INTAKT RECORDS – CD-REVIEWS
Ulrich Gumpert.
Quartette. Intakt CD 127

 

In Gumperts Musikzimmer am Schiffbauerdamm

Im Unterschied zum Zentralquartett gibt es hier statt der Posaune einen Bass. Dass Ulli Gumpert für sein neues Album "Quartette" dennoch einige Klassiker aus den großen Tagen des Zentralquartetts wählte - jener legendären Free-Jazz-Formation, die er zu DDR-Zeiten mit Conny Bauer, Luten Petrowsky und Baby Sommer betrieb -, hat nicht nur historische Gründe. Es seien Stücke, die ihm besonders gut gefallen und liegen, und er habe seinen jungen Musikern auch die Geschichten erzählt, die sich hinter den Titeln verbergen. Besonders bei den "Konferenzen" des Quartetts ging es damals hoch her - man soff, man redete viel, man stritt auch und man genoss die Freiheit, die die Musik bot. Man warf sich Hausnummern zu - "kennst Du die Stelle, wo der Pianist sich verspielt?" -, hörte sich dann das Stück an und ging später noch zusammen proben.
Der Posaunist Conny Bauer und der Schlagzeuger Baby Sommer wohnten damals, in den 70er Jahren, nebeneinander in der Christburger Straße in Prenzlauer Berg, Petrowsky weit draußen in der Einflugschneise vom Flughafen Schönefeld. Dort traf man sich abwechselnd zu der jeweiligen "Conference at" bei Baby, Conny oder Luten. Bei Gumpert zuhause kam man natürlich auch zusammen, doch er sei noch nicht dazu gekommen, diese Erfahrung entsprechend musikalisch zu übersetzen.
In seinem Musikzimmer mit Blick auf das Theater am Schiffbauerdamm versammelt er viele Tonträger, mal alphabetisch nach Künstlernamen, mal nach Plattenfirmen geordnet. Blue Note war für ihn so wichtig, die hat er extra nach Nummern aufgestellt, auch die alten Fontana- und Impulse!-Platten findet er auf Anhieb. Er mag LPs, hat noch einige 10-Zoll-Platten mit Dixieland aus dem osteuropäischen Bruderland - "damit fing alles an" - und viele CDs. Einige LPs, die John Tchicai für Fontana aufnahm oder Ornette Coleman für Impulse!, gibt es wegen unklarer Rechtslage oder fehlender Masters gar nicht auf CD. Doch wenn man Gumpert etwa nach Colemans "Crisis" fragt, springt er zum LP-Regal und sagt "bitte!". Unlängst erst hat er das Original von seinem Saxofonisten Ben Abarbanel-Wolff bekommen, der habe zwei davon gehabt.
Abarbanel-Wolff ist mit 32 Jahren der jüngste Musiker im aktuellen Gumpert Quartett, hauptberuflich ist er häufig mit Xavier Naidoo auf Tour. Der Bassist Jan Roder ist Ende 30, mit dem Quartett Die Enttäuschung und Alexander von Schlippenbach nahm er unter dem Titel "Monk's Casino" das Gesamtwerk Monks für das Intakt-Label auf. Der ebenfalls 1968 geborene Schlagzeuger Michael Griener lebt seit 1994 in Berlin, im März 2006 wurde er beim "Neuen Deutschen Jazzpreis" in Mannheim als "kreativster Solist" ausgezeichnet, im Sommer 2006 trat er beim New Yorker Vision-Festival auf. Die Themen werden bei Gumpert anders als im klassischen Mainstream von Klavier und Saxofon unisono gespielt. Diese Spielhaltung ist ihm seit den 70er Jahren ein Ideal, so klingt für ihn das aufs Klavier übertragen, was er einst bei Don Cherry und Ornette Coleman hörte.
Ulrich Gumpert: Quartette (Intakt); Konzert: am Dienstag, den 24. April, um 21 Uhr im A-Trane, Berlin
Christian Broecking, Berliner Zeitung, 13.04.2007

 

