INTAKT RECORDS – CD-REVIEWS
Koch-Schütz-Studer. Life Tied. Intakt CD 094

 

 

Ausgewählte Live-Performances eines der besten und radikalsten europäischen Freeform-Trios. Ob Venedig, Biel oder New York – diese Hardcore-Kammermusiker schaffen es, Intensität radikal nach vorne zu treiben, unter Spannung zu halten und immer wieder auf den Punkt zu bringen. Die Rasanz, Brisanz und Prägnanz dieser Musik ist mitreißend und atemberaubend, sogar in den Momenten ihrer größten Zurückhaltung. Und vor allem kommt sie sofort zur Sache. Bereits der Einstieg «No Time For Dinner» zieht mit konzentrierter, zerfaserter, hypernervöser und dann doch immer wieder hochenergetisch zusammengefahrener Impulsivität in das Zusammenspiel ein, das über die Gesamtspieldauer der Platte immer hypnotischer wird. Aufbau, Auswahl und Arrangement des Musikmaterials sind hervorragend und für Live-Compilations beispielhaft gut gestaltet – derart, dass es scheint, im nahtlosem Klangfluss eines zusammenhängenden Konzertes des Trios zu baden, das so natürlich nie stattgefunden hat.

Wir hören Reisen. Geographische verbinden sich bei Koch-Schütz-Studer, wie immer, mit akustischen. Dem Reisen und Suchen live zuzuhören ist in der improvisierten Musik nicht immer eine Freude. Wenn aber derart eingespielte Profis ihre Expeditionen derart unbekümmert, risikoreich und immer auch hochbewusst mit den scheinbar größten Momenten der Intensität einspielen, wird klar, dass die Schweizer sich auf ihre Instant-Composing-Trips gut vorbereitet haben, und wir als Co-Piloten keine Angst vor Abstürzen zu haben brauchen. Koch-Schütz-Studer haben die Elektronik sehr früh als eine Art vierten Musiker in ihr Konzept integriert, jedoch nicht als modischen Zuckerguss, sondern zur sinnvollen Verdichtung, Transformation und Radikalisierung ihres Klangmaterials. Und sie geben immer 100%, Karate-Zen, stets pocht ein Puls – und immer schläft die Lava unter dem Ausbruch. Das Luzerner/Bieler Trio hat in der Vergangenheit Jazz, Hardcore, Dub, Turntablism, Neue Musik und noch viel mehr fusioniert und dekonstruiert und immer wieder hochqualitative und erweiternde radikale Grenzgänge zwischen diesen Genres vollzogen. Dieses Album bietet die allerbeste Einführung dafür und sollte nun wirklich bitte die allerletzten überzeugen. Hallo, endlich einsteigen!

Marcus Maida, Jazzthetik, Deutschland,12/04

 

 

The latest offering from this largely, inventive modern/free-jazz power trio features dabs of thrusting like, mayhem and pulsating grooves. Once again, the trio intertwines acoustic instruments and electronics for an unwieldy foray into avant territory, spiced with enigmatic dialogues and a focused line of attack. Here, the reeds, cello and drums format provides the knockout punch, all presented by the trio’s purveyance of metallic overtones, inventive rhythmic forays and more. They’ve been around for several years, yet each subsequent production reveals newfound treats and digressions. For example, the piece titled “The Burning Tongue,” is partly about steely edged cello lines executed with clanging, hard rock style underpinnings. As multi-reedman Hans Koch supplements matters with free-form excursions. But the group shows a quieter side in spots via spooked out, ethereal frameworks. Other pieces highlight, drummer Fredy Studer’s abstract jungle jams, amid Martin Schutz’ distorted, fuzz-drenched cello lines. (Recommended…)
Reviewed by: Glenn Astarita, Jazzreview.com, February 05, USA

 

 

Kompetent, lakonisch und hard-boiled
Das infernalische Schweizer Trio KOCH - SCHÜTZ - STUDER hat für seine Musik das Etikett Hardcore-Kammermusik geprägt und mit Life Tied (Intakt 094) demonstrieren sie einmal mehr, dass das keine kokette Übertreibung ist. Eine Schiene ihrer Artistik bestand für den Saxophonisten & Elektroniker Hans Koch, den elektrifizierten Cellisten Martin Schütz und den Drummer Fredy Studer in Fusionsexperimenten - mit Musikern aus €gypten und Kuba oder mit DJs aus New York. Eine andere in Kollaborationen mit dem Dichter Christian Uetz. Mit Life Tied, dem idealen Konzert, das aus Exzerpten von Auftritten auf der Biennale in Venedig und der Expo in Murten, einem Heimspiel in Biel und einem Gastspiel in New York kombiniert wurde, begegnen mir die Drei erstmals seit ihrem prototypischen Statement Hardcore Chambermusic (Intakt 042, 1995) wieder pur. Und zeigen sich als jung gebliebene Pioniere von No Wave-Energy Play in der Kollision von Impro-Jazz, Noise und Electronic, die Herzblut, Seelenfunken und Krachpartikel als fröhliche Wissenschaft an die Wände splattert.
Der Feuerspucker «The Burning Tonge» ist unverschämt rockig und der schlagende Beweis, dass zeitgemässe Musik ihr Heil nicht nur in diskreten Reduktionen suchen muss. Natürlich sind die erfahrenen Schweizer keine halbstarken Poser. Das Dilemma von Expressivität, von Euphorie, von blinder Wut, von betriebsblindem Gezappel zwischen Manie und Depression im durch Pseudo-Spektakel abgestumpften Anything-goes, diese Sackgasse reflektieren sie durch Brüche, Verstörungen, Implosionen, Scharten. Hammering kippt um in Whispering und wenn aus dem von stolpernden Riffs und zickzackenden Zwischensprints umgetriebenen Tänzer die Drähte baumeln und das …l tropft, dann erzählt das mehr vom Verschwinden obsoleter Selbstverständlichkeiten als jeder menetekelnde Sermon.
Life Tied erzählt selbst im Blitzlicht von Biennalen und Expos ohne dystopische Larmoyanz vom Überleben im Halbschatten von Müllhalden. Es ist kaum der richtige Fitnesstest für vermeintliche «Herrenmenschen». Die toughe Manier, in der die Koch-Schütz-Studer»schen FutuRhythms im Wackelkontakt einer labilen Stromversorgung grooven, ist ganz einfach nur kompetent, lakonisch und hard-boiled.
Rigo Dittmann, Bad Alchemy, BA 45, 2005

