MONK'S CASINO
Erstmals in der Geschichte des Jazz liegt eine Interpretation des «Gesamtwerks»
von Thelonious Monk vor: Alexander von Schlippenbach erschliesst die siebzig
Kompositionen der Jazzlegende im Konzert und auf CD.
Immer wieder in der Kunst- und Musikgeschichte begegnen uns Gestalten,
die als Aussenseiter begannen und eingeschätzt wurden, sich aber
im Nachhinein oder von einer anderen Perspektive betrachtet, als Zentralfiguren
wahrnehmen lassen. Zu diesem merkwürdigen, des Merkens und Nachdenkens
würdigen Persönlichkeiten zählt ohne jeden Zweifel der
Jazzpianist Thelonious Monk. Sein Debüt-Album als Leader von 1952
bekam den Titel „Genius Of Modern Music“. Seine Genialität
kam in seltsam faszinierenden Stücken zum Ausdruck, und auch der
Begriff „Modern Music“ schien richtig gewählt, denn Monks
Schaffen transzendierte den Jazz, zumindest dessen konventionellen Erscheinungsformen.
Die Musik von Thelonious Monk entwickelte sich aus Eigen-Sinn. „Ich
bin“, gab er einmal zu Protokoll, „immer hinter neuen Akkorden
her, hinter neuen Arten zu synkopieren, neuen Läufen, hinter der
Frage, wie man Töne anders benutzen kann.“ Dabei war Monk alles
andere als ein Mann, der auf Sensationelles spekulierte. Eher gleichmütig,
introvertiert, gelassen entwickelte er eine Musik, wie sie ihm selbst
entsprach - etwas kauzig fürwahr, dafür durch und durch originär.
Komponieren in der Küche
Wie mag Monk komponiert haben? In der Küche vielleicht, oder im Jazzklub.
Im Regelfall, das ist zu vermuten, am Klavier. In den fünfziger Jahren,
als er fälschlich des Drogenbesitzes beschuldigt wurde, und daraufhin
seine Cabaret Card, die Genehmigung, in Klubs zu spielen, entzogen bekam,
können wir uns eine häusliche Szene wie die von Jeff Dyer beschriebene
vorstellen: „Wenn er spielte, war er mit dem Rücken so nah
am Herd, dass es aussah, als könnte er im nächsten Moment Feuer
fangen. Selbst wenn er komponierte, war es ihm egal, was für ein
Tohuwabohu um ihn herum herrschte. Er war in der Lage an einem wirklich
heiklen Stück zu arbeiten, während die Kinder zwischen den Flügelbeinen
herumkrochen, im Radio laute Country-Music lief und Nellie kochte.“
Auch im Minton’s Playhouse, einem der Klubs, in denen bereits in
den vierziger Jahren eine neue Musik entstand, die später den Namen
„Bebop“ bekommen sollte, spielte die Küche eine wichtige
Rolle. Dort hielt sich Monk zwischen den Sets auf, wenn er nicht am Klavier
sass. Schon Anfang 1941/42 spielte er Themen, die heute fast jeder kennt,
Stücke wie „’Round Midnight“, „Blue Monk“
oder „Ruby, My Dear“. Und er spielte sieben Nächte in
der Woche, von zehn Uhr abends bis zum Morgengrauen. Monk, kein Schreibtischtäter,
sondern ein Komponist-Klavierspieler. Und allen Skeptikern zum Trotz:
seine Technik, erwies sich letztlich als das souveräne Gestolper
zweier asynchroner Hände, als eine geniale Entsprechung seiner kompositorischen
Eingebungen.
Monk’s
Erben
Kaum ein Pianist, kaum eine Pianistin der europäischen Improvisationsmusik
ohne eine enge Beziehung zu Monk. Besonders in der Gründergeneration
fällt das auf - nicht nur im Repertoire, sondern auch im Spielverhalten
von Iréne Schweizer, dem Beligier Fred Van Hove oder dem Holländer
Misha Mengelberg. Letzterer kommt von Monk kaum los und denkt und spielt
doch immer über ihn hinaus, voller Respekt und mit einem vergleichbaren
Eigensinn. Auch für den Berliner Pianisten und Komponisten Alexander
von Schlippenbach besitzt Monk zentrale Bedeutung. Schon als junger Student
an der Kölner Musikhochschule, Ende der fünfziger Jahre, hat
er Monk-Stücke gelernt. Später wusste er solche für sein
„Globe Unity Orchestra“ zu arrangieren, und er hat Monk-Themen
einfliessen lassen - in seine Solokonzerte ebenso wie in das Spielen mit
diversen Kleinformationen.
Nun also eine Einspielung mit dem Gesamtwerk von Monk. Doch diese ist
eben alles andere als ein ad-hoc-Projekt, sondern beruht auf langer Beschäftigung
mit der Musik des genialen Aussenseiters. Was, fragte ich Alexander von
Schlippenbach, fasziniert ihn an den Kompositionen von Monk? „Die
Themen, das einzigartige Timing, die Art, wie er die Themen verarbeitet.“
Und die widersetzt sich den Klischees, entwickelt auch improvisatorische
Fortsetzungen nicht lediglich aus den Harmoniefolgen, sondern aus der
Struktur der Stücke. Monk arbeitet mit harmonischen Reibungen und
melodischen Sprüngen, mit Asymmetrie und mit Irritation, doch letztlich
erscheint jede dieser Komposition in sich logisch. „In manchen seiner
Themen“, so Alexander von Schlippenbach, „gibt es so stark
formsprengende Elemente auch im Detail, die sich unmittelbar auf die Form
auswirken. Manchmal verkürzt er achttaktige Formen auf sieben oder
fünfeinhalb Takte, und doch wirken diese Stücke organisch.“
Innovator auf
dem Boden der Tradition
Monks Stücke sind nicht aus der Nähe zum Broadway entstanden
und daher auch kaum geeignet, mit Texten versehen zu werden. Monk komponierte
Jazz im Sinne von moderner Musik. Dennoch, auch das macht die Angelegenheit
so spannend, hat Monk die Geschichte des Jazzpianos, insbesondere die
des Blues- und Harlem-Stride-Piano, aufgesogen. Er ist ein Innovator auf
den Füssen der Tradition, er taucht auf, als der moderne Jazz entsteht,
ist an dieser Entwicklung beteiligt, aber doch, was seine Stilistik anbelangt,
so eigen, dass er sich nicht ohne weiteres dem Bebop subsumieren lässt.
Monks Musik entwickelt eine Eigendynamik. „Jedes seiner Themen“,
schwärmt Alexander von Schlippenbach, „hat so in rhythmisches
‚Drehmoment’, das uns auf die Sprünge hilft.“
Die Magie von Monk führt Alexander von Schlippenbach zu „Monk’s
Casino“. Das ist ein imaginärer Ort, an dem das Gesamtwerk
von Monk in rasanter und illustrer Folge Revue passiert. Doch Monk ist
kein Klassiker in der Art europäischer Komponisten vergangener Jahrhunderte.
Was also bedeutet Gesamtwerk in diesem Falle? Schlippenbach konzentriert
sich auf die siebzig Kompositionen Monks. Doch er nähert sich diesen
alles andere als akademisch, auch nicht chronologisch oder systematisch,
sondern unter dem Aspekt der Bearbeitung für die Aufführung
an einem Abend.
Das Programm „Monk’s Casino“ ist aus der Zusammenarbeit
Alexander von Schlippenbachs mit der Berliner Band „Die Enttäuschung
entstanden, ein Quartett mit dem Bassklarinettisten Rudi Mahall, dem Trompeter
Axel Dörner, Jan Roder am Bass und Uli Jennessen am Schlagzeug. Die
vier Musiker, die einer sehr viel jüngeren Generation angehören
als Alexander von Schlippenbach, beschäftigen sich seit geraumer
Zeit neben eigenen Stücken auch mit Monk.
In einer Reihe von Konzerten widmeten sie sich gemeinsam mit Schlippenbach
dem Konvolut der Monk-Kompositionen, diese schliesslich in drei Sets an
einem Abend (und nun auf drei CDs) präsentierend. Vieles hat sich
aus dem Spielprozess ergeben: dreieinhalb Stunden mit Monk-Musik in unterschiedlichen
Aneignungsformen. Neu sind nicht nur die Arrangements, sondern auch die
Spielhaltungen, mit denen die Stücke vorgetragen und improvisatorisch
ausgestaltet werden. Manchmal erklingt auch nur das Thema und gelegentlich
hört man Stücke, die sich simultan überlagern oder die
aus der Perspektive einer eigenen, also nicht von Monk stammenden Komposition
betrachtet werden.
Überraschung
und Irritation
Baukastenarbeit und Collage, Methoden, die bei Monk bereits angelegt sind,
werden genutzt um einen langen Abend im Konzert oder vor dem CD-Player
abwechslungsreich und spannend zu gestalten. Zur Strategie der Gesamtdramaturgie
gehört die Überraschung und die Irritation. Doch der Zu-Fall
folgt der Logik des spielerischem Umgangs mit dem Material. Die Ent-Täuschung
erweist sich als eine unkonventionelle Sicht auf Monk, ein „Konzeptalbum“
ohne Methodenzwang. Schliesslich hat Monk selbst seine Kompositionen in
unterschiedlichen Versionen gespielt, einige von ihnen abgeändert
bzw. reharmonisiert.
Allein die Stücke aufzufinden, war für Schlippenbach und seine
Kollegen eine mühsame Angelegenheit. Als die Arbeit an dem Projekt
begann, gab es noch nicht das mittlerweile in Umlauf gebrachte und auch
von Monk-Kennern authorisierte „Fake Book“. Von Monks Kompositionen
kursieren unterschiedliche Transkriptionen, die oft in Gestalt abgegriffener
Fotokopien unter Musiker und Musikerinnen weitergereicht werden. Eine
Sammlung bzw. ein Reprint von Autographen scheint nicht zu existieren.
„Er gab seine Noten nicht gern aus der Hand“, sinniert Jeff
Dyer über Monks Mentalität, „mochte es nicht, wenn andere
Leute sie sahen, er gab nichts gern aus der Hand. Und wenn er rausging,
wickelte er sich gerne in einen Mantel ein - Winter war seine Jahreszeit
-, und er zog es vor, nicht allzu weit abzuschweifen. Im Studio bewahrte
er seine Kompositionen in einem kleinen Buch auf, das er nur widerwillig
anderen Leuten zeigte, stopfte es immer sofort wieder in seine Manteltasche
zurück, wenn er fertig war, sperrte es weg.“
Vielleicht hat ja Nelly gelegentlich eine von Monks Kompositionen zum
Feueranzünden benutzt, so, wie einst Anna Magdalena Bach möglicherweise
mit dem Notenblatt einer Fuge Sauerkraut einwickelte. Monk hat nicht für
die Nachwelt komponiert. Doch seine Klänge sind, so hat er der Sopransaxophonist
Steve Lacy, der sich einen Grossteil seines Lebens mit den Kompositionen
Monks beschäftigte, einmal formuliert, „heute angekommen in
der Erdumlaufbahn der Sounds“. Sie begegnen uns sogar in Werbejingles,
und „’Round Midnight“ zählt zu den meistgespielten
Jazzthemen. Doch die musikalische Signatur, der Eigen-Sinn von Monk erschliesst
sich erst in der Vielschichtigkeit und Opulenz eines „Gesamtwerks“
mit vielen, oft unbekannten kleinen Juwelen. „Monk’s Casino“
lässt sie aufleuchten.
Bert Noglik, Die
WOCHENZEITUNG, WOZ, 11. Febr. 2005
Culture et Spectacles
Thelonious Monk, swing excentrique
L'AMR programme vendredi toute l'œuvre du génial pianiste
mort en 1982.
La couverture de son disque le plus vendu, Underground (1968), le montre
assis au piano, mitraillette en bandoulière, un homme en uniforme
nazi ligoté à l'arrière-plan. Thelonious Monk le
résistant. Le militant. Le combattant du jazz moderne. En deux
concerts, l'AMR donne à entendre vendredi soir l'intégrale
des compositions du pianiste mort en 1982, sous les doigts et dans le
souffle de l'Alexander von Schlippenbach Quintet.
Le nom est un présage croyaient les Romains. Quand on s'appelle
Thelonious Sphere Monk (en anglais, le moine, la sphère et un premier
prénom étrange, intraduisible, à l'étymologie
incertaine), on développe forcément un penchant pour l'ascétisme,
le goût de la perfection et de l'énigme. Grand prêtre
du be-bop, qu'il contribue à inventer au Milton Playhouse de Harlem
dans les années 40, Thelonious Monk (1917-1982) reste une figure
solitaire, même si l'homme aux mille couvre-chefs extravagants a
été le compagnon de route de Miles Davis, John Coltrane
ou Sonny Rollins.
La signature du génie
Plusieurs incidents témoignent de sa bizarrerie, mais aussi de
son refus de tout compromis. En 1951, il se fera arrêter injustement
pour ne pas avoir à dénoncer son ami pianiste Bud Powell
en proie à des problèmes de drogue.
Comme le personnage, la musique de Monk est source de fascination ininterrompue.
Son style est à la fois révolutionnaire (rythmes anguleux,
mélodies à la pointe sèche, harmonies dissonantes)
et ancré dans la tradition de la note bleue. « Vous savez,
(pour faire moderne) n'importe qui peut jouer un thème en utilisant
des accords qui sonnent faux. C'est de les faire sonner juste qui est
difficile », déclarait-il en 1961. Sa science des décalages
rythmiques génère un swing énorme, sans équivalent.
Dans le jazz, seul Duke Ellington est parvenu à créer un
univers sonore aussi personnel et immédiatement reconnaissable.
Peu nombreuses (environ 70), les compositions de Thelonious Monk portent
la signature du génie. Les trois plus belles ont pour titres Ruby,
My Dear, mélodie pensive écrite pour sa fiancée alors
que Monk n'avait pas 20 ans ; Round Midnight, standard enregistré
un nombre incalculable de fois ; et Monk's Mood, dont la version du compositeur
avec le saxophoniste John Coltrane reste l'un des chefs-d'œuvre du
jazz.
Le pianiste berlinois Alexander von Schlippenbach voue un véritable
culte à la musique du moine. Au Sud des Alpes, il est rejoint par
Axel Dörner (trompette), Rudi Mahall (clarinette basse), Jan Roder
(basse) et Uli Jennessen (batterie). Audacieuse et inspirée, leur
intégrale Monk publiée par le label zurichois Intakt rend
justice à l'esprit d'aventure du plus excentrique musicien de l'histoire
du jazz.
Pratique
Thelonious Monk, intégrale des compositions par Alexander von Schlippenbach
Quintet, à l'AMR, 10, rue des Alpes, vendredi 11 février
à 19 h 30 et 22 h 30, tél. 022 716 56 30.
Alexander von Schlippenbach, « Monk's Casino - The Complete Works
of Thelonious Monk », 3 CD Intakt / RecRec.
LUCA SABBATINI ©
Tribune de Genève; 10.02.2005
70 hässliche Schönheiten
Alles von Monk in der Roten Fabrik
Wie ein sperriger, erratischer Block ragt auf dem Wiener Zentralfriedhof
Arnold Schönbergs Grabstein aus dem Boden. Das treffende Sinnbild
wäre auch eine ideale Illustration für das Werk des grossen
Jazzmusikers Thelonious Sphere Monk (1917-1982), dessen Gesamtwerk der
Berliner Pianist Alexander von Schlippenbach für sich und das Quartett
«Die Enttäuschung» neu arrangiert hat. Gleich drei Mal
hätte die dreiteilige Konzertfassung von Wagnerischen Dimensionen
in der Schweiz aufgeführt werden sollen. Ein Sturz Schlippenbachs
von der Bühne in Bern hat die Musiker für den Zürcher Auftritt
vor eine schier unlösbare Aufgabe gestellt. Allein der Meister, der
sich im Berner Inselspital von einem Knochenbruch erholt, rief seinen
Kollegen verletzt auf der Bahre liegend zu: «Weitermachen, Jungs!»
Gesagt, getan: Das Zürcher Konzert wurde nicht zur Enttäuschung,
sondern zur positiven Überraschung.
Der geniale Pianist, Komponist und Bandleader Thelonious Monk wird üblicherweise
dem Bebop-Jazz zugeordnet, was die Sache nur in sehr beschränktem
Masse trifft. Die siebzig Meisterwerke, die Monk der Nachwelt hinterlassen
hat, basieren zwar - ähnlich wie die Kompositionen der Bebop-Meister
Gillespie und Parker - auf bekannten Akkordprogressionen, die dem «Great
American Songbook» entnommen sind. Allein die Art, wie Monk Dissonanzen
liegen liess und rhythmisch wie harmonisch komplexeste Linien konstruierte,
hat mehr mit der Welt des späteren Free Jazz als mit jener des Bebop
zu tun. Die Harmoniestrukturen sind selbst für geübte Ohren
nicht ohne weiteres zu erkennen, sie stellen Improvisatoren vor grosse
Herausforderungen.
Die vier für das Zürcher Konzert verbleibenden Musiker (Rudi
Mahall an der Bassklarinette, Axel Dörner an der Trompete, Jan Roder
am Kontrabass und Uli Jennessen am Schlagzeug) fanden immer wieder fesselnde
Zugänge zu dieser sperrigen Musik, die gerade wegen der Absenz des
Harmonie spendenden Klaviers hier noch radikaler wirkte als auf der soeben
beim Zürcher Label «Intakt» erschienenen CD-Edition.