Ulrich Gumpert is also a member of the great Zentral Quartett, who have four discs out on Intakt, as well as once have a duo offering with Steve Lacy on Sound Aspects. The saxist here, Ben Abaranel-Wolff can be heard on a CD by Sirone on Not Two. Bassist Jan Roder was last heard on that great triple disc from Alex Von Schlippenbach called 'Monk's Casino'. The drummer, Michael Griener, has worked with worked with Andreas Willers and can be heard on a recent quartet disc from Carl Hubsch, reviewed elsewhere in this newsletter. This is one great quartet, they erupt right from the first note and take off right from there. The opening theme has quite a memorable head, swings hard and both the piano and tenor take powerful, crazed solos. Mr. Abaranel- Wolff is American-born and currently lives in Berlin, His playing is inspired and intense, his tone warm, yet swaggering at times. He is a perfect match for Mr. Gumpert, who done an amazing job of balancing the in and out simultaneously. The bassist and drummer also work well with Ulrich as he speeds up, slows down, swings hard or free. Bassist, Jan Roder, takes a few excellent contrabass solos and is matched just right with the drummer on a coupe of the solos no matter how far goes out or in. What I find most interesting is that most of these tunes are oddly Monk-like in the way they move in their own twisted way, yet they don't sound like any real Monk song. This is one of the exuberant and fun-filled jazz recordings I've heard recently. Too bad that lame-assed "straight ahead" jazz station, WBGO, isn't hip enough to play something as groovy as this. Oh well, I know you are hipper than them. -
BLG, Down Town Music Gallery, New York, Mai 2007

 

Pianist Ulrich Gumpert takes a page from the same playbook as the Scandinavian band Atomic in cobbling a collective persona for his new quartet. Both ensembles are the partial product of the players’ voluminous music collections. The disc’s notes detail Gumpert’s daily routine of poring over his library-sized holdings, pulling jazz LPs and cds from the shelves and steeping himself in the aural record from Dixieland to New Thing. Gumpert’s compositions are similarly patch-quilt, skipping over such tenuous style boundaries as swing, bop and free jazz and coming up with a cache of curvy, topsy-turvy tunes that rarely show their seams and pack a potent bite. A few of the selections borrow from the songbook of the Zentralquartett, Gumpert’s better-established outlet on Intakt. Several others reference his band mates in that more venerable venture. Despite correlations in repertoire and ears inclusive of earlier forms, the newer group is definitely its own entity.
Elements of early Cecil peek out in Gumpert’s vigorous pianistics, but there’s a more palpable presence of Andrew Hill in his preference for dark roiling chords and densely parceled clusters. Saxophonist Ben Abarbanel-Wolff reminds me of what Eddie “Lockjaw” Davis might have sounded like had he not been stricken by an allergy to the avant-garde. A similar vibrato-friendly tone and barking, bristling attack inform his lines on tracks like the hard swinging “Vom alten Lager” and “Conference at Luten’s” but he also works convincing ballad magistery on the pastoral “Von Hier und Anderswo”. The latter tune is soaked in romantic brio, but the four don’t appear to be playing the piece for satirical laughs. Michael Grienier comes on like a freer leaning Philly Joe, stamping precision beats with stentorian force but stopping short of distracting bombast. Bassist Jan Roder is adept at filling the harmonic fissures in the dense ensemble passages of pieces such as “Conference at Conny’s” and also willing to take the solitary lead, Jimmy Garrison-style, on the modal title piece, a loose derivation of the Impulse-era esthetic Gumpert holds dear. It also ably demonstrates the pianist’s willingness to leave his colleagues to their own devices, Gumpert adding only sparse comping whilst Abarbanel-Wolff pilots the piece with brawny authority. Recorded in a state-of-the-art Berlin studio in the summer of 2006, the disc also upholds the platinum audio standard that is Intakt’s mandate.
Derek Taylor, www.bagatellen.com, July 2007

 

