leisten wird, wären zwei bis drei Fachmänner oder – Frauen auf Jahre hinaus beschäftigt... – und würden sie zum Beispiel vom Bundesamt für Kultur zu diesem Zweck angestellt, sie könnten gut leben davon...

Aber dies soll keine Polemik werden, weder gegen das BAK noch gegen die Politik. Denn Kulturpolitik ist nicht das, oder bei weitem nicht nur das, was Politikerinnen und Politiker machen oder zu verhindern suchen, Kulturpolitik wird von uns allen gemacht, die wir uns als Akteure des Kulturlebens verstehen, von Künstlerinnen und Künstlern, Fördergremien, Konsumenten – und eben von Menschen wie Patrik Landolt, der unlängst mit Beharrlichkeit und Überzeugungskraft Stück für Stück ein Um- oder Weiterdenken erreicht hat – so wird sein Label, Intakt Records, zum ersten Mal vom Kanton Zürich auf drei Jahre hinaus unterstützt, mit der Verpflichtung, jährlich 6 CDs von im Zürcher Musikleben aktiven MusikerInnen und Formationen zu produzieren, was allen Beteiligten eine gewisse Sicherheit, Kontinuität und Entwicklung ermöglicht. Dass dies möglich wurde, ist eben vor allem Patrik Landolt selber zu verdanken – er hat die zuständigen Leute von der Notwendigkeit einer Kunstförderung überzeugt, die die ganze Kette künstlerischer Produktion berücksichtigt. Dies, notabene, ist seit einigen Jahren auch in der Buchbranche ein wiederkehrendes Thema...

Damit komme ich endlich und nahtlos zum Preisträger.

„Mit Patrik Landolt, geb. 1956, ehrt die Suisseculture einen äusserst engagierten Kulturfachmann, der sich seit Jahrzehnten für den Jazz und die experimentelle Musik einsetzt. So war er Gründungsmitglied des Veranstaltungsteams «Fabrikjazz», der Festivals «Taktlos» und «Unerhört» sowie Initiant und Leiter der «Schaffhauser Jazzgespräche». Von 1981 bis 2002 war er Kulturredaktor der WoZ. Seit 1986 betreibt er das CD-Label Intakt Records. Mit «Unerhört» wurde ein neuer Typus des Jazzfestivals geschaffen: ein Festival, bei dem die Musikerinnen und Musiker auch in der Programmierung den Ton angeben, und das die Musik vom Kulturzentrum über Museen, Jazzclubs, Theaterhäuser, Musikhochschulen und Gymnasien bis ins Altersheim trägt.“ Soweit die Begründung der Jury.

Es könnte, ja muss erscheinen wie eine, hoffentlich geglückte Inszenierung: zwei Jazzmusiker, Irène Schweizer und Omri Ziegele spielen hier zu Ehren unseres Preisträgers, der ihre Musik als Verleger seit Jahren oder Jahrzehnten betreut, bekannt macht, begleitet, fördert und vertreibt. Eine klare Sache, scheint es; die Verhältnisse indessen, sie sind nicht so. Die Musikerin und der Musiker standen viel früher fest als der Preisträger; sie hätten unter Umständen auch die Feier für eine besonders engagierte Ausstellungsmacherin, einen Politiker, der sich unermüdlich und erfolgreich für die lokale Theaterszene einsetzt, musikalisch umrahmen können.

Das dem nicht so ist, dass sich Preisträger und Musik gegenseitig beleuchten, oder besser gesagt, sich gegenseitig hörbar- und sichtbar machen, erscheint also zunächst als sinniger Zufall.

Ein grosses, helles Zimmer in einem ehemaligen Industriegebäude in der Binz. Metallgestelle bis zur Decke, gefüllt mit Büchern und CDs. An der Fensterfront zwei Arbeitsplätze, wobei der eine nur sporadisch besetzt ist – vom Grafiker Jonas Schoder, der für den ganzen Bereich der Gestaltung zuständig ist. Daneben gibt es eine Person, die sich teilzeitlich um die Buchhaltung kümmert, und gelegentlich helfen ein paar Leute die neuen CDs zu verpacken und sie versandfertig zu machen – nicht selten sind es die Musiker selbst, die Hand anlegen. Und bereits hier zeigt sich auf beeindruckende Weise, was ein solches Hand-in-Hand-Arbeiten vermag: Aus den Gesprächen bei der doch eher monotonen Tätigkeit des Verpackens keimen bereits neue Projekte, entwickeln sich erste Ideen für noch Unerhörtes.