Vor allem Mahall erwies sich als ideenreicher und ausserordentlich witziger
Solist, der in seine schwindelerregenden Improvisationen vielsagende Zitate
(wie «Alexander's Ragtime Band» oder «Tea For Two»)
einbaute. Der für diese Musik geradezu ideal geeignete Klang der
Bassklarinette hinterliess bei manchem Zuhörer die Frage, weshalb
es nie zu der naheliegenden Zusammenarbeit zwischen Monk und dem damals
führenden Holzbläser Eric Dolphy gekommen ist. Für einige
Stücke setzte sich die zu Recht als Monk-Kennerin bekannt gewordene
Zürcher Pianistin Irène Schweizer an den verwaisten Flügel
und verlieh so dem anregenden und zu keinem Moment langweiligen Monsterkonzert
noch zusätzliche Reize.
Nick Liebmann
© Neue Zürcher Zeitung; 15.02.2005
Weisse Linien vor schwarzem Hintergrund
Die Gruppe von Alexander von Schlippenbach knöpfte sich in
der Roten Fabrik Thelonious Monk vor. Auch wenn der Bandleader fehlte.
Es war ein bisschen so, als hätte Monk nochmals ausgeholt zu einem
boshaften Anschlag. Der grosse, 1982 verstorbene amerikanische Jazzpianist
foppte die Musiker seiner Bands gerne. Verteilte ihnen etwa Noten neuer
Kompositionen erst ganz knapp vor dem Konzert. Wer mit Monk spielte, musste
ein Improvisator nicht nur im musikalischen Sinn sein.
In dieser Rolle nun fanden sich am Sonntag unversehens auch die Musiker
des Quintetts des Pianisten Alexander von Schlippenbach wieder: Monks
Gesamtwerk, an die siebzig Kompositionen, wollten sie spielen. Allein,
Schlippenbach lag nach einem Unfall im Spital. Improvisieren tat
Not.
Die geschrumpfte Formation kam mit der Situation prächtig zurecht.
Man hörte die Musik Monks in ihrem Gerippe und wunderbar karg; die
Konturen der Themen traten, gleichsam als weisse Linien vor schwarzem
Hintergrund, prägnant hervor. Monk verstand sich selbst zur Hauptsache
als Komponist - häufig setzte er am Piano aus, wenn ein Solist blies.
Die reduzierte Ausgangslage in der Roten Fabrik schien Monks Musik entgegenzukommen
(nicht zufällig gelten die grossorchestralen Aufnahmen Monks als
die uninspiriertesten). Und es wäre gar nicht zwingend gewesen, dass
Irène Schweizer noch für einzelne Stücke dazustiess.
Der fulminante und mit gewaltigem Sound spielende Bassklarinettist Rudi
Mahall, Axel Dörner (Trompete), Jan Roder (Bass) und Uli Jennessen
(Drums) haben sich Monk auf ihre Weise angeeignet: nicht bilderstürmerisch,
aber doch in einer sehr persönlichen Sicht. Da können durchaus
zwei Themen gleichzeitig erklingen; mal blitzt die Melodie eines Stückes
wieder nur ganz kurz auf; ein andermal werden Themen aneinander gehängt.
Das Programm ist dicht. Und doch fühlt man sich nicht erschlagen
von so viel Monk.
Und wieder tanzt der Bär
Immer wieder nimmt sich die Musik Raum: Neben gleichsam zu Epigrammen
verdichteten Stücken stehen Kompositionen, in denen die Musiker zu
ausgedehnten Soli ausholen. Mag sein, dass der Anspruch, Monk integral
zu spielen, auf den ersten Blick monumental erscheint - das Resultat aber
gerät bemerkenswert unprätentiös, spielerisch. Monk wird
dabei nicht selten fortgesponnen, bearbeitet, weitergedacht.
Ein Kauz und Sonderling war Monk, erhob sich zuweilen während eines
Auftritts vom Klaviersessel und vollführte, wenn ihm denn die Musik
gefiel, seinen berühmten Bärentanz. Eine subversive Note hat
auch der Auftritt der deutschen Gruppe in der Roten Fabrik. Trompeter
Dörner erscheint einem wie aus dem Berlin der 1920er-Jahre entsprungen;
Mahall ist ein liebenswürdiger Selbstinszenierer und würde in
jeden Schelmenroman passen.
Manches Arrangement hat eine skurrile Note und macht offenbar, wie sehr
der Humor bereits in Thelonious Monks Musik angelegt ist. Je länger
der Abend dauert, desto mehr verstärkt sich diese Seite, die Musiker
werden zu Schaustellern, Theatralisches gesellt sich zum Musikalischen.
Eine mitreissende Darbietung wars am Ende. Wir stellen uns Monk tanzend
dazu vor.
Christoph Merki
© Tages-Anzeiger; 15.02.2005
Very monkish
Der grosse Pianist und Komponist Thelonious Monk (1917-1982) ist wohl
der eigensinnigste und originellste Schreiber von Jazzstücken. Er
hinterliess ein disparates und kohärentes Œuvre von rund siebzig
Stücken. Gemeinsam sind dem Werk die formale Kraft, die zwingende
Logik und die melodische Substanz. Ein improvisierender Solist muss schöpferisch
auf die Stücke reagieren, um ihnen gerecht zu werden. Die Auseinandersetzung
mit Monks Werk ist eine Lebensaufgabe. Der deutsche Pianist und Freejazz-Pionier
Alexander von Schlippenbach spielt seit Jahrzehnten Monk, mit 67 Jahren
fühlt er sich reif, das Gesamtwerk zu spielen. Für seine Reise
in diese musikalische Welt hat er sich mit dem Berliner Quartett «Die
Enttäuschung» zusammengetan. Ein Glücksfall: Die vier
Musiker bringen eine chaotische Disziplin mit, die Monks Musik adäquat
ist. Und sie (und Schlippenbach) haben genug Ideen, um einen Marathon
von drei CDs kreativ durchzuhalten, nahe an Monk und doch weit genug weg,
um sich selber zu bleiben. Absolut grossartig.
(bl), © Aargauer Zeitung / MLZ; 18.02.2005
Jazz-Highlight
Siebzig Mal Monk in einer Nacht
Fast seit einem Jahrzehnt arbeiten sich der Berliner Pianist Alexander
von Schlippenbach und das Quartett «die Enttäuschung»
am Gesamtwerk des schrägen Pianisten und Komponisten Thelonious Monk
ab. Rund siebzig Kompositionen bilden hier ein abgeschlossenes Werk, welches
in vielerlei Hinsicht immer wieder in die Zukunft verweist. Schlippenbach,
der Bassklarinettist Rudi Mahall und der Trompeter Axel Dörner haben
die siebzig Nummern in einem abendfüllenden und höchst unterhaltsamen
Programm arrangiert, und jetzt endlich auch als CD-Produktion dokumentiert.
«Monk's Casino» ist ein grosses Vergnügen, welches sich
sowohl en bloc als auch in homöopathischen Häppchen geniessen
lässt.
Peter Bürli, Radiomagazin, 07/05
LONG PLAYING RECORD
Jukebox - Der musikalische Aszendent
Thelonious Monks Drehmoment
Schlippenbach besteht darauf, dass Free Jazz swingt. Anders als viele
seiner Kollegen hat er keine Berührungsängste mit dem Namen
"Jazz". Im Gegenteil! Der Pianist und Komponist Alexander von
Schlippenbach kennt sich mit den unterschiedlichen Herangehensweisen von
Interpreten und Improvisatoren sehr genau aus. Deshalb sieht er auch nur
begrenzt Möglichkeiten einer Synthese zwischen Neuer Musik und Free
Jazz. Bei Thelonious Monk (1917-1982) geht es ihm um ein Werk, das wie
ein "erratischer Block" in der Geschichte steht - 59 Stücke
zählt Schlippenbach zum "Gesamtwerk Monk", das gerade vom
Züricher Intakt-Label veröffentlicht worden ist (erhältlich
über www.intaktrec.ch). Den gesamten Monk hat Schlippenbach schon
in unterschiedlichsten Besetzungen aufgeführt - genau genommen beschäftigt
er sich seit seinem Studium an der Kölner Musikhochschule mit dem
Werk des revolutionären Jazzpianisten. Mit der Band Die Enttäuschung
führt er die große Unternehmung quasi als mobile Casino-Version
auch in risikofreudigen Clubs und bei engagierten Festivals auf. Neben
Bassklarinettist Rudi Mahall, dem Superstar der aktuellen deutschen Impro-Szene,
spielen in der Hausband von Schlippenbachs Monk-Projekt, Die Enttäuschung,
der Trompeter Axel Dörner, Jan Roder (Bass) und Uli Jennessen (Schlagzeug).
Wenn diese Band alles von Monk aufführen wollte, würde das Konzert
etwa fünf Stunden dauern. Mit Evan Parker und Paul Lovens spielt
Schlippenbach seit über 30 Jahren ausschließlich Free, mit
dem Berlin Contemporary Jazz Orchestra hat er aktuelle Werke zeitgenössischer
Jazz-Komponisten interpretiert - Monk ist das Bindeglied. Richtig schwärmen
kann Schlippenbach vom "rhythmischen Drehmoment" bei Monk, und
bunte Plakate ließ er drucken, die auf die Aufnahmen für "Monk's
Casino" hinweisen, die vor einem Jahr im Berliner Jazzclub A-Trane
stattfanden.
CHRISTIAN BROECKING, die Tageszeitung, Berlin, 4.3.2005
Alle 70 Kompositionen vom "Genius
Of Modern Muslc" an einem Tag spielen, bzw. komplett für eine
3-CD-Edition live aufnehmen, da vermutet man unwillkürlich ein rekordverdächtiges
Mammutunternehmen mit wenig musikalisch-interpretatorischer Relevanz und
Substanz. Aber meilenweit gefehlt! Was der Free-Music-Mitbegründer
von Schlippenbach – eine wenn nicht die bedeutendste Freejazz-lkone
Deutschlands, ja Europas – hier zusammen mit Mahall und Dörner
konzipiert und arrangiert hat, basiert auf jahrzehntelanger Beschäftigung
mit Monk und ist das grosse Jazzereignis des neuen Jahres; und weil jeder
Jazzhörer Monk-Kompositionen kennt, kann er auch nachvollziehen,
mit welcher Phantasie, welchem Können, welch überzeugendem interpretatorischem
vvie improvisatorischem Reichtum, mit welch vielfältiger Herangehensvveise,
die auch Witz und Humor nicht ausschliesst, hier auf die Monk-Kompositionen
eingegangen, kreativ mit ihnen gespielt vvird. Da wird mal nur ein Thema
kurz angespielt, mal werden in einer Art Potpourri Themen aneinandergereiht
oder es gibt freie Improvisationen, Reflexionen, Collagen – das
wurde, wie man hörte, kürzlich in der Roten Fabrik sogar zu
einem anregenden, nie langweilenden Hörvergnügen, obwohl Schlippenbach
unfallbedingt nicht dabei sein konnte! Fazit: Als Nr. 100 von Intakt-Records
eine "würdige" Jubiläums-Edition (rec. live at "A-Trane"
Berlin 2003/2004).
Johannes Anders, Jazz'n'More, Zürich
Featuring Alex Von Schlippenbach
on piano, Axel Dorner on trumpet, Rudi Mahall on bass clarinet, Jan Roder
on bass and Uli Jennessen on drums. Wow! This looks like it could be one
of year's best sets, since Alex is one of our favorite pianists and it
will be intriguing to hear lower case, minimalist trumpet hero Axel Dorner
playing Monk tunes plus Rudi Mahall is another gifted reeds hero who has
done great things with Aki Takase. Turns out that DIE ENTTAUSCHUNG, a
quartet including all of these folks without Schlippenbach, had a Monk
disc out on Grob and a double LP years before that also of Monk tunes,
that we must've overlooked in the past.
This outstanding effort contains 75 Monk tunes, some in medleys and some
by themselves. It is the entire Monk songbook and was once performed in
an entire evening, for some 3 & 1/2 hours. None are done for very
long, but all are done with that inventive spirit. Some surprises are
in store when Alex and Axel switch instruments, as well as when Alex'
s wife Aki Takase is added on toy piano. There are some marvelous solo
sections for piano, trumpet, as well some great duos (piano & bass).
Alex, Axel and Rudi all provide arrangements, everyone contributes to
the way many of these songs are stretched into new shapes. An incredibly
impressive endeavor from five strong musicians, so why not take a few
hours off to emerge in the entirety of Monk's treasure chest of gems.
Bruce Galanter, Down Town Music Gallery, New York, March 2005
Glückliche Tage
Alexander von Schlippenbach durch den Beckett des Pianos, oder:
ein Denkmal für Thelonious Monk.
Er war ein musikalischer Raumkünstler, wie es, zumindest im Jazz,
keinen gab. Alles, was er spielte, war dem Schweigen abgetrotzt. Während
der letzten Jahre seines Lebens spielte er keinen Ton mehr, aber auch
zuvor konnte es sein, dass er ganze Soli mit den Händen über
den Tasten schwebend spielte: virtuell. Sein erratisches kantiges Spiel,
eine fingerbrechend staksige Pianotechnik, leistete dem Irrtum Vorschub,
er könne nicht recht Klavier spielen. In Wahrheit war seine scheinbare
Behinderung Absicht. Thelonious Monk war der Klangarchitekt, der seine
weiten Räume nicht möblierte, mit seiner Musik überhaupt
keinerlei Möblierung beabsichtigte (wie etwa Erik Saties «musique
d'ameublement»). Er liebte die Leere; und was er in diese setzte,
das war aus der Beiläufigkeit gerissen, es warf metaphysische Schlagschatten.
Monk war der Samuel Beckett des Jazzpianos, und wie dieser war er ein
Humorist, ein Clown der existenziellen Art.
Wie kaum ein andrer Musiker blieb Monk nach seinem Tod 1982 lebendig,
in unzähligen Hommagen. Das liegt zum einen an seinem aussergewöhnlich
scharf konturierten kompositorischen Gesamtwerk von siebzig zu einem guten
Teil zu Standards avancierten Titeln (der berühmteste: «Round
About Midnight»). Ein zweiter Grund: In ihrer Kompromisslosigkeit
hatte seine Musik, bei aller formalen Stringenz, immer auch einen subversiven
Kern. Monk war ein avantgardistischer Traditionalist; einer, der eine
Brücke schlug zwischen Ellington oder dem Stride Piano und dem neuen
Jazz. Wenn Free Jazzer der Möglichkeiten müde wurden, liessen
sie sich mit Vorliebe in den weiträumigen und doch klar strukturierten
Landschaften von Monk nieder («ein Vogel flog aus, seinen Käfig
zu suchen», heisst es bei Kafka). So Irène Schweizer, so
Alexander von Schlippenbach, der sich schon immer zwischen Free Jazz und
E-Avantgarde einerseits, Monks und Bud Powells Musik anderseits angesiedelt
hatte.
Nun legt das Zürcher Label Intakt eine Edition vor, die alles übertrifft,
was Monk an Denkmälern bis heute errichtet wurde. Auf drei CDs will
Schlippenbach nicht weniger als ein Gesamtkunstwerk: den ganzen Monk,
siebzig Kompositionen, die meisten bekannt, einige aber Entdeckungen wie
«Green Chimneys», «Stuffy Turkey», «Consecutive
Seconds», «Introspection», «North of the Sunset».
Das nimmt sich auf den ersten Blick wie eines dieser «Projekte»
aus, deren Konzeptbeschrieb spannender ist als die Musik selbst. Ein Mausoleum
für Monk? Eben nicht. Schlippenbach und seine spröde, wilde
Truppe (Axel Dörner auf der Trompete, Rudi Mahall auf der Bassklarinette,
Jan Roder am Bass und Uli Jennessen am Schlagzeug) verzichten zwar, bei
der Anzahl Stücke verständlich, gelegentlich ganz auf Improvisation,
spielen auch schon mal zwei Kompositionen ineinander, beten jedenfalls
das Repertoire insgesamt nicht ehrfurchtsstarr herunter, sondern arrangieren
es zu einem sinnvollen Ablauf, einer Art Meta-Kunstwerk – darauf
bedacht, Monks Klabautergeist gerecht zu werden (am nächsten: die
Monk-Reverenzen von Steve Lacy und Roswell Rudd). Das ist, an drei Tagen
im Berliner Klub «A-Trane» aufgenommen, nicht auf Perfektion,
sondern auf Expression aus, vermeidet Ecken nicht noch Kanten, im Gegenteil:
Droht zu gemütliches Blättern in Monks «Gesammelten Werken»,
wird ein Titel auch schon mal als Geräuschskelett vorgeführt,
das Publikum mit wilden Ausbrüchen aufgeschreckt, und überhaupt
nehmen sich die fünf gegenüber Monk erfrischend viele Freiheiten
heraus. Dörner erinnert in seinem Sound ein bisschen an die Trompeter,
die Monk selbst bevorzugte (Bill Hardman — wer kennt den noch? —
oder Ray Copeland), aber auch etwas an Booker Little. Und Mahall reisst
die Schrunden auf. Er ist ein bemerkenswerter Bassklarinettist, mit den
grossen Ausschlägen und schroffen Umschwüngen von Eric Dolphy.
Schlippenbachs kompletter Monk ist keine Devotionaliensammlung, sondern
der schöne Versuch, im Gesamten mehr als die Summe der Teile zu hören.
Monk schrieb ohnehin an einem grossen Werk fort, seine Kompositionen sind
alle, um mit Goethe zu sprechen, «Bruchstücke einer grossen
Konfession».