Die neue (eigentlich namenlose) Band des Pianisten Ulrich Gumpert ist ein Quartett, seine aktuelle CD nennt sich entsprechend "Quartette". Bekannt wurde Gumpert ebenfalls als Mitglied einer Viererformation, des "Zentralquartetts". Ist letzteres eine Ikone des deutschen Free-Jazzes, so bewegt sich Gumpert auf "Quartette" in etwas milderen Bahnen. Seine Mitmusiker für dieses Unterfangen stammen durchweg aus der jüngeren Berliner Szene.
Einen "schwarzen Peter", um das Maß der Wortspiele voll zu machen, findet man in diesem Quartett nicht – mit Jan Roder (u.a. Die Enttäuschung, Silke Eberhard Band) am Bass und Michael Griener (u. a. Babybonk) am Schlagzeug hat Gumpert zwei arrivierte Stars des Berliner Jazzuntergrunds an Bord (mit Griener spielt er bereits ein Jahrzehnt zusammen). Der Saxophonist Ben Abarbanel-Wolff (u. a in der Band von Xavier Naidoo) schließlich stammt zwar ursprünglich aus Washington, ist aber schon seit 2001 in Berlin ansässig.
Acht Stücke lang jazzt sich die Band hemdsärmelig durch ein Repertoire von Gumpert-Kompositionen. Folgerichtig steht der Pianist selbst im Zentrum der Musik, sein Spiel ist farbenreich und virtuos gleichermaßen – die Länge der Stücke ("Vom alten Lager" über 8 Minuten, das Titelstück sogar über 9 Minuten) gibt jedoch auch der Band ausreichend Raum. Griener breitet seine ganze Palette von filigranem Flüstern bis zum tobenden Poltern aus, Roders Bass rumort im Untergrund oder treibt die Musik nach vorne. Auch Abarbarnel-Wolff lässt sein Saxophon knarzen (darf er in dieser Form bei Naidoo wohl kaum) und legt anspruchsvolle Solos von Free bis Modern vor.
Angenehm: Die zwischendurch zerfasernden Songs treffen sich stets wieder in einem kompakten Banddialog – es geht bei Ulrich Gumpert insgesamt eben um Musik, nicht um Egotrips einzelner Protagonisten. Das Booklet zu guter Letzt enthält zwar nicht allzuviel Information über das Projekt, Spaß beim Lesen bieten die unterhaltsamen Linernotes von Christian Bröcking jedoch in jedem Fall.

Frank Bongers, www.jazzdimensions.de, 4.7.2007


Gumperts gute alte Zeit
Das neue Quartett des Pianisten Ulrich Gumpert klingt hinreißend nach guten alten Zeiten, genauer: nach freiem Hardbop. Nicht nach stehen gebliebenen oder zurückgeholten Dingen, sondern nach einfach weiter gegangenen feinen Sachen: Lässig, voller Bewegung und Suche, voller freundlich geteilter Ekstasen und kleiner Komplikationen, die keine Lust machen auf größere. Man hört kompromisslosen Jazz auf dieser Platte, Monk und Mingus und das alte Zentralquartett des DDR-Jazz. Man hört Musiker, die enormen Eigensinn gemeinsam haben und so viel divergierend neben- und übereinander her laufende Musikalität, dass man ihnen überall hin zu folgen bereit ist. Dass sie aus unterschiedlichen Gegenden und Generationen kommen, beeinträchtigt ihren ereignis- und widerspruchsreichen Konsens nicht. Wer Gumpert, Schlagzeuger Michael Griener und Bassist Jan Roder aus anderen Zusammenhängen kennt, was kein großes Wunder wäre, wird seine helle Freude haben an den überblasintensiven, abgrundtiefen Phrasierungen des jungen Tenorsaxofonisten Ben Abarbanel-Wolff aus Washington.
Hans-Jürgen Linke
, Frankurter Rundschau, 4. Juni 2007

 

 