 

Koch-Schütz-Studer: «Life Tied»
Ein launischer Pakt mit der Muse
Ihre «Hardcore Chamber Music» treibt das international renommierte Schweizer Trio Koch-Schütz-Studer auf «Life Tied» noch einen Schritt weiter: mit Liveaufnahmen, die nachträglich rekonstruiert wurden.
Es geht darum, dem Klang Auslauf zu gewähren und die Strukturen nach Hause zu schicken. Die Summe aller klanglichen Möglichkeiten wie einst nach dem Urknall freischwebend im Raum vorzufinden, um sie dann, losgelöst von Regeln, Erwartungen und vorgefassten Ideen, wieder einzufangen und mit ihnen zu spielen.

Spiel ohne Netz
Die Philosophie der beiden Bieler Hans Koch (Reeds, Electronics) und Martin Schütz (Cello, Electronics) sowie des Luzerner Drummers Fredy Studer ist radikal. Ein Spiel ohne Netz, im launischen Pakt mit der Muse angetreten gegen die Möglichkeit des Scheiterns. Auf «Life Tied» wird diese Spannung hörbar. Musik als Abenteuer. Jeden Tag aufs Neue. Nach dem Konzert ist immer vor dem Konzert. Oder wie es Martin Schütz formuliert: «Es drängt sich auf, immer das neueste Material zu spielen, also dasjenige, welches noch nicht komponiert ist.»
«Hardcore Chamber Music» nennt das Trio seine Musik. Vor zehn Jahren haben sie den Begriff mit ihrem ersten gemeinsamen Album ins Leben gerufen, um bestehenden stilistischen Schubladen zu entweichen und sich vom Begriff Jazz endgültig zu lösen. Damals war die «Hardcore Chamber Music» in zwar bereits radikale, aber doch vorbestimmte Formen gefasst. «Unsere Kompositionen begannen uns bereits im Studio zu langweilen», erinnert sich Hans Koch. «Als würden wir zu einer Band verkommen, die ihre Standards runterspielt.»
Klänge einfangen
Seitdem hat der Klang Auslauf. In den letzten zehn Jahren haben sie in unzähligen Konzerten den Klangkosmos neu gegliedert, in Frage gestellt oder einfach nur herausgefordert. Am Ende eines Abends hatten sie jeweils eine Hand voll neuer Kompositionen in der Tasche - sofern eine Aufzeichnung vorhanden war. Andernfalls wurde das Geschaffene in der selben Sekunde der Vergänglichkeit übergegeben.
«Instant Composing» nennt sich das Ganze und ist die Antithese zu jedem Notenblatt, das, in hunderttausendfacher Ausführung herumgereicht, die Möglichkeit der exakten Wiederholung suggerieren will. «Instant Composing» lebt von der Atmosphäre im Raum, dem anwesenden Publikum und dem kollektiven Wissen der Musiker.
Ein Wissen, das sich in den letzten Jahren auch im Dialog mit anderen zu einer imposanten Toolbox entwickelt hat. Sei dies in Soloprojekten oder in Zusammenarbeit mit kubanischen oder ägyptischen Musikern, mit New Yorker DJs, mit Wortakrobaten oder einfach durch den steten Drang des Künstlers, ewig in Bewegung zu bleiben und Unerforschtes entdecken zu wollen. «Auf die Bühne gehen und einfach loslassen», sagt Koch.
Auf «Life Tied» sind acht «Instant Compositions» zu hören. Acht Momente, in denen das Trio die Klänge einfängt und das Aufnahmegerät wiederum das Einfangen festhält. Die Verweigerung des Konventionellen verbietet allerdings ein herkömmliches Album, weshalb mit «Life Tied» wiederum «Instant Composing» betrieben wurde.
«Life Tied» heisst gebündeltes Leben. «Tied» lässt sich auch zusammenfügen zu «Edit», also Bearbeitung. Das Leben wurde durch Bearbeitung gebündelt. «Das improvisierte Material der Konzerte haben wir noch ein mal einem Restrukturierungs-Rekompositions-Reimprovisations-Prozess unterzogen», sagt Martin Schütz. «Dabei gab es kein Drehbuch. Das existierende Material und unsere intuitive Reaktion darauf waren unsere Leitlinie.»
Den Hörer abholen
Die Stärke von Koch-Schütz-Studer besteht darin, dass sie der reinen Kopfgeburt misstrauisch gegenüberstehen. Der Rhythmus als Basis spielt auf «Life Tied» eine grosse Rolle. «Wir haben bewusst eine Art Drum&Bass-Muster am Anfang stehen lassen», sagt Koch. Die Absicht, mit einer vertrauten Struktur den Hörer abzuholen, ist nichts Verwerfliches und auch in einem radikalen Umfeld eine legitime Art der Begrüssung. Vor allem, wenn in der Folge diese artifizielle Form einer Rhythmik organischeren Grooves weicht.
«Life Tied» lebt von der Dialektik von Ambient und Rhythmus, von Chaos und Ordnung. Am Ende ist es nichts anderes als das klangliche Abbild der Existenz, getragen vom Herzschlag und erfüllt durch die Grösse der scheinbar kleinen Dinge. «Letztlich macht sich jeder beim Hören seine eigenen Bilder», meint Koch. Das «Instant Composing» geht gewissermassen im Kopf des Hörers weiter, der Soundtrack erhält einen imaginären Film, das Festgezurrte wird wieder losgelassen - das Leben geht weiter.