Peter Rüedi © Die Weltwoche; 03.03.2005
Die Zeit, Thelonius Monk (1917
- 1982) zu feiern, ist immer richtig, selbst wenn kein Jahrestag ansteht.
Dass die Möglichkeit, seine Complete Works, also seine sämtlichen
72 Kompositionen, am Stück hören zu können, eine Sensation
und Weltpremiere ist, wird bei Monk‘s Casino (Intakt 100, 3xCD)
jedoch trefflich durch die Nr. 100 im Intakt-Katalog unterstrichen. «Gesamtwerke»
zu veröffentlichen, kennt man eher als Jubiläumsgeschäft
großer Labels, die 'Klassiker‘ wie Mozart, Bach & Co.
in die Haushalte pushten. Bei Jazzern reicht es meist, wohl wegen der
auf verschiedene Labels verteilten Rechte, nur zu Complete-Session-Boxen.
ALEXANDER VON SCHLIPPENBACH hatte andere Motive, als er ursprünglich
wohl im Hinblick auf Monks 80. Geburtstag zusammen mit AXEL DÖRNER,
RUDI MAHALL, JAN RODER & ULI JENNESSEN, die unter dem Namen Die Enttäuschung
sich ebenfalls schon intensiv mit Monk beschäftigt hatten, ein Monk-Gesamtwerk-Programm
erarbeitete, das seit 1998 mehrfach auch komprimiert auf einen Abend aufgeführt
wurde. Den Aufnahmen liegen die Aufführungen vom Juni 2003 und Februar
2004 im Berliner A-Trane zu Grunde. Der entscheidende Witz bei diesem
stupenden Projekt liegt darin, dass weder eine traditionspflegerisch brave
Herangehensweise vorliegt, noch Monks Stoff als bloßes Sprungbrett
dient für Meta-Monk-Kapriolen von Impro-Freigeistern. Das nahezu
Geniale besteht in der Anverwandlung an die den Kompositionen inhärente
Idiosynkrasie und Manieristik, die auch garnicht aus ihrer Zeit, den Be-
& Hardbop-Jahren 1947 ff, herausgelöst werden müssen, um
nicht anachronistisch zu wirken, sondern als Meilensteine für das
On-the-Road-Sein des Jazz, an denen man sich immer wieder neu orientieren
und die Schnäbel wetzen kann jenseits von bloßer Hommage oder
Parodie. Dörners Trompete, unvermutet brillant, wenn man ihn nur
von seiner experimentellen Seite kennt, die ihre Schmauchspur beim 'Intro
Bemsha Swing' hinterlässt, vertritt die Stelle von Ray Copeland,
Kenny Dorham, Idrees Sulieman, George Taitt oder Clark Terry, den Trompetern,
die Monks Sound mitgeprägt haben, auch wenn man sich leichter an
das Saxophon von Coltrane, Johnny Griffin oder Charlie Rouse erinnert.
Ein noch größerer Kick freilich ist die Bassklarinette von
Mahall, die die versäumte Kernfusion von Monk und Dolphy nachholt.
Mahalls Dolphy‘esken Bocksprünge sind gleichzeitig absolut
Monk‘isch im Nachvollzug von dessen paradoxem Timing und ebenso
unorthodoxem wie zwingendem Swing. Schlippenbach trifft perfekt Monks
Sinn für Ökonomie, die Intuition, im richtigen Moment keine
Note zuviel an die unwahrscheinlich richtige Stelle zu setzen, ohne Monks
unkonventionelle Intonation zu imitieren, was auch albern wäre. Er
ist nicht Double in einem Biopicture, sondern Soulbrother (minus das Monk‘sche
Schicksal). In dreieinhalb Stunden zuckt man in einen einzigartigen Kosmos
mit, in dem die Monk-Zeit nach Gusto gestaucht und gedehnt wird. Dörner
hat alle Zeit der Welt für sein 'Eronel‘-Solo, anderes wird
stenographiert wie 'Stuffy Turkey‘ (0:44), 'Ruby, My Dear‘
(0:58) oder gestaucht wie bei 'Bye-Ya‘+'Osaka T.‘ (0:48) und
der Bluesminiatur 'Blue Hawk‘+'North Of The Sunset‘+'Blue
Sphere‘+'Something In Blue‘ (1:40) und/oder zum Medley verschachtelt
wie 'Bemsha Swing‘/'52nd Street Theme‘, 'Misterioso‘/'Sixteen‘/'Skippy‘
und 'Japanese Folk Song‘/'Children‘s Song‘/'Blue Monk‘.
Die Ideenvielfalt des Quintetts, Monks Einfallsreichtum von Stück
zu Stück neu und anders umzusetzen, scheint unerschöpflich.
'Rhythm-a-ning‘ wurde wohl kaum je so rasant gespielt oder 'Monk‘s
Dream‘ so bizarr, geschweige denn das frei improvisierte 'Think
Of One'. Schwer zu sagen, wie weit sich Monk selbst in diesem Interpretationsansatz
wohl gefühlt hätte. Aber Stücken wie 'Green Chimneys‘,
'Ugly Beauty‘, 'Humph‘, 'Consecutive Second's', 'Gallop‘s
Gallop‘, 'Hackensack‘ oder 'Boo Boo‘s Birthday‘,
um nur einige der selten gespielten Entdeckungen zu nennen, konnte kaum
etwas besseres passieren, als mit einer derartigen zündenden Spiellaune
als sophisticated Way of Life verlebendigt zu werden, indem gleichzeitig
ihre zwingende Melodiösität und ihr motivischer Pfiff, den Schlippenbach
oft geschickt von Instrument zu Instrument springen lässt, und das
leicht Angeschrägte, das I-do-it-my-way als Folge kleiner Schocks
und lächeln machender Aufreger herausgearbeitet werden. So wird das
Ganze keine Tour de force durch ein Museum, sondern ein enorm vergnüglicher
Abend mit 'A Merrier Christmas‘ und 'Straight No Chaser‘/'Epistrophy‘
als absurden Zugaben.
Rigo Dittmann,
Bad Alchemy, Deutschland, April 05
Le projet d'arranger le repertoire
de Thelonious Monk et d'en faire une relecture personnelle pour une interpretation
live en quintet est le travail de titan que vient d'effectuer le pianiste
allemand Alexander Von Schippenback. Ce triple cd qui regroupe toutes
les perfomances du groupe sur 4 soirs de concert au A-trane de Berlin,
est une source de plaisir assurée pour tous les amateurs du pianiste
defunt et aussi une belle occasion de decouvrir les nouveaux protagonistes
du jazz germanique. Plus d'info sur www.intaktrec.ch
JazzColor,
France, April 2005 (www.jazzcolor.com)
Schlippenbach spielt
Monk
Voller Witz
Für dieses Projekt, für these 3-CD-Box braucht der Kritiker
reichlich Ausrufezeichen. Seit einigen Jahren beschäftigt sich das
Berliner Quartett Die Enttäuschung um den Trompeter Axel Dörner
und den Bassklarinettisten Ruth Mahal mit der Musik von Thelonious Monk,
nimmt sie auseinander, setzt sie wieder zusammen oder denkt sie auch mal
weiter. 2001 erschien die erste Kostprobe davon auf dem kleinen Kölner
Label Grob. Auf dem letztährigen ,Enjoy jazz'-Festival präsentierte
man das Projekt auch live, mittlerweile hatte sich mit der Free-jazz-lkone
Alexander von Schlippenbach ein Pianist vom selben Geist eingefunden.
Hier gibt es also nicht nur die ,Hits' wie ,Round about Midnight', ,Ruby
my Dear' oder ,Well you needn't' zu hören, sondern den ganzen Monk:
64 Kompositionen, teilweise zu Medleys umarrangiert, in etwas mehr als
drei mitreigenden Stunden, live eingespielt im Berliner Club A-Trane.
Das Quintett reibt sich voll Spielwitz und Leidenschaft an diesem noch
immer erstaunlichen CEuvre, spielt damit, improvisiert, swingt, groovt,
dass es eine Freude ist. Einen der Akteure herauszuheben ist sicher ungerecht,
aber was Rudi Mahall hier anstellt, ist schlicht atemberaubend. Wenn sie
sich also nur ein Jazzalbum 2005 kaufen wollen, ein intelligenteres, mutigeres
ist schwerlich aufzutreiben. Ausrufezeichen!
ukr, Stuttgarter Zeitung, 6. April 2005
Wahnsinn! Da hat sich eine
Berliner Fünferbande vorgenommen, das Gesamtwerk von Thelonious Monk
einzuspielen - und das Vorhaben gelingt auch noch: Drei CDs werden dafür
benötigt. Aber der Reihe nach: Pianist und deutsches Free-Jazz-Urgestein
Alexander von Schlippenbach hat sich mit dem relativ jungen Quartett Die
Enttäuschung zusammengetan, um wirklich den ganzen Monk aufzunehmen.
Weil man sich nicht auf die von diversen Platten bekannten Nummern beschränken
wollte, sondern in Bibliotheken nach unbekannten Stücken geforscht
hat (und auch fündig geworden ist!), hat sich das Ganze Jahre hingezogen.
Das Ergebnis ist überwältigend. Falls es irgendwo noch eine
sauertöpfische Jazz-Polizei geben sollte, die missmutig nach dem
Sinn dieser Unternehmung fragt, so wischt „Monk‘s Casino“
schon nach kurzem Reinhören solche eventuellen Einwände locker
beiseite. Denn der Ansatz dieser fünf Wilden ist ein wesentlich breiterer,
als ihn Monk selbst haben konnte - und so wird nicht nur deutlich, wie
umfassend der Monk‘sche Kosmos tatsächlich ist, sondern wohin
er hätte führen können, wenn Monk seine eingefahrenen Quartett-Bahnen
der 1960er-Jahre einmal verlassen hätte. Bei allen avantgardistischen
Winkelzügen, die Schlippenbach und seine Mitstreiter ganz locker
miteinbauen, ist „Monk‘s Casino“ doch nie eine Vergewaltigung
des großen Säulenheiligen. Und Rudi Mahall, der spielt hier
wie um sein Leben - ganz groß!
Rolf Thomas, Jazz thing, 58, Deutschland, April 05
Très peu de façons de servir le jazz auront été
aussi personnelles que celle de Thelonious Monk. Rien de moins qu'un style
inimitable mis au service de compositions novatrices suffira à
envoûter les musiciens les plus pointus de la seconde partie du
XXe siècle. Aujourd'hui encore, le charme persiste, et c'est au
tour d'Alexander von Schlippenbach d'explorer le songbook du maître.
Refusant de réfléchir à des probabilités de
découpes partiales, le pianiste décide d'enregistrer en
quintet l'intégralité des compositions de Monk. La démarche
est inédite, et il ne faudra pas moins de quatre soirs de concerts
pour en venir à bout. Un seul principe : ne pas pratiquer Monk
comme on entretient les langues mortes, mais lui insuffler l'inédit
d'arrangements originaux.
"Avez-vous déjà vu des partitions sur mon piano ?"
répondait, un jour de 1963, Thelonious Monk au journaliste François
Postif qui l'interrogeait sur son rapport à l'improvisation. L'improvisation,
Schlippenbach la connaît pour l'avoir pratiquée souvent.
Mais, cette fois, il lui défendra de mener la danse. Les partitions
ont été consultées - au moyen de quelques efforts
lorsqu'il a fallu mettre la main sur les moins diffusées d'entre
elles -, au quintet, maintenant, de les respecter.
Devant le public du A-Trane de Berlin, Schlippenbach et ses hommes investissent
subtilement le répertoire choisi. Respectueux, ils font alterner
des versions plus ou moins éloignées des originales. Si
les secondes (Misterioso, Ask Me Now, Bolivar Blues) se permettent parfois
quelques références décalées (la clarinette
basse de Rudi Mahall rappelant certaines inspirations d'Eric Dolphy sur
Boo Boo's Birthday), les premières se font réceptacles de
toutes les audaces.
D'abord celle d'accélérer le rythme de certains standards.
Derrière la batterie, Uli Jennessen mène la transformation
de Thelonious ou In Walk Bud en hard bops opportunistes, ou celle de Consecutive
Second's en bogaloo compact et rêche. Toujours impeccable dans sa
façon de rendre nerveuses les interprétations, il peut aussi
oser quelques influences latines délicates (Bemsha Swing, Shuffle
Boll) ou servir une instabilité formelle de rigueur (Monk's dream).
De l'audace, surtout, dans l'arrangement que l'on réserve aux thèmes.
Parfois cités et réunis sous forme de condensés intelligents,
ils subissent tous les affronts. L'Intro Bemsha Swing devient précis
de conduction d'air dans un corps de clarinette, tandis qu'on découpe
Evidence à la hache. Les incartades free, elles, se bousculent
: Think Of One interroge les possibilités de chaque instrument,
l'alambiqué Monk's Dream oppose la trompette d'Axel Dörner
et ses suaves effets de sourdine aux implorations agressives de Rudi Mahall,
qui, ailleurs, mettra en place de manière anguleuse un Straight
No Chaser brillant.
Après ce genre de déconstructions en règle, il arrive
à Schlippenbach de rêver d'épures. Servi par des duos
sophistiqués - fuites élégantes cuivre et bois juste
soulignées, mais de quelle manière, par l'archet du contrebassiste
Jan Roder (Crepuscule With Nellie) -, ou par des solos réfléchis
- la trompette de Dörner rappelant les efforts compressés
du Steve Lacy de Materioso (Eronel), ou l'intervention sur piano jouet
de l'invité Aki Takase (A Merrier Christmas) -, un jazz minimaliste
s'insinue, à l'élégance sobre, inquiétante
parfois (le goût de funérailles d'un Japanese Folk Song des
limbes).
Quand d'autres composent des ruines qui n'ont pas à subir l'épreuve
du temps pour être considérées comme telles, le quintet
de Schlippenbach, lui, choisit de s'intéresser à des chef-d’œuvres
d'architecture. Il en aménage seulement quelques endroits pour
plus de commodité, sans jamais en revoir la moindre fondation.
Hommage appuyé autant que l'était le Be bop de Monk, Monk's
Casino est un édifice somptueux, dont les pierres comme les interprètes
sont de taille.
Grisli, Infratunes, France, April 2005
Expect the Unexpected!
So war das damals: man ging ins Parkhaus Treptow, schmiss einen Haschkeks,
bestellte sich Rotwein und hörte Live-Jazz. Ziemlich spiessig also.
Aber diese Ankündigung “Monks Gesamtwerk in einer Woche”,
gespielt von einer Jazzband mit Spielern, denen man trauen konnte, zudem
angeführt vom geschätzten Alexander von Schlippenbach, lockte
denn doch erwartungsvoll in diesen typischen Jazzkeller, wo die Musik
so direkt war, dass man sie atmen und anfassen konnte. Es war ein ereignisreiches
und sehr inspirierendes Konzert, allein deshalb, weil man wie die Spieler
in der Musik Monks, die so seltsam abgezirkelt und gleichsam stets überschreitend
wirkt, geradezu baden konnte. Oder: sie essen konnte. Atmen und Anfassen
hatte ich schon? Ich hoffe, dass klar wird, was hier wirklich wichtig
war.
Irgendwie scheint es nur logisch, auf jeden Fall überrascht es nicht
wirklich, dass ein knappes Jahrzehnt später das Schweizer Intakt
Label, dem sehr viel um ein selbstverständliches hochqualitatives
Abbilden des Lebendigen in der improvisierten Musik gelegen ist, sich
und uns zum Anlass seines 100sten Release ebenjenes Monk-Projekt unter
dem Titel MONK’S CASINO auf drei CDs herausbringt. Das Konzept hatte
sich mittlerweile jedoch verdichtet: Schlippenbach (Piano), Axel Dörner
(Trompete), Rudi Mahall (Bassklarinette), Jan Roder (Bass) und Uli Jennessen
(Drums), letztere vier Musiker auch als die Berliner Band “Die Enttäuschung”
firmierend, hatten das gesamte musikalische Material von Thelonious Monk
in ein insgesamt fünfstündiges Liveset arrangiert, entgegen
den damaligen Auftritten, die das Material über den Verlauf einer
Woche präsentierten. 72 Stücke, die in ca. dreieinhalb Stunden
reiner Spielzeit in drei Sets präsentiert werden - was ist das denn?
Und was hat das? Ist das Nerd-Wahnsinn, Erbsen-Zählerei, Fanatiker-Sportswahn?
Oder einfach nur, wir erinnern uns, baden, essen, atmen, anfassen?
Die Themen hat der Fünfer mittlerweile sowas von intus, spielt sie
mitunter Schlag auf Schlag, manchmal schieben sich sogar zwei Stücke
übereinander - der Spielfluss ist halt alles. Nach der Sichtung des
Materials, dem kopieren von Kopien und unzähligen Sessions, in denen
die Stücke herausgehört werden mussten, goss man dann eigene
Arrangements und erlaubt sich darin eigene Freiheiten. Das offizielle
Monk-Fakebook von 2002 mit 70 Stücken gab es damals noch gar nicht.
Und die Spieler fanden schliesslich auch noch zwei bislang unbekannte
Stücke.
