INTAKT RECORDS - ARTISTS
Urs Voerkel
URS VOERKEL (deutsch)
«Urs, a major new star», titelte am 5. Februar 1977 der «Melody Maker». Das hatte bis anhin noch kein Schweizer Jazzmusiker erlebt. Die international beachtete britische Musikzeitung stellte Urs Voerkels beim Berliner Plattenlabel Free Music Production (FMP) erschienenen Solo- und Trio-Platten in einer umfangreichen Besprechung vor. «Wirklich, ihr müsst diese Platten hören», schrieb der Jazzpublizist Steve Lake. «Wenn er einst berühmt geworden ist, werdet ihr die eitle Befriedigung («smug satisfaction») haben, ihn schon seit dem Anfang zu kennen.» Der Rezensent, der zugibt, von dem jungen Pianisten wenig zu wissen, ordnete Voerkel der deutschen Szene zu und äusserte erleichtert, dass er sich wohltuend vom deutschen Freejazz («wall of sound») abhebe: «Voerkel bewegt sich gerade am anderen Ende des Klangspektrums.» Und: «Für einen Newcomer ist Urs eine immense musikalische Persönlichkeit. Diese beiden Platten haben seltene Qualitäten. Unter anderem: Charakterstärke und klare Individualität».
Die Solo LP «S'Gschänk», die Urs Voerkel als den Romantiker und Balladenspezialisten, den er bis heute geblieben ist, präsentierte, und die Trio-Platte mit dem schlichten Namen der drei beteiligten Musiker «Voerkel-Frey-Lovens» waren ein starkes internationales Debüt des damals 28jährigen Musikers. Auch der deutsche Schriftsteller und Jazzkritiker Wilhelm Liefland würdigte sie in einer Besprechung in der «Frankfurter Rundschau» unter dem Titel «Metaphysik und Arbeit»: «Urs Voerkel gehört zu jenen Pianisten der Jazz-Avantgarde, die die traditionellen Stück-Formen und musikalischen Formeln aus Jazz und Klassik geduldig und nach und nach auflösen... Zuweilen grüblerisch, spielt er analytisch, vergisst aber fortlaufenden Drive nicht. Im Trio mit Paul Lovens und Peter K. Frey zerdehnt er die Einfälle bzw. Aphorismen gelegentlich, aber in brisanter Feldaufteilung werden auch diese Avantgarde-Tapeten langsam wohnlich.»
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Anfang der neunziger Jahre spielte Urs Voerkel in mehreren verschiedenen Formationen. Er habe zur Zeit ein Hoch, erzählte er in einem ausführlichen Gespräch. Urs Voerkel ist im Duo mit seinem langjährigen Freund Paul Lovens unterwegs, oder im Duo mit dem Pianisten Fredi Lüscher. Er hatte ein Trio mit dem englischen Posaunisten Paul Rutherford und Paul Lovens und probte erstmals auf einem elektronischen Instrument im «Heiligen Bimbam», einer experimentellen Band im Grenzbereich zwischen Jazz und Rock mit Urs Blöchlinger, Christof Gantert, Moritz Rüdisühli, Luigi Archetti und Markus Gantenbein. Und regelmässig jammte er spät abends in Zürcher Kneipen mit Irène Schweizer am Schlagzeug, Herbert Kramis am Bass , Nat Su später Peter Landis am Saxophon. Sie spielten Stücke von Thelonious Monk. «Es ist ein Experiment. Wir wollen uns damit neue Auftrittsorte schaffen, um in lockerer Clubatmosphäre die Stücke von Monk regelmässig zu spielen. Themen, die wir lieben und die wir spielen lernen wollen», sagt der Monk-Kenner bescheiden.
