INTAKT RECORDS – CD-REVIEWS

ELLIOTT SHARP / CARBON

VOID COORDINATES

Intakt CD 163

 

 

Anche un integralista come Elliot Sharp a volte ritorna sul luogo del delitto. Con il suo look da serial killer marziano degli anni cinquanta decide oggi di riesumare il progetto Carbon, attivo dalla seconda metà degli anni ottanta fino alla metà della decade successiva. Lo fa richiamando l'amica Zeena Parkins con la sua arpa elettrica foriera di scanalature e zigrinature piene di brividi. E con lei, si avvale nuovamente dei sample e dei synth di David Weinstein e della sezione ritmica formata dal batterista Joseph Trump e dal bassista elettrico Marc Sloan. I due sanno gestire il compito loro assegnato con un lavoro bello tosto, neanche troppo lontano da quello previsto in musiche alle quali siamo già abituati, come il punk più irriverente o l'art-rock più d'avanguardia. In pratica questa è la stessa formazione che a metà degli anni novanta aveva registrato alcuni dischi e suonato dal vivo nel corso di tour più o meno lunghi.
In questo Void Coordinates la musica scorre via feroce e ossessiva, con aguzze schegge di vetro sottile e friabile che cadono continuamente dalle finestre ormai diroccate. Lo sguardo è puntato sempre avanti verso l'orizzonte che non si avvicina mai e rimane assolutamente immobile a segnare il confine col cielo. Le dinamiche sono espanse senza paura, cercando sempre di superare i limiti fisici degli strumenti.
Nelle esaustive note di copertina Elliot Sharp racconta le origini del progetto, le implicazioni matematiche che passano dalla serie numerica di Fibonacci alle intuizioni sui frattali di Benoit Mandelbrot e rivela le influenze di Miles Davis e del suo On the Corner per questa musica piena di ritmo e di suoni irreali. Un flusso pervasivo nel quale è consigliabile immergersi, lasciandosi scivolare addosso le scorie pungenti e le imperfezioni acide: tutto fa parte del gioco.
Valutazione: 3.5 stelle
Maurizio Comandini, All About Jazz Italia, January 2010

 

CARBON hat seit 1983 so manche Metamorphose durchlaufen. Nach der Hardcore-Phase als Trio mit Rick Brown (V-Effekt) und Jonathan Kane (Swans) an den Drums steuerte ELLIOTT SHARP das Downtown-Projekt durch eine Fibonacci- (Carbon, 1984) und eine fraktale Mandelbrot-Phase (Marco Polo's Argali, 1985), eine orchestrale (Larynx, 1987) und wieder eine kleinformatige rockende (Datacide, 1990, bis Interference, 1995), die zuletzt - 1996 - noch einmal als Orchestra mit dem Soldier String Quartet und Bassklarinetten Sharps Komposition "Rheo_Umbra" aufführte. Dieses Quintett mit Zeena Parkins (el. harp), Marc Sloan (el. bass), Joseph Trump (drums) - ja, der von der Kiki Band - und David Weinstein (sampler, synthesizer) wurde nun reaktiviert und golemt umeinander, als ob ihm Rabbi Sharp wieder ein E auf die Stirn gezeichnet hätte. Void Coordinates (Intakt CD 163) enthält 8 neue Kompositionen, numerologische Spring- und Stampftänze, für die Sharp selbst mit Gitarre & 8-string Guitarbass knurscht und schneidet wie ein jüdischer Superman. Teilchenphysik und Zellbiologie spielen eine ebenso große Rolle wie Kabbalistik, den rhythmischen Strukturen gingen wieder Sharp-typische Berechnungen voraus. Diese Strenge, deutlich in den verschachtelten Takten von "Eukaryonic" und "Eskatones" und dem repetitiven Duktus von "The Younger Dryas" und "Index of Minerals", hat ihr Gegengewicht, ihren Schatten, in Drones und Noise. Besonders schön zeigt sich die weiche, vom Geist, der ein Knochen ist, gehütete Gärmasse der Musik in Sharps Sopranosaxgesang beim drehwurmigen Cyberklezmer "Caldron" und bei "Holoscene". Dem folgt dann noch einmal ein motorischer Groove aus gehäckselten 16teln, der sich zügig und mitreißend voran kämpft, zuletzt mit einem Acellerando, als sei das Ziel schon in Sicht. Trumps dynamisches Gehämmer ist nicht nur hier ein Trumpf, der sticht und sticht.
Rigobert Dittmann, Bad Alchemy Magazin 65, Deutschland, Winter 2009/2010

