Duo
Palindrome 2002. Intakt CD 088/089
An Anthony Braxton scheiden
sich die Geister. Den einen gilt der 1945 in Chicago geborene Saxophonist
und Komponist als genialer Avantgardist, den anderen als geheimnistuerischer
Blender. Erdrückend ist die Zahl seiner Aufnahmen, verwirrend sind seine
musiktheoretischen Schriften und seine eigenwillige Notation. Zum Glück
hat Peter Niklas Wilson mit seiner Monographie (Oreos 1993) einen Pfad
durch den Dschungel gelegt. Einen ganz unmittelbaren Zugang zu Braxtons
Welt bieten nun zwei CD, die der Musiker an einem einzigen Tag, dem
26. Oktober 2002, zusammen mit dem Drummer Andrew Cyrille aufgenommen
hat. Die beiden kennen sich seit 1969, haben ab und an miteinander gespielt
und finden hier zu einem aufmerksamen Zwiegespräch voller Überraschungen
zusammen. Eigenkompositionen, alte und neue, wechseln mit freier Improvisation;
der Titel «Palindrome», der auf ausgetüftelte gegenläufige Strukturen
verweist, gilt indes nur für eins der fünfzehn Stücke. Gewiss: Die hundert
Minuten Saxophon und Schlagzeug sind kein Kuschel-Programm; sie sind
aber auch keine zerebrale Bastelei, sondern beschreiben eine farbige
Klangreise, die Braxton (der schon mit Max Roach hörenswerte Duos eingespielt
hat) von seiner zugänglichsten Seite zeigen. Erwähnung verdienen auch
die gehaltvollen, in den Booklets abgedruckten Interviews, die Ted Panken
mit den Musikern geführt hat.
Manfred Papst, NZZ am Sonntag; 11.07.2004
Mit jemanden zu spielen heisst,
ihn zu respektieren, ihm zuzuhören und von ihm zu lernen. Heisst, mit
ihm eine durch Form, Wissenschaft und Magie bestimmte Raum-Zeit zu teilen.
Dabei geht es um Transparenz und ein nicht-hierarchisches Geben-und-Nehmen.
Das und vieles mehr diktierte ANTHONY BRAXTON 2003 seinem Interviewpartner
Ted Panken ins Mikrophon, nachzulesen als Linernotes in Vol.2 von Duo
Palindrome 2002 (Intakt 088/089), den Zwiegesprächen von Braxton mit
seinem Schlagzeugkollegen ANDREW CYRILLE. Braxtons Neigung ÔproclivityÔ
ist eine seiner Lieblingsvokabeln zur geistigen Durchdringung
von Musik und sein Bemühen, durch das, was er ãmultiple hierarchicÒ
nennt, ein nicht-pythagoreisches Bausatzsystem zu entwickeln, das an
der universellen Superstruktur einer holistischen Klang-Raum-Zeit baut,
ist in jeder seiner Äusserungen spürbar. Aber erst recht in dem Gedankenaustausch,
den er am 26.10.2002 an der Wesleyan University in Middletown, Connecticut,
mit Cyrill führte, der sich in seinem Interview mit Panken als ein Feel-good-Typ
ohne artikulierten Überbau geriert.
Umso mehr ist Braxton völlig bei sich selbst in der ganzen Komplexität
seines Ansatzes: ãhaving funÒ, ãas a mystical disciplineÒ, ãas a scientistÒ,
ãwith respect to vibrational radiance and motivationÒ, ãwith respect
to the memories of an ongoing momentÒ, insbesondere mit grossem Respekt
für seinen 1939 in Brooklyn geborenen, also sechs Jahre älteren Partner,
dem er erstmals 1969 in Paris begegnet war und dessen in jenem Jahr
eingespielte Solo-LP What About (BYG) er bewunderte. Cyrille, damals
der Drummer von Cecil Taylor, bei Unit Structures (1966) bis Spring
Of Two Blue JÔs (1973), und somit zwangsläufig ein Outcast für die Gralshüter
des Jazz, und der sperrige Multisaxophonist aus Chicago haben bisher
lediglich an Braxtons 1988er Tristano-Projekt für Hat Art zusammen gespielt.
Zwiesprachen hielt Cyrille mit Drumkollegen wie Graves oder Tarasov,
der Pianistin Irène Schweizer (Intakt 008) und unter den Saxophonisten
mit so starken Persönlichkeiten wie Lyons oder Brötzmann, wobei ihm
der Spagat zu europäischen Spielweisen nicht schwer zu fallen scheint.
