Omri
Ziegele. Billiger Bauer. The Silence Behind Each Cry. Suite For Urs
Voerkel. Intakt CD 077
The Silence Behind Each
Cry Ð Suite for Urs Voerkel Omri Ziegele - Billiger Bauer Intakt Records
The Switzerland based modern jazz nonet minces garrulous horn charts
with rock underpinnings in concert with a few rambunctiously rendered
cosmic meltdowns. The title work is dedicated to the late Swiss saxophonist
Urs Voerkel, whereas ÒPart IV Ð Echoes of R.C.Ó features American poet
Robert CreeleyÕs text. The four-man horn section packs a mighty punch
to coincide with a few zany diversions and hard-hitting ostinato motifs.
Overall, the band melds various stylistic elements into an energized
approach. A jubilant affair it is.
Glen Astarita, All About Jazz, September 2003, USA (http://allaboutjazz.com/php/article.php?id=706)
Zurich-based saxophonist
and bad lyricist (!) OMRI ZIEGELE has been working with his BILLIGER
BAUER collective for six years (Peter Landis, ts, ss; Christoph Ganters,
tpt; Hans Anliker, tb; Gabriela Friedli,p; Herbert Kramis, b; Jan Schlegerl,
el b; Marco Käppeli, d; Dieter Ulrich, d, bugle) , the nucleus
of which also forms his enjoyable Noisy Minority trio. THE SILENCE BEHIND
EACH CRY (Intakt 77) is a four-part suite for Ziegele's friend Urs Voerkel
that draws upon the muse of poet Robert Creeley. While Ziegele's tart-toned
alto expositions and his spoken-sung beatnikismus appear, this release
is really a showcase for compositional skills. The work is an expansive,
flowing document that draws upon many tempo, mood, and dynamic variations
that teature full-blown energy, solemnity, Swing, quasi-Fusion and abstraction,
many of which appear in each section. The level of musicianship is consistently
high by all parties, although Ziegele's infrequent vocalizing may prove
offputting (a love/hate proposition indeed). This is a compelling work
that will most likely fly way below the radar, but surely a finde demonstration
of the vitality of mid to large assemblages in the 21st century.
Jay Collins, Cadence, New York, USA, february 2003
3 * stars (excellent)
You may not easily forget Omri Ziegele Ð if only for his unusual name,
although that is probably not enough to make him a star, and that is
not what makes this recording special. Neither are you likely to forget
too quickly his four-part suite entitled Billiger Bauer and written
and arranged by Ziegele and performed by a stellar Swiss nonet.
Combining an eclectic combination of big band thrusts, avant garde dissonances,
and conventional melodies, Ziegele presents a largely indefinable
collection of in-and-out pieces that are surprisingly accessible, focusing
on alternating musicians, tempo, and palette. Most of the players are
not likely to be recognized, and those that are Ð such as trombonist
Hans Anliker Ð will not disappoint. ZiegeleÕs occasional
lyrics, spoken in near-perfect English, are only moderately interesting,
if only for their breadth. On the final Echoes of R.C., written
by prominent poet Robert Creeley, there is a strong circus-like
atmosphere with fine drumming and arranging. This is the sort of medium-size
ensemble that helps to reinvigorate a sagging big band tradition with
slightly off-beat writing and a diversity of styles. Sometimes the band
may lose focus a bit, but it snaps back quickly. Tightly spaced harmonies
keep the music from getting too abstract, while the substantial freedom
permitted the players ensures that it almost always remains fresh.
Steven Loewy, All Music Guide, Barnes & Noble and CDNow, USA, March
2003
BEST OF 2002 JAZZ
Zürcher Puls: Nach sechs Jahren und knapp 100 öffentlichen
Proben in der Zürcher Impro-Werkstatt WIM hat Saxer Omri Ziegele
seine neunköpfige «Small-Bigband» Billiger Bauer ins
Studio gelotst. Seine vierteilige Suite changiert zwischen Experiment
und Konzept und wird all jene begeistern, welche die seimografischen
Schwingungen von jungem, aktuellem Jazzschaffen lieben.
Frank von Niederhäusern. Radio Magazin. Schweiz. Nr. 52 /
2002
Billiger Bauer lohnt die
Wartezeit
Nach sechsjähriger Arbeit hat der Billige Bauer um den Zürcher Saxofonisten
Omri Ziegele seine erste CD veröffentlicht. Ein Meisterwerk.