Als Urs Voerkel er war noch keine achtzehn Jahre alt den Saxophonisten John Coltrane mit «A Love Supreme» im Schweizer Radio erstmals hörte, schoss er in solcher Begeisterung und Aufregung vom Stuhl auf, dass der Gips, den er um sein gebrochenes Bein trug, zerbrach. «Mein Vater, der als Kontrabassist in der Zürcher Tonhalle spielte, erlaubte mir, vom klassischen Klavier zum Jazzunterricht zu wechseln. Ich fand einen neuen Lehrer, er war Barpianist und brachte mir Jazzstücke bei.«Es war für mich eine Befreiung», schilderte Urs. «Beim Spielen von klassischer Musik hatte ich immer den Eindruck, dass meine Gefühle gefiltert und gedämpft werden. Es war diese Direktheit, die mich an John Coltrane, Eroll Garner oder Theleonious Monk faszinierte. Ich habe jahrelang Coltrane und Monk gehört. Diese Musik zog mich vollkommen in ihren Bann. Gleichzeitig realisierte ich aber, dass ich nicht spielen konnte wie die schwarzen Jazzmusiker. Ich kannte deren Hintergrund nicht, und heute denke ich, dass meine Faszination auch auf Irrtümern beruhte. Diese Musik erschien mir viel freier als sie tatsächlich war. Ich wusste gar nicht, aus was diese Musikstile gewachsen sind und wieviel Geschichte selbst im Freejazz präsent ist.»
Zur musikalischen Eigenständigkeit fand Voerkel, als er Jahre später zusammen mit dem Zürcher Gitarristen Stephan Wittwer und dem Klarinettisten Jürg Hager einen Jazzkurs in Deutschland besuchte und den deutschen Pianisten Alexander von Schlippenbach, den Schlagzeuger Paul Lovens und den Saxophonisten Evan Parker kennenlernte. «Ich entdeckte, dass man auf der Grundlage der Jazzmusik etwas Eigenes machen kann, ohne die grossen und immer unerreichbaren Vorbilder zu kopieren. Diese Leute haben eine musikalische Form gefunden, die etwas mit ihrem Leben zu tun hat. Ich hörte bei ihnen plötzlich meine Musik.» An die Stelle der amerikanischen Vorbilder traten europäische Musiker, die schnell zu Partnern und Mitspielern wurden. Die Jazztradition, hauptsächlich Monks Spielweise, sein starkes Blues-Gefühl und die rhythmischen Verschiebungen und unregelmässigen Strukturen, oder die Liedform von Ornette Coleman hinterliessen jedoch einen bleibenden Einfluss und prägen Voerkels persönliche Spielweise bis heute. Anders als viele europäische Freemusiker werden seine Improvisationen hauptsächlich von der Meldodie und vom Rhythmus geleitet. Geräuschhaftes gibt es in seinem Spiel nicht.
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Der Kontrast war jedesmal niederschmetternd. Wenn Voerkel Mitte der siebziger Jahre von einem Konzertwochenende in Berlin oder aus San Sebastian, wo er den Preis für den besten Jazzsolisten gewann, nach Zürich zurückkehrte, kam er in die Wüste. In der Schweiz gab es in den frühen siebziger Jahren nichts zu spielen. Nur wenige Konzertlokale, keine Clubs, noch keine Alternativbeizen, keine Treffpunkte für MusikerInnen. Die GründerInnen der europäischen Improvisationsmusik waren in der Schweiz noch unentdeckt. In Zürich fanden einzig im Saal des Hinteren Sternen von Zeit zu Zeit Konzerte statt. Urs Voerkel wohnte nach seiner Buchhändlerlehre in Wohngemeinschaften und probte mit seinen Kollegen mehrmals wöchentlich im Übungskeller. 1970 enstand die Gruppe «Formation» mit dem Saxofonisten Markus Giger, dem Bassisten Peter K. Frey und dem Schlagzeuger Herb Hartmann. Die erste Platte von Urs Voerkel wurde 1973 mit der «Formation» eingespielt und kam im Eigenlabel in kleiner Auflage heraus und blieb ohne grosses Echo. Mitte der 70er Jahre zog Urs in die Wohngemeinschaft «Am Wasser», ein Haus an der Limmat, in dem unter anderen auch die MusikerInnen Markus Giger, Michel Seigner, Peter K. Frey und Irène Schweizer logierten. Die WG war in Zürich das Zentrum des «New Thing», der damals noch unbekannten europäischen Improvisationsmusik. Internationale Gäste - Musiker wie Paul Lovens, Rüdiger Carl oder Mal Waldron hausten regelmässig dort - brachten Neuigkeiten aus aller Welt. Als WG-Band spielte das «Huus-Trio» auf mit Urs Voerkel, Irène Schweizer und Peter K. Frey, wobei Urs Voerkel und Irène Schweizer sowohl Schlagzeug und Piano spielten, sich also an den Instrumenten abwechselten.
