INTAKT RECORDS – CD-REVIEWS
AKI TAKASE - LAUREN NEWTON
Spring in Bangkok. Intakt CD 110

 

 

Lauren Newton's main interest lies in extended vocal techniques that will allow her to spew out million-mile-an-hour phrases, spittle and gurgles across to her audience. In her duo with pianist Aki Takase, it's the clarity of the intent of expression that is at the forefront of the proceedings. With only Aki as the sole dual partner, Lauren has nothing to worry about in terms of having her voice being shrouded or misinterpreted. In fact, everything becomes clear and simplified. Recorded on one September night in 2004 at Berlin's Jazzclub A-Trane, "Spring in Bangkok" is a statement of intent. We're here to show off our vast skills as improvisers, composers and performers with utter passion and anger. We'll get pissed. We'll annoy you. We'll entertain the hell out of you. Most of all, we'll erase any and all preconceived notions you may have had as to what we're capable of. Aki Takase [who is a gifted composer in her own right - check out Berlin Jazz Composers Orchestra records] favours the improvised route this time around. Though the pieces are credited to both women, these in fact sound more like pure improvisations. I'm not too sure how much of this material was prepared or discussed ahead of time, nor is it important to question its creative birth. Takase's dissonant chords leap all over the damn map, as she assaults the piano with guttural force. She's more than willing to play a melodic passage [check out her fox-trot on "A Bis Z"] but overall, she's happy to play it free. Especially satisfying is her venture on the inside of her piano ["Afrikanische Zunge"], as the chords jingle-jungle with melodic, percussive friction. Newton breathes and lives to interact with her partner. On "Density" she's living her way through multiple orgasms, which are followed by the softest tickling, teasing call and response game she plays with herself. As you near the hour long performance, you realize these improvisers have a lot more to offer than just ballsy interplay. It's their skewed sense of humour that makes this show a winner.
Tom Sekowski, Gaz-Eta, Poland, April 2006

 

Rigobert Dittmann, Bad Alchemy, 50/2006

 

 

Während ich diese CD höre, esse ich Zartbitterschokolade mit Zitrone und Pfeffer - was ausgezeichnet zur Musik passt. Der Zitronengeschmack korreliert prächtig mit den herben Tongebilden, die Aki Takase (Piano) und Lauren Newton (Stimme) da mit Akriblie aufbauen (und bisweilen mit einer lässigen Bewegung wieder zerstören), der Pfeffer erinnert an die feine Ironie, welche die ganze CD durchzieht. Dieses Duo ist eine Premiere, dennoch ist es für beide Musikerinnen nicht "das erste Mal": Lauren Newton hat schon mit u.a. Joëlle Léandre oder Jon Rose, Aki Takase mit Maria Joäo, Rudi Mahall oder Jana Koubkovä ähnliche Duoprojekte verwirklicht. Hier treffen zwei ebenbürtige Partnerinnen aufeinander, bereit, das volle Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten auszureizen und sich auf ein Abenteuer ohne Sicherheitsnetz einzulassen: Dada und Bebop, Avantgarde und Poesie, Witz und Virtuosität, süß und sauer, Zitrone und Pfeffer.
schu, Concerto, Wien, April/Mai 2006

 

Sowohl die japanische Pianistin als auch die US-Vokalistin leben seit längerem in Deutschland. Doch erst jetzt spannen die beiden Impro-Meisterinnen zusammen und besingen den Frühling mit Kraft, Poesie und Humor.
Frank von Niederhäusern, Radiomagazin, 8. Mai 2006

 

 

 

Mit der Pianistin Aki Takase und der Sängerin Lauren Newton besitzt die Jazzszene seit Jahrzehnten zwei außerordentlich kreative weibliche Musiker, die beide ein wichtiges Stück emanzipierter europaischer Musikgeschichte geschrieben haben. "Frühling In Bangkok" (Intakt) ist der Mitschnitt eines gemeinsamen Auftritts vom September 2004 im Berliner ATrane. Freie Improvisationen, die von der Lust am Abenteuer, vom Mut am Experiment leben und erzählen. Lauren Newton taucht temperamentvoll unter die Oberfläche von großen Worten und melodischen Floskeln. Sie wühlt in sprachlichen Details, fordert heraus, spielt mit den physischen und emotionalen Anteilen der Stimme, sucht die gesangliche Grenzerfahrung und verliert doch niemals den Kontakt zu ihrer musikalischen Partnerin. Das ist aufregend, spannend und nicht seiten humorvoll zugleich.
Jörg Konrad, Jazzpodium, Stuttgart, Juni 2006

 

 

 


Pianist Aki Takase and vocalist Lauren Newton have a lot in common. Both have long left their respective native countries to make Germany their home and are familiar with the piano-vocals duet format. Takase has had a fruitful collaboration with singer Maria Joao and Newton has followed the same road with pianist Patrick Scheyder. Therefore, it was just a matter of time before their paths would cross as they did on that September evening in Berlin that apparently conjured images of Spring in Bangkok. One can only regret that both artists did not meet earlier judging by the results of this first encounter. They produce sparks throughout a varied and tasteful program that is alternately whimsical, pastoral, lyrical, abstract, and dark, even chilling (&"Absturz Und Wiedergeburt." A truly collaborative effort, the two musicians take turns to move the music in any given direction, but what is most impressive is Takase's and Newton's capacity at renewing themselves. They neither get into a rut nor rely on well-tried tricks. The pianist makes the best use of all the resources her instrument has to offer while the singer's voice goes through countless mutations--sometimes at the drop of a hat--and on occasions hints at her operatic background. Newton seldom resorts to actual words, but the German language lends itself well to her vocalisms ("Das Scheint Mir Wichtig"). This live date confirms Takase's ability to tackle many styles and could very well be Newton's most accessible work to date. Highly recommended.
Review by Alain Drouot, All Music, USA, 2006