Rudolf Amstutz © Berner Zeitung; 07.10.2004; Seite 10

 

 

In der Geräuscheküche

Vom Mozart-Interpreten zum Spezialisten für sperrige Sounds: Der Bieler Musiker Hans Koch hat einen weiten Weg zurückgelegt. Die Bodenhaftung hat der Globetrotter in Sachen radikaler Klangforschung dabei aber nicht verloren.

Hans Koch: Hinter diesem normalen Namen verbirgt sich ein normaler Mensch, der sich auf der Bühne in einen alles andere als normalen Musiker verwandelt. Der 1948 geborene Bieler hat die Klangmöglichkeiten von Bassklarinette, Tenor- und Sopransaxofon bis in die entlegensten Winkel erforscht. Es gab eine Zeit, da hat er mehrere Monate nur Geräusche geübt. Seit gut einem Jahrzehnt beschäftigt er sich auch intensiv mit Elektronik, einerseits mit Sampling, das ihm das Speichern, Bearbeiten und Abrufen unzähliger Sounds erlaubt, andererseits mit «real time»-Verfremdung instrumental gespielter Passagen.
«Ich kann nicht klagen»
Kochs Ausdrucksmittel reichen vom Filigranen bis zum Berserkerhaften. Im Gespräch bevorzugt er jedoch das moderate Mezzoforte: Er gebärdet sich weder als Bewohner des Wolkenkuckucksheims noch als unverstandener Outsider, das Entwerfen weltfremder Utopien bzw. das Jammern überlässt er anderen. Über seine Experimente macht sich Koch keine Illusionen: «Ich weiss, dass das, was ich mache, dem grössten Teil der Leute nicht gefällt. Aber ich fühle mich wohl auf der Bühne.»
€hnlich pragmatisch beurteilt Koch die Bieler Kulturpolitik, der er zugute hält, dass sie die Finger von kommerziellen Sachen lässt. Was seine eigene Situation als dezidiert antikommerzieller und daher potenziell förderungswürdiger Künstler betrifft, meint er lakonisch: «Ich kann nicht klagen.» Mit der Kulturabteilung der Stadt stehe er in einem guten, angenehmen Verhältnis, er fühle sich respektiert. Neben seiner Tätigkeit als Globetrotter in Sachen radikaler Klangforschung ist Hans Koch in Biel auch noch ein bisschen als Kulturtäter engagiert, wobei ihm seine Lebenspartnerin Gabi Wäckerle, mit der er einen 13-jährigen Sohn hat, tatkräftig zur Seite steht.
Fröhlicher Lärm
An erster Stelle ist hier die Ende der Achtzigerjahre ins Leben gerufene, von der Stadt Biel mit einer Defizitgarantie unterstützte Konzertserie «JOYFULNOISE» zu nennen, in deren Rahmen sich Koch und sein Alter Ego, der Cellist Martin Schütz, mit wechselnden Gästen auf das heikle Terrain des «Instant Composing» begeben. «Man kann nicht mit allen Musikern gleich gut frei improvisieren, mit einigen findet man einfach keinen Schluss», sagt Koch mit einem Anflug von Ironie.
«Immer noch eine Arbeiterstadt»
Unter dem euphorisierenden Eindruck eines sechsmonatigen Aufenthalts in New York frönte man dem fröhlichen Lärmen anfänglich wöchentlich. Inzwischen wurde die Serie, die lange Zeit im Théatre de Poche über die Bühne ging und nun wieder an ihren Ursprungsort, ins Restaurant St. Gervais, zurückgekehrt ist, auf zwei bis drei Konzerte pro Jahr redimensioniert. Besonders gut in Erinnerung geblieben sind Koch die Begegnungen mit dem Schlagzeuger Paul Lovens, der zu den Pionieren des europäischen Free Jazz gerechnet werden darf, und dem Elektroniker Fennesz.
Als nicht so erfreulich taxiert Koch den Publikumsaufmarsch, der sich mit 20 bis 60 Leuten pro Anlass tatsächlich bescheiden ausnimmt (man könnte allerdings einwenden, dass sich in Zürich und Bern auch nicht mehr Leute an die Konzerte der WIM, der Werkstatt für improvisierte Musik, verirren). Hat Koch eine Erklärung für dieses geringe Interesse? Er bedauert, dass die Nischenkultur von der Presse vor Ort so gut wie nicht wahrgenommen werde. Im gleichen Atemzug gibt er aber zu bedenken, dass in Biel auch populäre Entertainment-Angebote wie zum Beispiel die Variété-Anlässe der Migros auf weitaus geringere Publikumsresonanz stossen als anderswo: «Biel ist halt irgendwie immer noch eine Arbeiterstadt.» Die Expo 02 habe zwar in städtebaulicher Hinsicht durchaus eine nachhaltig positive Wirkung gezeitigt, aber im kulturellen Sektor sei es nicht zu dem mancherorts erhofften grossen Aufbruch gekommen.
Internationales Beziehungsnetz