«Wir konnten es fast nicht ertragen, dass wir hier in der Schweiz so wenig spielten. Wir übten im Keller, sassen meistens einfach herum, ich jobbte, arbeitete in einer Dachpappefabrik, Peter K. Frey machte Computerprogramme, Irène Schweizer arbeitete als Sektretärin», erläutert Urs die damalige Lage. «Vom Finanziellen her gesehen war es eine gute Zeit, gerdazu paradiesisch. Es gab überall Jobs, die Lebenskosten waren nicht so hoch wie heute, und wir hatten kleine Ansprüche: eine Matratze, ein Tisch, die lebensnotwendigsten Sachen. Aber für unsere Musik gab es keinen Platz.»
Die Not machte erfinderisch. Um künstlerisch zu überleben, waren die Pioniere der europäischen Improvisationsmusik gezwungen, zugleich Pioniere in Sachen Arbeitsbeschaffung zu werden. «Wir diskutierten verschiedene Projekte: Auf der einen Seite mussten wir Orte schaffen, um öffentlich spielen zu können. Neben solchen Konzertmöglichkeiten suchten wir gleichzeitg nach neuen Formen, unsere Improvisationsmusik den Leuten zu vermitteln.» Zu einer Zeit, als noch niemand das Wort «Workshop» kannte, veranstalteten Urs Voerkel und Michel Seigner in der berüchtigten Zürcher WG an der Weinbergstrasse ihren ersten Workshop. Das ganze Haus kam in den Genuss eines wöchentlich stattfindenden Improvisationshappenings: Zur Ganzheitlichkeit gehörte nicht nur politisches Bewusstsein sondern auch ästhetische Bildung. So lernten die WG-Leute musizieren. Und Urs Voerkel seinerseits begann, sich ernsthaft mit sich selbst zu beschäftigen. Eine langjährige Psychotherapie führte zu einer professionellen Schulung als Musiktherapeuten. Bis 1998 verdiente er seinen Lebensunterhalt mit einer Halbtagsstelle als Musiktherapeut in einer psychiatrischen Klinik.
Um regelmässig spielen zu können, mietete Voerkel Ende der siebziger Jahre zusammen mit Kollegen im Kreis 4 einen Raum. Was zuerst als Probelokal für seiner Band «Tiegel» mit dem Bassisten Peter K. Frey und dem Saxophonisten Christoph Gallio gedacht war, wurde bald zu einem Raum für Konzerte und entwickelte sich zur wichtigsten Zürcher Institution für die aktuelle Musik: die Werkstatt für improvisierte Musik (WIM). Urs erzählt von der WIM-Gründung nicht ohne Stolz. Sie habe eine Kettenreaktion ausgelöst. Wie vor fünfzehn Jahren lädt heute unter der Leitung eines/einer WIM-MusikerIn jeden Dienstag eine Schar MusikerInnen zum Werkstatt-Konzert. Die Räume sind die ganze Woche für Proben, Workshops und Kurse ausgebucht.
Die WIM, die mit einer kleinen städtischen Subvention unterstützt wird, ist über die Jahre gross und bunt geworden. Zahlreiche neue Gesichter beleben heute die Szene, und die Gründungsmitglieder haben die Leitung einer neuen Generation von Musiker und Musikerinnen weitergegeben. Der einstige Gründer Urs Voerkel spielt von Zeit zu Zeit als Gast in der WIM: an der «Klavier-Olympiade», einem mehrtägigen Piano-Festival mit PianistInnen, oder mit dem Saxophonisten Philippe Micol und dem Schlagzeuger Jacques Widmer, ein Trio, das 1987 in der WIM die Platte «Sechstel» aufnahm. Oder 1998 im Rahmen der WIM-Radio-Days im Duo mit Paul Lovens. Die Aufnahme dieses Konzerts ist auf dieser Doppel-CD dokumentiert.
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Nur wenige Jahre nach seinen erfolgreichen Plattenveröffentlichungen bei FMP, rückte beim Pianisten eine schwere Krankheit die Musik in den Hintergrund. Eine Nierenentzündung führte innerhalb kurzer Zeit zum Verlust der Nierenfunktion. Seither ist sein Leben stark von der Entwicklung dieser Krankheit geprägt. Ein Leben als Jazzmusiker ist so oder so ein Drahtseilakt, wo jederzeit ein Absturz drohen kann. Erst recht, wenn sich eine Krankheit mit Erholungsphasen, Hoffnungen, aber auch mit Enttäuschungen und Tiefschlägen ganz direkt auf das Spielen auswirkt. Er sei glücklich, dass er überhaupt spielen könne, sagt Urs.