Was hören wir auf den Platten? Hochleistungssport? Mitnichten. Es
geht vor allem darum, den jeweils eigenen Charakter eines bestimmten Stückes
zu finden und darzustellen, und es geht, logisch, weniger um harmonische
Themen oder gar die möglichst feste Wiedergabe davon. Präzise
und konzentriert spiel-sportelt-schauspielert man mit lässigem Humor
innerhalb einer Sprache, die sehr an ursprüngliche Idiome von Jazz
anknüpft: Konzentration und gleichzeitige permanente Überschreitung,
Einzäunungen und Ausbrüche. Die Aufnahme spiegelt das ebenfalls
wieder: One Takes only, Alternates nur bei ganz groben Schnitzern - eine
Reminiszenz an längst vergangene Jazzaufnahmesituationen. Monks Musik
wird enggeführt und zugleich re-vitali-siert. Möglich gemacht
hat das Intakt, jenes famose und ambitionierte Label, das vor allem Patrik
Landolt, der auch einst die linke Schweizer WOZ mitgegründet hat,
entscheidend prägt. Wer jetzt noch gespannter auf Schweizer Jazz
geworden ist, wie ihn z.B. Intakt prägt, kann testweise in die Doppel-CD
JAZZ IN ZÜRICH reinhören: die erste Seite hat viel Traditionelles
und Nostalgisches, die Zweite aber demonstriert ausschliesslich die aktuelle
Wahnsinnskreativität und Divergenz der Zürcher Szene. Wer hingegen
durchgängigere und entspanntere Stimmungen mag, sollte in WHERE’S
AFRICA hineinhören, eine Kollaboration von Irène Schweizer
und Omri Ziegele. Diese wunderschöne Scheibe, in der Schweizer am
Piano und Ziegele am Sax als Vertreter zweier Zürcher Jazzgenerationen
Wurzeln freilegen und Lieblingsstücke von u.a. Cherry, Ellington,
Monk oder südafrikanischen Komponisten daraus entwachsen lassen,
ist einmal mehr ein Beispiel für die hochkreativen Überraschungen,
die aktueller Schweizer Jazz, wie Intakt ihn neben internationalem auch
abbildet, zu bieten hat. Expect the Unexpected!
HONKER, TERZ, Düsseldorf, April 2005
Guter Free Jazz swingt
Der Berliner Pianist Alexander von Schlippenbach hat das Gesamtwerk
von Thelonious Monk eingespielt
Vor vierzig Jahren probte er mit dem Gunter Hampel Quintett den musikalischen
Aufstand und war bei den Aufnahmen zu "Heartplants" dabei -
die sozusagen deutsche Ära des Free Jazz begann. Seitdem zählt
der Pianist und Komponist Alexander von Schlippenbach zu den Protagonisten
dieser nicht zum sekundären Hören geeigneten Musik. Sein 1966
gegründetes Globe Unity Orchestra verband als Who-Is-Who-Formation
die europäischen Jazzer, sein 1970 gegründetes Trio mit Evan
Parker und Paul Lovens ist das langlebigste Improvisatorenkollektiv dieser
Aufbruchsmusik. Schlippenbach ist tatsächlich noch einer der wenigen,
die sich ungebrochen zum Free Jazz bekennen und immer skeptisch geblieben
sind gegenüber so vagen Termini wie "frei improvisierte Musik".
Nun war der Free Jazz ja einst vermittelt über musikalische Schockwirkung
und revolutionären Impetus. Im kulturellen Kontext des postfaschistischen
Nachkriegsdeutschlands erschienen Free Jazz gar als politische Musik und
die Musiker als kulturrevolutionäre Vorhut - was sich auch auf die
naheliegende Gleichung bringen ließ, Free Jazz sei links. Schlippenbach
schluckt. Nun, er habe sich eigentlich nicht als Revolutionär und
Schocker verstanden. Für ihn war der Free Jazz eine musikhistorische
Notwendigkeit, vergleichbar etwa mit der Neuen Wiener Schule und Schönbergs
Zwölftonmusik. Cecil Taylor und Ornette Coleman hatten vor ihm daran
experimentiert, Colemans Platte "Free Jazz" gab der Richtung
damals den Namen. In Holland kümmerten sich damals fast zeitgleich
Misha Mengelberg und Han Bennink, in England Evan Parker, Derek Bailey
und Tony Oxley um die Entwicklung dieser neuen Musik. Er glaube wohl,
durchaus auf der Höhe der Zeit und im Zentrum musikalischer Entwicklung
zu stehen, sagt Schlippenbach. Natürlich nicht im Sinne des kommerziell
erfolgreichen Jazz und dem ganzen Bullshit von Entertainment und Marketing,
fügt er hinzu.
Die Politisierung des Jazz bewirkte, dass Musiker ihre Geschäfte
in die eigenen Hände nahmen, dass Musikerkollektive wie die Berliner
Free Music Production gegründet wurden, die eigene Konzertreihen
und Festivals organisierten und von Marktkriterien weitgehend unabhängig
auch Platten produzierten, die gemeinhin als unverkaufbar gelten. Problematisch
erschien da eher eine gewisse Verselbständigung und Abkapselung von
anderen Szenen, die Schlippenbach aber in seiner eigenen Arbeit auch immer
zu überwinden suchte.
Seit 1970 wohnt der 1938 in Berlin geborene Musiker und Komponist wieder
in seiner Heimatstadt. Für ihn ist diese Stadt natürlich voll
lebhafter und obskurer Erinnerungen, besonders wenn er sich an die Mauersituation
samt der ganzen Exotik, die der deutsch-deutsche Jazz darin aufzubieten
hatte, erinnert. Dann erzählt er, wie man da in den Siebzigern -
im Anschluss an die "Workshop Freie Musik"-Konzerte und gemeinsam
mit dem obligatorischen Renommierausländer, da deutsch-deutsche Bands
nicht erwünscht waren - die Friedrichstraße passierte, um dort
im 2. Stock über der Melodie-Bar mit Petrowsky, Gumpert und den Bauer-Brüdern
zu jammen. Oder später, als man durch die DDR tourte, in den besten
Hotels wohnte und vor großem Publikum auftrat. Doch Free Jazz als
Errungenschaft deutsch-segregierter Links-Kultur, als ostdeutsche Heimatmusik
sozusagen, das ging auf Dauer nicht durch.
Die suggerierte Tradition und Autonomie eines von den afroamerikanischen
Wurzeln angeblich emanzipierten europäischen oder deutschen Jazz
hält Schlippenbach für ein äußerst fragwürdiges
Konstrukt. Das Gerede von jener Befreiung halte er für einem verzweifelten
Versuch, eine vermarktbare Identität zu erfinden. Deutsche Autonomie
im Jazz sei eine Lebenslüge, absoluter Blödsinn.
Für ihn ist der afroamerikanische Jazzrevolutionär Thelonious
Monk schon immer ein prägender Einfluss gewesen. Der 1982 verstorbene
Pianist und Komponist habe ein Werk hinterlassen, das wie ein "erratischer
Block" in der Geschichte stehe - 59 Stücke zählt Schlippenbach
zum "Gesamtwerk Monk", das jetzt unter dem Titel "Monk's
Casino" als 3-CD-Box beim Züricher Intakt-Label veröffentlicht
worden ist (erhältlich über www.intaktrec.ch). Monk ist das
Bindeglied von Schlippenbachs sehr unterschiedlichen Projekten, richtig
schwärmen kann er vom "rhythmischen Drehmoment" bei Monk,
und hippe bunte Plakate ließ er drucken, um auf die Aufnahmen für
"Monk's Casino" hinzuweisen, die vor einem Jahr im Berliner
Jazzclub A-Trane stattfanden.
Für den Free Jazz ist neben dem Wissen um die Tradition die eigene
Erfindung wichtig. Die allerdings sei nicht lehrbar. Jazzmusiker wie er
sind Freiberufler, und er glaubt, dass er und seine Frau, die Pianistin
Aki Takase, zu den wenigen gehören, die von ihrer Musik leben können.
Reich werde man aber damit nicht, und wenn man vielleicht mal den monatlichen
Durchschnittsverdienst eines Facharbeiters erreiche, sei ein Free Jazzer
schon gut im Geschäft.
Free Jazz bezeichnet also eine Musik, die grundsätzlich offen ist.
Zugegeben, Schönberg sagte, dass ein leerer Saal nicht gut klinge,
und er irrte mit seiner Annahme, dass die Menschen heute seine Zwöftonmelodien
auf der Straße pfeifen würden. Sicher sei eben, dass es eine
permanente Revolution in der Musik nicht gebe, resümiert Schlippenbach.
In diesem Sinne jedoch sei FreeJazz neu, unbequem und radikal. Es gebe
noch viele Regeln zu brechen. Guter Free Jazz swingt - das sei die Message
dieser Musik.
CHRISTIAN BROECKING, taz Nr. 7650 vom 27.4.2005, Berlin
Songbooking
There is no shortage of jazz albums where musicians play the compositions
of Thelonious Monk, whose tunes are among the most recognizable and complex
in the bebop cannon. But the three-CD box called Monk's Casino is altogether
something else. Pianist Alexander von Schlippenbach was joined by Die
Enttäuschung--a phenomenal German quartet featuring trumpeter Axel
Dörner and jiggly-legged bass clarinetist Rudi Mahall that's recorded
plenty of Monk tunes on its own over the years--to record a version of
every single known composition of Monk (over 70 of them). I was lucky
enough to see this band perform the entire project live at the Berlin
Jazz Festival in 2002, where droll humor and dynamic arrangements helped
to make it clear that this was no stodgy repertoire ensemble. While various
members take concise solos here and there, the ultimate aim of Monk's
Casino is to put the spotlight on the tunes qua tunes. Obviously Monk's
oeuvre works brilliantly as a fleet of improvisational vehicles, but part
of the reason they bring us so much pleasure in that context is how we
can constantly refer to the jagged, indelible melodies, no matter how
far out a soloist goes. In this project the occasional solos enhance the
snappy readings of the compositions, rather than the other way around.
worldly disorientation, April 18, 2005
Monk covers are as regular
as the tides these days. Everyone from Wynton Marsalis on one end, to
Steve Lacy at the other, has seemingly picked the songbook clean. Most
have mined it for the more accessible ore and left the more erudite entries,
tunes like “Sixteen” and “North of the Sunset,”
untapped. Into this arena of precedence and cherry-picking Alexander von
Schlippenbach audaciously ups the ante by tackling the entire compositional
corpus. Live in front of an audience with no tune left behind. The knee
jerk question is “why?” followed closely by the counsel quotable
through an apropos Monk title, “Well You Needn’t.” Schippenbach
and his colleagues stampede the doubters and skeptics with a resounding
and emphatic “why not?”
Such a temerarious enterprise requires the conscription of a team up to
the rigors of the challenge. Always the savvy strategist, Schlippenbach
enlisted an existing quartet, Die Enttäuschung, whose principal repertoire
already revolved in Monkian orbits. The pianist’s own reverence
for the repository dates back decades and his method of improvisation
couches heavily in the angular proclivities of his elder influence. Rudi
Mahall, Axel Dörner, Jan Roder and Uli Jennessen are younger in years,
but no less enraptured with their chosen muse. Operating under the colorful
collective sobriquet Monk’s Casino, the five channel their energies
to the daunting task of doing the music justice. And while it’s
obvious that diligent rehearsals presaged the program, the set still exudes
the extemporaneous thrill of roulette wheel in motion, the whims of chance
at least partially dictating song order and structure.
All seventy compositions from the hat-and-bearded one’s venerable
folio receive exposition. Taped over four days at the Berlin jazz club
A-Train (though the quintet reportedly tackled the entire oeuvre in a
single evening at the 2002 Berlin Jazz Festival) the tracks benefit from
a sharp fidelity and inclusive mix. The interpretations run a sweeping
gamut. A handful are retooled as medleys, among them an inspired coupling
of “Let’s Cool One/Let’s Call This.” Some like
“Stuffy Turkey” and “Ruby My Dear” are rendered
in boiled-down miniature with barely room enough for terse melody statements
before the page turns. Others unfold over lengthier stretches, but none
crack the six-minute marker. Schlippenbach varies the flow, keeping the
catena moving and off-kilter as the five men jump from one improvisatory
bullet-point to the next.
“The pianist's own reverence for the repository
dates back decades and his method of improvisation couches heavily in
the angular proclivities of his elder influence.”
Mahall’s bass clarinet occupies the slot so commonly held by tenor
saxophonists in Monk’s own bands with shrewd acumen and aplomb.
Only occasionally does he indulge in the stomach-in-throat intervallic
swoops that date back to Dolphy’s innovations. More often he jockeys
the middle registers, slaloming the zigzagging rhythmic peaks and troughs
with sure-fingered ingenuity. His husky terpsichorean improvisations on
“Introspection” illustrate one example of many clever turns.
Dörner’s trumpet often favors gelid voicings over calefactory
ones. On “Green Chimneys” his inflection crumples into crisp
crenellated textures while a solo Clark Terry-inspired rendering of “Eronel”
takes shape in a cool succession of slippery soap bubble notes. Roder
and Jennessen do far more than summon simple support. Conjoining the snare
and cymbal veracity of Monk alum Art Taylor with the capriciousness of
a Jim Black the drummer keeps the beats both elastic and erratic. Roder
weighs a similar balance on bass, cantilevering between even-keel and
abstract counterpoint. Assuming the prerogative of low-key leader Schlippenbach’s
keys caulk the crannies, sketching a mercurial circuit from frontline
to comping roles.
The band also accords ample sway to its freer leanings in a manner that
Schlippenbach’s other cover band, the standards-only Night &
Day, isn’t prone to. “Monk’s Dream” wobbles playfully
on a scrubbed-skins rhythm and fractured string-dampened facsimile of
the theme. Mahall injects steam whistle screeches and Dörner growls
metallically both open and muted. “Consecutive Second’s”
receives new life as a stomping staccato boogaloo while “Gallop’s
Gallop” erupts as a gloriously rambunctious freestyle fracas. The
third disc pitches a few other curveballs as Schlippenbach and Dörner
switch instruments for a mishmash medley of “Japanese Folk Song,”
“Children’s Song” and “Blue Monk.” Toward
the set’s close Aki Takase takes the stage for fleeting rumination
on “A Merrier Christmas,” her tinkly toy piano an amusingly
pranksome presence recalling Monk’s own late-50s experiments with
celeste. But, as Schlippenbach states via his prefatory address in the
set’s accompanying booklet, even with liberties freely taken, the
crux of importance rests with respecting the integrity of the tunes. Even
the most abstract statements, such as the disembodied breath sounds that
presage “Bemsha Swing,” subsume self-effacingly to the probity
of the themes proper.
Does the world need yet another glorifying and adulatory Monk project?
The answer to that interrogative is as subjective as any other aesthetic
question. But when the results convey as much clever creativity and unflagging
brio as this industrious Intakt offering the inclination to argue against
the enterprise withers easily in the mind.
Derek Taylor, All About Jazz, USA, Mai 2005
Dass es in regelmäßigen
Abständen Jazz-Platten gibt, die ausschließlich aus Neuinterpretationen
von Kompositionen Thelonious Monks bestehen und dass allwöchentlich
Jazz-Platten erscheinen, auf denen mindestens ein Stück von Monk
stammt, wird wohl seine Gründe haben. Die knappen Themen, oft nur
aus ein, zwei Riffs bestehend, skizzenhaft hingeworfen, bluesgetränkt,
eckig und skurril, fordern gleichsam die Auseinandersetzung heraus, so
als würden sie schreien: "Spiel mich!" Der Berliner Pianist
Alexander von Schlippenbach begann Mitte der 90er Jahre, an eine Live-Realisierung
des Monk'schen Gesamtwerks zu denken, also ein Programm mit allen 70 "amtlichen"
Kompositionen, die der nonkonformistische Meister in seinem Leben je schrieb.
Nicht ohne (berechtigten) Stolz präsentiert das Schweizer Label Intakt
Records dieser Tage die Nummer 100 in seinem Katalog: eine 3-CD-Box namens
"Monks Casino", welche Schlippenbachs Monk-Marathon, aufgenommen
im Berliner Club "A-Trane", dokumentiert. Der Pianist dazu lakonisch:
"Es ist kein enzyklopädisches Vorhaben, sondern eine Bearbeitung
des Gesamtwerks von Monk für eine Live-Darbietung an einem Abend.
In Monks's Casino geht es oft schnell und manchmal auch turbulent zu.
Es ist aber alles gut organisiert und so weit unter Kontrolle."
Dreieinhalb Stunden Musik, unterteilt in drei Sets (= drei CDs) –
die Dramaturgie ergibt sich ganz locker aus der losen Abfolge von kurz
angespielten Themen und breiter angelegten Arrangements inklusive Soli,
die sich aber immer dem knapp gehaltenen Gesamtkonzept unterordnen. Schlippenbach
hat als kongeniale Partner das Quartett mit dem selbstironischen Namen
Die Enttäuschung gefunden, das schon vor dieser Zusammenarbeit einschlägige
Monk-Erfahrung gesammelt hat: Rudi Mahall (Bassklarinette), Axel Dörner
(Trompete), Jan Roder (Bass), Uli Jennessen (Schlagzeug). Da werden auf
Grund der Instrumentierung nostalgische Gefühle wach: Was hätte
entstehen können, wenn Monk und Dolphy in einer fixen Band miteinander
gespielt hätten?
Monk-Liebhaber und Leute, die es noch werden wollen, hören hier die
All-Time-Hits wie "Blue Monk" oder "Round About Midnight"
in teilweise sehr eigenwilligen Versionen und können Obskures wie
"Consecutive Seconds", "Japanese Folk Song" oder"A
Merrier Christmas" (als Gast: Aki Takase am Spielzeugklavier!) entdecken.
Schlippenbach präsentiert eine gekonnt abgeschmeckte Menüfolge,
lässt einmal das Thema "unangetastet", arbeitet ein anderes
Mal kontrapunk tisch, frei assoziativ oder in Medleyform, schichtet manchmal
zwei Themen einfach übereinander. Nach etwa einer halben Stun de
ergibt sich nach und nach ein organische Fluss, sodass man richtiggehend
in die Monk'schen Klänge eintaucht und abhebt.