Braxton suchte umgekehrt mehrfach die Unter-4-Augen-Konstellation mit
Drummern wie Max Roach, Gino Robair oder Abraham Adzinyah. Sein, wie
Cyrille es empfindet, ÔpointillistischerÔ, oft staccatohafter Umgang
mit Rhythmik geht einher mit einem Gespür für Situationen, die ein Legato
verlangen. Diese Fähigkeit, in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich
zu agieren, macht ihn zu einem perfekten Partner. Das gleiche gilt allerdings
für Cyrille selbst, dessen flexible Eigenwilligkeit zwar stark auf den
Bausätzen eines afrikanischen Rhythmusgefühls basiert, die ihn aber
nicht hindert, diese Bausteine kontextuell zu modifizieren. Cyrills
Rückbezug auf die afrikanische Westküste, die Häfen, aus denen die Sklavenschiffe
ausliefen und auf den Ozean als Medium von Entführung und Erinnerung
ist ausgeprägt in Kompositionen wie ÔWater, Water, WaterÔ und ÔThe NavigatorÔ.
Er leitet daraus aber keine reduktionistische Haltung ab, vielmehr die
Flüssigkeit eines Go-Between. Sein Spiel zeigt deutliche Affinitäten
zum Ansatz des AACM, Spezifika der Afro-Diaspora mit europaischen Modernismen
zu vermitteln, wie es Braxton mit ÔComposition No. 310Ô & ÔNo. 311Ô
einmal mehr vorführt.
Die 15 Duette sind eine Fundgrube zum endlosen Studium der Kunstfertigkeit
und Offenheit, mit der zwei kontrastreiche Weltbürger miteinander und
mit der Weiterentwicklung der Syntax ihres Mediums umgehen im Hinblick
auf etwas, das Braxton ãforward spaceÒ nennt und ãmoving towards universalityÒ.
Rigobert Dittmann, Bad Alchemy, Deutchland, September 2004
Wissenschaftler und Prediger
Die Jazz-Saxofonisten Anthony Braxton und Charles Lloyd spielen auf
neuen Platten im Duett nur mit einem Schlagzeuger. Von Christoph Merki
Ob das einen auf Dauer nicht ermüdet? Satte hundert Minuten Musik legen
Anthony Braxton und Schlagzeuger Andrew Cyrille auf ihren Alben «Duo
Palindrome 2002, Vol.1 & Vol. 2» vor. Ganz schön viel ist das, gemessen
an der asketischen Besetzung: Weder Gitarre noch Piano spannen ein Fangnetz
aus Harmonien auf. Zünden hier die Ideen nicht, ist alles verloren.
Indes muss man sich um das Gespann Braxton/Cyrille keine Sorgen machen.
Das zeigt ein Vergleich mit der ebenfalls eben erschienenen Doppel-CD
«Which Way Is East» von Charles Lloyd mit Drummer Billy Higgins, wo
manches episch lang, mitunter fahrig gerät. Braxton und Cyrille üben
sich dagegen in strikter Selbstbeschränkung - und gewinnen nur dabei.
Luftige Jazz-Capriccios Während Cyrille in den 1960ern mit seinem frei
pulsierenden Spiel an der Seite von Klavier-Pionier Cecil Taylor agierte,
ist der 60-jährige Braxton aus dem klassischen Freejazz Chicagos hervorgegangen.
Dabei interessiert er sich ebenso für Charlie Parker wie für John Cage,
und er erklärte einmal, er sehe seine Hauptaufgabe im wissenschaftlichen
Erkunden der Musik. Er soll ein hervorragender Schachspieler sein -
wen wunderts, dass er auch in der Musik kaum etwas dem Zufall überlässt?
Nach zwei Stücken von «Duo Palindrome» haben sich alle anfänglichen
Zweifel verflüchtigt. Weder Motivik noch Harmonik prägen die abenteuerliche
Musik, sondern konzeptionelle Ideen. In «Celestial Gravity» zirpt das
Sopransax in höchsten Lagen und knüpft ein Geflecht aus zerbrechlichen
Tönen; eingetaucht ist alles in luftige Cymbalklänge. In «Quickened
Spirits» greift Braxton zum Kontrabass-Saxofon und inszeniert sich als
humorvolles, tollpatschiges Trampeltier; Cyrille bespielt dazu virtuos
die Kanten der Snare-Drum. Jedes der Stücke ist von einer meist diszipliniert
durchgehaltenen Idee getragen. So entstehen abwechslungsreiche Minidramen,
manchmal auch beschwingte Capriccios. Kalkül und Spielwitz gehen zusammen.