Die Lebensumstände haben den Musiker bewusster und offener gemacht. Seine persönliche Spielweise, die schon auf der ersten Solo-LP etwas Kantiges und Balladesk-Schwermütiges hatte, ist in den letzten Jahren noch ausgeprägter geworden. Bei aller Fingerfertigkeit lässt er den musikalischen Fluss oft in Stocken geraten, dreht und wendet, bohrt und fragt nach. «Ich versuche eine Reduktion auf das Übersichtliche», erklärt er. «Ich bin körperlich schwächer geworden und kann gar nicht mehr über lange Strecken Clusters spielen. Auch die langen intensiven Improvisationsbögen sind zu anstrengend. Ich versuche nun bewusst durch eine Reduktion auf das Wesentliche, oft auch auf die Melodie, Klarheit zu finden. Es macht mir Spass, auf eine reflektiert Art mit weniger Tönen Spannung zu erzeugen und auch mit Pausen die Intensität zu steigern.»
Eine bevorzugte musikalische Kommunikationsform für Urs Voerkel ist das Duospiel. Über die Duo-CD «Weiss» (Unit Records) mit dem Schweizer Pianisten Fredi Lüscher schwärmte die deutsche Zeitschrift «Jazzthetik»: Als würde Paul Bley Thelonious Monk spielen oder Thelonious Monk Paul Bley oder Lennie Tristano Cecil Taylor oder Cecil Taylor Lennie Tristano, öffnen Lüscher und Voerkel mit leisen Schritten die Türen zu den grossen und etwas kleineren Musiksälen der jüngeren Geschichte des Klaviers im Jazz. Dabei geht es hier nicht um Eklektizismus, weit gefehlt, jedes Stück ein Stück originärer Schweizer Werkarbeit. Und es sind zwei, die sich hier immer wieder finden, die miteinander spielen, a winning team, Doppelkopf.»
Mit dem deutschen Schlagzeuger Paul Lovens spielt Urs Voerkel seit mehr als zwanzig Jahren. Schon die erste Duo-Aufnahme mit Paul Lovens («Goldberg». Po Torch Records), welche wie der hier veröffentlichte Duo-Mitschnitt ebenfalls in der WIM aufgenommenen wurde, ist eines dieser grossartigen Zeugnisse musikalischer Nähe, die auf Freundschaft, langjähriger künstlerischer Erfahrung und besonderer Hellhörigkeit beruhen. «Im Unterschied zu dem vor zehn Jahren aufgenommenen Konzert ist unser Spiel fliessender geworden», sagt Urs Voerkel heute. «Wir haben über all die Jahre eine gemeinsame Musikauffassung erarbeitet; ein engverzahntes Spiel voller Hinweise und Andeutungen.»
Freundschafts-Gespräche sind auch die Duos mit Irène Schweizer, mit der Urs seit seiner WG-Zeit am Wasser kontinuierlich zusammengearbeitet. Die fünf Variationen von Voerkels «Zwischenstück» sowie seine Komposition «Nomis» sind nach einem Vierteljahrundert Zusammenspiel die ersten gemeinsame Veröffentlichungen von Urs Voerkel und Irène Schweizer.
Im Kontrast zu den Aufnahmen mit den langjährigen PartnerInnen und kennzeichnend für Urs Voerkels Offenheit und Suche nach Neuem stehen die fünf freien Quartett-Improvisationen. Die Posaunistin Priska Walss und die Sängerin Gabriela Scherrer kommen nicht aus der Jazztradition, sondern repräsentieren eine jüngere Generation mit einer Ausbildung in klassischer und barocker Musik. Urspünglich geplant als Band für die live Vertonung eines Films, löste sich das Quartett aber bald von der Rolle des Illustrators und begab sich aufs Parkett der frei-improvisierten Musik.
«Liegt nicht auch darin die Spannung der improviserten Musik», fragt Urs Voerkel, «dass es im Spiel letztendlich keine Berechnung gibt und man nie mit Sicherheit sagen kann, wo man ankommt?»
