INTAKT RECORDS – CD-REVIEWS
MICHAEL JAEGER KEROUAC
DANDE AROUND IN YOUR BONES
Intakt CD 219 / 2013
Pirmin Bossart, Kulturtipp Nr. 19, September 2013, Schweiz
Fredi Bosshard, Wochenzeitung, WOZ, Zürich, 26.9.2013
Mit Dance Around In Your Bones (Intakt CD 219) scheint MICHAEL JAEGER KEROUAC sich ebenfalls jener Neigung ihrer Landsleute hinzugeben, sich insgeheim als weiße Neger zu fühlen. Where is Africa? hatten Irene Schweizer & Omri Ziegele gefragt, Tommy Meier Root Down trieb Wurzeln dorthin, Co Streiff suchte Ultima Thule im Süden, Fredy Studer und Lucas Niggli sind hingereist. Jaeger verweist auf einen Bann: 'We Shouldn't Forget the Spell', 'Frog Spell'. Als wär's ein Voodoozauber, der einen drängt, eine Tür zu finden - 'Gate', 'Door in the Door'. Einen Ausweg aus den zubetonierten Verhältnissen. Wie ihn schon Kerouac gesucht hatte, im Bann der Bebopbeats, die ihn ins Mark getroffen hatten. Jaeger stimmt einen dieser dunklen Lockrufe an, bei denen man sich unwillkürlich ein wenig zu kurz gekommen fühlt. Als wäre man eigenlich doch auch ein geborener Tänzer und Swinger, dem nur was dazwischen kam. Ein falsches Leben, der falsche Beruf, der falsche Breitengrad. Wenn auch nur als ein unbestimmtes Gefühl, das sich von Kerouacs elegischem Melos und der animierten Rhythmik bestätigt fühlt, ohne gleich Konsequenzen daraus ziehen zu müssen. Vermutlich genügt es ja auch, um von den Verhältnissen weit genug entrückt zu werden, um sie nicht mehr unbesehen affirmieren zu können. Um auf- zuschrecken, wenn die Migrationspolitik Züge von Apartheid anzunehmen droht. 'Gate' ist nach zwei bereits nicht allzu überschwänglichen Stücken ein ganz in Melancholie getauch- tes. Jedoch weiterhin mit der Insichreibung, dass die Knochen Unruhe stiften und eine Sehnsucht schüren, die Jaegers Gesang doppelsinnig erscheinen lässt, zugleich klagend und hymnisch. Als wäre das Sehnen fast schöner als seine Erfüllung. Die Klarinette bei 'Door in the Door' setzt diese Ambiguität als Lockpicker an, als Himmelsschlüssel. Bei 'Mondsichel' hält die Tenorsaxtristesse dem Puls von Luca Siseras Bass, Norbert Pfam- matters funkelndem Tickling und Vincent Membrez' über die Pianokeys tanzenden Händen nicht stand. Sie will es auch gar nicht. In jedem wirkt doch der Elan vital, der auch den Frosch quaken lässt. Und dennoch trägt Pfammatter wieder Trauerflor bei 'Manitoba' und Jaeger seufzt dazu babylonisch. 'Road Stop' steigert noch den niedergeschlagenen Ton, droht zitternd und zagend beinahe zu verstummen. 'Apfelklappe' fasst jedoch zuletzt wieder Mut und im Takt der Knochenuhr auch wieder Tritt. Pfammatters quirlige Finger animieren Jaeger zu einem Gesang, der, vogelig und doch nicht übermütig, in Schwebe versetzt, was zuvor nicht schwebte.
Ueli Berneys, Neue Zürcher Zeitung, NZZ, 20.9.2013
Tom Gsteiger, Der Landbote, Winterthur, 21. September 2013
Dominic Buchli, Bündner Tagblatt, 28. Sept. 2013
Frank von Niederhäusern, Züri Tipp, Zürich, 19. September 2013
A primeira boa impressão dada por este disco é a boa sonoridade do grupo. Jaeger tem um grande som no clarinete e no sax tenor e o resto do quarteto instala as composições do líder com enorme coesão e qualidade. Usando uma linguagem clássica, tonal, que parte das melodias para a improvisação fazendo-o bem.
Après Erfindungen en 2006 et Outdoors en 2010, Dance around in your bones est le 3ème opus de la formation dirigée par Michael Jaeger, le deuxième chez Intakt records. On retrouve cet équilibre entre des mélodies soignées et une liberté aux accents free prise avec les thèmes. Ce faisant, Michael Jaeger contourne l'ennui des morceaux trop linéaires, sans sombrer dans la dissonance et l'arythmie excessives. C'est par le groove que la séduction s'opère, un groove sur lequel frétille la sonorité feutrée de la clarinette de Michael Jaeger dans «Dance around in your Bones», et sur lequel rebondit le saxophone sec, vif, dans le plus grumeleux «we shouldn't forget the spell ». On s'y prend. Puis, d'autres morceaux, plus lents, calment le jeu, en prenant soin de laisser le temps à chaque instrument de se faire entendre. C'est le cas dans « Gate » où de longs solos, contrebasse et batterie notamment, sont entrecoupés par les reprises du thème. Construction assez classique donc. On continue avec «Door in the door» qui, libéré de toute structure étriquée, se présente comme l'improvisation barrée d'un saxophoniste peu à peu rejoint par ses partenaires. « Frogspell » incarne à merveille le chemin que prend cet album : du groove et des breaks. S'alternent le suave et le brut. Accrocheuse, la musique de Michael Jaeger Kerouac porte un attrait manifeste au free, mais un free typique des années 60, apprêté d'ornements spiritual (« Manitoba »). Divin !