 



This is a reconvening for Elliott Sharp and his cohorts in Carbon—a band that spanned the period between 1991 and 1996 – but anyone familiar with the guitarist's work will quite rightly take it for granted that this reunion has not resulted in the same old same old. If it has, in any degree, it's only as a result of familiarity. None of the music is an outgrowth of the tried and trusted, and indeed its sometimes indeterminate nature might be symptomatic of re-acquaintance manifesting itself in both new and previously unresolved tensions.
This is a band that deals in post-rock, including the negative connotations of that term, as much as it does anything closer to the continuum of creative improvised music. Thus, the blank riff of "Eukaryonic," devoid of all progression and sense of momentum, comes on as a step too far for metal bands of all persuasions. The music's denseness – metallic and percussive – is an incarnation of minimalism that reaches out beyond the audible lack of resolution to a place where established values are not so much subverted as bypassed.
The stealth of "Index of Minerals" could almost be the work of a different band if it wasn't for the music's essentially static nature. The harshness is tempered, though, by a reflective air and an apparently shared affinity for not rending the moment. Sharp and harpist Zeena Parkins map out territory that's the preserve of insects both real and imagined, before the galumphing of bassist Marc Sloan and drummer Joseph Trump undermines the impression and group's take on electronica becomes clearly, infinitely shaded.
By comparison "Hypercubus" is alive with rhythmic subtleties for all the pounding of Trump's bass drum. As a soloist, Sharp has long since mapped out his own territory in the realm of free guitar; here, the ferocity of his take on the art of rhythm guitar playing is as close to unique as anyone out there. There's a common mindset between his melding of strings, and the playing of Parkins and Sloan, but Sloan's sampling adds that crucial extra layer.
"Caldron" is the antithesis of a lot of the rhythmic subversion on offer throughout the rest of the disc. Gaudily, perhaps paradoxically "tribal," the outcome is all too earthy, and not in a good way. Still, the washes of sound—not the least of them being Sharp's out-of-Lol Coxhill soprano sax—carry the day in a rare instance of palpable evolution.
By Nic Jones, All About Jazz USA, March 4, 2010

 

Elliott Sharp und Carbon
Und mittendrin eine Badewanne
Von Christoph Wagner

Eine der klassischen Gruppen der New Yorker Downtown-Szene ist erneut jenseits der Rockorthodoxie unterwegs und landet dabei auch in Zürich.

Rockmusik, bis tief ins Indielager hinein, ist im Herzen ein erzkonservatives Genre – innovationsresistent! Sie gleicht einer gigantischen Recyclingmaschine, die fortwährend dieselben Songmuster, Beats und Liedinhalte neu aufbereitet. An den Rändern gibt es Abtrünnige, denen es immer wieder gelingt, aus dem Gefängnis der Orthodoxie auszubrechen.
Der New Yorker Multiinstrumentalist, Komponist und Produzent Elliott Sharp gehört dazu. Er hat mit «Void Coordinates» ein neues Album veröffentlicht, das mit etlichen Konventionen bricht. Mit seiner Gruppe Carbon überführt Sharp die elektrischen Sounds des Rock, die Elektronik des Digitalzeitalters sowie die Dissonanzen des Freejazz und der E-Musik-Avantgarde in ein neues aufregendes Format.

