INTAKT RECORDS – CD-REVIEWS
JÜRG WICKIHALDER ORCHESTRA
WITH TIM KROHN UND MANUEL PEROVIC
NARZISS UND ECHO
Intakt CD 209
An Kurt Weill denkend, möchte man Narziss & Echo (Intakt CD 209) ein Songspiel nennen oder eine Musical Tragedy. Jürg Wickihalder hat es mit plunderphonischem Gusto komponiert, Manuel Perovic für das JÜRG WICKIHALDER ORCHESTRA arrangiert. Das Orchester kommt ohne Schlagzeug aus, Piano und Bass halten fünf Bläser und ein Stringtrio in der Spur. Das Libretto schrieb Tim Krohn, der dem Spiel die Geschichte vorausschickt, so wie sie Ovid überliefert hat. Die 'Ouvertüre' ist gleich erst mal super, ein gepinschertes Potpourri aus Blasmusik, Schlagerrevue und rührender Spieluhr. Das buntscheckige Switchen zwischen High und Low, Etepetete und Ulk, bleibt Programm, auch wenn das bei 'Saturnia, ach, bist Du süss' arg nach Operette riecht, einer kessen Operette zwar, insbesondere durch Krohns saloppe Reime, und auch musikalisch mit Pfeffer und Salz, wenn es als Bolero weitergeht. Sobald aber die Sopranistin Jeannine Hirzel und die Mezzosopranistin Sonoe Kato den Schnabel aufmachen, gibt mir das, nicht wegen, sondern trotz solch grotesker Spitzen wie dem kabarettistischen 'Ich macht' noch in die Windeln', einen bösen Stich. Ob 'Schwere Nacht, starre Nacht' als ein kentaurisches Schubert-Nocturne mit Jazzrückfront oder 'Ist da jemand' erst als Echo-Arie mit Schmacht-Déjà-vus, dann als Flirtversuch mit Narziss, der ironisch und dramatisch eskaliert - der schulmäßige Dosenöffnerstil der beiden Damen droht mich zu skalpieren. Ach wie krank sind doch die Menschen! Bin ich denn der einzige, der bei Verstand ist? Was als gedämpftes Sprechen zu nervösen Geigen und grämlicher Posaune eindringlich wirkt, wird vom Narziss-Monolog 'Nein doch, was ist dies Licht' im Mezzotremolo gleich wieder entblättert. Zum Vorschein kommen bei diesem antiquierten Zungenschlag Fischbein und Lusttöter, alles andere als die Schönheit selbst. Wenn Narziss zuletzt die blöde Echo mit seinem 'Narzissmus' nihiliert und sich selbst in ein Blümelein verwandelt, um so Wurzeln zu schlagen, während sie verstummt und versteinert, da seufze ich zwar. Aber nicht wie bestellt, nicht wegen dieser Vergegnung. Die Ideologiekritik dazu liegt auf der Hand. Ich seufze als exterminatorischer Antibelcantist über das Techtelmechtel mit dem Ancien Regime und die bizarre Frucht, die es bringt.
Tom Steiger, Programm-Zeitung Jazzfestival Schaffhausen, Mai 2012, Schweiz (PDF-Datei)
Thomas Meyer, Programm-Zeitung Jazzfestival Schaffhausen, Mai 2012, Schweiz (PDF-Datei)
Christoph Merki, Tages Anzeiger, 2. Mai 2012, Schweiz
Ulrich Stock, Die Zeit, 21. Juni 2012, Deutschland (als PDF-Datei)
Ulfert Goeman, Jazzpodium, Deutschland, Juli/August 2012
Martin Schuster, Concerto, August/September 2012
Arthur Piene, Jazznytt, Nr. 4, 2012, Norway
Nous avions naguère présenté le saxophoniste Jürg Wickihalder en duo avec son confrère pianiste Chris Wiesendanger (Cf. CultureJazz.fr - Duos, Trios, Impros 01/09/2008). Nous les retrouvons dans une œuvre du premier, "Narcisse & Echo", tirée des "Métamorphoses" d'Ovide. Œuvre ambitieuse, jouée par un formation mixte : cuivres et quatuor à cordes, plus deux chanteuses lyriques. Orchestrée très finement avec beaucoup de couleurs par Manuel Perovic, cette composition, très écrite même si des espaces sont réservés à l'improvisation, s'inscrit plus en direction de l'oratorio, si l'on veut, ou de la musique de théâtre. Un peu la démarche qu'opérait naguère Mike Westbrook, dans un style différent.
This is Jurg Wickihalder's fourth disc for the Intakt label after one duo and two quartet discs. The only names here I recognize from this 13-piece ensemble are Mr. Wickihalder on soprano & tenor saxes & compositions, Michael Jaeger on tenor sax & clarinet and Chris Weisendanger on piano. There is a narrator, who wrote the words (in German/Swiss) for the opening, and two singers as well involved. The story is based on Ovid's ancient tale of 'Metamorphosen'. All of the narration and singing is tanslated into English in the liner notes. The instrumentation includes strings, reeds and brass and is well-written and performed. Since, I've listened to so little opera, I can't compare this to anything. I do enjoy the way the vocals are used, sometimes sung simultaneously two voices at once. In order to understand the story, one must follow the words in the booklet. The music has a playful charm that I found to be enchanting with the vocals fitting nicely with the music. An interesting disc overall but I feel that it will be of limited interest to an English speaking audience. You can prove me wrong by taking a chance yourself and checking this out. |