Ebenfalls von der Stadt Biel unterstützt wird das dreitägige Festival «Ear We Are», das seit 1999 alle zwei Jahre stattfindet und sich als Forum für widerborstiges Musizieren versteht; bisher reichte das stilistische Spektrum vom Saxofon-Teutonen Peter Brötzmann bis zu introvertierten Laptop-Tüfteleien. Mit drei anderen Musikern ist Koch für den programmatischen Input verantwortlich.
Selbstverständlich hilft er auch beim Einfädeln von Kontakten zu auswärtigen Künstlern, schliesslich hat er im Laufe der Jahre ein beachtliches internationales Beziehungsnetz geknüpft: Koch hat nicht nur in New York, sondern auch in London einen längeren Stipendiatsaufenthalt absolviert; in Berlin nahm er an einem zehntägigen Orchesterprojekt des legendären Free-Pianisten Cecil Taylor teil; seit ein paar Jahren ist er Mitglied im transatlantisch-paneuropäischen New Orchestra des britischen Bassisten Barry Guy; und mit dem Trio Koch-Schütz-Studer war er in €gypten und auf Kuba. Ist ihm da Biel nicht manchmal zu eng, zu provinziell? Koch winkt ab: «Ich mache meine Sachen gerne von hier aus. Ich staune allerdings selber, dass es funktioniert.» Koch fühlt sich verwurzelt in Biel.
Er wuchs im Vorort Bözingen auf, wo er die ersten musikalischen Gehversuche in der Blasmusik unternahm. Ab dem 18. Altersjahr verkehrte er im CafŽ Odeon in der Stadt. Dort freundete er sich mit einem passionierten Jazzplattensammler an. Zur Anschaffung der neuesten LPs fuhr man an den Wochenenden jeweils nach Bern, Basel und Genf.
Melodien spielt er nicht gerne
Hans Koch erinnert sich: «Einmal reisten wir nach Paris, wo wir Ferien machen wollten. Am ersten Tag entdeckten wir in einem Laden eine Reihe Schallplatten, die uns noch fehlten. Diese kauften wir mit dem für die Ferien vorgesehenen Geld und reisten am nächsten Tag zurück.» In dieser turbulenten Zeit besuchte Koch das Konservatorium in Winterthur und die Swiss Jazz School in Bern. Eine sichere Stelle als Klarinettist in einem Symphonieorchester gab er auf, weil er sich als Interpret von Partituren nicht frei genug fühlte. Auch im Jazz stiess er an Grenzen: «Ich habe wie vergiftet Licks von Coltrane oder Brecker geübt. Aber irgendwann war mir klar: Das bin nicht ich, das ist nicht meine Musik.» Seine Spielweise bezeichnet Koch als «sehr abstrakt» und fügt hinzu: «Ich höre zwar ab und zu durchaus gerne Melodien, aber ich spiele nicht gerne Melodien.»
Die wichtigste Konstante in Kochs Schaffen bildet seit über einem Jahrzehnt die Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in Biel wohnhaften (Elektro-)Cellisten Martin Schütz und dem Luzerner Schlagzeuger und Perkussionisten Fredy Studer. Längst sind Koch, Schütz, Studer zu einem Synonym geworden für anspruchsvolle und abenteuerliche Avantgarde-Musik, die zwischen bizarr-subtilen Soundscapes und aggressiver Groove-Kinetik oszilliert. Nach einer längeren Tüftelphase nahm das Trio 1994 mit «Hardcore Chambermusic» ein programmatisch betiteltes Debütalbum auf, das keinen Geringeren als John Zorn zu «congratulations on some of the most exciting music» veranlasste.
«keine normalen schamanen»
Nach diesem fulminanten Start folgten vier CDs mit Gästen: «Heavy Cairo Traffic» mit dem ägyptischen El Nil Troop; «Fidel» mit Musicos Cubanos; «Roots and Wires» mit DJ M. Singe und DJ I-Sound aus New York; «Live im Schiffbau» mit dem Sprachakrobaten Christian Uetz. Nächsten Monat erscheint mit «Life Tied» wieder eine reine Trio-CD. Wurde die Musik auf dem Erstling noch durch Computer-Sequenzen und unzählige Sampling-Bruchstücke vorstrukturiert, so hat man nun Live-Improvisationen zu Stücken verdichet und zum Teil nachträglich bearbeitet. Hier sind wahrlich «drei keine normalen schamanen» am Werk, um die Schriftstellerin Birgit Kempker zu zitieren, die den Text für die neue CD geschrieben hat.
Das nonkonformistische Schaffen von Musikern wie Hans Koch wird von gewissen Kritikern gerne als eine Form politischer Rebellion gedeutet. Koch hält jedoch nichts von solchen Deutungen. Und so träumt er denn im Vorfeld der Bieler Wahlen auch nicht von einem revolutionären Umsturz . . .