Zentrum des NY-Untergrunds
«Die Klanglichkeit ist auf Extreme ausgerichtet. Abstraktion und Puls bestimmen den Kurs», beschreibt Sharp das Konzept. «Wir spielen keine kurzen Popsongs mit Riffs, sondern ‹Sound-scapes› mit Grooves, die sich auf elektronische Tanzmusik wie Jungle oder Techno beziehen. In den Stücken gibt es genug Freiheit für jeden, seinen eigenen Klang einzubringen und die Spielräume für Improvisation zu nutzen, gemäss den verabredeten Strukturen und Vorgaben.»
Sharps Beziehung zur Rockmusik war nie eindimensional. Nach einem Musikstudium, bei dem er ab und zu mit dem Avantgardekomponisten Morton Feldman (1926-1987) über Kreuz ge riet – der Professor verwarf Sharps Kompositionen als zu «soziolo gisch» –, war der Gitarrist, Saxofonist und Klari-nettist 1979 nach New York gekommen, wo gerade die Punkrevolte tobte. In kleinen Clubs und alternativen Auftrittsorten war die Hölle los. Sharp tauchte kopfüber in den Untergrund. Es war absolut aufregend. Sein Apartment war ein Loch ohne heisses Wasser und Heizung: Dafür war die Miete billig.
Sharp klinkte sich in verschiedene Bandprojekte ein (unter anderem mit Bill Laswell) und hob 1983 die Gruppe Carbon aus der Taufe, um Hardcore-Rock mit Minimalismus und experimenteller Improvisation zu verbinden. 1983 debütierte die Band bei einem Festival in Soho, wo auch Sonic Youth, die Beastie Boys und Lydia Lunch auftraten. Das war die eine Szene, in der sich Sharp bewegte – die andere war die Clique um John Zorn, die damals mit schrillen Noise-Improvisationen beschäftigt war.
Das spirituelle Zentrum des New Yorker Underground hatte eine Adresse: 315 Bowery. Im CBGB hatte in den siebziger Jahren die Punkbewegung ihren Ausgang genommen und die Ramones, Patti Smith und Television ihre ersten Auftritte absolviert. Die Toiletten dort glichen einer Höhle: dunkel, versifft, die Wände, Decke, Waschbecken und Kloschüsseln dick mit bunter Graffiti besprüht. Ein Blick genügte, und es war klar, welche Musik hier gespielt wurde: Punk, Hardcore, New Wave, Noise – so schrill, laut und roh, wie man es sich nur vorstellen konnte.
Sharp trat regelmässig im CBGB auf. «Die Szene war auf Neues aus. Erkundungen und Innovation wurden grossgeschrieben. Man unterstützte sich gegenseitig und hatte viel Spass», erzählt der Gitarrist. «Wir waren bettelarm, gingen gegenseitig zu unseren Auftritten, schliefen und assen kaum. Es herrschte eine aufgeladene Atmosphäre. Die Leute wollten Musik hören, wie sie sie noch nie zuvor gehört hatten.»

Hörbare Mathematik
Der Sound von Carbon entsprach diesem Bedürfnis. Er war brachial, tonnenschwer, geprägt von monotonen Drumbeats, schwebenden Tonballungen, den exzentrischen Klängen selbst gebauter Geräuschtöner, und wurde mit Wucht herausgeschleudert. Sharp, naturwissenschaftlich gebildet, begann mit mathematischen Reihen zu arbeiten, die er für seine Kompositionen nutzbar machte, indem er unterschiedliche rhythmische Einheiten und harmonische Skalen ineinander verschränkte.
In die Hitparaden gelangte solche Musik nicht. «Um über die Runden zu kommen, machte ich manchmal fünf bis sechs Jobs pro Tag», erinnert sich Sharp. «Am Vormittag spielte ich Musik für eine Tanzklasse, am Nachmittag gab ich Gitarrenunterricht, um danach mit einer weiteren Tanzgruppe zu arbeiten, bevor ich abends in einem Club als Begleiter auftrat. Spätnachts gab ich dann mit meiner eigenen Band ein Konzert, wobei es sein konnte, dass sich danach noch ein Gig in den frühen Morgenstunden anschloss. Ich verdiente zehn bis fünfzehn Dollar pro Engagement, manchmal weniger, manchmal mehr. Aus Not arbeitete ich zusätzlich als Gebäudereiniger, als Packer in einem Buchversand und als Kurier.»
Mit befreundeten MusikerInnen schloss sich Sharp zu einer Kooperative zusammen. Sie nahmen ein leer stehendes Haus der Lower East Side von Manhattan in Beschlag und renovierten das baufällige Gebäude. Die Wohngegend war ein gefährliches Pflaster mit ausgebrannten Häusern und Auto-wracks. Drogendealer und Gangs trieben hier ihr Unwesen. Sharp bewohnte ein grösseres Zimmer, in dem Gitarren und Gitarrenteile herumlagen. Ein Fahrrad lehnte an der Wand, und mitten im Raum stand eine Badewanne. Er experimentierte zu dieser Zeit mit neuartigen Techniken des Gitarrenspiels, wofür er Instrumente auseinandernahm und neu zusammensetzte.