Darf man heute, im Zeitalter von schneller Event- und billiger Provokationskultur,
von einer CD sagen, sie sei anstrengend, und dies erst noch als Lob
verstehen? «The Silence Behind Each Cry», die erste CD des Nonetts Billiger
Bauer um den Zürcher Saxofonisten Omri Ziegele gehört zu jenen eher
seltenen Platten, die auch vom Zuhörer eine gewisse Anstrengung und
Konzentration erfordern. Und das nicht nur, weil Omri Ziegeles mit Pathos
und Aggression herausgeschriene «Badlyrics» doch etwas gewöhnungsbedürftig
sind. Aber die Musik, eine Suite in vier Teilen, in deren einzelnen
Teilen es wiederum bewegt und abenteuerlich zu und her geht, braucht
ein aufmerksames Ohr. Es ist disparates Material, das da zum Teil scharf
aneinander geschnitten wird, zuweilen sich auftürmt und in andere Formen
übergeht: auskomponierte Fragmente da, eine Ostinatofigur dort oder
eine Art Moiré-Muster und hier vielleicht nicht viel mehr als ein vorgegebener
«Groove», der in einer Kollektivimprovisation allmählich entwickelt
wird. Das kennt man von den Workshopbands von Charles Mingus und der
Musikerkommune von Sun Ra, und an sie, die beiden grossen Pioniere zwischen
Modern- und Freejazz, erinnert denn auch die Musik des Billigen Bauern.
Natürlich ist man stilistisch dreissig, vierzig Jahre weiter, aber die
Jazzgeschichte ist eine Erbschaft, deren man sich bedient, die man zitiert,
umformt und integriert.
Kurz, es gibt viel zu hören, die Musik bewegt sich zugleich auf mehreren
Ebenen. Was in der Literatur gang und gäbe ist, das raffinierte Spiel
mit «Subtexten», mit historischen, motivischen und stilistischen Konnotationen
und Referenzen, das der Text für den aufmerksamen Leser bereithält,
das gibt es auch beim Billigen Bauern. Man muss im Jazz weit herum suchen,
um eine ähnlich raffinierte und vielschichtige Musik zu finden.
Und auch dies: die Erkenntnis, dass das spannende Spiel von Harmonie
und Dissonanz nicht gleichsam aus dem Notenblatt herauskommt, sondern
aus den unterschiedlichen Charakteren der Musiker. Nicht der Rekord
zählt, das Schneller, Besser und Höher, sondern das, was man der Musik
der übrigen Musiker hinzufügt. Die beiden Saxofonisten Omri Ziegele
und Peter Landis, der Trompeter Christoph Gantert und der Posaunist
Hans Anliker, die Pianistin Gabriela Friedli, die beiden Bassisten Herbert
Kramis und Jan Schlegel und die beiden Schlagzeuger Dieter Ulrich und
Marco Käppeli - einmal im Monat spielen sie gemeinsam in der Zürcher
WIM, der Werkstatt für improvisierte Musik, und das seit über sechs
Jahren. Sie sind keine Familie, keine schlecht durchlüftete Neunerkiste,
eher so etwas wie eine verschworene Reise- und Expeditionsgemeinschaft.
Alle neun arbeiten vor allem in anderen Zusammensetzungen, in kleineren
Gruppen, der Billige Bauer aber ist der geheime Kraftort, um den sich
alle diese unterschiedlichen Aktivitäten drehen.
So ist in den sechs Jahren vieles zusammengekommen, unterschiedlichste
Erfahrungen, musikalische Ideen und Materialien, Spiel- und Denkweisen.
Aber auch ebenso viele gemeinsame Erfahrungen. Zur radikalen Versuchsanordnung
gehört auch eine Herausforderung: Es gibt keine Proben, jeder Auftritt
in der WIM ist ein öffentliches Konzert, und jedes Konzert ist Ernstfall.
Das verlangt von jedem in jedem Moment den vollen Einsatz, damit es
auch dieses Mal gelingt. Über 100 Konzerte haben sie in den sechs Jahren
gegeben, weit mehr als die meisten selbst gut gebuchten Schweizer Gruppen.