Expressiver, aber weniger geschlossen spielt das Gespann Charles Lloyd/Billy
Higgins. Der 67-jährige Lloyd bleibt ein beseelter Hymniker und ein
ausdrucksstarker Prediger. Er und sein Kollege greifen auf ihrer Tour
d'horizon durch Jazz, Latin und Weltmusik neben ihren Stamminstrumenten
zu allem Möglichen. Unbekümmertheit gibt den Takt vor. Es resultiert
eine kunterbunte Platte, die aus der reinen Musizierfreude geboren scheint.
Christoph Merki, © Tages-Anzeiger; 26.08.2004
Anthony Braxton - Andrew Cyrille: Duo Palindrome 2002,
Vol. 1 & Vol. 2 (Intakt Records/RecRec).
Charles Lloyd - Billy Higgins: Which Way Is East (ECM/Phonag).
Ein erwachsener Dialog
Das Riesenarsenal von Holzblasinstrumenten, dessen sich Anthony Braxton
bedient, hat viel zu tun mit seinen frühen Jahren bei der Chicagoer
AACM und der Experimental Band, in der er in den 60ern spielte. Sie
war ein Vorläufer des Art Ensembles of Chicago, der Band also, die aus
fünf Multiinstrumentalisten bestand, die fortan Groþes und Kleines,
Lautes und Leises, Primitives und Intellektuelles und sich untereinander
als absolut gleichberechtigt behandelt haben.
Anthony Braxton (59)
ist sehr bald und sehr konsequent eigene Wege gegangen. Die Vielzahl
der Instrumente ist geblieben: diverse Klarinetten, Oboe, Flöte, Sopran-,
Tenor- und vor allem Altsaxophon, aber auch das gigantische (und seltene)
Kontrabasssaxophon. Aber wie in seiner kompositorischen Arbeit, ist
Braxton auch in seinem Spiel Perfektionist. Sein zufallsfreies strukturelles
Denken spielt ins Abstrakte, ins Verkopfte, und wer ihn nicht verstand
in seinen konstruktivistischen Exkursionen, zog gern den Vorwurf der
swingfernen Blutleere aus dem Ärmel. Formelhaftes wie in der Mathematik
bestimme sein Spiel, ein professioneller Schachspieler eben.
Dem gegenüber stehen die Superlative der rückhaltlosen Bewunderer. Braxton
ist ein gnadenlos guter Saxophonist, einer mit unglaublichem Tempo,
breitem Spektrum und hoher Intensität. Einerlei ob auf seinen mäandernden
Soloalben oder in peripheren Arbeiten für das 237 Musiker umfassende
Creative Music Orchestra oder für 100 Tubas. Sein Spiel ist von abgekühlter
Intellektualität, nah an den europäischen Neutönern und anders als das
der klassischen Jazzavantgarde sonst. Im Kontext seines ungewöhnlich
kolossalen Werkes hat man darüber die eher orthoxen, spielfreudigen
Platten oft übersehen: «Conference of the Byrds» etwa mit Dave Holland
und Sam Rivers, «One in Two, Two in One», die Duette mit Max Roach,
oder sein Lennie Tristano-Tribute von 1988.
Damals bereits saþ Andrew Cyrille (64) am Schlagzeug, ein Generationskollege,
den er seit 1969 kennt und den er schon lange zu seinen Favoriten unter
den Drummern zählt. Bei Cyrille, der besonders als langjähriger Kompagnon
Cecil Taylors bekannt wurde, ist unter allem Pulsen der Trommeln der
Beat immer organisierendes Mittel geblieben, wie ein Ankerwerfen im
Afrika der Vorfahren. Und wenn er sich hier mit Braxton zu einem anderthalbstündigen
erwachsenen Dialog trifft, gibt seine Komposition «The Loop» aus den
Siebzigern das schönste Beispiel dafür. Wie ein unendliches Ostinato
schlägt er ein markantes Muster durch, über dem sich Braxtons Sopran
emporschwingen und intensiv entfalten kann. Keine Frage: Diese Aufnahme
ist ein Gipfeltreffen auf der Mitte von Abstraktion und Emotion. 15
Eigenkompositionen und Spontanimprovisationen, immer transparent und
kontrolliert, zugänglich und von nicht überhitzter Weisheit. Ein Geben
und Nehmen ist das, ein Aufeinanderhören und Reagieren als Basis der
frei flieþenden Entfaltung. Bequeme Musik ist dieses tatsächlich erste
Zwiegespräch der Giganten trotzdem nicht.