Mit Ausnahme von «Heavy Cairo Traffic» (Intuition) sind alle CDs von Koch, Schütz, Studer auf dem Zürcher Label Intakt erschienen, auf dem Hans Koch kürzlich auch seine «London Duos and Trios» veröffentlicht hat.

Tom Gsteiger © Der Bund; 25.09.2004 Kleiner Bund

 

 


Kultur Koch-Schütz-Studer
Mit Lust und Dringlichkeit

Die Hardcore Chambermusic von Koch-Schütz-Studer ist ein permanentes «instant composing». Die aktuelle CD «Life Tied» bestätigt den hohen Level dieses Trios.


Ihre ersten Konzerte Anfang der Neunzigerjahre wirkten wie eine Katharsis: Da war eine Band, die Gegensätzliches so auf den Punkt spielen konnte, dass sich sowohl Punk-Fans wie experimentelle Klang-Fetischisten auf das Ergebnis einigen konnten. Die Musik enthielt Elemente von Hardcore, Elektronik, zeitgenössischer Musik und Jazz und war zu grossen Teilen improvisiert: Ein energetischer Crossover, der frisch und furchtlos wirkte Ð und es bis heute ist. Grenzen sprengen
Koch-Schütz-Studer sind auch 14 Jahre nach ihrer Gründung am Grenzensprengen. «Wir hatten zu keiner Zeit Interesse, angepasste Musik zu machen. Das wird so bleiben», sagt der Schlagzeuger Fredy Studer. Das Rebellische treibt sie an Ð und die Lust. Die Lust auf jene Momente, «wenn es fliegt, wenn wir nicht mehr spielen, sondern es mit uns spielt». Das Trio gehörte nie zu den Trittbrettfahrern und den Trendsurfern, sondern setzte von Anfang an ihr eigenes Ding in die Welt. Das hat ihnen auch international Respekt verschafft. «Hardcore Chambermusic» lautet das Markenzeichen ihrer Musik: Ein Paradoxon, das vermeintlich unterschiedliche Positionen zu einem neuen Dritten katapultiert. Der Begriff ist ein Glücksfall, subsummiert er doch weniger eine stilistische Schublade «als vielmehr eine Haltung des Spielens», wie Martin Schütz sagt. «Dieses Label, das wir uns selber gaben, engt uns nicht ein und ist unvermindert gültig geblieben.» Oder, wie es Fredy Studer ausdrückt: «Unsere Musik verändert sich ständig. Trotzdem sind wir immer noch wir selber.»
Tell-Musik
Koch-Schütz-Studer haben sich permanent neuen musikalischen Erfahrungen ausgesetzt, sowohl jeder Einzelne mit eigenen Projekten als auch als Trio. Sie musizierten mit ägyptischen und kubanischen Musikern, mit Turntable-Künstlern aus New York (Roots & Wires), mit dem Schauspieler Markus Wolf, dem Wort-Performer Christian Uetz oder der Schriftstellerin Birgit Kempker. Die Musik für die Tell-Inszenierung von Louis Naef in Altdorf dieses Jahr machte sie nochmals einem weiteren Publikum bekannt. Ihre neuste CD «Life Tied» ist nach ihrem Debütalbum von 1994 die erste Platte, auf der Hans Koch (saxophones, electronics), Martin Schütz (electric cello, electronics) und Fredy Studer (drums, percussion) wieder als reines Trio zu hören sind. Basis der CD sind Live-Aufnahmen, die nachträglich mit dem Computer bearbeitet wurden. Für Koch-Schütz-Studer ist das kein Widerspruch, sondern die logische Konsequenz ihres musikalischen VerÐständnisses, das sich am besten mit «instant composing» umschreiben lässt. Indem das Trio das Live-Material nicht als herkömmliche Live-Platte herausgab, sondern es mit dem gleichen improvisatorischen Geist wie auf der Bühne im Studio weiter entwickelte, machte es wieder instant-composing. Schütz spricht von «Restrukturierung, Reimprovisation und Rekomposition» des Materials. «Eine reine Live-CD wäre nur eine Konserve gewesen. Erst die Nachbearbeitung rückt die Musik wieder ans spontane Live-Erlebnis heran», sagt Studer.
Inspirierte Dreierkiste
Bands kommen und gehen, Koch-Schütz-Studer hingegen halten unerschütterlich an ihrer «Dreierkiste» (Fredy Studer) fest. «Wir sind drei Typen, die musikalisch sehr oft das Gleiche meinen. Da ist eine starke Vertrautheit entstanden, die es einem erlaubt, sich beim Spielen total weit auf die €ste hinauszuwagen», sagt Martin Schütz. Die Durststrecke, wo plötzlich der Alltag einkehre, habe das Trio schon hinter sich. «Mir ist es mit diesem Trio noch nie langweilig gewesen auf der Bühne. Da ist dieses Grundvertrauen, und gleichzeitig weiss man nie, was passieren wird.» Koch-Schütz-Studer taufen ihre neue CD «Life Tied» am 22. Oktober mit einem Konzert im Luzerner Kulturzentrum Boa. «Life Tied», die aktuelle CD Es ist jedes Mal abenteuerlich, wenn Koch-Schütz-Studer in Aktion treten. Ihre Reise zum unbekannten Gipfel des Moments setzt sich von Konzert zu Konzert und von Platte zu Platte fort. «Life Tied», ihr aktuelles Werk, bietet anspruchsvolle Hörmusik mit Schründen und schwarzen Löchern, mit Klangfeldern und Grooves, in deren Zonen das Glücksgefühl des Entdeckergeistes permanent herumgeistert. Die drei Musiker, riskieren viel, ohne auf Effekte zu machen. Das Trio funktioniert wie ein Radarsystem, das musikalische und anssermusikalische Einflüsse absorbiert und sie auf seine ureigene Zielstrecke bringt. Das Ziel ist der Moment. Es geht um Wachheit, Aufmerksamkeit. Im Unterschied zu ihrem Debütalbum «Hardcore Cham-hermusic» (1994) ist «Life Tied» ganz improvisiert und deutlich elektronischer im Klangbild. Formen und Energien von Breakbeats und Drum'n' Bass wurden integriert und die (einst) kammermusikalischen Passagen sind auf Grund der noch nahtloseren Verschmelzung von Instrumental-Handwerk und Elektro-Sounds, zum futuristischen Hardcore-Ambient geworden. Unberechenbar Da ist Aktion, auch in den Passagen des scheinbaren Herumdriftens. Harsche Sounds und schillernde Klangpartikel vermischen sich mit Powergrooves und Dekonstruktionen: Jeder Moment bleibt ein Moment des Unberechenbaren.
PIRMIN BOSSART © Neue Luzerner Zeitung; 21.10.2004; Seite 3 Luzerner Zeitung

 

 

 

Böser Hardcore
Scharfkantig und hart preschen zur Eröffnung die Grooves vorwärts, ein bedrohlicher Bass und ein wild quengelndes Sopransax reiben sich daran, angereichert ist das Ganze mit dreckigem Lärm: Willkommen in der Hardcore-Kammermusik von Hans Koch (Holzblasinstrumente, Electronics), Martin Schütz (Cello, Electronics) und Fredy Studer (Drums). «Life Tied», das neue Album des helvetischen Klangforschungskollektivs, bietet Konzertmitschnitte der letzten drei Jahre. Dort, wo Motive und Harmonien längst nur noch wie Klischees wirken, in den abstrakten Territorien voller undefinierbarer Splitter und Knäuel-Sounds, wird es für Koch-Schütz-Studer erst richtig interessant. Sie unternehmen Entdeckungsfahrten in bizarre Trümmerlandschaften, und manchmal geht es da regelrecht teuflisch zu und her. Zarte Gemüter können bei diesen bisweilen brutalen musikalischen Bluträuschen schon mal erschrecken. Ab und an beruhigen sich die drei rabiaten Naturen ein wenig - das Gefühl akuten Bedrohtseins aber bleibt auch in solchen Passagen bestehen. Eine tolle, extreme, in ihrer Freude ob den bösen, fiesen und aggressiven Klängen superlativische Platte.
Christoph Merki © Tages-Anzeiger; 03.11.2004