Before we dig into the music on this wonderfully spacey CD, a few things to clarify. First: the name of the composer is Michael Jaeger. Second: the name of the group is Kerouac. Third: the title of the CD is Dance Around in Your Bones. And fourth, perhaps most important: This is a jazz album—but a stranger, more post-modern jazz album I have not yet heard.
Zurich-based saxophonist Michael Jaeger and his band Kerouac have been a well-known entity in the European progressive jazz community amid alternating personnel since 2006. Jaeger is a musical voyager and covers a broad sound-design spectrum, steeped in prismatic colorations and the axiomatic peaks and valleys. Rather uncannily, the musicians impart numerous variables as they shape a mark of authenticity, when considering a group-centric concentration. Jaeger mixes it up via whispery clarinet sequences atop popping bass ostinatos on "Dance Around In Your Bones," where pianist Vincent Membrez circles around the primary theme and bassist Luca Sisera's booming ostinato that sets the band in motion. With hints of world music and imaginative storylines, the quartet presents quite a few contrasts, honed down by drummer Norbert Pfammatter's weighty backbeats and some hot and spicy breakouts. Moreover, they gel to a quirky and adventurous groove on the highly expressive "Door in the Door," heightened by Pfammatter's rumbling and crashing rhythms. Diversity is a key component throughout the production. The musicians impart steely edged treatments and ethereal tapestries during "Road Stop" and employ twisting and turning metrics on "Apfelklappe," nailed down by a sprightly rock pulse, proffering a strong vehicle for Membrez to expand. Here, they articulate a conglomeration of mood- evoking paradigms, devised upon a layered approach and shaded with transcendent overtones. Jaeger's Keroucac band serves up a multidimensional program, brimming with numerous subtleties, shifting tides, and oscillating choruses, often characterized by a spiraling impetus. Ultimately, the bulk of these works are mechanisms for the ensemble to discover and reenergize a host of thought-provoking propositions.
Dem Quartett um Michael Jaeger gelingt es vom ersten Ton an, den Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Unprätentiös und ohne Effekthascherei gelingt das. Das pulst, atmet und swingt (ja, swingt!) ordentlich. Die Jazzgeschichte muss ja nicht immer neu geschrieben werden, damit man interessante Projekte abliefern kann. Aber natürlich ist es eine Grundvoraussetzung, sie zu kennen, will man nicht scheitern. Dann kann man sein eigenes Ding machen und aus den Schuhen der Altvorderen heraustreten. Beim Bandnamen Kerouac assoziiert man ja sicher Freiheit, raus aus den Zivilisationsfesseln, rein ins Abenteuer. Diesen Reflexionsimpulsen folgt Dance Around In Your Bones mit traumwandlerischer Sicherheit. In dem Sinne, dass frei zu sein bedeutet, sich seine Unfreiheiten selbst aussuchen zu können. Nach Outdoors (Intakt 175, mit den Gästen Greg Osby und Philipp Schaufelberger) ist dies ein weiterer gelungener Tonträger des Vierers. Bei Gate, einer feinen Komposition, lugt nach einem furios kontrollierten Energieausbruch des Schlagwerkers Pfammatter der selige ‚Trane‘ ums Eck.
Der launige Name "Kerouac" steht hier für "Quartett" bzw. – auch allein gebraucht – für die Band des Tenorsaxofonisten und Klarinettisten Michael Jaeger überhaupt. Dabei geht der markante Name nur mittelbar auf den berühmten Beatnik-Autor zurück, der ursprüngliche Bezug ist eine Dizzy-Gillespie-Komposition aus dem Jahr 1941 gleichen Namens. Schon diese Namens-Volte zeigt, dass da ein Ensemble mit Hintersinn am Werke ist. Ältere Hörer wird dieses Schweizer Quartett, zu dem noch der Pianist Vincent Membrez, der Kontrabassist Luca Sisera und der Schlagzeuger Norbert Pfammatter gehören, an das Trio Third Kind of Blue erinnern, die Combo, die so faszinierend locker Groove und New Jazz in den achtziger Jahren verband; gleichberechtigt mischten Saxofonist/Klarinettist/Flötist John Purcell und seine Mitstreiter damals mit ansteckender Spiellust die Genres auf. In der Tat hat Kerouac, obschon ein Quartett, etwas von der Transparenz und heiteren Coolness von Third Kind. Dieser Kerouac ist unterwegs auf einer Straße der Überraschungen. Die führt vom mächtig Laune machenden Titelstück mit dem afrikanischen Groove über Anklänge an den späten, hymnischen Coltrane, über freie Abstraktionen und Road Stop, dunkel sinnierende Balladen-Reflexionen und über offenkundigen Humor letztlich in Gefilde, die denen des Ausgangs sehr ähneln. Der mitreisende Zuhörer ist immer wieder betört von der Innigkeit des Klaviers, der Frische der Bläsermelodien und der kongenial komplementären Unterfütterung durch Bass und Schlagzeug.