Martin Schuster, Concerto, Österreich, April 05
Dischi JAZZ MONK' S CASINO
Tutti i brani di Thelonius rifatti da Von Schlippenbach
Con quel nome, il pianista tedesco Alexander von Schlippenbach potrebbe essere un interprete della più impettita tradizione accademica. Invece cavalca da 40 anni l' improvvisazione radicale europea, avendo fra l' altro fondato la storica orchestra Globe Unity. Nel box di tre Cd Monk' s Casino riesce ( con un ottimo quintetto) in un' impresa appassionante: riproporre l' intero corpus compositivo di Thelonius Monk, capostipite di tutte le avanguardie jazz. Sono 71 brani ( a essere pignoli ne manca uno, Round Lights ) che badano soprattutto all' impatto tematico, con scarne improvvisazioni nelle quali brilla il clarinetto basso di Rudi Mahall. Così, curiosamente, i brani durano spesso quanto le prime incisioni di Monk, nate all' epoca dei 78 giri. Ma alla fine della maratona l' impatto di questa musica resta formidabile. Alexander Von Schlippenbach MONK' S CASINO ( Intakt)
Sessa Claudio, Corriere della Sera, Italy, 23 aprile 2005
The career of most artists
follows one of two paths: linear (Pablo Picasso or Gato Barbieri) or circular
(Chick Corea). Few can or wish to maintain multiple personalities creatively.
In music, there are more instances of this kind of multi-tasking and German
pianist Alex von Schlippenbach has proven himself especially adept.
In the January 2004 issue of this gazette, two CDs by Schlippenbach were
reviewed; The first was a ecstatic new entry into the catalogue of the
Globe Unity Orchestra (which he founded in 1966) and the other was a quartet
outing.
Now, two new discs document further sides of the pianist. The first is
a live set by his long standing trio with saxophonist Evan Parker and
drummer Paul Lovens (first documented in 1972 and steady since then).
The second is an ambitious 3-CD set by a quintet (the only holdover from
the above quartet being fabulous bass clarinetist Rudi Mahall) doing the
entire Monk songbook. Few would attempt such disparate projects
and even fewer would bring them off so successfully.
Schlippenbach has commented on how much he prefers to keep playing with
certain players, the years together actually forcing them away from inevitable
cliches. Coming on to 35 years together, his trio
combines a remarkable freshness with a reserve and patience that is lacking
in some of the more nascent and less road-tested improvising ensembles.
It is rare to call anything free "tasteful'' but given that the shared
trait amongst these three musicians is intellect, it is appropriate. Many
don't like free improvisation,
calling it repetitive and self-indulgent. And in many cases they are right.
But the Schlippenbach Trio would make anyone reconsider that notion. Decades
together lead to some fascinating conversations.
In 1992, Schlippenbach and some of his avant garde friends recorded several
sets of standards,
operating incognito in an attempt to prove they were as capable as anyone
at playing straight. (An FMP EP first recorded the group doing the the
same thing in 1984). The fruit of this deception was a six-CD box set
released in 2003. It should surprise no one though that Schlippenbach
would be attracted to this kind of music; give a good listen to his album
of Jelly Roll Morton music from 1980. But Monk's Casino is not a novelty
piece. This is as serious a reading of Monk's oeuvre as has been attempted
by those more expected to do this sort of thing. In fact, one can posit
the theory that Schlippenbach's style is the child of his European classical
training and his fascination for Monk's incomparable compositions.
The quintet, Schlippenbach, Mahall, trumpeter Axel Dörner, bassist
Jan Roder and drummer Uli Jennessen, rejoices in Monk across the three
discs. His music perseveres because it is timeless jazz, not period pieces.
And the group treats them with the respect they deserve and the occasional
subversions and bits of humour that Monk would expect. The highlights
of this set is appreciating Schlippenbach's authentic
technique and wondering why Monk himself never thought to use a bass clarinet.
Andrey Henkin, All About Jazz New York, USA, Mai 2005
and
All About Jazz
One of the best straight
no chaser jazz releases of the year
Box sets documenting the complete output of a composer are relatively
commonplace in classical music but rare in jazz, which understandably
enough prefers to document musicians as performers rather as composers;
you'd need a small fortune to buy all the available Miles Davis box sets
on the market, but to the best of my knowledge nobody's ever released
a recording of the complete Miles Davis songbook. Here though, for once,
is just such a product: not Miles's but (better) Monk's. Yea, verily,
the Compleat Thelonious Sphere Monk, performed by pianist Alexander von
Schlippenbach with Die Enttäuschung, a quartet consisting of Axel
Dörner on trumpet (it's NOT the Axel Dörner Quartet, as stated
by Ben Watson in a recent Wire), Rudi Mahall on bass clarinet, Jan Roder
on bass and Uli Jennessen on drums. Schlippenbach couldn't have chosen
a better band to take along for the ride either, especially considering
the quartet's debut double album (vinyl only, long sold out) consisted
solely of Monk covers.
At 2002's Berlin JazzFest, Schlippenbach actually managed to get through
the entire Monk book – all 70 compositions – in one monster
four-set evening, and by playing these three CDs back to back and imagining
what it might all have sounded like with Manfred Schoof and Gerd Dudek
on board I guess you can get something of the flavour of that marathon
event. Provided, that is, you're a speed freak – with so much music
to get through, be warned that Alex and his boys ain't fucking around:
only 11 of the 57 tracks here last longer than five minutes, and of those
six manage to steamroller two or more Monk tunes together into compact
mini-suites. Even well-worn ballads ("Pannonica", "Ruby
My Dear", "Round About Midnight"..) are taken at a gallop's
gallop. Schlippenbach's project may be a bit nutty, but it's not just
functional trinkle tinkle; the Monk oeuvre, particularly "Round About
Midnight', has long been hackensacked out of shape by stuffy turkeys all
over the planet from John Abercrombie to Kevin Yost. Refreshing then to
hear it played with a bit of rhythm-a-ning and bemsha swing.
The arrangements, courtesy Schlippenbach, Dörner and Mahall, are
tight and skilful, and the solos superb. If Rudi Mahall isn't the most
exciting and technically accomplished jazz bass clarinettist around right
now, I'd like you to tell me who is. It's almost impossible not to think
of Dolphy on listening to the wide register leaps of his bass clarinet,
particularly on his solos in "Coming On The Hudson", "Brilliant
Corners" and "Hornin' In". Team him up with Dörner
(who knows his Booker Little inside out – witness his invisible
jukebox for Signal To Noise #27 Fall 2002) and the reference to the great
Dolphy / Little quintets on Prestige is clear. (Everyone remembers the
Five Spot band with Waldron, Davis and Blackwell, but the earlier Far
Cry outfit with Jaki Byard, Ron Carter and Roy Haynes is probably closer
to what's going on in Monk's Casino.) That said, Dolphy never went in
for the kind of paint-stripping squawks that Mahall inserts into "Monk's
Dream", and Little sadly didn't stick around long enough to master
the extended techniques that Dörner uses in his rather lengthy introduction
to "Bemsha Swing" (though they do sound oddly out of context
here). Schlippenbach himself manages to let off some of his own free fireworks
from time to time, notably in "Hornin' In", but elsewhere Monk's
quirky harmonies and voicings don't leave pianists much room for manoeuvre.
(Try playing "Ruby My Dear" or "Monk's Mood" à
la Bill Evans or Ahmad Jamal or George Shearing and you'll see how godawful
it sounds.) When an opportunity presents itself to really swing hard or
rock out, though, the quintet jumps on it: "Green Chimneys"
boogaloos wickedly, "Consecutive Seconds" (not a Monk tune at
all in fact, but by Oliver Nelson) sounds like it should have been released
on Stax, and if you're feet don't start tapping during "We See",
well, you've probably died and just haven't realised it yet.
The unsung heroes on Monk's albums were always his bassists and drummers
– shots out to Gene Ramey, Al McKibbon, Wilbur Ware, John Ore, Art
Blakey, Frankie Dunlop, Shadow Wilson and Ben Riley - and true to tradition
Roder and Jennessen's contributions are as solid and essential as they
are discreet. Monk's Casino has already attracted a lot of attention,
not because it's an epic postmodern or post-something reworking of The
Tradition à la Braxton (thinking of his recent huge Standards set
on Leo), but because it's an honest, respectful and professional piece
of craftsmanship, and one of the best straight no chaser jazz releases
of the year, full stop.—
DW, Paris-Transatlantic-Magazin, Global Coverage of New Music,
Mai 2005
Dies ist eine Edition, die
alles übertrifft, was bislang an Denkmälern für Thelonious
Monk errichtet wurde. Der skurrile Pianist und Komponist, der zu den Mitbegründern
des neuen Jazz zählt und 1982 nach Jahren der Abwesenheit starb,
hat ein beachtliches Gesamtwerk hinterlassen. Von den rund 70 Kompositionen
sind viele zu Standards des Jazz geworden, der berühmteste dürfte
"Round midnight" sein. Seit Jahren befasst sich der Berliner
Pianist Alexander von Schlippenbach mit Monk. Schon als junger Student,
Ende der 50er Jahre, lernte er Stücke des genialen Außenseiters,
der Anfang der 60er Jahre als überragendes Genie gefeiert wurde.
Später hat er sie in seine diversen Ensembles einfließen lassen.
1995 dann wurde erstmals das Gesamtwerk Monks aufgeführt, gemeinsam
mit dem Berliner Quartett "Die Enttäuschung". Schlippenbach
nähert sich dem Werk weder chronologisch noch systematisch, sondern
- wie es sich für einen improvisierenden Musiker geziemt - unter
dem Aspekt der Bearbeitung für eine Aufführung an einem Abend.
Die kürzlich veröffentlichte Box mit drei CDs freilich ist in
drei Sets gegliedert, ein zusammengesetzter Live-Mitschnitt vom Berliner
A-Trane, verdaulicher. Neu sind nicht nur die Arrangements, sondern insgesamt
die Spielhaltung, mit der Monks Stücke vorgetragen und improvisatorisch
ausgestaltet werden. "Bei manchen Themen", sagt Schlippenbach,
"improvisieren wir gar nicht, die müssen ganz schnell hintereinander,
wie aus der Pistole geschossen, kommen. Da ist immer wieder eine Überraschung
gegeben. Manchmal spielen wir sogar zwei Stücke gleichzeitig, die
sich überlagern". So wird das umfangreiche Repertoire nicht
andächtig abgefeiert, sondern in neue Abläufe gebracht. Die
an drei Abenden eingespielten Titel zielen nicht auf Perfektion, sondern
auf Expression. Soli des Bassklarinettisten Rudi Mahall (ein neuer Monk-Sound)
und des Trompeters Axel Dörner geben dem Ganzen die Würze, Bassist
Jan Roder und Schlagzeuger Jan Jennessen tun ein Übriges. Free-Jazz-Pionier
Schlippenbach kommt mit Monks Klavier-Gestolper zweier asynchroner Finger
gut zurecht. Er schlägt souverän eine Brücke zwischen Stride,
Eilington und neuem Jazz. Nicht nur bekannte Titel wie "Epistrophy",
"Misterioso" oder"Straight, no chaser" gilt es mit
anderen Ohren zu hören. Mit "Green chimneys", "Stuffy
turkey" und "Introspection" sind auch Entdeckungen zu machen.
Deutlich wird: Monks Kompositionen (Schlippenbach: "Jede seiner Kompositionen
ist eine Perle für sich. Dadurch unterscheidet er sich von Ellington,
von dem es auch B-Stücke gibt") taugen als Vorlagen, deren thematische
Struktur zu beachten ist. Sie machen ihn zu einem der ganz großen
Themenkomponisten des Jazz, der auch nach Jahrzehnten nichts an Lebendigkeit
eingebüßt hat. Was die Kompositionen beispielhaft abhebt, ist
ihre demonstrative Motiventwicklung, das kühne Spiel mit der Symmetrie
und ihrer Negation sowie Spiegelungen komplementärer oder kontrastierender
Themen. Sie zusammengetragen zu haben in zerfledderten Manuskripten, vergilbten
Fotokopien und schwer lesbaren Transkriptionen, "die wir modifiziert
und hoffentlich auch verbessert haben", ist Schlippenbachs Verdienst.
Und das Verdienst des kleinen Schweizer Labels Intakt, das das abenteuerliche
Unterfangen veröffentlicht hat. Das Marathon"Monk's Casino"
ist Pioniertat, Würdigung und Retrospektive in einem.
Reiner Kobe, Jazzpodium, Stuttgart, Mai 2005
He's hardly under-exposed,
but apart from a few devoted Monastics like the late Steve Lacy and Roswell
Rudd, how many musicians have made a serious and in-depth study of Thelonious
Monk? And, for that matter, for all the gazillion times you've heard "Straight,
No Chaser" or "Round About Midnight", how many times have
"Gallop's Gallop", "Consecutive Seconds", "Humph",
"Functional" or "Who Knows" turned up on a set list?
Alexander Von Schlippenbach is best known as the leader and mage of The
Globe Unity Orchestra, a stalwart of the European free scene. Anyone listening
attentively down the years would have recognised a lot of Monk in the
mix, sometimes merely borrowed phrases, but just as often unannounced
tunes and medleys that always suggested the German had studied the Monk
canon with special care. His aim with this project was to make available
the whole opus over two or three club nights, or in a single evening,
as went down on one remarkable occasion at the 2002 Berlin JazzFest. The
music's been done again since then and these recordings date from June
2003 and February 2004.
To clinch the rhetorical question above, it might be worth breaking off
here, jotting down all the Monk titles you know, and scoring the result
like those time-wasting word games in the paper: 30 = novice, 40 = oblate;
50 = acolyte; 60+ = abbot. Anything more than 70 and you'd have to be
Thelonious Monk. That's the number Schlippenbach has arranged, sometimes
as full-out improvisation grooves like "Bemsha Swing" on volume
one or "Hornin' In" on the second disc, but just as often in
miniature form, like the 44 seconds of "Stuffy Turkey" on the
first disc, and just shy of a minute's worth of "Ruby, My Dear"
on the second. As this suggests, the pianist isn't driven by consensus
tastes, but nor does he seem to be airing unfamiliar tunes just because
they're arcane, as some have been doing recently. "Boo Boo's Birthday",
once championed by Kenny Drew Jr and almost no one else, has become a
bit of a cliche "surprise choice".
One can imagine Schlippenbach tackling the whole thing on his own, but
the group is integral to the success of the project. Axel Dörner's
trumpet sounds completely idiomatic, even though Monk always seemed to
favour saxophone players. Rudi Mahall's bass clarinet adds richness of
texture and some unexpected sonorities. Jan Roder and Uli Jennesen complete
the line-up. It must have been tempting to drop in some gimmicks in case
interest flagged. There were reports of a large rubber ball being used
for cueing in at one of the gigs but apart from that, and from Schlippenbach
and Dbrner swapping instruments on "Japanese Folk Song", "Children's
Song" and "Blue Monk", and Aki Takase guesting on toy piano
on "A Merrier Christmas", it's done pretty straight and stands
up more than fairly.
It's worth investing the time to sit down and listen to these straight
through. Monk's dissonance isn't frightening any more, but because it's
lost its shock impact, we've tended to forget or to overlook just how
alienating a wallop some of these tunes still pack. What's important about
this set is that it restores the idea of Monk as a great jazz composer,
not just as an eccentric performer who hived off weird solo ideas and
sold them as tunes. The wheel has come round again for Thelonious.
By Brian Morton, The Wire, London, Mai 2005
Intakt est un label suisse
de grande renommée, qui situe sa production dans le jazz contemporain
et les musiques innovatrices. Il propose donc un coffret de trois CD qui
reprennent 67 compositions du légendaire compositeur, interprétées
par le pianiste, compositeur, arrangeur, Alexander Von Schlippenbach qui
utilise aussi la trompette. Assisté pour ce travail important d'Axel
Dörner (tp), et aussi piano fugitivement, Rudi Mahall (bass clarinet),
Jan Roder (b), Uli Jennessen (dr), sans oublier l'épouse d'Alexander,
Aki Takase (toy piano), qui fait un passage météorite. Il
faut saluer ce travail fait par une équipe étonnante, où
l'esprit, la musique de monsieur Monk sont revus, plus de 25 ans après
sa mort, dans un contexte d'une modernité constructive qui, dans
un certain sens, continue le travail du génie. En gardant tout
son sel, et l'ensemble des thèmes où nos musiciens viennent
y apporter leur vision d'une forme de continuité actuelle, pour
moi, il s'agit d'un excellent travail qui peut s'écouter d'une
traite. Le renouvellement est constant et bien approprie, avec les chants
intérieurs de la grande musique de Théolonious. Obligatoire
pour celui qui veut découvrir le jazz dans une forme qui se veut
éternelle et musique du XXIe siècle.
Jazz Notes, France, Mai 2005
Monk et merveilles
Les
Inrockuptibles, France, July 2005
Schlippenbach is the
premier Monk interpreter we have alive today.