Ab in die Oper
Ein paar Alben genügten, und Carbon galt als eine der aufregendsten Formationen der experimentellen New Yorker Downtown-Szene. Das reichte aus, um die Band 1986 nach Europa zu bringen, wo sie bei den Taktlos-Fes tivals in Basel, Bern und Zürich auftrat. Die Verbindung von strukturaler Geometrie, Chaostheorie und minimalistischen Loops bei maximaler Lautstärke stiess auf Resonanz. Sharp entwickelte das Konzept weiter und erweiterte die Gruppe zu einem Orchester mit mehr als einem Dutzend Musiker Innen, von denen allein vier Schlagzeug spielten. Anfang der neunziger Jahre kam es zu einer Kooperation mit dem marokkanischen Musiker Bachir Attar, dem Leiter der Master Musicians of Jajouka.
Danach schien das Konzept ausgereizt. Sharp wandte sich anderen Projekten zu: Er arbeitete mit dem Ensemble Modern und dem Radiosinfonieorches ter Frankfurt, schrieb Streichquartette und die Musik für Filme und Tanztheaterproduktionen. Als Produzent holte er den Gitarristen Hubert Sumlin, einst Hausgitarrist der Blueslegende Howlin' Wolf, in seine neue Gruppe Terraplane. Zurzeit entwirft er an der Bayerischen Staatsoper eine experimentelle Oper, in der Teenager aus Münchner Schulen die HauptakteurInnen sind.
Nach fünfzehn Jahren Auszeit schien für Sharp die Zeit reif, mit Carbon einen neuen Anlauf zu wagen. Ob Electronics, Samples oder Laptopsounds: Viel Neues war inzwischen passiert, das in das Konzept der Band integriert sein wollte. Eine Herausforderung, die Sharp gerne annahm. Als Avantgardist weiss er: Stillstand ist Rückschritt.
Christoph Wagner, WOZ Die Wochenzeitung, Schweiz, 25.03.2010

 

Und er fährt wieder, der Carbon-Express des umtriebigen Elliott Sharp. Ohne Rücksicht auf Zeitgeist, Veränderungen des Geschmacks, der guten und der schlechten Sitten gebiert Sharp ein neues Produkt aus der Carbonserie. Wieder kompromisslos und originär, auf den alten Erfolgskodex vertrauend: ein Werk von rücksichtsloser Subjektivität zu schaffen. Das gefällt oder gefällt nicht, aber sicher nichts dazwischen. Jedem Mitglied der auserlesenen Band wird die Gelegenheit gegeben, ordentlich Lärm zu machen. Der Zeremoniemeister selbst ist ja auch nicht leise. Wenn die Improvisationen dann diesen verrückt-vertrackten bluesigen Ansatz bekommen, das Vibrieren innerhalb der Tortur nochmals mit neuem Wehklagen beginnt, dann ist man dem Ziel nahe, der nackten Katharsis. Die pumpenden Allegorien von Bassgitarre, Harfe, Schlagzeug, aufgeladen durch die schneidenden Samples von Weinstein, ergeben dann eben solch irisierende Hörbilder wie sie im Stück 'Caldron‘ in beinahe exemplarischer Weise generiert werden. Wie einfach es gehen kann, zeigt das aus einem simplen, dreckigen Grundriff entwickelte, ekstatische 'Eskatones‘. In den 70er Jahren hätte man wohl als Gebrauchsanweisung auf das Cover geschrieben: Play It Loud! Heute kann man nur empfehlen, sich 'Void Coordinates‘ allein (oder mit wirklich geeigneten Hörern) einzuverleiben, sonst gibt es sicher Ärger.
Ernst Mitter, freiStil #30, Österreich, April / Mai 2010

 

Jörg Konrad, Jazzpodium, Deutschland, April 2010

 

Bjarne Soltoft, Jazznytt, Norway, Nr.2 / 2010

 

Alfred Krondraf, Concerto, Österreich, April/Mai 2010

 