Ein Fest für die Lebenden
Éminent représentant de la bouillonnante scène zürichoise, le multianchiste Michael Jaeger mène depuis plusieurs années un passionnant vagabondage dans les différents paysages du jazz avec son quartet Kerouac, après avoir longtemps travaillé avec Urs Leimgruber ou Greg Osby. Un large spectre stylistique l'on retrouve sur ce troisième album. Dance Around In Your Bones perpétue cette pérégrination tranquille, nez au vent, entre le timbre aventureux de Jaeger et le groove solide de Norbert Pfammatter. Ce batteur, théoricien reconnu de l'instrument, est une figure du jazz helvète, aperçu par ailleurs dans le quartet d'Elina Duni. En compagnie du contrebassiste Luca Sisera, il fonde une rythmique solide et complice dont le mélange subtil entre musicalité et obstination s'inscrit dans un propos très onirique.
Manfred Papst, NZZ am Sonntag, 29. Dezember 2013
Éminent représentant de la bouillonnante scène zürichoise, le multianchiste Michael Jaeger mène depuis plusieurs années un passionnant vagabondage dans les différents paysages du jazz avec son quartet Kerouac, après avoir longtemps travaillé avec Urs Leimgruber ou Greg Osby. Un large spectre stylistique l'on retrouve sur ce troisième album. Dance Around In Your Bones perpétue cette pérégrination tranquille, nez au vent, entre le timbre aventureux de Jaeger et le groove solide de Norbert Pfammatter. Ce batteur, théoricien reconnu de l'instrument, est une figure du jazz helvète, aperçu par ailleurs dans le quartet d'Elina Duni. En compagnie du contrebassiste Luca Sisera, il fonde une rythmique solide et complice dont le mélange subtil entre musicalité et obstination s'inscrit dans un propos très onirique.
Pourquoi Michael Jaeger a-t-il appelé son quartet Kerouac ? D'abord en référence à une composition du même nom écrite par Dizzy Gillespie dès 1941. À la tête d'une rythmique très souple, ce saxophoniste-clarinettiste propose un musique raffinée, réfléchie et sensible non sans une certaine gravité. Avec peut-être également un brin de nostalgie assumée, son choix de compositions bâtit un paysage sonore qui touchera tous les auditeurs quels que soient leurs goûts. Un très joli disque.
Saxophonist and clarinetist Michael Jaeger is clearly influenced by the post-John Coltrane/Archie Shepp/Albert Ayler school of improvising musicians. What Jaeger offers is a refined approach to modernism. Based in a total group concept while leaning toward spontaneous composition, there's also the aspect of the poetic, dark surrealism and real life situations of the American man whose name they've adopted as their group moniker. There's a certain atmospheric element to this music without being spacey. The title track is as pretty and tuneful as belies the title, busy but not chatty or clattering. Each tack moves through different ideas rhythmically, from the clipped tenor melody on "We Shouldn't Forget The Spell," the squawky "Door In The Door," the dark and gloomy "Mondsichel," a spacious "Road Stop" or the perky "Apfelklappe". Jaeger is as original a woodwind player as you'll hear in modern creative music these days, while the impressive pianist Vincent Membrez makes you want to hear more of him, especially after listening to his dramatic work during "Manitoba". The edginess and originality of this music should grow on you once it is discovered. Between his excellent clarinet and tenor sax work, Jaeger is an emerging musician bearing a close watch over the next decade. This is a nice start.
Michael Jaeger is een jonge Zwitserse rietblazer die met Dance around in your Bones de derde cd van zijn Kerouac-band aflevert. Jaeger heeft onder meer gespeeld met Greg Osby, Tom Rainey en Jürg Wikihalder, wat al aangeeft waar hij zich muzikaal ergens bevindt. Intelligente jazz met veel power en evenveel poëzie, en met veel ruimte en een geraffineerd gebruik van klankkleuren. Lef en visie kunnen Jaeger niet worden ontzegd en mede dankzij een soepel en empathisch spelende band resulteren die kwaliteiten bij momenten in indringende muziek. Op een bepaalde manier heeft Jaeger soms wel de neiging om in het warme bed van de muziek te verdwijnen, er ontstaat dan een dusdanig kalm evenwicht dat de spanning wegebt. Het zou meer mogen wringen, iets minder gentlemanesk mogen zijn. Misschien kan de naamgever van de band dichter/schrijver Jack Kerouac in dat opzicht nog als nuttig voorbeeld dienen, iets minder denken en gewoon doen. Als Jaeger de kwaliteiten die hij ruimschoots bezit meer intuïtief kan inzetten, staat er nog veel moois op stapel. |