Insgesamt also ungefähr zwei Vollzeitstellen, ein einziger Raum: Das ist Intakt Records, ein sowohl national wie international bekanntes Label für innovativen Jazz. Dieses Wort stammt von mir, der Preisträger selber sagt, es gebe keinen passenden Begriff, um das Spektrum der von ihm verlegten Musik zu bezeichnen, einzig Mainstream, Jazz als Unterhaltung zum Feierabend-Cüpli, Jazz als Entertainment, das mache er nicht. 15 CDs pro Jahr werden hier in diesem Raum konzipiert, finanziert, betreut, beworben, gelagert und weltweit vertrieben, und das alles eben vornehmlich von einer Person, einem Allrounder, wie er selber sagt, Patrik Landolt, der natürlich auch ein Spezialist ist. Das enorme Arbeitspensum kann nur mit ebensolchem Engagement geleistet werden – und mit Hilfe des Computers. Dabei werden die rasenden Veränderungen, denen dieses Business unterworfen ist, mehr als deutlich. Noch vor 15 Jahren lautete die Faustregel: Eine Stelle für 3 produzierte CDs pro Jahr. Heute ist es nicht mal mehr die Hälfte Arbeitskraft, die dafür benötigt wird – was keinen Gewinn bringt, sondern so grad eben knapp das Überleben sichert. Denn das Business hat sich dramatisch verändert. Die Entwicklung zeigt, wie in fast jeder Kunstsparte, in Richtung Quantität – was nicht per se eine Qualitätsminderung bedeutet. Im Gegenteil, ist man zu sagen versucht, wenn man Patrik zuhört, die Qualität hat sich gesteigert. Denn was noch vor zwanzig Jahren undenkbar schien – Europa als Zentrum des Jazz – ist Realität geworden. Das hat auch mit der angebotenen Ausbildung zu tun. Allein der Schweiz gibt es mittlerweile 6 Hochschulen im Bereich Jazz mit rund hundert Abgängern pro Jahr, das heisst weit über tausend aktive Profis, die in der Schweiz leben. Was sie ausmache, seien Kontinuität und Eigensinn; wahnsinnig spannend, sagt Landolt. Aber es gilt: Der Musikmarkt ist dereguliert, die Leute kaufen gleich viele CDs wie früher, aber die Käufe verteilen sich auf viel mehr Titel. Ein Einzeltitel bringt kaum noch Rentabilität, nur viele Titel können mittel- oder gar langfristig das Überleben eines Labels wie Intakt Records sichern. Nun, 53 Jahre ist Patrik Landolt jung, und sein Label wird demnächst, im nächsten Jahr, 25. Man könnte an eine flügge gewordene Tochter denken, einen halbwegs der Pubertät entwachsenen Sohn. Aber Label sind keine Kinder, die, ein Quäntchen Glück und beträchtliche Anfangsinvestitionen vorausgesetzt, irgendwann finanziell, emotional und gedanklich erwachsen, also von den Eltern unabhängig werden. Im Gegenteil, ein Label wie Intakt Records – der Name ist übrigens entstanden als Kontrapunkt zum Jazzfestival Taktlos, auch das, wie gesagt, von Patrik Landolt mitbegründet und wesentlich weitergeführt – ein Label erneuert sich bekanntlich nicht von selbst, es hält nicht selbstverständlich mit den technologischen Entwicklungen Schritt, es wächst und gedeiht nicht von allein, es braucht ständige Pflege, und das alles bedeutet natürlich auch: es braucht ständig Geld.

Wie also macht er das? Wie hat er das gemacht? Für diese Musik kann man nämlich nicht zur Bank gehen und einen Kredit beantragen.

Angefangen hat er folgerichtig in der Freizeit, dann erst, als der Erfolg kam – was hier soviel heisst wie internationale Beachtung, begeisterte Kritiken in den wichtigsten Jazzzeitschriften – konnte er Schritt für Schritt das Pensum reduzieren als Journalist, und seit ein paar Jahren macht er es voll und ganz, das heisst fünfzig bis sechzig Arbeitsstunden pro Woche, am liebsten am Wochenende, wenn nicht dauernd das Telefon klingelt und die Mails sich auf ein bewältigbares Mass herunterschrauben. Oft lassen sich Arbeit und Freizeit in diesem Beruf nicht trennen; der Besuch eines Konzerts schafft neue Kontakte und Horizonte, lässt aus Arbeitsverhältnissen Freundschaften erwachsen.