Und nach diesen sechs Jahren hat der Billige Bauer jetzt seine erste
CD veröffentlicht. Aber es ist nicht bloss eines dieser vielen Konzerte,
sondern ein «Special», eine extra für die CD inszenierte Bestandesaufnahme:
eine Suite von Omri Ziegele für Urs Voerkel, den im vergangenen Jahr
verstorbenen Freund und Pianisten. Die lange Wartezeit hat sich gelohnt:
Die CD ist ein Meisterwerk geworden.
Christian Rentsch. © Tages-Anzeiger, Zürich, 21. Oct. 02
Ein wilder Haufen
Omri Ziegeles erste CD mit dem Billigen Bauer
Seit sechs Jahren spielt das Ensemble mit dem nicht gerade alltäglichen
Namen Der billige Bauer regelmässig in der Zürcher Werkstatt für Improvisierte
Musik. Und genau das ist dieses Ensemble, das unter der Leitung des
expressiven Altsaxophonisten Omri Ziegele steht: eine experimentierfreudige
Werkstattformation, die offen ist für alle möglichen Einflüsse. Die
neun Musiker probieren in personell leicht wechselnder Zusammensetzung
vor Publikum aus, was im weiten Umfeld des Jazz möglich ist. Da wird
mal frei und wild fabuliert, dann bauen die beiden Schlagzeuger und
die beiden Bassisten einen treibenden Groove auf, über den die Bläser
improvisieren. Hin und wieder wird die Tonalität balladesk, melancholisch
und romantisch (manchmal gefährlich nah an der Kitschgrenze), dann wieder
energetisch und rockig. Die gemeinsame Spielerfahrung spürt man den
Vollblutjazzern an, denn die gut vorbereiteten Sätze wirken homogen,
und das Interplay funktioniert nach Wunsch.
Die ausgeprägte Rauheit und Ungehobeltheit der Bläser und das gewollte
Chaos erinnern zuweilen an die berühmten Workshop-Bands des Bassisten
Charles Mingus, die Vermischung der individuellen Bläserstimmen zu einem
interessanten Gesamtklang an die legendären Big Bands von Duke Ellington.
Die Suite, die Ziegele seinen Freunden auf den Leib geschrieben hat,
folgt teilweise Texten von Robert Creeley, die der Komponist und Bandleader
auf unorthodoxe Weise deklamiert. Die perfekt produzierte CD des Billigen
Bauers wird all diejenigen Jazzfans erfreuen, welche überraschungsreiche
Wechselbäder und abrupte Zäsuren in der Musik lieben.
Nick Liebmann. © Neue Zürcher Zeitung. Zürich, 21. Okt. 02
Eine Huldigung an die Musik
und an einen verstorbenen Kollegen ist auch die The Silence Behind Each
Cry (Intakt 077) betitelte «Suite for Urs Voerkel» von der
als Langzeitprojekt in der Werkstatt für Improvisierte Musik in Zürich
von OMRI ZIEGELE zusammengeschweissten Formation BILLIGER BAUER mit Peter
Landis (sax), Christoph Gantert (trumpet), Hans Anliker (trombone),
Gabriela Friedli (piano), Herbert Kramis (double-bass), Jan Schlegel
(electric-bass), Marco Käppeli & Dieter Ulrich (drums). Ziegele führt
diese kleine Bigband an mit Saxophon und etwas gewöhnungsbedürftigem
Crooning, mit dem er zum Auftakt und Finale einige Zeilen seines Lieblingsdichters
Robert Creeley in den Wind streut. Die vierteilige Suite wächst nach
einem genauen Bauplan Stockwerk um Stockwerk, lässt aber immer wieder
der Phantasie der einzelnen Miterbauer freien Lauf. Keiner verliert
dabei etwa durch 'verbrecherische' Ornamentierung das Ziel aus den Augen,
in swingender, melodiöser Transparenz mit euphonischen Beschwörungen
zwischen dem Vertrauten und Ahnungsvollen zu vermitteln. Derartig kakophoniefreie
Gebilde sind in der heutigen Zeit so selten geworden, dass sie zuerst
Verwunderung auslösen, bis sich Reminiszensen an die Bley/Mantler- oder
Westbrooktraditionen einstellen. Ziegele interessieren Klänge nicht
als geräuschhafte Ausflüsse von Terra Incognita, sondern als eine Gabe,
die zwischen dieser und der Anderwelt getauscht wird. Der Gedanke, das
Heterogene zu respektieren, aber nicht unnötig zu vermehren, leuchtet
mir als Möchtegern-Lurianer ein.