Patrik Landolt
Discographie
Formation. Voerkel-Frey u.a. Form 001 (1973)
«S'Gschänk». Voerkel Solo. FMP 0300 (1977)
Voerkel-Frey-Lovens. FMP 0340 (1978)
WIM/Koprod-Sampler. Schweizer-Micol-Voerkel. Unit 4021 (1986)
«Sechstel.». Voerkel-Micol-Widmer. Unit 4025 (1987)
«Goldberg». Voerkel-Lovens. Po Torch 15 (1989)
«Weiss».Voerkel-Lüscher. Unit CD 4043 (1991)
«Propinquity», «Zwischenstück», «Aria». Voerkel-Lovens. Voerkel-Schweizer. Voerkel-Scherrer-Walss-Widmer. Intakt CD 057 (1999)
URS VOERKEL (english)
«Urs: a major new star,» was the title of a piece in the Melody Maker on February 5, 1977. Up to that point, no Swiss jazz musician had experienced such a thing. In an extensive review, the internationally acclaimed British magazine presented solo and trio recordings on the Berlin label Free Music Production (FMP). «Really
you should hear this album,» wrote the journalist Steve Lake. «Besides which you can have the smug satisfaction of saying I dug him from the beginning when he finally becomes famous.» The reviewer, who admits to knowing little about the young pianist, ascribes Voerkel to the German scene and says, relieved, that he pleasantly stands out from German free jazz («wall of sound»): «Voerkel operates at the other end of the sound spectrum.» And «for a newcomer, Urs has a lot of musical personality. These two records reveal rare qualities; among them, strength of character and individuality.»
The solo LP SGeschänk, which presented Urs Voerkel as the romantic and ballad specialist that he has remained to this day, and the trio record with the simple name of the three participating musicians Voerkel-Frey-Lovens were a strong international debut of the twenty-eight year old musician. Even the German writer and jazz critic Wilhelm Liefland acknowledged them in a review in the Frankfurter Rundschau [a daily newspaper out of Frankfurt] with the title «Metaphysics and Work»: «Urs Voerkel belongs to those pianists of the jazz avant-garde who slowly and patiently dissolve the traditional forms and formulas of pieces from Jazz and Classical musicÖ. At times broody, he plays analytical, but does not forget the continuous drive. In trio with Paul Lovens and Peter K. Frey, he occasionally expands notions, or rather aphorisms, but in their highly charged field distribution, even this avant-garde wallpaper slowly becomes cozy.»
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At the beginning of the nineties, Urs Voerkel played in many different formations. He was at a peak, he said in a detailed discussion. Urs Voerkel is underway in duo with his longstanding friend Paul Lovens, or in duo with the pianist Fredi Lüscher. He had a trio with the English trombonist Paul Rutherford and Paul Lovens and practiced for the first time on an electronic instrument in «Heiliger Bimbam», an experimental band in the no-mans land between jazz and rock with Urs Blöchinger, Christof Gantert, Moritz Rüdisühli, Luigi Archetti and Markus Gantenbein. And he regularly jammed late into the night in Zurich bars with Irène Schweizer on drums, Herbert Kramis on bass, Nat Su later Peter Landis on saxophone. They played pieces from Thelonius Monk. «It is an experiment. We want to find new places to perform, to play pieces by Monk in a loose club atmosphere. Themes we love and want to learn how to play,» says the Monk specialist modestly.
When Urs Voerkel - he was not even eighteen years old first heard the saxophone player John Coltranes A Love Supreme in the Swiss radio, he shot up from his chair in such enthusiasm and excitement that the cast he had on his broken leg broke apart. «My father, who played double bass in the Zurich Music Hall, allowed me to change from classical piano to jazz piano instruction. I found a new teacher; he was a bar pianist and taught me jazz pieces. It was a liberation for me,» Urs portrays. «When playing classical music I always had the impression that my feelings were filtered and muffled. What fascinated me about John Coltrane, Eroll Gardiner, or Thelonious Monk was this directness. I listened to Monk and Coltrane for years. This music pulled me completely into its orbit. At the same time, I realized, however, that I could not play like black jazz musicians. I didnt know their background, and today I think that my fascination was based on an error. This music appeared to me to be much freer than it really was. I didnt know at all out of what source this music style grew, and how many stories are present alone in free jazz.»
