INTAKT RECORDS – CD-REVIEWS

AKI TAKASE - CHRISTIAN WEBER - MICHAEL GRIENER

AUGE

Intakt CD 356 / 2021

 

 



Claude Loxhay, JazzHalo, Belgium, December 2020

 

Die guten Zürcher haben im Jahr ohne Konzerte mit 19 beachtlichen Produktionen den Widrigkeiten getrotzt und doch schmerzliche Umsatzeinbußen nicht vermeiden können. Kein Wunder, wenn die Musiker*innen als beste Werbung in eigener Sache lahmgelegt sind. Dennoch stellt Intakt ökologische Ziele höher als den Profit und daher das CD-Design um auf Karton (was jährl. ca. 1700 kg Plastik vermeidet).
Mit Auge (Intakt CD 356) als Premiere, von einem sich auch so - AUGE - nennenden Klaviertrio. Darin trifft sich AKI TAKASE auf Augenhöhe mit CHRISTIAN WEBER, also dem Schweizer Seelenbruder von John Edwards, am Kontrabass und MICHAEL GRIENER als, aktuell, zentrifugalem Street­fighter an den Drums. Diese beiden sind sich seit 2003 vertraut, insbesondere im Trio mit Ellery Eskelin. Sie als Rhythmsection einzustufen, hieße freilich ihre kreative Potenz eben­so unterschlagen wie die im NowJazz ausgeprägte flache Hierarchie. Die erstmalige Be­gegnung von Takase und Weber zeitigte zehn frei improvisierte Augenblicke, vier weitere Stücke fraßen die Jungs ihr aus der Hand. Takases Poesie, Webers sonores Fingerspitzen­gefühl und Grieners zwischen Metall und Filz ausgespannte Finesse offenbaren sich un­mittelbar in einer winterlichen Reverie. Doch gleich wird das Spektrum aktionistisch er­weitert durch accelerierende Pianoläufe, tremoliertes und geplonktes Pizzicato und im Kontrast zischender und rumpeliger Beats. 'Are Eyes Open?' zeigt als holpriger Calypso ein zahnlückiges Grinsen, gefolgt von wehmütiger Lyrik mit gefühligem Bogenstrich und nadeligen Akzenten, die vor sich selber in funkelige Klimperei flüchtet. Takases 'The Pillow Book' bringt, schlagfertig und trittfest, ein ganzes Kaleidoskop an Troll- und Tollerei, 'Face of the Bass' animiert mit 'sprechender' Handarbeit von Weber und rumpeliger, ziselierter und klackender von Griener Takase zu launigen Sprüngen. Noch launiger klimpert sie ihr 'Calcagno' zu Klickklack, Rim Shots und geradezu singendem Pizzicato. Auch jeder der 7 weiteren 2- bis 4-Minüter trumpft, ob bei Turbulenzen oder Lyrismen, in strammer Rasanz, als Steptanz mit Kokosnusshufen oder ironisches Getrippel, kontrastreich und unterhalt­sam auf mit individueller Vortrefflichkeit. 'The End Justifies the Means'? Der beschwingten Seligkeit nach kamen allemal die rechten und richtigen Mittel zur Anwendung.

Rigobert Dittmann, Dezember 2020, Bad Alchemy, BA 109

 

Aldo Del Noce, El intruso, Dedicado a "La otra música", Dec 2020

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