rbd,
Bad Alchemy, Würzburg, Deutschland, 2003
Billiger Bauer ist ein Improvisationsensemble,
das unter der Leitung des Saxophonisten Omri Ziegele zu allmonatlichen
Konzerten in der Werkstatt für Improvisierte Musik (WIM) in Zürich zusammentrifft.
"The Silence Behind Each Cry" sich als weit ausholende vierteilige Suite,
die Ziegele seinem verstorbenen Freund, dem Pianisten Urs Voerkel, gewidmet
hat und in der es um elementare Fragen wie Leben, Tod und Liebe geht.
Das neunköpfige Ensemble (4 Bläser, 1 Piano, 2 Bässe, 2 Schlagzeuge)
lässt ineinander verzahnte Riffstrukturen immer wieder in expres sive
Solos oder kurze Kollektivimprovisationen münden. Dieser kompositorische
Ansatz und auch die Tonsprache erinnern an Charles Mingus. Ziegeles
eigene, mit theatralischem Gestus vorgetragene Texte und solche des
amerikanischen Lyrikers Robert Creeley verleihen der ohnehin schon dichten
Partitur noch eine zusätzliche Dimension. Und zum Glück wird hier nicht
ätherisch herumtheoretisiert, sondern kräftig angepackt.
Martin Schuster / Concerto-Magazin, Österreich, Februar 2003
Attivo dal 1996, l'ensemble
elvetico Billiger Bauer ha all'attivo un solido rodaggio dal vivo, pur
non vantando alle proprie spalle altre incisioni al di fuori di questo
poetico The Silence Behind Each Cry, dove la piccola orchestra si cimenta
in una lunga suite articolata in quattro movimenti. Il leader Omri Ziegele,
sassofonista e compositore, oltre che coordinatore da diversi anni del
Workshop For Improvised Music di Zurigo, ha raccolto attorno a sé una
serie di giovani e talentuosi musicisti di quell'area per costituire
un organico inconsueto: pianoforte, sezione fiati con sax, tromba e
trombone, doppia sezione ritmica con due batterie, basso elettrico e
contrabbasso.
Il continuo traslarsi del materiale tra momenti di creativa improvvisazione
(molto controllata) e precisi pattern strutturati (non estranei a movimenti
melodici) determina in questo lavoro un ottimo punto di partenza, oltre
che un considerevole biglietto da visita per un gruppo che ha le potenzialità
di certe orchestre europee del passato. La freschezza del materiale
composto, capace di ammiccare alle diverse dimensioni teatrali (entro
cui sono stati pensati i recitativi sui testi del poeta americano Robert
Creely), ma anche a certa esuberanza rock o jazz-rock, può evocare esperienze
collettive analoghe, o comunque ad essa molto omogenee, come quella,
tanto per fare un nome, di Mike Westbrook.
Se avremo la possibilità di vederli dal vivo, potremo giudicare in termini
ancora più oggettivi il valore della band, in una dimensione che sembra
essere la più congeniale per un tipo di ensemble creativo come questo.
Per il momento possiamo ascoltare questo The Silence Behind Each Cry,
facendoci trasportare dal labirintico suono di questo giovane ensemble,
tanto per non dire che ci occupiamo sempre, ed esclusivamente, delle
nobili vecchie glorie...
Michele Corall,
2003, © altremusiche.it
Die Hymnischste
Billiger Bauer - Die acht MusikerInnen um den Zürcher Saxophonisten
Omri Ziegele ehren mit «The Silence Behind Each Cry», einer Suite in
vier Teilen, den verstorbenen Zürcher Musiker Urs Voerkel; ein stetiger
Sucher. In den Songs über Gedichte von Robert Creeley improvisieren
die neuen MusikerInnen mit grossem und freiem Atem, free aber immer
gut nachvollziehbar. Bewegend!
Richard Butz, Saiten, St. Gallen, 12/03
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