Ulrich Steinmetzger, sonic, Mai 2004
Duo Braxton-Cyrille
«It feels good!»
Das ist kein Werk der grossen Gesten, keine Effekthascherei, keine akrobatische
Demonstration, kein Egotrip zweier Virtuosen. Die Stimmen dieses Duos
bleiben nachvollziehbar, ohne in Beliebigkeit oder Gefälligkeit
abzugleiten; was freilich bei diesen Musikern, dem Saxofonisten Anthony
Braxton und dem Schlagzeuger Andrew Cyrille, nicht anders zu erwarten
ist. Die beiden Musiker haben sich einen alten, auf die Achtzigerjahre
zurückgehenden Wunsch erfüllt: Sie fanden sich zu einem sehr
persönlichen, sehr intimen Dialog. Fast etüdenhaft wirken
diese 15 Stücke, gut eineinhalb Stunden Musik verteilt auf zwei
CDs. Die klaren Linien, die Einfachheit der Musik mögen täuschen
Ð das Einfache ist ja stets das Schwierige. Dennoch darf man im Falle
Braxtons darauf hinweisen, dass er, dem man immer wieder eine verquere
Kopflastigkeit vorwirft, sich hier von einer ungekünstelten, verständlichen
Seite zeigt. Musikalischer Dialog Dem entspricht ein zurückhaltender,
verhaltener Cyrille, der das Schlagzeug hoch sensitiv bearbeitet. Kompromisse,
Abstriche am persönlichen Stil? Kaum. Viel eher das kongeniale
Eingehen auf den Partner, das Wesen des Dialogs. Die CDs enthalten zwei
ausführliche, äusserst informative Interviews mit den Musikern.
«Ich finde sein Werk total erfrischend», sagt Braxton dort
über Cyrille. Und der Schlagzeuger zum Spiel mit dem Saxofonisten:
«It feels good!»
Meinrad Buholzer © Neue Luzerner Zeitung; 21.09.2004
ANDREW CYRILLE: True
Professional
Over two weeks in July, the Manhattan club Iridium presented two different
bands primarily composed of survivors of the '60s "New Thing."
The common denominator was drummer Andrew Cyrille, who fed and stoked
the simmering fires that once fueled the cohort's mission to change
the world with music.
During the first week, Cyrille participated in openended sets with Henry
Grimes and Perry Robinson, who were joined for one night apiece by Dave
Douglas and Gary Bartz and for the final four by Bennie Maupin. On week
two, Cyrille and bassist Reggie Workman propelled Archie Shepp and Roswell
Rudd through their own music. Cyrille addressed each circumstance with
the finesse and power of a master tennis player, instantly intuiting
intentions, recalibrating dynamics and rhythmic shape, and responding
to every salvo with accurate volleys.
These qualities are no secret to Cyrille's peer group. Attracted by
his penchant for transfomiing a multitude of drum dialects into a continuous
stream of ideas, improvisers like John Carter, Muhal Richard Abrams,
Leroy Jenkins, Oliver Lake, Don Pullen, David Murray and John Lindberg
employed him extensively on projects during the '80s and '90s. During
the past 15 years, he's partnered with Workman in a coop trio with Lake,
and on various gigs and recordings with Mal Waldron, Horace Tapscott,
Dave Burrell, John Tchicai and Finnish saxophonist Juhani Aaltonen.
Over the past decade he's led more consonant, grooveoriented ensembles
that articulate the rhythms and melodies of the African diaspora. These
followed the 1969 solo drum recital What About (BYG) and the 1972 percussion
discussion with Milford Graves, Dialogue Of The Drums, the first in
a long string of albums that document extemporaneous encounters between
Cyrille and improvisers from every corner of the planet.