Seit dem Deutschen Jazzpreis 2005 hat sich herum gesprochen, dass ULRICH GUMPERT (*1945, Jena) einiges mehr geleistet hat, als im Zentralquartett Klavier zu spielen. Obwohl das ausreichen müsste für ein Plätzchen in der Jazz- Ruhmeshalle. Aber zu seinen Meriten gehören eben auch Satie-Interpretationen, auf den Punkt al dente, oder die Filmmusik für den von Günter Lamprecht verkörperten Berliner Tatort-Kommissar Markowitz (1991-95). Eine Folge hieß Berlin - Beste Lage und dieser Werbespruch scheint insbesondere junge Jazzer angesprochen zu haben, den Drummer Ulrich Griener, der 1994 aus Nürnberg, oder Jan Roder, Bassist von Die Enttäuschung, der ein Jahr später aus Lübeck kam, sogar den Tenorsaxophonisten Ben Abarbanel-Wolff, den es 2001 von Washington, D.C. an die Spree zog und der dort im Sirone Quartett und als Leader eines eigenen Fuß gefasst hat. Diese Drei spielen nun zusammen mit Gumpert seine Quartette (Intakt CD 127), darunter, in Reminiszenz an alte Brainstormingtage mit den Synopsis / Zentralquartettfreunden Sommer, Petrowsky und Bauer, die ‘Conference at Baby‘s‘, ‘...at Luten‘s‘ & ‘...at Conny‘s‘, verqualmte, hochprozentige Liebeserklärungen an die Cats, von denen die inspirierenden Impulse- und Blue Note-Klassiker stammen, die sich dabei auf den Plattentellern in der Christburger Straße am Prenzlauer Berg bei Baby oder Conny drehten oder bei Petrowsky, der Richtung Flughafen Schönefeld hauste. Gumpert hat sich mit seiner Sammlung von Vinylpreziosen am Schiffbauerdamm festgekrallt, mit Blick auf Brechts Hinterkopf, und beschreibt sein Lebensumfeld in ‘Blue Circus‘. ‘Von Hier und Anderswo‘ pfeift mit Wehmut ein Lied aus vergangenen Tagen. ‘Circulus Vitiosus‘ ist, was es heißt, ein 18-faches Play it again von 16 Takten, so wie Gumpert in endlos blauen Stunden die Motive seiner Helden umkreist, Coltrane, Coleman, Mingus, Miles, Cherry. Er kopiert keinen und doch sind sie alle gegenwärtig, die quecksilbrigen Geister aus dem Five Spot Cafe oder dem Village Vanguard. Die Quartette geben dem Stoff jeweils einen Dreh, der das Original aufschimmern und wie neu erscheinen lässt, wobei Abarbanel-Wolff vollmundig wie ein ‚Alter‘ auftrumpft. Gumpert splittert dazu stahlblanke Pingkapriolen, grobe Richtung: Mengelberg oder Schlippenbach. Er war die treibende Kraft hinter Aus teutschen Landen gewesen und konnte dabei zeigen, dass Jazz im Grunde eine bestimmte, durch Erfahrungen der Migration und Verstädterung hindurch gegangene Weise ist, Volksmusiken rhapsodisch aufzupeppen, zu ‘Verzigeunern‘, zu ‘Amerikanisieren‘. Ganz Berlin könnte davon ein Lied singen. Statt dessen gefällt man sich als überdimensioniertes Sandbrötchen aus Hirschhornsalz und Zuckerguss. Bei Gumpert gibt es kein ‘Hier‘ ohne ein 'Anderswo‘.
Rigobert Dittmann, Bad Alchemy, 55, 2007

 



Dopo le recenti rimpatriate di Günter Lenz (Strict Minimum) e Friedhelm Schönfeld (Start), un’altra vecchia gloria del jazz tedesco, più precisamente DDR, torna a far parlare di sé: Ulrich Gumpert, personaggio alquanto restio alle pubblicazioni, nonché membro fondatore del pionieristico Zentralquartett (giunto recentemente ad una placida maturità con l’affascinante 11 Songs - Aus Teutschenn Landen).
Il presente lavoro, griffato Intakt, presenta il quartetto “giovane” allestito recentemente dal pianista berlinese. Un quartetto solido e affiatato, stupendamente disinvolto dal punto di vista ritmico-armonico ed esaltato dai preziosi contributi dei musicisti coinvolti.
Su tutti il sax tenore del giovane Ben Abarbanel-Wolff (già membro del Sirone’s Concord), improvvisatore frizzante e irriverente, dotato di un fraseggio ironico e di un vibrato squisitamente retrò (Chu Berry, Ben Webster e Dexter Gordon miscelati in salsa free con un pizzico di Coltrane e una spruzzata di Sanders).
Impeccabile anche l’apporto della sezione ritmica, con uno scoppiettante Michael Griener (batterista dal talento cristallino e dall’inesauribile fantasia percussiva) e un corposo Jan Roder (eclettico contrabbassista, già membro del quintetto di Alex Von Schlippenbach nel monumentale Monk’s Casino).
Il repertorio approntato da Gumpert per l’occasione pesca nel meglio delle composizioni a suo tempo incise dallo Zentral (spiccano la splendida “Conference at Conny’s”, la dinamica “Conference at Baby’s”, la monkiana “Blue Circus” e l’accattivante “Quartette”). Ovviamente, vista l’assenza del trombone e l’inedita presenza del contrabbasso, il pianista ha dovuto rivedere gli equilibri del quartetto, esponendosi maggiormente come solista rispetto al ruolo forzatamente anche ritmico ricoperto al fianco di Bauer, Sommer e Petrowsky. Ne traggono beneficio le doti del Gumpert solista (Monk e Powell con un tocco di imprevedibile istrionismo europeo), che inanella una serie di interventi misurati e spigolosi, ragionati e sobriamente tortuosi, divertendosi spesso a raddoppiare il tema esposto dal tenore di Abarbanel-Wolff.
Gli indizi si accumulano e l’impressione è che la rinascita della vecchia guardia teutonica possa regalare presto altri gustosi frutti.
Luca Canini, All About Jazz Italia, July 2007