Voerkel found his own independence when he took a jazz course years later along with the Zurich guitarist Stephan Wittwer and the clarinetist Jürg Hager and there got to know the pianist Alexander von Schlippenbach, the drummer Paul Lovens and the saxophonist Evan Parker. «I discovered that one can make something ones own from the basis of jazz music, without copying the greats and always unreachable models. These people have found a musical form that has something to do with life. I suddenly began hearing my own music.» European musicians took the place of the American role models and quickly became partners and musical colleagues. The jazz tradition, mostly Monks style of playing, his strong blues feeling and the rhythmical shifts and irregular structures, or the song form on Ornette Coleman remained, however, a lasting influence and forms Voerkels personal style of playing up to today. In contrast to many European free musicians, his improvisations are mainly led by melody and rhythm. His playing does not have elements of noise.
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The contrast was crushing every time. In the seventies, when Voerkel came back to Zurich after a concert on the weekend in Berlin or from San Sebastian, where he won the prize for the best jazz soloist, he returned to a desert. In the Switzerland of the early seventies, there was nothing to play. Only a few concert halls, no clubs, still no co-op restaurant/bars, no places to meet for musicians. The founders of European improvised music had not yet been discovered in Switzerland. In Zurich, from time to time, concerts took place only in the hall of the «Hinteren Sternen». After his apprenticeship in book trade, Urs Voerkel lived in an apartment-sharing community and practiced with his colleagues many times a week in the rehearsal cellar. In 1970 the group «Formation» was born with the saxophonist Markus Giger, the bassist Peter K. Frey and the drummer Herb Hartmann. The first record by Urs Voerkel was recorded in 1973 with group «Formation» and was released on their own label in small numbers and had no great response. In the middle of the seventies, Urs moved into the apartment «Am Wasser» [On the Water], a house on the Limmat, in which, among others, the musicians Markus Giger, Michel Seigner, Peter K. Frey and Irène Schweizer also lived. This apartment was the center of the «New Thing» in Zurich, the then unknown European improvised music. International guests musicians such as Paul Lovens, Rüdiger Carl or Mal Waldron lived there regularly brought pieces of news from all over the world. As an apartment band, the «Huus Trio» played with Urs Voerkel, Irène Schweizer and Peter K. Frey, in which Urs Voerkel and Irène Schweizer played both drums and piano, thus took turns on both instruments.
«We almost couldnt bear it, that we played so seldomly here in Switzerland. We practiced in the cellar, mostly just sat around. I had a job, worked in a roofing felt factory, Peter K. Frey made computer programs, Irène Schweizer worked as a secretary,» Urs explains the situation at that time. «As far as finances were concerned, it was a good time, nearly paradise. There were jobs everywhere, the cost of living wasnt as high as it is today, and we didnt need much: a mattress, a table, the things necessary for life. But there was no place for our music.»
Necessity was the mother of invention. To survive artistically, the pioneers of European improvised music were forced to also become pioneers in creating work. «We talked about various projects: on the one hand, we had to create places to play publicly. Next to such possibilities, we also looked for new forms to mediate our improvised music to people.» At that time, when no one knew the word «workshop,» Urs Voerkel and Michel Seigner put on their first workshop in the notorious apartment on the Weinbergstrasse. The entire house got the benefit of a weekly improvisation happening: both political consciousness as well as aesthetic education belonged to their all-embracing point of view. So the other apparent dwellers learned how to play an instrument, and Urs Voerkel began to seriously work on himself. Psychotherapy lasting many years led to a professional education as a music therapist. Up until 1998 he made a living with a half-time job as a music therapist in a psychiatric clinic.
In order to be able to play regularly, Voerkel rented a space together with colleagues at the end of the seventies. What was first a rehearsal space for his band «Tiegel» with bassist Peter K. Frey and saxophonist Christoph Gallio quickly became a space for concerts and developed to an important Zurich institution for the current music: the Workshop for Improvised Music (WIM). Not without pride, Urs tells of the founding of WIM. They set off a chain reaction. Just as fifteen years ago, today a host of musicians invites the public to a workshop concert under the direction of one of the WIM musicians. The spaces are booked up the entire week for rehearsals, workshops and courses.