 

 

When this Swiss trio released their debut CD "Hardcore Chambermusic" back in 1994, I figured it was going to be a one-off fling at experimentation. I thought that these three improvisers wanted to see how far they could get at testing the limits of the studio and how far they were willing to go to enhance their individual sounds, and those of the trio as a unit. Now 7 records later, "Life Tied" is released to celebrate the decade long relationship of these three outstanding Swiss improvisers. The CD itself was recorded live at various venues between 2001 and 2003. It brings back the same dense but clean intensity that was present on their debut ten years ago. Sure, they're using more electronics now. Evidence for that is the inclusion of live sound engineer Daniel Schneider. Both reed man Hans Koch and cellist Martin Schutz are now also using electronics to enhance the overall sound of their instruments. This is a trio that is well known for blending various genres into one pot. Their heavy metal side on "The whispering and hammering ritual" and the almost classical feel of "Vom verschwinden" go quite well when they're heard side by side. Though this is not a record for everyone, I can clearly understand why. Jazz fans may take offence to the electronic impurities and electronica fans may take offence to the "real" instruments that are played. I suppose the shock of their sound is not as immediate as it was a decade ago, but the trio has still a lot of life in them yet. Here's to another fruitful decade!
Tom Sekowski, Gaz-Eta, Poland, 2005

 

A wholly satisfying album
In 1995, this Swiss trio issued Hardcore Chambermusic on lntakt, an opening salvo and manifesto of sorts for their humid melding of contemporary genres, ranging from jazz and Ambient to lmprov and electronics. Life Tied is a collection of live recordings made in Switzerland, Italy and New York. Eloquent and unrelenting, this music reheats and re-electrifies old cliches like 'melting pot' and 'eclecticism'.
Opener "No Time For Dinner" captures its wonderfully hurried mood, Fredy Studer's rocketing percussion harassing Hans Koch's frenetic reeds, with Martin Schütz tracking Koch's playing with an assenting chatter of electronics. "in Drei Akten", by contrast, is halfsubmerged in an aqueous swirl of lethargic blowing and droning, groaning cellos, but this is no breather it inculcates what you might call a heightened state of drowsiness. "The Burning Tongue" sees the pace pick up once more, as his compadres rev up to a fierce, acoustic/ electric quarrel, Studer egging them on with pots and pans percussion.
"Last Rubber" represents a further shift in mood and shape, with the players interacting by means of a series of warping, dimensionstretching motions and gestures. Horns squeeze out of wormholes, Study buzzes in and out like a cricket. Marinated in dub and reverb, "Comes And Gones" exudes a more nocturnal, urban air, works up a cold film of sonic sweat and anxiety. "The Whispering And Hammering Ritual" burrows down into an elaborate series of underground tunnels, in which fully formed sound shapes rear up and then disappear instantaneously from view, before the subterranean pressure and activity become crushingly overwhelming.
Koch, Schütz and Studer are working in welltrodden, open access areas where all barriers have long lain in smithereens. What they bring that's perpetually refreshing, however, is an innate and true sense of beauty, dynamism and necessity to their playing. This is a wholly satisfying album.
DAVID STUBBS, The Wire, London, December 2004

 

 

 

While many performers are content to recycle past glories, the Swiss jazz trio of Hans Koch (reeds, electronics), Martin Schütz (cello, electronics), and Freddy Studer (drums) seem committed to not doing the "same" album twice. In the past, they've collaborated with NY DJs and Egyptian & Cuba musicians, but Life Tied is live & unadulterated. K-S-S shred on the "The Burning Tongue," an invigorating fusion of free jazz and jungle, while "In Dres Akten" and "Comes & Goes" are engrossing ambient dream/nightmare-scapes with touches of Jamaican dub. While much "avant-garde" jazz lately feels reactionary, Koch - Schütz - Studer break new ground & sound like they're having fun at it. (Fans of electronica and industrial music should listen, too.)
-Mark Keresman, Primetime 'zine, USA, March 2005

 