 

Reiner Kobe, Jazzpodium, Juli/August 2007

 

Was an Ulrich Gumperts 2005 in dieser Form gegründetem Quartett sofort besticht, ist der hohe Energielevel, auf dem gespielt wird, wobei es den Musikern dennoch gelingt nicht nervig zu wirken. Man hört sich diese Platte mit großem Vergnügen an, weil man spurt, dass Gumpert (Piano, Kompositionen), Ben Arbabanel Wolff (Tenorsax), Jan Roder (Bass) und Michael Griener (Schlagzeug) ebenfalls großes Vergnügen beim Spielen hatten. So einfach ist das, trotzdem keine Selbstverständlichkeit. Gumpert widmet seinen drei Kumpels vom Zentralquartett je ein Stück, lässt bei "Vom alten Lager" und "Circulus Vitiosus" monkische Töne anklingen und thematisiert seinen Wohnort mitten in Berlin mit "Blue Circus". Die von Klavier und Saxofon unisono vorgestellten, quirligen Themen setzen sich ebenso angenehm im Gedächtnis fest wie die individuellen solistischen Statements aller vier Musiker.
schu, Concerto, Österreich, Aug/Sept. 07

 

 

Strongly recommended
German Free Jazz vet Ulrich Gumpert is alive and very well indeed with this release as good evidence. The quartet is in good form and runs through eight Gumpert compositions with élan and verve. The Freebop opener “Conference at Baby’s” is taken mid-up with some great drum fills on the head. Gumpert’s opening piano solo shows his affirmation of the Monk-early Taylor roots of his music. Abarbanel-Wolff’s tenor shows a bluesy out sensibility with gutsy Webster-Shepp gruffness. The musical moment captures a bright sonority—a modern-day equivalent of the old New York Contemporary Five. Wolff covers the spectrum with grunts, cries, and hip line wizarding. Griener’s drum solo makes very nice use of various sounds from the kit and has a tumbling, thrashing sensibility with roots in the Bop and beyond solos by the past greats. The 3/4 time “Von Alten Langer” has an almost Carla-Paul Bley-Monk like linearity. There’s good interplay between drums and bass with piano dropping out on Abarbanel-Wolff’s swinging solo. Then Gumpert jumps in to the free accompaniment of bass and drums, with a percussive attack, modulating widely to pitch centers to avoid a fixed key. Roder’s bass solo burns along to percussion sound color accompaniment, and then gets into bowing sounds while Griener gets louder and freer. The music moves along consistently well. On “Blue Circus” Ulrich puts his stamp on the proceedings with a solo that is bluesy and purposively fragmented, yet effectively insistent. Wolff’s tenor solo is deftly structured, gruff and swinging—great Freebop. You can hear a little Dewey, Shepp, Jacquet, Ayler, even a touch of the more out Lovano in his phrasing, but it is his synthesis that dominates. Bass and drums trade solos, both sounding good. “Quartett” shows Wolff’s tenor to be a thing of drive and timbre, with a good balance between tone and color. Gumpert’s piano solo begins to free the rhythm section—the bass comments well on Gumpert’s utterances and the drummer complements both nicely. Ulrich is more fragmented than ever, with jabs, stabs, modulating phrases, slaps, and repeating figures in the upper register. An Ornettish ditty, up and perky, “Conference at Conny’s” makes room for another of Gumpert’s idiomatic solos, filled with angles and planes, clusters and dervishes, while the rhythm section takes it into free energy territory. Then Wolff has the spotlight with droning bass and Free- Swing drums. Wolff is ballsy, burning and the rhythm section sans piano whips up the fire with him. Griener’s drum solo shows a variety of patterns and fiery tattoos, sound colors and churning densities. Gumpert has created a well-paced, consistently excellent CD with all four members of the quartet inspired and articulate in their musical vision. It is strongly recommended.
Grego Applegate Edwards, Cadance Magazine, NY, USA, August 2007