Lying alone in bed late at night, as a teenager, I was fascinated with
"Thelonious in Action". Most nights, I fell asleep as "Light
Blue" [first track on side A] was playing. I used to imagine New
York and especially The Five Spot in 1958, as it must have looked in 1958
when Monk recorded this music. His sound was mesmerizing. His keying "errors"
[as people thought of them then] and off-beat strokes were fascinating
to listen to. Truly, this was music that had opened my ears to other worlds,
other music I'd not known. Fast forward a number of decades to 2005. German
pianist Alexander von Schlippenbach has had a fascination with Monk's
music for decades. [A favourite example of how radical his re-interpretations
of Monk can get can be heard on his duo date with wife Aki Takase "Live
in Berlin 93/94 - Piano Duets". This is where he reinvented four
Monk standards into his own unique pieces. In fact, Aki guests on "A
Merrier Christmas", where she plays the toy piano.] It's without
any surprise that Alex decided to go ahead and tackle Monk's music one
more time.
However, the new 3 CD set "Monk's Casino" is not just another
Monk tribute. This is in fact a COMPLETE Monk songbook. Apparently, not
one written Monk piece was missed. Recorded on two June nights in 2003
and two February nights 2004 at A-Trane in Berlin, this quintet interpreted
the complete Monk songbook on each single night. More than three hours
of music in one show. [What a bargain!] To be fair, this is really a shared
effort between Schlippenbach and Die Enttäuschung quartet made up
of the other members - who already cut their teeth on Monk material on
their debut release. On the first few listens, what's shocking about this
record is just how un-radical Schlippenbach's readings are. This is fairly
straight-ahead jazz.
There are a few challenging passages that are worthy of mention. Rudi
Mahall's stunning breathless, spittle-full bass clarinet solo on "Intro
Bemsha Swing" is equally mesmerizing. Rudi repeats his stunning form
on a too-brief solo on "Light Blue". The uneven, falling-off-the-ladder
feel of "Evidence" - shifting chords that get lost somewhere
between the cracks. Axel Dorner's trumpet blows reach high for the sky.
This is the most straight-ahead record I'd heard him play. Rhythm section
made up of bassist Jan Roder and drummer Uli Jennessen offer a sturdy
backbone for the band to lay their foundation on. The deeper you dig into
this release, the more you realize, you can't actually remember the last
time you heard someone cover "Humph" or "Hornin' In"
or dozen other lesser known selections from Monk's repertoire. Schlippenbach
plays all of this music with such ease; it's almost as if he was born
for this project. His strokes are so final and committed; you know his
heart is in this material. He's the perfect man for this gig. There is
no substitute. Group dynamic is so high and their interaction is so strong.
More than two decades after his death, Monk's arrangements stand the test
of time. Kudos goes to Intakt for seeing this project through to its fruition.
In a world of uncertainties, it's good to have an absolute to go on. Sure
enough, Schlippenbach is the premier Monk interpreter we have alive today.
Tom Sekowski, Gaz-Eta, Nr. 32, Poland
Schlippenbach / Dörner
/ Mahall / Roder / Jennessen - Monk's Casino
Kompozycje Monka zdaja³ sie³ stanowic´ wdzie³czny materia? do interpretacji.
Sie³gaja³ po nie równie che³tnie nie tylko muzycy jazzowi, ale
i rozmaici jazzowi i rockowi odszczepien´cy. Lekko zwichrowane melodie,
obdarzone specyficzna³ rytmika³ i harmonia³ zache³caja³ do rozmaitych
odczytan´.
Jasnym jest wie³c to, z²e "Monk's Casino" nie jest pierwszym
w ogóle zestawem kompozycji Monka zagranych przez innych muzyków,
bo przeciez² takowe na koncie maja³ chociaz²by Steve Lacy czy Wynton Marsalis
(te nazwiska zosta?y wybrane po to, by us´wiadomic´, z²e utwory
te potrafi?y zafascynowac´ osoby posiadaja³ce dos´c´
róz²nia³ce sie³ wizje jazzu), ba, nie jest to nawet pierwsze do
nich podejs´cie firmuja³cej ten trzyp?ytowy box pia³tki (vide nagrania
kwartetu Die Enttäuschung z drugiej po?owy lat 90.).
Jest to chyba jednak pierwsza próba wykonania za jednym podejs´cie
"dzie? wszystkich" Theloniousa Monka. Tym, co czyni ca?e przedsie³wzie³cie
jeszcze bardziej niezwyk?ym jest fakt, z²e utwory zosta?y przez Schlippenbacha,
Dörnera i Mahalla zaaranz²owane tak, by moz²na je by?o wszystkie
zagrac´ podczas jednego klubowego koncertu, nie pomijaja³c przy
tym niczego istotnego.
Czy ten zamys? sie³ powiód?? Niewa³tpliwie, tak. Oto otrzymalis´my
zestaw interesuja³co zaaranz²owanych i wys´mienicie zagranych przez
wszystkich bez wyja³tku muzyków utworów. Utworów
zapewne mocno skondensowanych, które jednak z tego powodu nie ucierpia?y,
a cze³sto, wre³cz przeciwnie, zyska?y na intensywnos´ci i mocy.
Dodatkowym atutem p?yty jest fakt, z²e nagrania zarejestrowano na z²ywo
- poste³puja³c przy tym nieco niekonsekwentnie, bo nie jest to zapis jednego
wyste³pu, lecz fragmenty czterech róz²nych - przez co zyska?y one
na lekkos´ci i witalnos´ci. I choc´ nie zawsze muzycy
wykorzystuja³ improwizacje³ - niektóre z utworów zosta?y
w stu procentach odegrane, tak jak je wczes´niej zaaranz²owano -
to jest to bez cienia wa³tpliwos´ci album jazzowy, zas´ uz²yte
instrumentarium sprawia, z²e moz²na miejscami odnies´c´ wraz²enie
jakbys´my s?uchali Monka graja³cego z Dolphym.
"Monk's Casino" to zestaw, którego s?uchanie ani przez
chwile³ nie nuz²y, a wre³cz przeciwnie nieustannie ekscytuje i sprawia
wielka³ przyjemnos´c´. Zas?uge³ nalez²y przypisac´ zarówno
kompozytorowi, jak i muzykom, którzy graja³ z niezwyk?a³ lekkos´cia³
i swada³, nigdy nie przekraczaja³c granicy dobrego smaku. W ich interpretacjach
s?ychac´ i stary jazz, i echa wspó?czesnos´ci muzycznej
- nie tylko tej jazzowej. Wszystkie elementy wspó?brzmia³ w tych
nagraniach bezkolizyjnie, zas´ kwintet nawet uwspó?czes´niaja³c
filigranowe tematy Monka, zawsze traktuje je powaz²nie i z szacunkiem,
ani przez moment nie popadaja³c w postmodernistyczna³ groteske³ czy pastisz.
Gora³co zache³cam do poznania "Monk's Casino", moim zdaniem
jednego z najlepszych wydawnictw jazzowych 2005 r.
Tadeusz Kosiek, Dia Pa Zon, Poland
5 Stars
As Bach arrived at his own defining statement of harmony and form in his
"Well Tempered Clavier," so can it be said forSchlippenbach
and his group in this three CD-collection, one that could have easily
been titled "The Well-Tempered Monk". In a little over three
hours, these men have undertaken the challenge of arranging and performing
the complex and varied pieces of Thelonious Monk in toto. This musical
tourde force is not just another Monk tribute but a defining moment itself
since it's the first time all 72 of the Maestro's works have been released
in one complete package. The goal of this project, according to Herr Schlippenbach,
was not to be simply encyclopaedic but to re-work the music and have it
fit into a single performance. Presented in 2002 at a marathon concert
at the Berlin Jazz Festival, the performance captured here also occurred
live in that same city, but on two separate occasions, in June 2003 and
in February 2004.
When listening to the
entire work, we learn a few things about Monk himself, the performer's
musicianship and the jazz continuum. It is important to note that Monk,
probably more than any other composer, is cited as a source of inspiration
for many a free jazz player, Schlippenbach being decidedly one. The angularity
of the melodic motifs, the unconventional harmonic logic, and the subtly
but cleverly displaced rhythmic patterns are all attractive features of
Monk's style, not to mention his typical emotional depth and playfulness.
All these facets are captured in the inventive arrangements executed by
the leader on piano, Axel Dörner on trumpet, Rudi Mahall on bass
clarinet, Jan Roder on bass, and Uli Jennessen on drums. The trumpet,
for one, usually takes the load with the bass clarinet serving as harmonic
outliner, melodic counterpoint, or rhythmic accentuator. The piano is
percussive, yet richly voiced, showcasing melodic figures here and there
while the bass and drums mark time and add colour to the proceedings.
For the most part, tunes are presented singly only being combined in diptychs
and triptychs on occasion. The segues require some quick and agile thinking
from the musicians given that Monks pieces are quite different from one
another in spite of belonging to a unified and coherent artistic vision.
Not everyone would approach these pieces as they are performed here (these
are arrangements, after all), but the group plays in the spirit of Monk's
best combos. Coming from a European free jazz matrix, Schlippenbach and
his group don't rely on the clichés to which North American players
often fall prey. It's quite refreshing to hear how an approach based on
more "neutral," nonidiomatic training enables the performance
of this music to soar beyond mere stylistic imitation, as each tune has
the imprint of this group's "style," such as in the polyrhythmic
interplay of "Monk's Point," the rattling cowbell breaks of
"Misterioso," or the lyrical solo rendition of "Eronel,"
where the silences are an integral part of the music.
Paul Serralheiro, The Music Scene, Sommer 2005, Canada
Bon an mal an, il y a toujours
des parutions discographiques qui se démarquent du lot. Parfois,
c'est l'ampleur même de la chose qui accroche I'œil (comme
les rééditions anthologiques), parfois c'est la performance
qui bouleverse, parfois c'est l'originalité même du concept
de départ, ce dernier point étant justement le cas en ce
qui concerne cette remarquable nouveauté. En effet, en trois disques
compacts (trois heures et seize minutes, pour être exact), cinq
musiciens passent en revue I'œuvre complète (71 morceaux)
de l'un des monstres sacrés du jazz, le tout aussi unique pianiste
que compositeur Thelonious Monk. Aventure musicale dirigée de main
de maître par, le vétéran pianiste berlinois Alexander
von Schlippenbach, ce Casino de Monk est une entreprise assez unique dans
les annales du jazz. Certes, la musique de Monk figure sur d'innombrables,
disques, et pas seulement en jazz, mais le fait de tout jouer dans le
cadre de concerts -marathons n'a peu sinon aucun précédent.
C'est en 1996 que le pianiste s'est greffé à quatre plus
jeunes collègues allemands qui, eux, interprétaient déjà
un grand éventail de pièces du maître. Plusieurs prestations
européennes suivirent (surtout en Allemagne et en Autriche), préludes
aux enregistrements captés sur le vif dans un club berlinois à
l'été 2003 et, en reprise, à l'hiver 2004. Venir
à bout de ces pièces en si peu de temps relève du
tour de force, mais l'ensemble s'acquitte de la tâche avec brio.
On notera surtout le merveilleux tandem de souffleurs que sont Axel Dörner
(trompette) et Rudi Mahall (clarinette basse), ce dernier étant
un musicien à découvrir de toute urgence, si ce n'est déjà
fait. Ils ravivent le spectre de l'équipe de Booker Little et Eric
Dolphy du début des années soixante. Point de nostalgie
ici, cependant, mais une complémentarité tout aussi inspirante
que celle de leurs légendaires prédécesseurs. La
rythmique de Uli Jennessen (batterie) et de Jan Rôder (contrebasse)
ne clopine pas non plus; tous deux sont à la hauteur de la situation,
bien qu'on aurait souhaité un peu plus de personnalité de
leur part. Dernier, mais non le moindre, Herr von Schlippenbach, à
67 ans, reste toujours l'un des piliers les plus solides de la musique
improvisée européenne (écoutez son trio avec Evan
Parker et Paul Lovens et donnez-moi de vos nouvelles). Aussi éclaté
qu'il peut être, il n'a jamais rompu les, amarres avec le jazz américain.
Preuve éclatante à ce sujet, ce coffret nous permet d'entendre
l'intégralité de I'œuvre monkienne sans succomber aux
tentations des relectures de répertoire aseptisées. Ça
vous intéresse?
Marc Chénard, La Scene Musicale, Sommer 2005, Canada
Hérésie &
blasphème! Les curetons en mordent leur soutane: Alexander von
Schlippenbach, l'un des principaux tirailleurs du free jazz européen
s'attaque à la totalité du répertoire de Monk. Séances
d'exorcismes et prières quotidiennes n'eurent aucun effet, Schlippenbach
mit sa menace à exécution lors de l'édition 2002
du festival de jazz de Berlin (les Québécois Jean Derome,
Pierre Tanguay et Pierre Cartier passèrent eux aussi près
de l'exploit à la même époque).
Ce qui intéresse Schlippenbach n'est pas tant la musique de Monk
que les compositions de ce dernier. A l'opposé d'un Lacy, étudiant,
enquêtant et disséquant la mécanique Monk (le travail
de toute une vie!), Schlippenbach cherche une nouvelle lecture des thèmes
du pianiste, quitte à en découvrir (par hasard ?) quelques
sens cachés. Ce que l'on retient en premier lieu ici, c'est que
Monk s'acoquine à toutes les sauces : Monk-swing (Thelonious
Stuffy Turkey), Monk-bop (Brilliant Corners, Criss Cross, In
Walked Bud), Monk-free (Gallop's Gallop, Hornin' In) voire
Monk-funk (Consecutive Second's, rock-funk à la sauce
James Brown). Jusque-là, les curetons ont tout juste: c'est Monk
qu'on assassine !
Ces mêmes curetons, qui ne se gêneront pas pour épingler
le côté sportif, athlétique et extravagant de ce coffret
de trois disques, passeront bien sûr à côté
de l'essentiel, à savoir le traitement époustouflant que
Schlippenbach réserve à chaque pièce de Monk. Ici,
chaque thème (plusieurs sont enchaîneés, d'autres
sont écourtés au possible) propose une clé potentielle
à l'édifice Monk, à sa modernité, à
sa potentialité, en un mot à son immortalité. Prenez
Evidence: Schlippenbach abuse de son côté décalé,
le surexploite, et de ce fait, rejoint un peu de la vérité
de Monk. Prenez Green Chimmeys que le batteur transforme en calypso-jazz
(admirable autonomie d'Uli Jennessen qui mixe chabada et latin jazz dans
son jeu). Prenez Round Midnight que le pianiste interprète
avec passion et stoicisme pendant que la section de soufflants impulse
un riff tout droit tiré de Four In One. Prenez Ruby,
My Dear, ici méconnaissable. Il faut se rendre à l'évidence:
Monk jubile et les curetons pleurent!
Pour élaborer cette musique, le pianiste a fait appel à
Axel Dömer, hérétique né (les sourds le découvriront
ici bopper), Rudi Mahall (Monk meets Dolphy via Mahall), Jan Roder et
Uli Jennessen, essentiels piliers de cet iconoclaste quartet. Quant au
leader, il s'amuse comme un fou, n'en croit pas ses oreilles et contemple
avec jubilation cette véritable machine à swing et à
sens.
Le label Intakt pouvait-il mieux rêver pour sa centième référence
?
Luc Bouquet, Improjazz, France, Juillet & août 2005
UnAMERICAN ACTIVITIES
#56
Monk's Casino
Hard as it may be to believe now, in 1955 Thelonious Monk and his music
were thought so weird and inaccessible that Orrin Keepnews of Riverside
records was able to exclusively sign the pianist by paying Prestige records
the $108.27 Monk had overdrawn against future royalties. A series of well-conceived
discs on Riverside—and later Columbia—raised the profile of
the eccentric, hat-wearing former High Priest of Bebop to such an extent
that he ended up on the cover of Time in 1964.
As he became less communicative and more ill, Monk nearly disappeared
from public view in the 10 years before his death in 1982, only to have
his iconic sounds gain a new following from 1990 onwards. Now there’s
a Thelonious Monk piano competition—a concept that the eccentric
keyboard attacker would probably have found laughable—and every
neo-con or fusioneer tries to record at least one Monk piece—or
a whole CD of them—to show his or her hipness.
Today many of his tunes are so familiar that they almost sound commonplace.
Especially preferred is the unthreatening “Round Midnight”,
an atypically gentle ballad and a strictly horizontal number, which like
Charles Mingus’ “Goodbye Porkpie Hat” and Ornette Coleman’s
“Lonely Woman”, could use a ten-year recording hiatus. Yet
by constantly performing that one as well galloping through of some of
his more rhythmic lines such as “Evidence”, most players miss
the essence of Monk.
One who doesn’t is German pianist Alexander von Schlippenbach, who
aptly demonstrates this on Monk’s Casino (Intakt), a three-CD set
that exemplarily recasts many of Monk’s compositions while performing
them all—including a couple that were never recorded. Unlike the
fusoids and neo-cons who amplify the pianist’s unique song structure
as a way to appear far out, these 57 tracks probably contain some of Schlippenbach’s
most mainstream playing. Paradoxically, this is truer to Monk’s
vision than those purported improved versions of his tunes since he didn’t
consider his work weird, just unique. Schlippenbach, who often includes
some Monk in his solo programs and free improv works, can identify with
that.
Classically educated and a member of mainstream bands in the 1960s, Schlippenbach
is part of Europe’s first generation of free jazzers. Best known
for his 30-year association with British saxophonist Evan Parker and German
drummer Paul Lovens in a trio, his large scale writing and arranging skills
were put to use in versions of the Globe Unity Orchestra. Besides freeform
numbers, he also arranged work by Monk and Jelly Roll Morton for the band.
Set up as with a “pick any number” wheel of fortune motif,
this set resulted from two dedicated live gigs in a Berlin club by the
pianist’s combo specifically designed to record the oeuvre. While
his playing here may be slightly conventional—in a Monkian sense—that
doesn’t mean that some of the 57 tracks don’t get POMO stimulus.