Buy this album.
Really, anything written from here on out will only be a variation upon that theme, so if the directive is enough for you, you can stop reading now. If you’re still reading, apparently you need additional information to make a well-informed purchasing decision. So, here goes:
Life Tied is a massive, throbbing beast of electronic manipulation, free music improvisation, and textural exploration strung together with impeccable musicianship, a wicked sense of humor, and an acerbic energy rarely endeavored. It’s fusion at its absolute best, and will likely appeal to fans of electronica, free improv, and the outer edges of rock and roll. The CD is the result of a ten-year collaboration by one of Europe’s most criminally under-known trios, comprising Hans Koch on reeds and electronics, Martin Schütz on electric 5-string cello, cello, and electronics, and Fredy Studer on drums and percussion. The trio is rounded out on this set of “hardcore chambermusic”, their moniker not mine, by Daniel Schneider who is credited with “live sound”. Life Tied is a compilation of gigs between October 2001 and September 2003 in wildly divergent areas and venues: Venice, Italy, Expo 02 in Murten, Switzerland,Théâtre de Poche Biel/Bienne, Switzerland, and Tonic in New York.
The disc gets off to a rollicking start on the techno-like “no time for dinner”, with Studer’s skittery drums setting a frolicking pace. Koch scrawls over the top, with Schütz playing the straight man on this outing, keeping things together with an approximation of a walking bass line. It’s an auspicious beginning, filled with electronic skronk, and sets a pattern of experimentation and driving groove that is foregrounded throughout the remainder of the set.
“in drei akten”, track two, slows things down a bit with ambient sounds (water running, cricket-like white noise), setting the foundation for a variety of electronic soundscapes. Schütz steps out with a trebly cello, plucked near the breaking point, with Studer stuttering along like a kid in speech class underneath. Koch tongue-slaps and pops away gingerly, almost tangential to the direction of the other two.
“the burning tongue” kicks in full-tilt with the “hardcore” component of the trio’s aesthetic, featuring an utterly devastating line from Schütz beginning mid-point through that wouldn’t be out of place on a Slayer album. It’s the kind of thing that very few groups could pull off at all, and even fewer with the aplomb that Koch, Schütz, and Studer bring to the affair. Hard to listen to without breaking into a smile.
The title track features a Schütz/Studer duet, arrhythmic, with Studer playing drums and percussion with his hands, Schütz plucking away violently, strings a-rattle. Schütz heads arco just before someone breaks into another unexpected sojourn into white noise and thrash-like intensity. A short blast that would make Thurston Moore blush finishes things out at yet another peak.
“vom verschwinden” rounds out the set in disjointed land, as lines pass by seemingly unaware of one another. Again Schütz is the focal point, but the other two vie for attention through their own inspired playing. All three clearly enjoy themselves, and their enthusiasm is infectious.
Life Tied is the kind of CD one would have trouble dreaming up, and each listen brings out unexpected detail and an ever-greater listener admiration. It is both an intriguing surprise and at the same time oddly familiar, with its combination of an array of strains of some of the most compelling sounds currently floating around in modern music. Thank God someone has come along with the musicianship and absurdity to smash these oftentimes-disparate breeds together in such a compelling mutt-like fashion. I have rarely been as excited about a release as I am with this one
.

by Matthew Sumera, ONE FINAL NOTE, February 2005, USA

 

 

Almost 15 years after they first conceived of the appellation “hard core chamber music”, the sounds of Swiss trio Koch-Shütz-Studer (KSS) seem to have presaged a lot of what today flies under the banner of modern improv.
These eight performances, recorded in Venice, New York and a couple of Swiss locations between 2001 and 2003 show a mastery of melding jazz-style improv with harder rock-style beats and effects, plus shifting electronic impulses. At the same time the impulses from Hans Koch’s reeds and electronics, Martin Schütz’s cellos and electronics plus Fredy Studer’s percussion are now so linked that it’s difficult to hear where one ends and the next begin. Unlike some of KSS’s disappointing recent collaborations with rappers and the like, LIFE TIED impresses by putting in bold relief what the basic trio can do.
Similarly, you couldn’t ask for a more appropriate example of this than the title track. Initially, primitivistic gong and conga drum-like beats are extended with electronics side bands as Koch vibrates juicy chalameau clarinet tones. These snorting reed slurs accelerate and are met by Studer manipulating the rims and sides of his drums at a slightly slower pace that is soon joined by Schütz’s walking bass line. Nerve beat and snare top pummeling take on a snaky electronic mist as the other two push out squeaks and slides. Squealing vulture-like cries from Koch interrupt the drummer’s steady flams and reverberations as do fuzz-tone buzzes. Finally the piece concludes with an amplifier drone.
Other tracks showcase further sound permutations such as “In drei akten” and “Vom verschwinden”.The first features complex, shimmering electronic loops bisected by split tone reed smears that turn to tongue-slapping pulses. These modules are augmented still more into double time as cello plucks and rhythmic drum patterns appear. In the penultimate minutes Studer’s metronomic time keeping turns into a modified back beat, Schütz’s strings introduce sideband signals and Koch seems to be breathing out a straight obbligato that intersects with (pre-recorded) curved repetitive stops.
More outer space-like then the watery output of the first, the latter piece focuses on constantly turning percussion impulses that are evidently trying for a non-terrestrial connection through wiggling, synthesizer-style lines. Meanwhile the other two players are squeaking microtones at one other. In Koch’s case, short tongue-slaps flutter on top of twittering, ever-changing wave forms from Schütz until growling colored air meets the occasional legato cello line. Glottal stops and whistles eventually disperse into disappearing breaths.
Other sounds include percussion and string combinations that sound like a Thalys train at full throttle; airy, arching, flutter-tongued squeals overlaying sideband oscillation from Koch; and animal-like spiccato squeaks as if a dirty cloth is being harshly tugged up and down on the cello’s strings.
Now that the rest of the improv world has caught up with them, it will be interesting to see what future tricks Koch-Shütz-Studer introduce to displace the now expected hard core chamber music sounds.
Ken Waxman, Jazzword, USA, March (www.jazzword.com) and Jazzweekly, USA, March 2005 (www.jazzweekly.com)

 

 

Sommaire du mois/oursins chroniques
A l’intitulé de l’appellation synthétique définissant leur musique, hardcore music chamber, on peut déjà se faire une idée de l’approche musicale sans équivoque qui anime ce trio d’expérimentateurs hélvétiques. Dans la grande tradition du trio suisse, des Young Gods à Goz of Kermeur en passant par Coroner ou les divers projets de Günter Müller (Poire Z notamment avec Voice Crack et Erik M), Hans Koch, Martin Schütze et Fredy Studer, auxquels il faut ajouter le sonorisateur Daniel Schneider n’ont que faire des œillères et des conventions. Empruntant au dub/électronica (In drei akten), à l’électro/ambient, au rock noisy ou au heavy-metal (The Burning Tongue), le groupe qui sévit quand même depuis 1995 (avec sept albums au compteur) emmène l’auditeur bien au-delà des limites du free-jazz, jouant d’une radicalité particulièrement vive, où les instruments résonnent comme de véritables éléments organiques, limite incontrôlables, pour appuyer sa quête fantasque. Enregistré live aux quatre coins du globe, Life Tied est une expérience passionnante en matière d’improvisations mutantes, de courbes dynamiques où percussions, violoncelle et saxophone virevoltent dans un bouillonnement d’idées et d’humeurs. Parfois, les ambiances se font plus confinées comme sur le crépusculaire Comes and Gones mais jamais l’attention ne retombe, à l’image de l’épique frénésie secouant The Whispering and Hammering Ritual.
Octopus. Le journal en ligne des musiques libres et inventives, France, 2005 (www.octopus-enligne.com )