One such recital is Palindrome: 2002, Vols. 1 & 2 (Intakt), on which
Cyrille and reed player Anthony Braxton play each other's compositions
and improvise extensively. Looking back, Braxton illuminated Cyrille
resourcefulness at musical conversation. "Andrew has his own specal
rhythmic logics and sense of time, and he hears everything in the music,"
Braxton says. "He has a clear understanding of what constitutes
an idea. He's a conceptualist who's able to respond to the moment in
a dynamic array of syntaxes and propositions, and goes to the heart
of the problem."
"Andrew is sharpminded," says Grimes, who recalls first working
with Cyrille on a Brooklyn gig with baritone saxophonist Harry Cainey
in 1963. "We develop forms playing with each other. It's important
to remember that we both learned to do that playing with Cecil Taylor.
You never forget those things."
Born in 1939 in Brooklyn to Haitian immigrants, Cydlle learned his rudiments
in ajunior high school drumandbugle corps from instructors like Lenny
McBrowne, Willie Jones and Lee Abrams They brought the aspirant to see
Max Roach rehearse at a bar called the Putnam Central. By 16, Cyrille
was earning pocket money on local dances and social functions with a
trio that included guitarist Eric Gale. Soon. he was swinging on gigs
with eminent beboppers like pianist Duke Jordan and baritone saxophonist
Cecil Payne.
One afternoon in Brooklyn, trumpeter Ted Curson heard Cyrille practicing,
came in from the street to listen, and invited him to come along. Armed
with his snare drum, the Philly Joe Jones acolyte first met Taylor,
who invited him to play. As twilight approached, they went uptown to
continue the session. "I had never heard anyone play the piano
that way," Cyrille recalls.
Taylor was similarly impressed. "What 1 remember about Cyrille
is a Mal Waldron gig at a place on 158th Street called Branker's,"
Taylor says. "Mal invited me to sit in, and at one point Andrew
sat in with me. He played a rhythm that made me stop playing. I looked
at him. and I asked, 'And what is that?' He gave me that wonderful Haitian
smile and said, 'Well, you want me to try it again?"'
In 1960, Cyrille, daunted by the rigors of studying chemistry at St.
John's University by day and performing at night, opted for music and
transferred to Juifflard. He began to accrue the strains that would
come to define his tonal personality. "My teacher said he'd prepare
me to work in a symphony orchestra, but my head was into jazz,"
Cyrille says. "I found people who would help melike Nellie Lutcher,
Mary Lou Williams, Illinois Jacquet, Hank Mobley and Kenny Dorham. The
first drummer Freddie Hubbard played with when he came to New York was
me. Same with John Handy."
On gigs and recordings with Sudanese bassistcomposer Ahmed Abdul Malik
and with Babatunde Olatunji's drumcentric ensemble, Cyrille began the
process of extrapolating the rhythms of Africa to his drumset. At the
June Taylor School of Dance, he played classes for emerging choreographers
like Michael Bennett, Jamie Rogers and Claude Thompson, and learned
to create rhythmic narrative. "Someone would tell me, 'Make my
body move,' and 1 had to accent in a way that would do that," he
says. "That experience taught me a lot about playing drums in an
independent manner, and 1 drew upon it in making solo percussion records."
As Cyrille expanded his knowledge base, he grew restless with the musical
status quo. These issues evaporated with Taylor, who began to employ
him regularly in 1964. "With Cecil I could do whatever 1 wanted,"
Cyrille says. "Only twice during the 11 years 1 played with him
did he ever ask for five beats of this or three beats of that. He'd
say, 'Man, you know how to play the drums. Do what drummers do."'
"Cyrille had a secret," Taylor says. "You could take
him wherever you wanted, and he had the ability to distill whatever
the structures were, to go with you there, and react in the most musical
way in any situation.
He's the epitome of the logical, but beyond that, he's magical. The
logical world could be painfully objective, but he's magical in the
sense that he understands what the sound perimeters are, and because
of his exquisite taste, he makes a transition from being logical to
being a spiritual healer."
During the '70s, as musicians from Chicago, St. Louis and Los Angeles
came to New York and shook up the scene, Cyrille found new sources of
inspiration. "I got from those people that there's no particular
formation or configuration to play his music," he says. "I
appreciated that cultural perspective. It boils down to dealing cooperatively
within the concept the music presents to find exciting, new and different
stuff. It's how you reinterpret the prescription to make things happen.