Consider the group’s make-up. The other four other players were
initially the Die Enttäuschung band, whose first CD was a Monk tribute.
Individually, though, they don’t function as a copycat ghost band.
As simpatico here as drummer Frankie Dunlop and bassist John Ore—who
coincidentally also played with Sun Ra—were with Monk, bassist Jan
Roder and drummer Uli Jennessen are no neo-boppers. Jennessen is in a
free jazz trio with Canadian bassist Joe Williamson and eccentric American
guitarist Eugene Chadbourne, while Roder has worked with everyone from
Berlin pianist Uli Gumpert to Romanian pianist Mircea Tiberian.
As for the front line, Monk’s trumpeters of choice were solid mainstreamers
like Ray Copeland, Clark Terry, and Thad Jones. While sufficiently muted
or brassy when needed here, Axel Dörner sometimes demonstrates the
extended technique that elsewhere has allowed him to originate a minimalist
trumpet vocabulary. Furthermore, except when one reedist tripled on it
during his 1963 Philharmonic Hall concert, Monk never recorded with a
bass clarinet. His combo preference was for the tenor saxophone, which
for many years was handled by Charlie Rouse.
Thus without a role model, bass clarinetist Rudi Mahall brings his own
personality to these pieces. In fact, his playing is as innovative on
his chosen axe as other Monk saxophonists such as John Coltrane and Sonny
Rollins were on theirs. Nürnberg-native Mahall has done everything
from recording atonal solo numbers to playing with cool alto saxophonist
Lee Konitz. His fondness for quick glissandi sometimes suggests Eric Dolphy,
another Monk admirer.
Ranging from near-palindromes—musical verses that sound the same
backwards and forwards—to out-and-out contrafacts—or tunes
consisting of a new head superimposed upon an already existing set of
changes—to down-to-earth rhythmic numbers, the band actually plays
71 [!] Monk compositions. Taking anywhere from 41 seconds to ten minutes
to perform, each man has plenty of scope to express a specific musical
personality.
Not only does the unique instrumentation, arrangement, and the band members’
extended techniques provide fresh consideration of the familiar work,
but Monk’s Casino also includes versions of some pieces recorded
once, if at all. Then there are interpolations and medleys that highlight
the interrelation of numbers in Monk’s book.
Take the sole appearance of “Round Midnight”, for instance.
Latterly coupled with “Four in One”, it’s double-timed
in the middle before a quick sprint back to the initial theme. It features
Schlippenbach at his most characteristically Monk-like, especially when
he sprays ragged glissando over the keys, circling the melody, as Mahall
washes wave after wave of Dolphyesque runs over it.
Similarly, “Misterioso/Sixteen/Skippy” becomes a triptych
that begins with the first familiar theme tossed in quarter tones from
trumpet to clarinet until the pianist provides high frequency, near boogie-woogie
voicing, with sudden unexpected, half-second pauses in the center. Restrained
plucking from Roder and resonating r atamacues from Jennessen back Dörner
and Mahall trading fours which makes short work of “Sixteen”—recorded
just once by Monk in 1952. Changing directions, “ Skippy”
is taken at a more elevated tempo than usual and features the woodwind
player sluicing glottal action in false registers, while the brassman
negotiates choked-valve double counterpoint and the drummer adds timed
rat-tat-tats. Comping in octaves, Schlippenbach finally pushes the others
to recapitulate the head, with the tune’s finale an expected drum
break, bass pluck, and unison horn vamp.
Then there’s the run-through of “Green Chimneys/Little Rootie
Tootie”. A quasi-m ontuno beat driven by cross-sticking from Jennessen
invests the first tune with agitato excitement that continues as the second
theme appears, With the tempo halved for a muted trumpet and slap bass
exchange, the pianist moves from stride to some Monkish, elbow-launched
key pounding at the end.
Still, if interpretation was Monk’s Casino’s only virtue than
it would be little different from the multitude of tribute discs that
have appeared since 1982. Chick Corea did an early one that was well-played,
but rounded all the corners of Monk’s angularity. In contrast, each
of the players here is given scope to re-imagine the compositions.
Dörner’s “Intro Bemsha Swing”, for instance, is
three minutes and 29 seconds of bubbling blows and scrapes, internal growls,
and freed air passages. Irregular textures pass from the mouthpiece to
the bell, or snake through the valves. Peeping trumpet licks then join
in double counterpoint with bass clarinet slurs to introduce the theme
on the next track. Soon afterwards, however, “ 52 nd Street Theme”
is interpolated as well, sounding more like an Ur-bebop line than it does
in other contexts.
“Gallop’s Gallop”, on the other hand, is taken at Ramones-style
tempo, with Jannessen’s snares beating out a military tattoo and
irregular pitch vibrations ranging from cries to growls nearly piercing
the horns. Occasionally, if the theme peeks through the punk rock velocity,
Mahall smears tunnel-echoing s pectrofluctuation, Dörner shrills
rubato bugle-calls, and Schlippenbach key-clips to compete.
“Monk’s Dream” erupts into Dadaism with a pseudo- prepared
piano intro giving way to wah-wahs from the trumpeter, discordant wounded
bird squeals from the bass clarinet, and what sounds like Jennessen tossing
unselected cymbals across the stage floor. The entire effect conjures
up a visual picture of midget clowns honking noisemakers to disrupt a
serious circus performance.
“Rhythm-a-ning”, almost six minutes of agitato, shows the
connection between Monk’s bebop roots, the New Thing, and earlier
jazz. Dörner may be muted and Miles-like, but post-modernist Mahall
triple-tongues and slides from exaggerated grace notes to basement slurs.
Providing linkage for the others, Roder walks as the pianist’s comping
is closer to boogie woogie than bop.
Other pieces include embellished Dixieland counterpoint or intermittent
rondo references. Some have the horns limning the theme at one speed and
the rhythm section playing at another. At only 58 seconds, for example,
“Ruby My Dear” appears to have three separate harmonic and
rhythmic lines going at once.
Finally, the renditions of certain too-familiar pieces are so overblown
that they almost appear to be parodies—that is if dissonant multiphonics
didn’t finally shatter the mood. Played almost straight, in this
context a two-minute version of “Off Minor” sounds as traditional
as “My Old Kentucky Home” or “Satin Doll” until
Schlippenbach spools arpeggios every which way, and the horns harmonize
the theme in broken cadences.
Still, for all his enlightened soloing other places, Mahall is a little
too Dolphyesque on several pieces, a tendency one would hope he’ll
mute in the future. Regrettably too, unless one lives and breathes Monk,
listening to all three discs in one sitting could induce stupor from his
singular vision.
Or perhaps it won’t. For doubtless some fans will leap up and do
bear-like shuffling dances around their listening area, honoring this
quintet’s renditions the same way Monk used to celebrate his own
music.
Ken Waxman, 8 August 2005, One Final Note, USA
Recorded live, these three
CDs chronicle Thelonious Monk’s songbook by respective musicians
who generally explore the freer side of matters, coalescing as a quartet
for a rapidly paced marathon. Ultimately, these works generally intersect
as the band has quite a bit of fun varying tempos, switching gears and
then at times, performing Monk within a mainstream jazz format. With dabs
of post modernism interjected into the overall schema, the music features
a bit of cavorting here and there, along with blithe swing vamps and much
more. On “52nd Street Theme,” the rhythm section injects an
Afro-Cuban framework beneath trumpeter Axel Dorner and saxophonist Rudi
Mahall’s zigzagging lines. But on a split-second’s notice,
they jump into a briskly moving bop groove. Here and elsewhere throughout
these three CDs, the quartet melds traditional Monk with a nouveau disposition,
whereas all hell breaks loose on “San Francisco Holiday,”
for example.
Pianist Alexander Von Schlippenbach comps within a Monk-ish state of mind
and on pieces like “Japanese folk Song,” he spearheads a lighthearted
swing motif. Every so often, notions of an after-hours jam session come
to mind and on “Blue Hawk,” Mahall and Dorner execute an upbeat
vibe, awash with animated choruses. However, this boxed set provides more
than a simple rehashing of Monk’s compositions. Essentially, the
quartet instills a singular persona into the entire program via nicely
rehearsed arrangements and an influx of twists and turns. Naturally, Monk
is Monk, and most of these works are easily identifiable. Therefore, the
live renderings of his songbook combine elements of wit, humor, frenzy
and a focused game-plan to complement the soloists’ synchronous
facilitations and spirited exchanges.
Glenn Astarita, 2005, USA, JazzReview.com
VON SCHLIPPENBACH SPIELT MONK
«Die Noten anders setzen»
Neudeutung kommt beim deutschen Free Jazzer Alexander von Schlippenbach
vor Konservierung: So begegnet er auch dem Opus des amerikanischen Sonderlings
Thelonious Monk, das er in einer grandiosen Triple-CD würdigt.
Am liebsten warf man ihm vor, gar nicht besonders Klavier spielen zu können.
Mit seltsam nach oben gebogenen Fingerspitzen hämmerte er auf die
Tasten. Unorthodox waren auch seine Themen, die er mehr einkreiste denn
traf. Er trug unmögliche Hüte, manchmal vergass er, den Mantel
abzulegen, und wenn die Kollegen an der Reihe waren, schraubte er sich
vom Hocker und begann einen unheimlichen Tanz. Was er spielte, hatte etwas
stolpernd Vertracktes. Thelonious Monk (1917 – 1982) ist trotzdem
der Klassiker des modernen Jazzpianos schlechthin.
«Monk hat alles losgetreten, er kam vor Parker und Gillespie»,
meinte Art Blakey. Doch in dem Moment, als das auch andere erkannten,
bekam Monk wegen Drogenbesitz eine sechsjährige Auftrittssperre.
Diese Jahre musste er am Klavier absitzen. «Jazz ist mein Abenteuer»,
sagte er in dieser Zeit einmal, «darum geht es: einfach nur die
Noten anders setzen.» In der legendären Zweizimmerwohnung San
Juan Hill, Ecke West 63rd Street New York hat Thelonious Monk das getan.
Alexander von Schlippenbach hat seine Affinität zu Spiel und Themen
des amerikanischen Sonderlings nie verheimlicht. Seit Mitte der 60er Jahre
gilt der Berliner mit Jahrgang ’38 als Nestor des deutschen Free
Jazz. Er hat ihn in kleinen Formationen und mit seinem Globe Unity Orchestra
auf die grossen Bühnen gebracht, wobei er eine Horde von Individualisten
zu kolossalen Konzeptionen im Big-Band-Format verband.
Casino statt Museum
Nun hat von Schlippenbach mit vier jüngeren Kollegen der Berliner
Band Die Enttäuschung ein Monk gewidmetes Projekt eingespielt –
eines, das an keiner Stelle enttäuscht. In einem dreieinhalbstündigen
Programm, welches das Quintett gelegentlich in voller Länge als drei
Sets hintereinander auch live spielt, werden sämtliche 70 Monk-Kompositionen
geboten. Was nach Enzyklopädie klingt, erlaubt sich kleine Freiheiten
und ist in der Summe eine Sensation von hohem Reiz und Wiedererkennungswert.
«Casino» nennt Schlippenbach sein Projekt und nicht Museum.
Museales darf man von ihm aus Prinzip nicht erwarten. Vorliegender Tonträger
ist eine genialische Verneigung, ein Marathon als Rückholaktion,
ein grosses Wiederentdecken voller einnehmender Spielfreude.
Trompeter Axel Dörner, Bassist Jan Roder, Schlagzeuger Uli Jennessen
und Bassklarinettist Rudi Mahall sind die idealen Partner dieser Tour
de Force, auf der man nebenbei auch darüber staunen darf, wie nah
Letzterer einem anderen Klassiker des Jazz kommt, den man für einmalig
gehalten hatte: Eric Dolphy.
Wie der grosse und früh verstorbene Revolutionär der tiefen
Klarinette schlittert und schwelgt Mahall durch den Materialberg. In die
Jazzgeschichte allerdings sind nur periphere Begegnungen Monks mit Dolphy
eingegangen. Also belegt schon die ungewöhnliche Bandbesetzung die
Absicht des Spiels, bei dem respektvolle Neudeutung vor pseudo-ehrfürchtigem
Konservieren rangiert.
Monk hatte in den späten 60ern viele enttäuscht, weil er sich
der damaligen Free Jazz-Bewegung nicht anschloss. Er umgab sich mit einem
eher durchschnittlich besetzten Quartett und blieb auch in der weiten
Welt in seinem engsten Umfeld. Auf den späten Europatourneen führte
er den Stoff seines Lebens vor und drehte sich um sich selbst: schroff,
verquer, bizarr, phlegmatisch und sonderbar.
Signale aus Zürich
Wie er durch solche Treue zu sich selbst ein kaum überzubewertender
Anreger geblieben ist, beweist die durchwegs gelungene Frischzellenkur
auf diesen drei CDs. Sie sind nicht zufällig die 100. Veröffentlichung
des Zürcher Labels Intakt. Seit 1986 sendet es unter der Leitung
von Patrik Landolt aus einer Altbauwohnung an der Neptunstrasse vielfältige
Signale des neuen Jazz – von so hoher Qualität, dass sie in
der Welt gehört werden.
Ulrich Steinmetzger, Berner Zeitung, 9. August 2005
Im Casino der Erinnerungen
Alexander von Schlippenbach interpretiert Thelonious Monk
Man muß schon ziemlich verrückt sein, wenn man sich vornimmt,
das "Gesamtwerk" von Thelonious Monk in ein Konzertprogramm
zusammenzudampfen und damit auch für eine CD-Veröffentlichung
gefügig zu machen. Zwar ist Monks Opus nicht so unüberschaubar
wie etwa das von Duke Ellington, auch weil er die große Form und
Third-Stream-Experimente gemieden hat; aber siebzig dieser eckigen, harmonisch
querköpfigen, gleichwohl einprägsamen und deshalb in der Welt
mit besonderer Liebe als Herausforderung angenommenen Themen des 1982
gestorbenen Jazzpianisten kommen da schon zusammen.
Allerdings steht hinter diesem Projekt keine Obsession, kein Vollständigkeitswahn
- dazu hat es sich zu lange, nämlich knappe zehn Jahre, und zu organisch
entwickelt. Alexander von Schlippenbach, um den es hier geht, hatte sich
mit den Monk-Stücken, und zwar allen, schon geraume Zeit auseinandergesetzt,
aber diese eben noch nicht zu einem einzigen Produkt gebündelt. Diese
Idee war dann nur ein Schritt, freilich ein langer. In endlosen Gruppenprozessen
wurden die Arrangements zusammengefügt, es wurde viel Notenpapier
beschrieben, das jetzt aber nicht mehr auf den Pulten liegt, weil sich
das Programm in vielen Konzerten längst im Gedächtnis festgesetzt
hat und nun die fliegende Selbstverständlichkeit und den hemmungslos
inspirierten Drang vermittelt, der in derart aufwendigen Konstruktionen
im Jazz so selten vorkommt.
Drei Teile hat ein solches Konzert, eins zu eins abgebildet in einem Live-Mitschnitt
auf drei CDs von jeweils ungefähr einer Stunde Dauer. Etwa die Hälfte
der Monk-Kompositionen sind zu tausendfach zitierten Evergreens geworden.
Das 1944 geschriebene "Round Midnight" ist von allen seitdem
entstandenen Jazzthemen wahrscheinlich das meistgespielte. Die beständige
Liebe zu den Standards im Jazz hat nicht immer mit der Hochachtung ihrer
Qualität seitens der Interpreten zu tun, sondern entspringt oft auch
dem Spaß, etwas sehr Bekanntes individuell zu bearbeiten. Der Hörer
hat viel davon, weil er kunstvolle Verfremdungen schon bei der ersten
Begegnung viel besser mitvollziehen kann, wenn er das Ausgangsmaterial
bereits kennt. Die Befürchtung jedoch, einzelne Titel könnten
auch hier ohne wahre Liebe der Musiker nur aus Gründen ihrer Popularität
ausgewählt worden sein, ist bei der über jeden Zweifel erhabenen
Qualität dieser kantigen Charakterstücke nicht relevant.
In einem kontrollierten Tumult höchster Originalität bringt
Alexander von Schlippenbach die Themen auf die Bühne. Bei der Wahl
des CD-Titels "Monk's Casino" waren die Spielleidenschaft, das
Tempo der hüpfenden Roulette-Kugel und der schnell hin und her geschobenen
Spielmarken eine Anregung und auch, hintersinnig, die italienische Bedeutung
von "casino", so etwa als "drunter und drüber".
Unberechenbar tauchen die prägnanten Melodien auf, wie flüchtige
oder gute Bekannte oder fremde Gesichter auf einer großen Party,
als kurzes Zitat oder als Grundlage ausschweifender Improvisationen, manchmal
in kleinen Medleys zusammengefaßt, ineinander übergehend oder
als abgeschlossenes Werk.
Die Arrangements scheinen ganz aus dem Geiste Thelonious Monks zu kommen,
spiegeln die unerwarteten Volten der Originale in schrägen, schrillen
Harmonisierungen und verqueren Kontrapunkten, aber auch bedächtigem
Schönklang, wenn es die Atmosphäre der Vorlage verlangt. Selten
hat von Schlippenbach die Spannung seines künstlerischen Lebens -
nämlich die zwischen reinem Free Jazz, Traditionsbewußtsein
und klassischer Bildung - so kreativ und witzig inszeniert wie in dieser
Monk-Sinfonie, in der die Musiker in freiem Interplay umeinander tanzen
oder in Solo-Improvisationen ihre Paraphrasen-Phantasie ausloten und vor
allem - swingen dürfen. Die einfachen metrischen Rhythmen hatte der
Free Jazz ja in seinem revolutionären Furor abgeschafft. Daß
man dem Jazz diese elementare und in dieser Art nur ihm eigene Wonne einer
motorischen Körperdurchdringung nicht für alle Zeiten abnehmen
konnte, belegt von Schlippenbach mit dieser Produktion zwingend.