 

So lebendig, so inspiriert und frisch wie mit diesem Quartett hat man den 62-jährigen ostdeutschen Pianisten Uli Gumpert schon lange nicht mehr gehört. Das mag daran liegen, dass der Pianist, der mit seiner Ulrich Gumpert Workshop Band, mit Synopsis und dem Zentralquartett in den 80er Jahren zu den grossen Namen der DDR-Free-Jazzszene gehörte, hier mit jungen Musikern zusammenspielt, die gut eine Generation jünger sind. Sie spielen völlig unbelastet von den Kämpfen, welche die Musik der Alten geprägt hat - musikalisch gegen den Mainstream, politisch gegen die DDR-Kulturbonzen, die im Jazz den Geist der Rebellion witterten. Vor allem der 32-Jährige Saxofonist Ben Aberbanel-Wolff, der in den USA bei Reggie Workman und Milford Graves studiert hat und sich unbekümmert zwischen Postbop und Freejazz bewegt, ist eine Entdeckung. Auch wenn Gumpert einige seiner Kompositionen offenbar aus dem frühen Repertoire des Zentralquartetts übernommen hat, klingen die Stücke hier etwas konventioneller, mit vielerlei Bezügen insbesondere zu Monk. Kein Zufall: Auch Gumpert war immer schon wie Monk ein eher introvertierter Musiker, der seine störrischen, fragmentierten und oft sparsamen Linien mit Bedacht setzt, der es liebt, einzelne Motive zu drehen und zu wenden und das Kantige, Knorrige der virtuosen Geschmeidigkeit vorzieht. Dazu macht die Rhythmusgruppe gehörig Druck. Das tut Gumpert, der in den letzten Jahren eher schwermütig wirkte, hörbar gut.
Christian Rentsch, Jazz 'n' More, Schweiz, Juli/August 2007

 

Es ist ein grosser Unterschied zwischen den Genres: Jazzmusiker dürfen in Würde altern und müssen nicht wie die Ostrock-Kollegen peinlich jung sein wollen. Ulrich Gumpert zum Beispiel hat diese wunderbare. ja grandiose CD mit drei eine ganze Generation jungeren Musikern eingespielt und ist wieder Mentor. Der blickt in acht Eigenkompositionen zurück nach vorn, zurück zu Monk, nach vorn in eine quicklebendige Spielkultur, die Free-Jazz-Erfahrungen an die Leine legt. Clustersatte Improvisationen auf singbare Themen, oft unisono von Klavier und Saxofon. Reif und kein bisschen verstaubt.
Ulrich Steinmetzger, Leipziger Volkszeitung, Juli 2007

 

Pianist Ulrich Gumpert was another name on the roster of the FMP label back in the early 1970s, and the fire and excitement are still there on Quartette, recorded in Berlin last August. He's joined by three younger musicians: tenor saxophonist Ben-Abarbanel-Wolff, who has studied with Milford Graves, Reggie Workman and other luninaries, is pungent and expressive, while bassist Jan Roder and drummer Michael Griener are thoroughly schooled in German free jazzz feistiness. Gumpert is another pianist of his iconoclastic generation now paying dues to the real pathfinders – tribute toThelonious Monk is paid pervasively here, not least on the closing "Circulus Vitiosus". But he knows how to take it elsewhere, how to keep it relevant and conserve the urgency.
Julian Cowley, The Wire, London, September 2007