Carbon waren immer eine der besten Bands aus der avancierten New Yorker Szene: 1983 traten sie in der dortigen Hardcore und Improv-Szene in Erscheinung und stellten ihren lauten, metallischen, rohen, komplexen und extrem groovigen Impuls neben musikalisch komplett diversen Leuten wie Lydia Lunch, Swans, Beastie Boys oder Sonic Youth vor - das alles galt damals auch als "Downtown Szene", ein eher geografisch-ästhetischer denn musikalischer Begriff. Bald schon wendete sich Mastermind Elliott Sharp von diversen Entwicklungen und ästhetischen Totems der Postmoderne ab. Die Beschäftigung mit algorithmischer Komposition, die bei ihm schon 1984 begann, ließ ihn indes niemals seine Kante verlieren, wie Kraftpakete wie Carbons "Six Songs" von 1985 eindrucksvoll zeigten. Die zunehmende Organisation der Musik durch mathematische Prinzipien, auch und gerade in seinen Kunstmusikarbeiten, ließen ihn jedoch auch des weiteren nie die impulsiv-effektive Rohheit, Energie und zwingende Psychoakustik von Punk, Industrial, Free Jazz und des seriellen Minimalismus vergessen, den er mit Carbon so kongenial wie nie zuvor kanalisieren konnte. Dies Album legt erneut eindrucksvoll Zeugnis davon ab.
by HONKER, made my day, TERZ 05.10, Deutschland, 1.05.2010


Pirmin Bossart, Jazz 'n' More, Schweiz, Mai/Juni 2010

 

Ulrich Steinmetzger, Leipziger Volkszeitung, Deutschland, 7. Mai 2010

 

Remco Takken, Jazzism, Nederlande, Zomer 2010

 

In aggiunta al contributo world di Xung Fengxia e soprattutto alle grandi rentrée di Fred Frith, si accresce l’ala pop di Intakt Records, che continua a far incetta di nomi interessanti e di carattere. Considerato il "Jimi Hendrix delle musiche eterodosse", compagno d’impervie strade di Zorn, Previte, Horwitz etc. Elliott Sharp è multi strumentista che non solo delle predilette chitarre-basso ha ripensato la struttura e gli approcci, intraprendendo una seconda vita musicale distaccatosi dalla scena downtown e soprattutto dai detestati "totem del post-modernismo – appropriazione, destrutturazione e ironia" – e appassionandosi piuttosto a speculazioni matematiche, quali le sequenze di Fibonacci e ancor più la geometria dei frattali, la cui resa matematica di turbolenza, casualità apparente e caos sembravano ispirare una musicalità ideale. E le tracce di Void Coordinates, apparentemente improntate ad una rivisitazione del rock psichedelico, sono una dichiarata, ulteriore ricerca sull’esatta localizzazione del vuoto e sull’eliminazione di ogni punto di riferimento: la libertà ha comunque dei fondamentali, ed il lavoro qui s’intesse e nutre di ritmiche complesse, sub-groove e stratificazioni tonali. Incedendo su tribalità da macchina intelligente, l’assorta e assertiva chitarra protagonista si poggia senz’accomodamenti sui più vivaci predecessori, distaccandosene ancora nella poca prevedibilità delle forme, cui il lavoro in elettronica dona però accuratezze di tessitura e peculiari interfacce timbriche. Grande partecipazione della motivata band (che schiera tra gli altri l’arpista elettrica Zeena Parkins e il sampling-master David Weinstein) nella proposta di un avant-rock parallelo e che con enigmatiche valenze si presta a rinnovati ascolti random e personalizzati.
Voto artistico: 8
Voto tecnico: 8.5

Romualdo Del Noce, www.suono.it, Italy, Suono n° 441 del 6-2010

 