Das Quintett hat mit Jan Roder (Baß) und Uli Jennessen (Schlagzeug)
eine kompetent treibende und in den freien Teilen intelligent splitternde
und anregend reagierende Rhythmusgruppe. Axel Dörner ist der mit
dem burlesken Humor von Don Cherry versehene, aber in längeren Soli
auch zu weiträumigem Linienspiel fähige Trompeter. Und Rudi
Mahal? Romane könnte man über den besten und einzig ernst zu
nehmenden Jazz-Baßklarinettisten seit dem Tod von Eric Dolphy (1964)
schreiben, über die Farbspiele, den Fluß der sonderbaren Einfälle,
die Mischung von Ausbruch und notentreuer Gruppendisziplin. Sagen wir's
mit dem New Yorker Kritiker Andrey Henkin, der sich nach Anhören
dieser drei CDs fragt, warum Thelonious Monk nicht selbst auf die Idee
kam, eine Baßklarinette zu verwenden.
ULRICH OLSHAUSEN, F.A.Z., 22. 10. 2005. (c) F.A.Z
Even among the giants of jazz,
pianist/composer Thelonious Monk has some special significance. While
his music might have once appeared the most idiosyncratic of jazz creations,
he seems to invite a kind of trans-cultural interpretation. The Japanese-American
Miya Masaoki has performed Monk’s tunes on koto and more recently
Chinese pipa virtuoso Min Xiao Fen has been performing Monk as well. Monk
has also long enjoyed a special status among Europe’s free improvising
pianists, including Holland’s Mischa Mengelberg, Switzerland’s
Irene Schweizer, Aki Takase—transplanted from Japan to Germany—and
her husband, German pianist Alex von Schippenbach, who here undertakes
Monk’s complete works—71 compositions in three CDs.
What’s the special appeal? Likely the idiosyncrasies are the same
things that transcend the local. In a sense, harmony in Monk isn’t
harmony any more. Chord changes are weird abrasions fused to truncated
melodies, then repeated in the conventional forms of popular songs. The
Monk phrase is an emblem, as iconic as any mask, its form and material
as indistinguishable as they might be in a tribal fetish. Percussive dissonance
is gestural, like Monk playing an E flat minor 7 chord with his forearm.
Monk wasn’t just a great composer; he was a great sonic sculptor.
The present homage—a project to play all of Monk’s oeuvre
in a single night—was first conceived by Schlppenbach in 1996, and
he then enlisted the aid of the quartet Die Enttäuschung, the other
musicians here, whose first release had been a two LP set of Monk’s
music. Trumpeter Dörner and bass clarinetist Mahall contribute some
of the arrangements along with Schlippenbach, and there’s tremendous
variety, ranging from straight-through readings of the tunes to medleys
to some open and collective improvisation, as well as plenty of bop-style
improvisation. The band is remarkably flexible, bassist Jan Roder and
drummer Uli Jennessen providing yeoman service to the better-known front-line,
while Dörner’s precise trumpet and Mahall’s gritty bass
clarinet provide a drily distinct timbre for Monk’s music, alternately
playful and abstract, buoyant and visceral. Only Dörner’s “Intro
Bemsha Swing”—literally air through pipes--wanders into the
sonic exploration with which he’s associated. Otherwise this is
Monk presented largely on Monk’s terms. From the best known—“Round
Midnight” and “Straight No Chaser”—to the least—maybe
“Humph” and “We See,” it’s all here.
It’s quite possible to get through this in a single three-hour sitting,
and I’d recommend it at least the first time through. In that sense
it’s comparable—as annotator John Corbett points out—to
the Collected Works of Anton Webern. It also suggests how fruitful such
an experience might be, given the range of nuance and suggestion that
Monk’s music involves.
Stuart Broomer, Music Works, Fall 2005, Canada
The wonderful novelty of having
Monk's 70 compositions in one package is cranked up a notch by the rarity
of some of the tunes' - you'll be hardpressed to find a jazz fiend who
can hum a few bars of "Consecutive Seconds," "A Merrier
Christmas" or "North of the Sunset."
One of jazz's most remarkable composers, Monk emerged from the same swing-and-standards
milieu as Charlie Parker's posse of beboppers. But rather than following
that crew in developing the swing vocabulary into something more fleet
and sophisticated, the iconoclastic Monk turned the music upside down
and shook it by the ankles. He stripped it down and created an angular
new architecture of melody rhythm and harmony more distinct than that
of any bop composers.
Veteran sonic explorer von Schlippenbach, a German pianist, leads a sympathetic,
freethinking European quintet recorded live last year. They perform the
hat trick of being true to Monk's tunes, of playing from the 21st century
rather than doing a retro number, and of turning in a fresh, spontaneous
performance with nonstop surprises from the improvisers. They capture
the spirit of Monk, and that's no novelty act.
Martin Wisckol, The Orange County Register, Los Angeles, USA,
Nov.25, 2005
The Year in Review
2005 / Best CD of 2005
1. Alexander von Schlippenbach, "Monk's Casino" (Intakt): A
remarkable three-disc survey of Monk's entire output, fearlessly and fecklessly
performed by veteran German pianist Schlippenbach and the young foursome
known as Die Enttauschung: trumpeter Axel Doerner, bass clarinetist Rudi
Mahall, bassist Jan Roder and drummer Uli Jennessen.
Chicago Sun-Times, Chacago, USA, 26. December, 2005
Musik 2005
Monk total
Alexander von Schlippenbach und Die Enttäuschung spielen
das Gesamtwerk - und wetteifern mit einer neuen Archivaufnahme des Jazzmusikers
Alexander von Schlippenbach findet, Free Jazz müsse swingen. Und
der 67-jährige Berliner Pianist und Komponist handelt danach. Das
Gesamtwerk von Thelonious Monk (1917-1982) hat er schon in den unterschiedlichsten
Besetzungen aufgeführt – genau genommen beschäftigt er
sich seit seinem Studium an der Kölner Musikhochschule mit dem Werk
des revolutionären Pianisten.
Mit der Gruppe Die Enttäuschung unternimmt er es nun, alle 59 Kompositionen
Monks an einem Abend aufzuführen, das dauert fünf Stunden. Neben
dem Bassklarinettisten Rudi Mahall, dem Superstar der deutschen Improvisationskünstler,
spielen der Trompeter Axel Dörner sowie Jan Roder, Bass, und Uli
Jennessen, Schlagzeug.
Mit Evan Parker und Paul Lovens spielt Schlippenbach seit über 30
Jahren ausschließlich frei, mit dem Berlin Contemporary Jazz Orchestra
hat er Werke zeitgenössischer Jazz-Komponisten interpretiert, sein
Globe Unity Orchestra besteht demnächst 40 Jahre – und Monk
ist das Bindeglied. Richtig schwärmen kann Schlippenbach vom „rhythmischen
Drehmoment“ bei Monk, und hippe, bunte Plakate ließ er drucken,
um auf die Abende hinzuweisen, an denen Monk´s Casino im Berliner
Jazzclub A-Trane aufgenommen wurde.
Passend zu dieser fulminanten Werkschau ist aus dem Archiv nun auch noch
eine bislang unveröffentlichte Aufnahme Monks aufgetaucht: ein Konzertmitschnitt
aus der Carnegie Hall von 1957. Hier ist zu hören, wie Monk –
in diesem Fall zusammen mit dem Saxofonisten John Coltrane – im
Original klang. Vergleicht man die beiden Alben, spürt man sehr schön,
wie lebhaft diese Musik immer noch ist, ja, wie sich sogar noch entwickelt
hat.
Von Christian Broecking, © ZEIT online, 28.12.2005
The jazz world owes a deep
debt of gratitude to pianist Alexander von
Schlippenbach, who undertook in 2003 and 2004 a project that was
long
overdue: a recording of everything written by the eccentric genius
Thelonious Monk. In retrospect, it seems crazy that no one else
had
done this before: Monk's oeuvre isn't very extensive - the core
repertoire of his compositions would fit easily on a single disc - and
yet there are a dozen or so pieces that are rarely played and a handful
that had never been recorded before this. The three discs in this box
set are, therefore, a very nice mixture of the familiar ("Ruby,
My
Dear", "In Walked Bud", "'Round About Midnight",
"Epistrophy")
and the less familiar ("Brake's Sake", "Green Chimneys")
with a
smattering of delightful, if sometimes rather slight, complete
obscurities ("Oska T", "Raise Four", "Consecutive
Seconds").
In creating this musical monument, Schlippenbach had two basic
approaches to choose from: he could either play the tunes in a
relatively straightforward style, offering both an enjoyable tour of the
Monk book and a handy reference tool for other players, or he
could
interpret the music more freely, using this kaleidoscopic assortment of
quirky melodies as a framework on which to build his own personal jazz
statement. For better or for worse, he took the latter approach,
arranging the tunes for an unusual ensemble (trumpet and bass clarinet
with piano trio) and in sometimes startlingly abstruse ways, combining
multiple tunes into medleys and sometimes bopping back and forth between
different compositions within a single track. The result is sometimes
brilliant and occasionally questionable, but there's never any doubt
about Schlippenbach's understanding of and affection for the
material. The irreverence with which he approaches Monk's music
is
something that Monk himself would surely have appreciated - and
yet
there's a constant and deep undercurrent of loving admiration running
beneath every bar he plays. This set would not make a very good
introduction to Monk's music; newcomers are more likely to find
it
baffling than enlightening. But those already familiar with the music
will hear Schlippenbach's interpretations as a breath of fresh,
if
sometimes astringent, air. Highly recommended.
Rick Anderson, All Music Guide, USA, 2006
Surprising at first that everything
Monk wrote can be squeezed onto three discs, but Monk's well started to
dry up not far into his career and his later discs are mostly reworkings
of his earlier songs. Some of these do run short -- "Crepuscle With
Nellie" 2:17, "Pannonica" 1:36, "Stuffy Turkey"
0:44 -- but "Misterioso" stretches to 10:05. Some are straight
renditions of the compositions, but work around the themes, much as Monk
himself did. Trumpet and bass clarinet recapitulate Monk's own preference
for working with horns, but they vary enough from the usual tenor saxmen
to illuminate new edges and quirks in Monk's work, much like Steve Lacy
and Roswell Rudd did. Schlippenbach himself is less like himself, content
to lay back and direct like Monk often did. Still, in total this is a
remarkable, and quite marvelous, de/reconstruction. A-
Tom
Hull, http://tomhull.com/
Der
Meister würde tanzen
Alexander von Schlippenbach arrangiert Thelonious Monk
Der geniale Pianist, Komponist und Bandleader Thelonious Monk (1917-1982)
hinterließ 70 Kompositionen. Ein Schaffen, das in Teilen von vielen
Musikern eingespielt wurde, niemand aber wagte sich bisher an das Gesamtwerk.
Jetzt hat der deutsche Jazzkomponist und Pianist Alexander von Schlippenbach
das gewaltige Oeuvre bearbeitet, zusammen mit der Berliner Band "Die
Enttäuschung". Ein Projekt, das er beim kleinen, aber renommierten
Jazzlabel "Intakt" in Zürich einspielte.
Alexander von Schlippenbach ist eine Ikone des deutschen Free-Jazz. Für
ihn war Monks Musik eine entscheidende Orientierung auf dem Weg zur freien
Improvisation. "Jedes Stück ist eine Perle", sagt Schlippenbach.
"Damit unterscheidet sich Monk zum Beispiel von Ellington, von dem
es auch B-Stücke gibt." Jedes Stück von Monk hingegen habe
seinen eigenen starken Charakter und biete neue Improvisationsansätze.
Zusammen mit der Band "Die Enttäuschung" arrangierte Schlippenbach
Monks 70 Kompositionen. In der Art von Monk baut er Zögern in sein
Spiel ein und stolpert allmählich von einer Tonhöhe zur nächsten.
Die Band spielt wie eine Jazz-Kappelle von früher - frisch und ungeglättet.
Der Meister würde zu diesen Interpretationen tanzen.
Gespielt werden Monks Melodien heute ebenso selbstverständlich in
renommierten Konzertsälen wie im Untergrund. Die Kompositionen sind
so arrangiert, dass sie an einem Konzertabend spielbar sind - das allerdings
bedeutet für die Musiker, eine beinahe vierstündige Parforce-Leistung
auf höchstem Niveau. Schlippenbach spielte Monks Werke auch komplett
auf CD ein und gewann mit den drei CDs "Monk's Casino" den deutschen
Schallplattenpreis 2005. "Monk ist genauso wichtig, wie Beethoven
die klasssiche Musik", sagt Schlippenbach. "Für mich ist
er der bedeutendste Jazz-Komponist."
Für Patrick Landolt, das Einmanndirektorium des Labels "Intakt",
ist das bereits der vierte deutsche Schallplattenpreis, hinzu kommt noch
eine Ehrung in der renommierten Zeitschrift "Downbeat". "Intakt"
bietet hochkarätigen Jazz in Covers, die von Künstlern wie Fischli/Weiss,
A.R. Penk oder Pipilotti Rist gestaltet werden. Die Band "Die Enttäuschung"
und Alexander von Schlippenbach wissen aus dieser Freiheit etwas zu machen.
Dass das nichts mit einer verbissenen Präsentation zu tun haben muss,
zeigen die Musiker auch nach dreieinhalb Stunden Konzert.
Edith Jud, 3sat / Kulturzeit, 29.08.2005
Frank
von Niederhäusern, Radiomagazin, Schweiz, 39, 2007
The wonderful novelty of having
Monk's 70 compositions in one package is cranked up a notch by the rarity
of some of the tunes* - you'll be hardpressed to find a jazz fiend who
can hum a few bars of "Consecutive Seconds,." "A Merrier
Christmas" or "North of the Sunset. "
One of jazz's most remarkable composers, Monk emerged from the same swing-andstandards
milieu as Charlie Parker's posse of beboppers. But rather than following
that crew in developing the swing vocabulary into something more fleet
and. sophisticated, the iconoclastic Monk turned the music upside down
and shook it by the ankles. He stripped it down and created .an angular
new architecture of melody, rhythm and harmony more distinct than that
of any bop composers.
Veteran sonic explorer von Schlippenbach, a German pianist, leads a sympathetic,
freethinking European quintet recorded live last. year. They perform the
hat trick of being true to Monk's tunes, of playing from the 21st century
rather than doing a retro number, and of turning in a fresh, spontaneous
performance with nonstop surprises from the improvisers. They capture-
the spirit of Monk, and that's no novelty act. Trouble finding it? Try
www.squideo.com.
The Orange County Register, 25. November 2005
One of this year's most enthralling recordings is Alexander Von Schlippenbach's Monk's Casino: The Complete Works of Thelonious Monk (Intakt), a three-disc quintet rendering of 70 pieces, many in medley form, some for a theme chorus, others as spurs to improvisation. Credit Schlippenbach for being the first, and hope he won't be the last—the complete Monk ought to stimulate the ambitions of musicians as often as the complete Beethoven sonatas.
Gary Giddins, JazzTimes, USA, July/August 2006
Da un peso welter in crescita delle label discografiche, prima (e dovuta) ristampa di un piccolo tesoro discografico che in via sempre meno sommessa continua a collezionare interesse e apprezzamento, e appena fregiatosi dellindicativo Deutscher Schallplattenpreis: un omaggio allo storico pianista-compositore, alla ribalta magari pił per i suoi atteggiamenti mutacici, eccessivi ed autodistruttivi che per la sua carica innovativa, ripreso da un successore relativamente inaspettato, sia pur avvezzo a percorsi non di pianura. Tra i decani del piano free, Alexander von Schlippenbach dal 1996 si č impegnato a raccogliere tutta la musica scritta di Monk: soffermandosi anche sui lavori usualmente misconosciuti lopera omnia č trattata come una vera integrale del mondo classico, di cui si č perņ cercato in primis un nuovo arrangiamento unitario. Con le modalitą colte ed animate gią apprezzate nei due episodi Enttauschung, ma soprattutto con la carismatica presenza di Schlippenbach, cui tocca lonere di (re)incarnare lenigmatico ed angoloso Thelonious, i cinque grintosi jazzmen germanici, che nelle prime sortite dellesperimento poterono coinvolgere anche vecchie glorie come Manfred Schoof e Gerd Dudek, nel ponderoso cofanetto donano il frutto di alcune ispirate serate berlinesi: sonoritą crude e old-fashioned e, sostenuti dal drumming nervoso e scabro, dinoccolato interplay ed effervescenti ruviditą, ove si mescolano veracitą e sberleffo, accattivandosi senza piaggeria né timbriche setose unaudience che in presa diretta risponde partecipe e paga. Ennesimo, ma in questo caso visceralmente enciclopedico omaggio ad una figura-chiave verso la cui memoria questa maratona in live-recording č insieme una lezione, un atto damore ed un avvenimento. Voto artistico: 9
Voto tecnico: 8 Romualdo Del Noce, Suono n° 439, Italy, 4.2010
Frank von Niederhäusern, kulturtipp 04/12, Schweiz
Markus Schneider, Berliner Zeitung, 3. April 2013, Deutschland
home:
Intakt Records
|