 

Der lange als anarchisch gepriesene DDR-Jazz hat glücklicherweise überlebt. Mit Pianist Gumpert tut sich ein Altmeister («Zentralquartett») mit Nachgeborenen aus Lübeck, Nürriberg und Washington zusammen..
Frank von Niederhäusern, Radiomagazin, 21.7.2007

 

Rolf Thomas, Jazzthetik, September 2007

 

Bruce Carnevale, Stadtrevue, Oktober 2007

 

Interview mit Uli Gumpert. Reiner Kobe, Jazzpodium, Oktober 2007

 

 

German pianist Ulrich Gumpert incorporates the vitality of youth into this dazzling progressive jazz set, featuring young artists from the Berlin jazz scene. This quartet abides by a fire and brimstone credo, built upon snap, crackle and lots of pop. Yet one of the equalizers of the band’s thrusting impetus pertains to its ability to generate airy and sparse bop movements, often acting like a counterbalancing agent of sorts.
They launch the proceedings with a cosmic blast during the free-bop opener, “Conference at Baby’s.” Elsewhere the quartet toggles between a tightly-wound modus operandi and an open-ended improvisational forum. In certain regions of sound and scope they communicate an ominous gait. Then on the peppery “Vom alten Lager,” they intersperse free-form exchanges with a Thelonious Monk-type melody.
The title track is loaded with high-heat, largely due to Gumpert and Wolff’s brusque unison choruses, as Jan Roder’s lyrically-charged bass solo segues the group into a turbo-mode jazz waltz. But the high-flung excitement factor mellows out some during the dirge-like ballad “Von Hier und Anderswo.”
Gumpert and associates perform within a rather misty plane that toggles between precisely arranged, swiftly executed movements and wide-open musical vistas that present more than a few surprises. With thrills a minute, tally this one up as one of the more adventurous prog-jazz releases for 2007.
Glenn Astarita, AllAbout Jazz, USA, Oct. 11, 2007

Jean Buzelin, Jazzman, Paris, 10/2007

 

Bruce Carnevale, Coda, Canada, Sept. / October 2007

 

Dieses Quartett sorgte 2005 zum JazzFest Berlin für Aufsehen, als Ulrich Gumpert den Mangelsdorff-Preis verliehen bekam und aufspielte. Herrlich ungezwungen swingt die Gruppe nun von CD. Das alte Zentralquartett ist nicht so fern. Immerhin zollt Gumpert mit drei Nummern Tribut an die Weggefährten Baby, Luten, Conny. Die ersten Solonoten am Klavier jedoch sind für Satie. Es gibt freundliche harmonische Wendungen. Überraschende Rhythmik, abgehacktes Piano. Spröde das Saxophon, tief mit Stimme durchdrungen. Roders störrische Läufe bis zum gebrochenen, berstenden Ton – natürlich mit Griener im Verein, da wo es fantastisch ebbt und jeglicher Taktakkord verschrubbt, bis zur nächsten Hymne. Schmutzige Cluster perlen im Relief der Tastatur. Eine zur Perfektion getriebene Ungenauigkeit im Anschlag. Solch ein Dreck ist die wahre Unschuld im Jazz, der tief in die Geschichte dieser Musik blickt und dabei den ganzen Gumpert umfasst.
Oliver Schwerdt, EUPHORIUM Magazine, Sept. / Oct. 2007

 

 