"When I'm playing with Braxton or Muhal Richard Abrams, it's a
different prescription from 40 years ago. But sometimes with Muhal it's
the same, because he often plays blues at the end of his gig, and hell
want a backbeat. I used to play organ gigs at places where Don Pullen
played, like in Hempstead, Long Island, when those sleepin women who
worked at the homes out there had a night off. People were dancing and
men were meeting women, and a lot of times you had to play those blues
so those people could get off, so they could feel they were having a
good time. You learned how to do that. That's part of being a professional.
With Cecil I did what I wanted. But the challenge then is to keep something
happening on the same level as it would if I was playing the blues,
or playing with a dancer who said to me, 'Make my body move."'
Closing in on 65, Cyrille is not about to close any doors. "When
the element of surprise is not there, it doesn't seem like there's too
much happening," he says. "I remove as much of any barrier
as I can and always try to have something that will surprise not only
myself, but the musicians I am playing with and the audience that listens."
Ted Panken, DownBeat, USA, Nov. 2004
The performances of Duo Palindrome 2002, Volume 1 and Volume 2 (intakt
88 and 89) may be the product of men nearing 60 or beyond, but both
volumes of duets are as forceful and alive as anything Anthony Braxton
(b.1945) and Andrew Cyrille (b.1939) have ever recorded. They are rare
examples of the improvising arts: patient, controlled, emotive, with
a perfect understanding of each other's every move. As the title suggests,
Volume 1 may be preceded by Volume 2, or vice versa, but these discs
offer a lot more than technical trickery. Enter this conversation at
any point and you'll find some of the most unforgettable music you've
recently heard.
Recorded in October 2002 in Middletown, Connecticut (at Wesleyan University,
Braxton's academic home) there are 15 duets - some new compositions,
some improvs and a few older works, too. Despite a distant acquaintance
spanning nearly 35 years, this was the first time these men have ever
played alone together.
Thankfully, lntakt has once again done an extraordinary job with a special
event. The sound is magnificent (kudos to Jon Rosenberg) and the booklets
contain a series of beautiful black-and-white pictures scattered inside
long interviews with the players conducted by American journalist Ted
Panken.
The music itself is markedly different, from the first disc to the second,
but equally exceptional. The first is made up largely of free improvisations,
while the second only has a pair. Overall, however, there is such a
diversity
of materials that nearly everything these men offer is new.
Things often begin simply, with short, spare repetitive gestures creating
a space before gradually edging outward. Take Cyrille's "The Loop,"
something he first recorded in the 1970s. Here the central idea, he
says, is "'like a figure-8 lying on its side, like an infinity
sign. You go back and you go forth, back and forth." The result
is gorgeous, with horn layered over percussion. On "Ascendancy,"
an open piece, Cyrille is fixed on brushes early on, a nearly transparent
chatter, while Braxton's saxophone stutters and locks and flares. Soon,
he switches horns, Cyrille moves to sticks, as things take on a terrific
drive.
Some pieces are filled with set motifs and structures (especially Braxton's
compositions 310 and 311), elaborate strings of ideas (Cyrille's "Dr.
Licks"), amazing cail-and-response patterns (the improv "Sound
Relations") and wonderful African beats (Cyrille's 6/8 Ghanaian
rhythm on "Water, Water, Water").
Cyrille still creates the kind of tension and release that very few
percussionists can pull off. And Braxton isn't cowed by his colleague's
command either. On "Water," for example, he gradually groups
ideas in tight clusters, pushing, as Cyrille's nearly independent rhythm
grows. On every instrument he picks up, Braxton's sound is sweet and
strong; indeed, he seems to draw on at least a half-dozen saxophones
and clarinets. Something like "Dreams Alive ... Concretize,"
from Volume 2, is so neatly aligned - with its poise and pointed little
sections - you think they've talked themselves through it. Hardly. These
guys just hear things we only hear in hindsight.
These discs may not be the easiest to acquire in North America but it's
too shortsighted to miss them. Go out of your way to find Duo Palindrome
2002.
