INTAKT
RECORDS
CD-REVIEWS
TOMMY
MEIER
ROOT DOWN. Intakt CD 135
TOMMY MEIER, seit Federlos-Zeiten
Tenorsaxophonist & Bassklarinettist in Formationen mit seiner Lebensgefährtin
Co Streiff, führt hier für Root Down (Intakt CD 135) selbst
Regie in einer Bigband, die daran erinnert, dass das ‚Innere Afrika‘
oder der einstige Jazzclub 'Africana‘ in Zürich als Phantasien
oder Erinnerungen verblassen, wenn sie nicht immer wieder aufgefrischt
werden. Die Band besteht im Kern neben Meier und Streiff aus Peter Schärli
(tp), Jürg Wickihalder (ss), Hans Anliker (tb), Peter Landis (ts,
bs), Stephan Thelen (g, loops, samples), Chris Wiesendanger (keyb),
Irène Schweizer (p), Herbert Kramis (b), Jan Schlegel (eb), Fredi
Flükinger & Marco Käppleli (dr), Chris Jäger (perc)
und Trixa Arnold (turntables). Die wahren Stars sind jedoch Fela Kuti
mit 'Lady‘ und 'Zombie‘, Dudu Pukwana mit 'MRA‘ und
Sun Ra, dessen 'Mu‘ unter Meiers 'Gebrselassie‘ gemischt
ist. Meier selbst komponierte im Geiste dieser 'Roots‘ weiteren
Stoff, der Lebensenergie und Freiheitsdrang unter afrikanische Vorzeichen
stellt. Er versucht dabei, zwei wesentliche Impressionen zu verkoppeln:
Das Erwachen des schwarzen Kontinents ('The Dawn Part I-III‘),
wenn er noch ganz unberührt bei sich selber ist, mit dem Aufbruch
in die chaotischen Megalopolen ('City of Noise‘); und zwei Reflexionen:
Dürre ('The Drought‘), Bürgerkrieg und Protest ('Colo
Vamp/Zombie‘), die in einem Potpourri aus Xenakis-Elektronik und
Widerstands-Funk anklingen, mit Ausdauer und Erfolg, wie ihn der äthiopische
Langstreckler Haile Gebrselassie symbolisiert. Die WIM-geübte alpenländische
Truppe mischt mitreißend als Brother & Sisterhood of Breath
Downship-Blasmusik mit dem funky Afrobeat von Africa 70 zu einem transafrikanischen
Update, das Felas Frauenverachtung und Homophobie stillschweigend konterkariert.
Die Samples von Trixa Arnold (ja, die Les Halmas-Drummerin) und Joke
Lanz (genau, Sudden Infant), der zusammen mit Hans Koch und Christian
Weber Großstadtlärm lautmalt, setzen die markanten, die Percussionabteilung
die durchwegs zwingenden Akzente. Aber die fetzigen Bläser sind
es, die mir warm ums Herz machen.
Die
Top Ten der Redaktion. JAZZ
Manfred Papst, NZZ am Sonntag, 6. Januar 208
Pirmin Bossart, Jazz'n'more, Zürich, Jan./Feb. 2008
Luc Bouquet, Improjazz 142, Février 2008
Die 15köpfige freie
Zürcher Projekt-Bigband, initiiert von Saxofonist Meier, hat sich
klar und konsequent der Fokussierung auf die afrikanische Tradition,
die Faszination sowie den Respekt davor, sowie die Auslotung der eigenen
europäischen Improv-Wurzeln verschrieben. Ein äußerst
lohnendes und hochinteressantes Projekt, das hier bei seiner Premiere
auf dem ‚Unerhört'-Festival in Zürich 2004 dokumentiert
ist. ‚Root Down' ist nicht an pittoreskem Exotismus interessiert,
Andre Heller-Spießer können zuhause bleiben. Hier geht es
implizit auch um die Transformation von Migrations-Existenz in einer
europäischen Großstadt wie Zürich, dessen Jazz-Community
schon immer eine bewusste Affinität zu den afrikanischen Wurzeln
des Jazz hatte und hat. Der soziale Input stimmt also, und der musikalische
Output ist enorm: swingende BigBand-Strukturen stehen neben Turntable-Geschichten,
Zellenspiel neben kraftvollen Tutti. Stücke von Fela Kuti, Chris
Mc Gregor und Dudu Pukwana wechseln mit Meiers Kompositionen ab. Mit
diesem klaren Bekenntnis zu Geschichte, Tradition, Politik, Poesie und
Gegenwart beginnt das Jahr. Jetzt liegt es an Euch.
Peter Margasak, Downbeat, USA, March 2008
Pirmin Bossart, Tommy Meier - Root Down in Zurichstan. Portrait. Jazz'n'more, Zürch, 3/08
Andrey Henkin, Signal to Noise, USA/Canada, Spring 2008
Martin Schuster, Concerto, Österreich, Februar/März 2008
Andreas Fellinger, Freistil, Österreich, Juni 2008
Klaus Nüchtern, Falter, Österreich, Nr. 46 / 2007
Matthias Weiller, Jazzpodium, Deutschland, April 2008
With some of the talent that
encompasses Tommy Meier’s Root Down, it is a shame that the entire
album does not maintain the level of the arresting opening piece, “The
Dawn Part I - III,” which maintains a consistently feisty, upbeat,
and mostly irreverent style, veering outside for long stretches. The
remainder of the album, though, is spotty, as this Zurich band explores
African music through the lens of varieties of Jazz, occasionally recalling
the sounds of some of the more distinctive South African bands such
as The Blue Notes. “MRA,” with a neat vamp from the piano,
features some wild trombone from Hans Anliker, whose role on the album
as soloist is otherwise limited. The pieces, mostly written and arranged
by Meier, range the gamut, some such as “Zombie” building
to an even, danceable, almost hypnotic groove, while the very South
African “The Root” is one of the album’s best, with
a delightfully relaxed Dudu Pukwana-influenced melody. Some of the best
parts come during the solos from Irene Schweizer on piano, such as her
contributions on “Kirui Part I - V” and “Makaya and
the Rain,” and from Co Streiff (Meier’s spouse) on her sprightly
alto on “Kirui Part I - V.” |