Hier geht's rund. Das klingt wie Disneys Lustige Taschenbücher oder wie eben - genau - eine Gumpert-Scheibe. Der Mann hat das Ikonenbild des ostdeutschen Improvs längst verlassen, den Rahmen leer hängen lassen und streitet sich seit jeher munter und mit offenen Sinnen durch die Welt. Geboren in Jena, studierte Gumpert zunächst Waldhorn, um 1964 wegen ungenügender Leistungen im Fach Marxismus-Leninismus exmatrikuliert zu werden. Tja, damals waren Musiker eben schon mal gerne linksmodern und schon mal gar keine Streber-Staatssozialisten. Später sattelte Gumpert auf Klavier um, blieb ein Freigeist, spielte Jazzrock, später immer mehr FreeJazz, und konnte 1980 endlich sein Amiga-Debut aufnehmen. Dann kam das legendäre "Zentralquartett', dito viel Free-Spiel. Wilde Zeiten. Von da bis hier ist's ein langer, aber trotz aller Umwege und Stationen ein zielgerichteter Weg. Sein aktuelles Quartett ist geprägt durch das Unisonospiel mit dem jungen Tenorsaxspieler Ben Abarbanel-Wolff, der bei Milford Graves und Reggie Workman studierte und seit einiger Zeit in Berlin lebt, den intelligent-aufmerksamen, präzisen wie federleichten Drumsticks von Michael Griener, mit denen Gumpert schon seit 10 Jahren spielt, und dem gelassenen Bass von Jan Roder (u. a. Die Enttäuschung). Die 8 Stücke, aufgenommen, gemixt und gemastert an drei Tagen im August 2006, haben einen sagenhaften Flow, der den Mainstream immer mal wieder zum Stocken bringt, und eine dermaßene Tightness, wie man sie sich bei freigeistiger Musik heute nur noch wünschen kann. Sagenhafte Scheibe - da klingt nichts bemüht komplex und widerborstig, sondern alles folgt einer enorm lebhaften gemeinsamen Bewegung. Freiheit schwingt und klatscht und reicht die Hände und lässt die Moderne weit hinter sich. Und? Sind sie schon links, oder noch modern?
MADE MY DAY by HONKER Honker, TERZ 1.11.2007

 

Luc Bouquet, Improjazz 142, Février 2008

 

 

Das Trio des 67-jährigen Pianisten Ulrich Gumpert, erweitert um den Schweizer Saxofonisten Jürg Wickihalder, mag unter dem Motto "Vom alten Lager" auftreten. Alt ist aber vor allem das Material, mit dem sich der Ost-Berliner Free-Jazz-Pionier im Aufsturz präsentiert: Es reicht zurück bis in die Zeit der 1973 gegründeten Band Synopsis, dem Vorläufer des legendären Zentralquartetts. Ewig jung aber ist Gumperts Improvisationslust, und immer noch jung sind seine Mitmusiker, der Bassist Jan Roder und Schlagzeuger Michael Griener, der als Drummer mit Themroc 3 schon den ersten Teil vom Jazzkeller 69 bestritten hat. Beide sind Jahrgang 1968. Zu Beginn gibt es "Conference at Baby's", dem Freund und Perkussionswunder Günter "Baby" Sommer gewidmet: Gerade ist von den beiden die großartige Duo-CD "La Paloma" (Intakt Records/Harmonia Mundi) erschienen. Bei den "Konferenzen" ging es damals hoch her. Man soff, redete, stritt auch! und genoss die Freiheit der Musik – als Ausgleich zur Enge der DDR. Das Thema "Vom alten Lager" spielen bei Gumpert Klavier und Saxofon im Unisono: Was er einst bei Ornette Coleman und Don Cherry hörte, hat er in sein musikalisches Konzept übertragen.
Die Komposition "Blue Circus" entwirft im Auf und Ab eines Blues, wo Gumpert wohnt: nämlich Am Zirkus gegenüber dem Berliner Ensemble. Griener spielt mit Gumpert schon seit fünfzehn Jahren, lange Zeit hauptsächlich Stücke von Ornette Coleman. Er empfahl auch Roder. Der Programmablauf folgt der Gumpert-CD "Quartette" (Intakt Records) aus dem Jahr 2007. Der 1973 geborene Sopran- und Tenorsaxofonist Jürg Wickihalder bereichert die Band mit neuen Ideen und einer großen Wärme und Intensität im Ton. "Neues aus Teutschen Landen" stellt Gumperts Quartett am heutigen Ostersonntag im Aufsturz (Oranienburger Str. 67, 20 Uhr) vor – wiederum eingeleitet von Themroc 3, zu denen sich diesmal der Saxofonist Philipp Gropper gesellt.
Christian Broecking, Tagesspiegel, Berlin, 08.04.2012

 


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