Greg Buium, Coda, Nov/Dez.2004
Braxtons ausgeprägte
Affinität zu innovativen Schlagzeugindividualisten zieht sich wie
ein roter Faden durch sein Schaffen. Beginnend Barry Altschul, der in
seinem ersten Quartett spielte, weiterführend zu seiner Duo-Arbeit
mit Drum-Legende Max Roach über Gerry Hemingway, Schlagzeuger des
wohl eloquentesten Braxton Ensembles, gipfelt diese Tatsache in der
Duo-Begegnung mit Rhythmusmagier Andrew Cyrille. Beider Zusammenarbeit
reicht in die 1980er Jahre zurück, anlässlich eines Tristano
Projektes. Doch erst 2002 kam es zur Realisierung der lang gehegten
Duo-Begenung. das mehr als beeindruckende Ergebnis ist auf den beiden,
gegenständlichen Einzel-CDs dokumentiert. Die Dialoge kreisen sowohl
um kompositorisches Material – neueren wie älteren Datums,
als auch spontan improvisierten Ideenaustausch. Mit außerordentlicher
Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, lassen die beiden Ausnahmemusiker
ihre Erfahrungen und ihr Wissen um afro-amerikanische Jazzgeschichte
und neue komponierte Musik zusammenfließen. Daraus kreieren sie
ganz persönliche, originelle Hörstücke. Diese bewegen
sich nicht auf einem extrovertierten Energielevel, sondern beinhalten
feinsinnige, differenzierte Klanggesten, die dem Öffnen von Räumen
große Bedeutung beimessen. Klangvielfalt, erweitertes Instrumentalverständnis
sowie rhythmische und melodische Raffinessen sind wesentliche Ingredienzien
dieser famosen Duette. Braxton bedient sich seiner breiten Palette an
Holzblasinstrumenten ebenso souverän, wie dies Cyrille mit seinem
perkussiven Füllhorn tut. Ein glühendes Gespann, das unverhohlen
und wahrhaftig eine offene Sprache spricht.
Hannes Schweiger, Jazzlife, Wien
Nonostante i rispettivi destini
si siano incrociati in più occasioni a partire dal caldo 1969
a Parigi, luogo in cui convergono le punte più avanzate della
musica afro-americana del tempo e dove nascono alcuni gioielli come
i celebri Byg, nonostante anni di incontri in giro per il mondo e nonostante
l'idea del duo li avesse sedotti già da lungo tempo, Braxton
e Cyrille non avevano ancora avuto modo di lavorare attorno a un progetto
comune. E sorprende non poco ascoltarli in quest'unica session catturata
alla Wesleyan University il 26 ottobre del 2002, perché si ha
l'impressione che questi due abbiano suonato insieme per anni, tale
è l'intesa e soprattutto la condivisione di intenti. Conta senz'altro
il fatto che entrambi siano riusciti ad invecchiare più che onorevolmente
in un mondo, come quello dell'avanguardia jazz degli anni '60/'70, che
è riuscito a iscrivere all'ospizio mainstream molti di quei gloriosi
musicisti. Qui invece siamo di fronte a una visione del mondo che ancora
possiamo definire radicale, se con questo termine intendiamo un radicale
attaccamento ai linguaggi sperimentati prima, sedimentati in anni di
personali ricerche poi. Al di là di ogni semplificazione, è
la musica di questo duo palindromo a mettere in evidenza le proprie
qualità.
Partiamo dai colori che sono una delle bellezze che subito si manifestano.
Il drumming di Cyrille, per esempio, è semplice (apparentemente)
e molto controllato, mai un eccesso, mai una sbavatura: un vero esempio
di come andrebbero pensate le percussioni, senza eccedere e senza reprimere.
Un utilizzo di ampie gamme timbriche, senza dover cercare il gommino
di sostegno della grancassa. È fin quasi un piacere sentirlo
battere le mani: un grande cuore "africano" che pulsa irregolare
e asimmetrico.
E poi Braxton. A furia di dire che è un freddo intellettuale
del jazz e un distaccato calcolatore, ci sembra l'esatto contrario:
caldo e coinvolgente. Un musicista che ha percorso la sua strada, incurante
di ogni possibile facile carriera nell'azienda dello show-business e
che ha trovato un linguaggio unico, a-jazzistico, para-contemporaneo,
sperimentale. Un musicista che ha saputo negare i più aberranti
stereotipi del jazz di questi ultimi trent'anni. Braxton è riuscito
anche a non farsi travolgere da certo nichilismo improvvisativo che
produce spesso più tabulae rase che ricostruzioni. Come spiega
invece lo stesso Braxton nell'esaustiva intervista inclusa nel secondo
volume, l'approccio condiviso dai due ricalca l'idea transidiomatica
dell'AACM, sbocciata dopo la prima ondata ristrutturalista di Ornette
Coleman, Sun Ra e Cecil Taylor (con cui Cyrille ha suonato). L'idea
della ricostruzione, agli antipodi rispetto all'impasto che produce
la fusione, determina le mosse di questa raccolta di brani, suddivisi
su un doppio volume separato da una dubbia scelta editoriale.