Was hier nämlich wie ein Zufall daherkommt, ist eben doch nicht wirklich einer. Vorgeschlagen dem entsprechenden Verband hat die Kandidatur Patrik Landolt nämlich Omri Ziegele. Das darf man sagen, das muss man sagen, denn das ist ja die eigentliche Idee hinter dem Prix Suisseculture: Künstlerinnen und Künstler richten einen Preis aus an einen Nicht-unbedingt-Künstler, weil er ihre Arbeit befördert und das Umfeld, in dem sie gedeihen kann. Dass die Musikerinnen sich stark machen für ihren Verleger widerlegt auch aufs Schönste das Klischee von der Gegnerschaft zwischen Künstlerinnen und ihren Verlegern – das in der Jazzmusik lange von der Ausnutzung afroamerikanischer Musikerinnen und Musiker durch Grosskonzerne geprägt war.
Hier helfen Musiker nicht nur beim Verpacken der eigenen CDs. Wenn ein Musiker in Deutschland auf Tournee geht, kommt er zuvor bei Intakt vorbei und nimmt noch ein paar CDs mit, die er dann in Deutschland zur Post bringt, für den Versand innerhalb Deutschlands – was dem Verlag eine Menge Porto spart. Dies ist nur ein Beispiel, weitere hier aufzuführen, würde den Rahmen dieser Veranstaltung sprengen – und damit vielleicht die Leistung von Patrik Landolt veranschaulichen.
Denn vieles, was ich hier sehe und höre, erinnert an den Begriff des Gesamtkunstwerks: Die Cover der CDs werden fast immer von Künstlerinnen und Künstlern gemacht, ich verzichte jetzt auf einzelne Namen, eine ganze Reihe von CDs liegen draussen im Foyer zur Ansicht (und zum Kauf) aus, die Musiker machen dazu Vorschläge aus dem Freundeskreis, auch für die Texte der Booklets, die stets mehr sind als reine Werbetexte. Jede CD hat ihre eigene Geschichte, und Intakt Records erzählt sie. Die Musikerinnen und Musiker kommen aus Afrika, der Ex-DDR, New York, kurz von überall her. Da hilft scheinbar die Inselsituation in Zürich; man könnte auch sagen, da nutzt einer die Inselsituation, um die Geschichten aus fast der ganzen Welt zu erzählen.

Für Landolts Arbeit ist Kontinuität ein zentraler Begriff, folge den Künstlern, wenn auch nicht in jede Ecke; gibt es doch manche, die machen drei, vier CDs pro Jahr, diese Produktivität zu begleiten, ist schlicht unmöglich.

Ebenso unmöglich ist es hier, auf einzelne Produktionen einzugehen, dazu bin ich zuwenig Kennerin der Materie. Deshalb möchte ich schliessen mit einem Ausblick: Ein Buch über Musik zu schreiben oder ein Sabbatical für ein Jahr, das sind zwei deiner Wünsche – doch dafür, lieber Patrik, reicht unser Prix Suisseculture leider nicht aus, aber vielleicht dafür: Ein bisschen mehr Freiraum, ein paar Schultern mehr, auf die man das Gewicht verteilen könnte. (Markus Notter sucht, wie wir erfahren haben, eine neue Herausforderung ab nächstem Jahr). Vor allem aber soll dieser Preis dich in dem bestätigen, was ich persönlich und wohl wir alle hier immer schon an dir geschätzt haben: In deiner intellektuellen Neugier, deiner Lust auf Neues, ohne das Gewachsene dabei gering zu schätzen, dein Interesse für dein Gegenüber, für die Welt, kurz in deinem Engagement, das du dir selber in Auftrag gegeben hast – es ist das Engagement eines Individuums, einer Persönlichkeit, die mitten im Kulturleben steht, auch wenn das, was du tust, von den Rändern her kommt, wie fast alles, was uns und die Kunst weiterführt.

 

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1. Ruth Schweikert. Omri Ziegele, Irène Schweizer
2. Patrik Landolt, Ruth Schweikert. Rosmarie A. Meier, Patrik Landolt
3. Barbara Weber, Markus Notter, Patrik Landolt, Ruth Schweikert, Karin Salm
4. Karin Salm, Irène Schweizer, Patrik Landolt .Hinten: Sami Paul, Rosmarie A. Meier
5. Barabara Weber. Ruth Schweikert
6. Georg Bauer, Walter Nenniger, Gabrielle Favre
7. Josef Estermann, Rosmarie A. Meier, Magi Estermann
8. Sami Paul, Susi Paul-Meier, Susanne Landolt-Mauch, Rosmarie Meier-Althaus
9. La Lupa, Giuseppe Reichmuth, Ruedi Häusermann
10. Peter Rupli (hinten links), Fredi Bosshard (vorne links), Monique Crelier, Priska Häuselmann-Landolt, Klär Landolt, Thomas Gartmann, Peter Schweiger
11. Pius Knüsel und Nicole Pfister Fetz
12.Christian J. Jenny, Maggie Steiner
13. Sämi Paul, Patrik Landolt, Paul Walser
14. Albert Landolt, Hans Peter Künzle
15. Hans Läubli, Ueli Keller, Susanna Tanner
16. Rosmarie A. Meier, Peter Kraut, Eva Caflisch
17. La Lupa, Marianne Regard, Irène Schweizer
18. Hans Läubli, Patrik Landolt
19. Susi Paul-Meier, Vincent Favrat, Eva Caflisch, Johannes Anders
20. Christian J. Jenny, Esthr Arnet, Markus Notter
21. Frank von Niederhäusern, Rosmarie A. Meier
22. Onna Coray, Eva Caflisch. Hinten: Karin Salm, Patrik Landolt



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Jazz'n'more über Preisverleihung, Juni/Juli 2010

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