Elliott Sharp’s Carbon was a key part of the loud Downtown rockism of the ‘80s. Alongside the exploratory outbursts of Naked City, the manic sloppiness of Shrek and the blues-rock proficiency of The President, Carbon represented a spirit of inventiveness with a prog-like precision. While the stature and varying projects of Sharp and the other members of the band (notably Zeena Parkins) grew, the band carried on until the mid ‘90s, even morphing into the large-scale Orchestra Carbon in their later years. The band resurfaced with last year’s limited edition live disc Serrate (on Sharp’s own Zoar label) and now solidifies their return with a set of eight new compositions recorded in studio for the Swiss label Intakt.
The band reunited here could be called the ‘classic’ Carbon, the band responsible for the 1991-95 recordings, which are the strongest that appeared under the name. Bolstering Sharp’s various electrified strings (and the occasional soprano sax) and Parkins’ electric harp are bass guitarist Marc Sloan, drummer Joseph Trump and David Weinstein on sampler and synthesizer. Coming together some 15 years later, the quintet is every bit as ready to dig into the metered, angular, pounding music Sharp composes for them. While the sound is certainly similar to other of Sharp’s projects - the mathematical structures and heavy polyrhythms are in full force - it’s a freer band than many that followed. Within the mix can be heard the punk energy of his (even) earlier days, the blues leanings of Terraplane and even some psychedelic use of electronic effects. But most and best, of all, the band sounds like Carbon, proving they have the density and stability of their namesake element.
Kurt Gottschalk, AllAboutJazz New York, USA, July 2010

 

 

Christoph Wagner, Jazzthetik, Deutschland, Juli/August 2010

 

 

Nearly every album by guitar whiz Elliot Sharp intimates a sound-shaping experience, loaded with surprises and ingenuity. His long-running Carbon band is primarily steeped in hardcore avant-garde rock mania, spiced with sizzling meltdowns and free-jazz style improvisation.
On "Fermion," the quartet launches a haunting sonic assault, which at times may seem like anti-pop morphed with metal-lite. Zeena Parkins' resonating electric harp lines project a tuneful yet ominous vibe, as the band delves into a minimalist-hued motif, followed by Sharp's powerful crunch chords and drummer Joseph Trump's peppy backbeats. Moreover, the band surges into a musical netherworld, abetted by Sharp's psyched-out and fuzz-toned melee attack, atop flickering electronics effects and rippling chord progressions.
"Fermion" duly highlights, in particular, Carbon's idiosyncratic aura; Sharp's modus operandi often residing somewhere between neo jazz-fusion, avant psychedelic rock and galvanizing free form expressionism.
Glenn Astarita, AllAboutJazz, USA, August 31, 2010

 

 

 

Spinning disks by Carbon may be something like facing off against an ancient Greek army. Traditionally, such battles began with big, intimidating displays of each army's prowess and exchanges of insults, with the real violence held in abeyance. What this metaphor amounts to musically, here, involves the flurries, disturbances, and displays that arise frequently from the sonic backdrop of the compositions. Drummer Joseph Trump and bassist Marc Sloan tend to lock into spacious-but-insistent patterns that, while exhibiting composer/leader Sharp's penchant for mathematical complexity, exude a certain soldierly air. This rhythmic stasis provides room for the pyrotechnic displays from Sharp, Parkins, and Weinstein, as they take turns briefly emerging from the line of battle to whirl their swords and strike fear into the hearts of the enemy.
Take track 3, "Cauldron," for example. The piece has a more psychedelic feel than the first two tracks, with its swirling echoes and the ululations of Sharp's soprano saxophone. The music and its title are somewhat evocative of an ecstatic, primitive dance. And as the drums pound along, prodding the lead instruments into a frenzy, the sense of impending threat remains — perhaps that of a tribe whipping itself up for battle.
Is all of this hawkish imagery meant to imply that the listener is the enemy? Hardly. Certainly no more than for the lines of ancestry from which Carbon emerged. In rock, for example, from Link Wray through Thin Lizzy to Rage against the Machine and onward, copping a stance of menace has served as a form of catharsis for band and audience alike. Jazz, too, is not above a healthy serving of outright 'tude, especially notable on such albums as Miles' "Bitches Brew." And with the Roland-like peals of Zeena Parkins' harp floating above the easy groove of "Fermion," thoughts of that Miles Davis classic are hardly a stretch.
References to the legacy of Carbon's music here would seem incomplete without reference to King Crimson and British prog generally. Sharp as a guitarist has a penchant for jagged repeated figures that, when dancing above the afore-mentioned off-kilter rhythms, easily connote 1980's Frippery. Some, segments like the intro to "Index of Minerals," with its bright, open feel, are somewhat reminiscent of Hackett-period Genesis. In general, though, Carbon is a much grittier band than those predecessors. The angst and tribalism of no wave and punk have informed Carbon's aesthetic (Sharp is, after all, an SST alum) and the compositions and performances on this disk are generally far-removed from the pretensions of progressive rock.One of the most exciting elements of "Void Coordinates" is the degree to which the pieces differ from one another. This is only a five piece group, but this fact is belied at times by the differences between the compositions. Even compared to many earlier Carbon albums, the degree to which this disk sounds like the same band from track to track is relatively minimal. While each of the players wields at least two instruments except for electric harpist Parkins (who nevertheless clearly uses effects that radically change her instrument's sound) the pieces themselves lend themselves to exploring different approaches and nuances of the quintet setting. There is much here to reward repeated listening.
Wyman Brantley, The Squid's Ear, USA, 2010-08-26