 

 

Recorded live at various locations in Italy, the US and Switzerland, here are eight rambunctious examples of so-called "hardcore chamber music" by Hans Koch (reeds and electronics), Martin Schütz (acoustic and electric cellos and electronics) and Fredy Studer (drums and percussion). It's their sixth outing on Intakt as a trio, with or without additional musicians, and one of their most enjoyable (though I do have a soft spot for their Cuban breeze Fidel..). Studer in particular is hell bent on tearing up the highway, and can't resist luring his two playing partners towards the nearest available groove. As a result the music flirts with the idiomatics of electric Miles ("No Time For Dinner"), rock ("The Whispering and Hammering Ritual") and dub ("Comes And Gones"), hinting at the work of other likeminded crossover adventurers along the way (Painkiller, Spring Heel Jack, Trapist..) but skilfully avoids the potholes of pastiche by veering off the road into the dense undergrowth of improv just in time. At times the Kochmobile lurches perilously close to the precipice, as in the vicious barrage of noise that all but annihilates the title track (sounds like Schütz was driving at the time), but our intrepid voyagers manage to get back on track every time. No need to snort any speed to keep you awake through this one: this music's wired enough as it is.—
DW, Paris-Transatlantic-Magazin, Global Coverage of New Music, Mai 2005

 

 

Ces enregistrements ont été effectués lors de la biennale de Venice en septembre 2003, puis à Murten en Suisse en mai 2002, au théâtre de poche de Biel/Bienne, Suisse en octobre 2001, et au Tonic de New York en mars 2003. Nos trois durs à cuire: Hans Koch (cuivres et electronics), Martin Schutz (cordes cello, clectronics), Fredy Studer (dr, perc) s'élancent encore une fois dans l'aventure du croisement d'instruments acoustiques et de la technologie électrique moderne pour bien appuyer leur démarche d'une évolution constante des sons, bruits en tous sens pour déterminer leur langage musical. Travail compliqué qui met en évidence que leur monde est en marche. Très conseillé pour ceux qui pensent que la musique est figée.
Jazz Notes, France, Mai 2005

 

Dopo alcune prove non troppo convincenti del sassofonista elvetico Hans Koch, impegnato con il gotha improvvisativo londinese, si ritorna all'esplosivo trio hardcore chambermusic degli esordi assieme ai compagni Martin Schütz al violoncello e Freddy Studer alle percussioni. I tre impegnano la loro attenzione in maniera preponderante sull'idea di improvvisazione elettronica legata a una potente carica timbrica e ritmica, rinnovando la fusione tra i panorami più concreti e le pulsazioni prese a prestito da generi "vernacolari" quali hardcore, noise e jazz-rock. La miscela convince proprio perché si nega ogni narcisismo citazionista per utilizzare materiali in maniera produttivamente costruttiva.
Chi ha avuto modo di apprezzare l'esibizione di Kock-Schütz-Studer alla Biennale di Venezia modellata dal progetto eclettico e postmodernista di Uri Caine (settembre 2003), si sarà accorto delle capacità di rottura di questo trio che davvero si proietta in un'idea di musica che supera molti generi per porsi al centro dell'attenzione di chi ha nel proprio DNA ascolti tanto diversi quanto lontani tra loro. Ascoltare come suona il violoncello di Schütz in totale saturazione getta nello sconforto chi era abituato a certi spigoli metal dei migliori Naked City con Frisell in stato di grazia. Ma questo è solo uno dei possibili punti di osservazione del trio, la cui maggiore capacità senz'altro quella di stratificare i piani e determinare un ampio ventaglio di approcci possibili.
In certi momenti i battiti tracciano schemi che disarticolano un certo approccio etnico, per ridimensionare un aroma, in altri casi utilizzato solamente in chiave consolatoria, e darne qui una visione smarrita e conturbante al tempo stesso.
Eppure l'amalgama principale è quello dell'improvvisazione, anche se pianificata, alla cui estemporaneità vengono affiancati i colori dei filtri elettronici entro cui vengono passati gli strumenti. Un'improvvisazione però che sa comunicare a un pubblico invece che mettere in mostra più diffusi dialoghi interiori poco condivisi. E in questo, ma non solo, certe musiche "altre" devono molto al rock e a tutti i suoi riti collettivi, laici o pagani che siano.
Michele Coralli © altremusiche.it, 2005

 

 

A tous les virus circulant et reproductibles à l'infini, il faudra ajouter celui, menaçant et sournois, du trio Koch, Schütz, Studer. A chaque nouvelle livraison, il se répand perfidement, gomme un peu plus l'instrumentarium acoustique, ne lui laissant qu'une place de plus en plus dérisoire (les phrases de soprano dérobées d' In drei Akten comme autant de tentatives vaines et désespérées). Seule semble résister à cet essaim électronique la
mémoire d'un rythme souvent tribal (Life tied) ou jungle (No time for dinner), bien décidé à jouer des coudes et à s'imposer coûte que coûte; vestiges d'un temps, pas si lointain, où le rythme faisait corps et impulsait un mouvement à la musique. Ceci ne sera bientôt plus. Nous en contemplons ici les derniers refuges; futures ruines sur lesquelles se reconstruiront (ou pas) d 'autres faunes, d' autres flores. Anges du chaos, noircissant la page, marge comprise, Koch, Schütz et Studer balaient ce qu' ils avaient construit la veille. Bien entendu, aucun anti-virus ne vous sera utile.
Luc Bouquet. Improjazz 117, France, juillet &août 2005

 

Andreas Felber, Concerto, Österreich, 2004/2005

 


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