The WIM, which is supported by a small municipal subsidy, has become large and colorful over the years. Numerous new faces enliven the scene, and the founding members have given the leadership to a new generation of musicians. The former founder Urs Voerkel plays from time to time in the WIM: at the «Piano Olympiad,» a piano festival running several days, or he plays with the saxophonist Philippe Micol and the drummer Jacques Widmer, a trio that recorded the record Sechstel in the WIM in 1987. Or in 1998 within the scope of the WIM Radio Days in a duo with Paul Lovens. The recording of this concert is documented on this double CD.
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Only a few years after his successful recordings on FMP, a serious illness pushed the pianists music into the background. Within a short time, a kidney infection led to a loss of kidney function. Since then, his life has been strongly shaped by the development of this illness. A life as a jazz musician is a high wire act anyway, where a crash can threaten at any time; even more so, when an illness with its recovery phases, hopes, but also with disappointments and hardships has such a direct effect upon performing. Hes happy he can play at all, says Urs.
Living conditions have made musicians more conscious and open. His personal style of playing, which had some angular and ballad-like or melancholy sides already on the first solo LP, has become even more pronounced in the last few years. Even with all his dexterity, he often allows the musical flow to stall, he twists and turns, drills and reflects. «I try to reduce down to clarity,» he explains. «I have become physically weaker and simply cannot play clusters over a longer period of time. Also the long intensive improvisation arcs are too strenuous. I try now to consciously find clarity through a reduction to the essential, often to the melody as well. It is fun to create tension with fewer notes in a reflective way, and also to increase the intensity with breaks.»
A preferred musical form of communication for Urs Voerkel is the duo. The German magazine Jazzthetik raved about a duo CD Weiss (Unit Records) with the Swiss pianist Fredi Lüscher: «as if Paul Bley played Thelonius Monk or Thelonius Monk Paul Bley or Lennie Tristano Cecil Taylor or Cecil Taylor Lennie Tristan. With quiet steps, Lüscher and Voerkel open the doors to the large and smaller music halls of the newer history of the piano in jazz. Its not a question here of eclecticism. Try again. Each piece is an original piece of Swiss work. And it is two who play with and find each other again and again, a winning team, a double head.»
Urs Voerkel has been playing with the German drummer Paul Lovens for more than twenty years. The first duo recording with Paul Lovens (Goldberg, Po Torch Records), which, like the duo recording released here also in the WIM, is one of these great testaments of musical proximity that is based on friendship, long-term artistic experience and a special sensitivity. «In contrast to the concert that was recorded ten years ago, our playing has become more fluid,» says Urs Voerkel today. «We have worked on a common conception of music all these years, a close toothed playing full of tips and hints.»
Friendship conversations also describe the duos with Irène Schweizer, with whom Urs has been continuously collaborating since his apartment period at the «Wasser.» The five variations of Voerkels Zwischenstück as well as his composition Nomis are the first joint releases of Urs Voerkel and Irène Schweizer after a quarter of a century of playing together.
The five free quartet improvisations stand in contrast to the recordings with the long-term partners and are characteristic for Urs Voerkels openness and search for the new. The trombonist Priska Walss and the singer Gabriela Scherrer do not come out of the jazz tradition, but rather represent a young generation with an education in classical and baroque music. Originally planned as a band for setting a film to music live, the quartet, however, broke away from the role of an illustrator and made its way to the parquet of free improvised music.»
«In the end, doesnt the tension of improvised music,» Urs Voerkel asks, «rest in a way of playing that allows you no calculation and no security in saying where youll arrive?»
Liner Notes: Patrik Landolt
Translation: Bruce Carnevale
Discography:
Formation. Voerkel-Frey and others. Form 001 (1973)
S'Gschänk. Voerkel Solo. FMP 0300 (1977)
Voerkel-Frey-Lovens. FMP 0340 (1978)
WIM/Koprod-Sampler. Schweizer-Micol-Voerkel. Unit 4021 (1986)
Sechstel. Voerkel-Micol-Widmer. Unit 4025 (1987)
Goldberg. Voerkel-Lovens. Po Torch 15 (1989)
Weiss. Voerkel-Lüscher. Unit CD 4043 (1991)
Propinquity, Zwischenstück, Aria. Voerkel-Lovens. Voerkel-Schweizer. Voerkel-Scherrer-Walss-Widmer. Intakt CD 057 (1999)
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