 

 

ZWISCHEN DEN RILLEN

MC Elliott Sharp
Elliott Sharp/Carbon: "Void Coordinates" (Intakt/No Man's Land)

Das neue Album von Elliott Sharp nimmt man nicht wahr, man erfährt es. Nach einer Stunde und hundertdreißig Sekunden erschließt sich die Leere vermeintlicher Stille als Oase an weiter schwingenden Klängen, Geräuschen und Rhythmen.

Wie außer ihm vielleicht noch der Saxofonist John Zorn steht Sharp für eine offene, Genregrenzen sprengende Spielweise. Und er erreicht diesen Effekt durch die maximale Verdichtung ausgedehnter Instrumentalklänge und ihre scheinbar endlose Wiederholung. Er operiere "im Dienste von Groove und psychoakustischer chemischer Veränderung", ist im Booklet von "Void Coordinates" zu lesen.

Als Zeremonienmeister der Gitarren und Electronics, von Sopransaxofon und Komposition fordert Sharp von seinen Bandmitgliedern erweiterte Aufmerksamkeit, sowohl im Zusammenspiel als auch im Umgang mit dem je eigenen Instrument. Die Besetzung von Carbon hat bis heute unterschiedlichste Stadien durchlaufen, ganz so wie der Namensgeber Kohlenstoff die größte Vielfalt an chemischen Verbindungen eingehen kann.

Bereits 1983 gehören zu Carbon neben Sharp immer zwei, von Konzert zu Konzert wechselnde Schlagzeuger. Nicht Jazz ist die Antriebsfeder, sondern Hardcore-Punk und die Experimentierfreudigkeit der freien Improvisationsszene. Sharp nimmt die Bassklarinette sowie selbst erfundene Instrumente in die Anordnungen mit auf. Er experimentiert mit Verstärkern und Lautstärke. Ihn interessieren die Bedingungen der Klangerzeugung selbst im Bestreben, Groove gleichzeitig erden und ausarten zu lassen.

Sharp nähert sich den Gitarrensaiten anhand der Fibonacci-Zahlen. Er stimmt sie im Verhältnis der Zahlenreihe ab und ändert seine Spielweise dahingehend. Zur Posaune greift er, um lautmalerische Klänge zu integrieren. Das Debütalbum von Carbon auf Sharps eigenem Label zOaR Records konfrontiert sein Spiel auf diversen Instrumenten mit dem eines Trompeters und dem forcierten Groove dreier Schlagzeuger. Die Klangphilosophie von Carbons Live-Auftritten stellt auch das Gerüst für "Void Coordinates". Kaum bearbeitet, führen acht Titel von Elementarteilchen zu Stadien der Erdgeschichte über Organismen und vierdimensionale Würfel. In Sharps Koordinatensystem verselbständigen sich die Klänge von ihren Erzeugern zu gemeinsam pulsierenden Klangwolken.

In sich geschlossene Einheiten werden in Wiederholungen geschichtet, die Dringlichkeit des komplexen Gebildes aus kontinuierlicher Textur und unerwarteten akustischen Reibungen überträgt sich auf die Hörer. "Void Coordinates" zwingt sich auf und belohnt den Ritt durch schroffe Landschaften mit läuternder Wirkung.

Für Sharp selbst werden die Songs zur zweiten Natur, natürliche Phänomene dienen ihm als Modell, um Zufall und Chaos in Strukturen auszuspielen und weiterzutragen. Folgerichtig zeigt das Albumcover die Fraktale einer verwüstenden Fläche vor selbstähnlichen Gesteinsschichten.
FRANZISKA BUHRE, TAZ, Berlin, 3.12.2010

 

Artikel über Elliott Sharp, Wolf Kampmann, Jazzthing, Deutschland, Juni/Juli/August 2011

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