Pronti per possibili confronti, dall'altra parte dell'oceano, un altro
duo stellare come Bennink/Parker, tanto per dirne uno…
Michele Coralli, altremusiche, Italia, 2005
L’incontro tra Anthony Braxton e Andrew Cyrille nell’ottobre
2002 alla Wesleyan University pare rispondere come previsto alla suddetta
sterilità - che no, non esiste nulla del genere ovviamente! -
ma suggerisce anche un senso più profondo di quanto si fosse
preventivato; alla stessa maniera per cui - ammettiamolo - non è
vero che nelle espressioni palindrome non si dà distinzione tra
la lettura da sinistra e quella da destra. Se ai fini della comprensione
è vero che un senso vale l’altro, c’è pur
sempre qualcosa di controintuitivo nel leggere la medesima espressione
seguendo il sorgere del sole.
E nel caso di questa musica la meraviglia non è destata tanto
dal valore degli addendi, quanto dalla scrittura stessa dell’equazione
che infischiandosene di qualsivoglia proprietà commutativa rivela
la bellezza della forma in sé.
In questo caso la meraviglia si manifesta proprio perché gli
addendi (si) annullano la propria identità in vista e in virtù
del risultato finale. Per quanto sia difficile non riconoscere Braxton
dietro il fitto intersecarsi di buzz logics, architetture generative
e ispirazioni sincretiche dispiegate attraverso una magistrale competenza
nell’esprimere al meglio non la tecnica ma la voce e il senso
di una fitta schiera di fiati; per quanto la complessa poliritmia screziata
di impalpabili ma pressanti filigrane d’accenti non possa non
ricondurre alla lieve energia di Cyrille, il concerto inciso per Intakt
si svolge tutto sotto un firmamento nuovo, originario, di cui per la
prima volta conosciamo le costellazioni e udiamo i moti celesti.
Mettendo da parte la propria fisionomia più riconoscibile - rischiosa,
quando personalità tanto forti si trovano a confronto senza accordi
prestabiliti - i due musicisti si sono affrontati sul terreno inconsistente
della più libera creative music, priva di conduzione, paga unicamente
di un misurato ma emotivamente calzante espressionismo cumulativo, tessuto
da un voci rigorosamente dis-integrate e simmetriche.
Il pregio di questa prova sta insomma non nell’incontro ma nell’incrociarsi;
ecco forse il vero senso del palindromo.
Un palindromo che incrocia e scambia due strumenti agli antipodi, per
quanto entrambi incentrati sulla vibrazione, che produce una musica
eterea ma inverosimilmente materica, che perde molte delle sue connotazioni
più riconoscibili per farsi quasi interamente ipnotico labirintico
rimestare ritmico.
Anche qui, spesso i due si scambiano i ruoli attesi, con Braxton che
tratteggia raffinate strutture in linguaggio Morse lasciando a Cyrille
il compito di stendere su tutto la sua variegata gamma di colori. Il
risultato è tuttavia assai simile a un grande magmatico e scuro
monocromo, suggerendo con ciò non la monotonia bensì la
rigorosa e ispirata fedeltà dei musicisti all’idea di votarsi
all’unicità di un evento giocato sul totale riversamento
delle proprie abilità nell’esito creativo finale.
Dei numerosi esempi di duetti fiati-batteria in cui Braxton si è
trovato coinvolto, questo è probabilmente fra i migliori, proprio
perché qui si annulla l’idea di ‘suonare con’
- di sostegno, di apporto, di costruire insieme - per privilegiare quella
di ‘suonare per’. In questo modo la creatività raggiunge
la dimensione collettiva per osmosi, come naturale deriva di una piena
espressione individuale; attraverso l’ascolto di/per sé
- calato in una situazione di compresenza con l’altro - più
che dell’altro.
E la musica, da qualsiasi lato la si giri, appare meravigliosamente
viva.
Emiliano Neri, All About Jazz Italia, 2006
Pawel
Baranowski, Diapazon, Poland, 6. April, 2005
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