 

 

 

 

WDR 5
“Jazz twenty 5”
Red.: Dr. Bernd Hoffmann

27.09.06, WDR 5,23.05 - 23.30 Uhr
Humor und Esprit - improvisiert von Sopran und Piano
Das Duo Lauren Newton und Aki Takase

Mit Lothar Jänichen
Dauer : 24.47
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Zu "Jazz twenty 5" begrüßt Sie heute Lothar Jänichen -und damit zu einer Begegnung, die im September 2004 im Jazzclub A-Trane in Berlin zustamde kam. Eine Japanerin und eine Amerikanerin treffen sich - in Deutschland, denn hier leben sie schon seit Jahrzehnten. Ihre Dialoge sind Phantasiesprachen, reich an Lauten, voller Humor und Esprit. Aki Takase, Piano, und die Vokalistin Lauren Newton. Gemeinsam schreiten sie von Ost nach West, von West nach Ost. Und "der Wind ist Westwind".
1. Der Wind ist Westwind K: Aki Takase/Lauren Newton
AKI TAKASE / LAUREN NEWTON
intakt CD 110 LC 11265
CD: SPRING IN BANGKOK
3:42
„Der Wind ist Westwind“ - so heißt diese Improvisation des Sopran von Lauren Newton mit dem Piano von Aki Takase. Dass sie vor dreißig Jahren noch Standards wie George Gershwin‘s „Summertime“ sang, man mag es kaum glauben. Lauren Newton ist heute eine der wichtigsten Stimmen in der zeitgenössischen improvisierten Musik. Die in Coos Bay im US-Staat Oregon geborene Vokalistin machte sich nach ihrem Gesangsdiplom an der Musikhochschule Stuttgart zunächst einen Namen als Interpretin von Werken des 20.Jahrhunderts. Sie trat daneben in Süddeutschland in der Frederic Rabold Crew auf, sang Jazz - und mit ihrer Verbindung von jazzgemäßer Improvisation und den vielfältigen Intonations-Möglichkeiten, geschult an der zeitgenössischen E-Musik, wurde sie die ideale Gesangsstimme für das Vienna Art Orchestra von Matthias Rüegg, dem sie von 1979 bis 1989 angehörte. Mittlerweile ist ihre Stimme auch in Hörspielen, in Kompositionsaufträgen, zu hören. Ein besonderer Akzent liegt auf der Performance Art - als Solistin, und mit anderen MusikerInnen und TänzerInnen. Das brachte ihr Auftritte auf den bedeutendsten Europäischen Festivals sowie in USA, Canada, Mozambique, Indien, Thailand und Japan. Lauren Newton steht für eine Generation von Jazz-Sängerinnen, die sich von Vorbildern wie Ella Fitzgaerald, Sarah Vaughan oder Betty Carter losgesagt haben. Laut - Sinn - Klang , das sind die Mitteilungen im Duo mit der Pianistin Aki Takase.
2. Insel K: Aki Takase/Lauren Newton
AKI TAKASE / LAUREN NEWTON
intakt CD 110 LC 11265
CD: SPRING IN BANGKOK
3:25
Die Kunst des Duo-Spiels - die in Berlin lebende japanische Pianistin Aki Takase hat diese Kunst besonders kultiviert. Als sie 1972 ihre professionelle Karriere begann, spielte sie im Duo vorzugsweise mit dem Bassisten Nobuyoshi Ino; in den USA mit dem Bassisten Niels Henning Orsted Pedersen. Als erfolgreiches Duo reiste sie von 1987 bis 1994 mit der portugiesischen Sängerin Maria Joao durch alle europäischen Clubs und spielte auf vielen Festivals. Seit 1988 tritt sie mit ihrem Ehemann Alexander von Schlippenbach als Piano-Duo auf, gelegentlich auch mit dem Saxophonisten David Murray und mit dem Bassklarinettisten Rudi Mahall.
Die Musikerin aus Osaka steht lange schon mitten im Zentrum der europäischen improvisierten Musik. Und Stillstand ist für sie ein Fremdwort. Man denke nur an die stilistische Vielfalt, mit der sie alte Formen des Jazz in die zeitgenössische Musik übersetzt: etwa die Musik aus dem alten New Orleans von William Christopher Handy, die Balladen von Duke Ellington, oder die Musik von Thelonious Monk und Eric Dolphy. Gerade in den zurückliegenden anderthalb Jahrzehnten hat sich die Pianistin und Komponistin durch die Jazz-Geschichte gearbeitet und die Tradition neu beleuchtet. Ihr hoher Gestaltungswille gepaart mit ihrem ausgeprägt persönlichen Stil machen jede Begegnung mit ihr für einen Musiker zu einer besonders reizvollen Herausforderung. Auch für Lauren Newton, die Vokalistin mit der Neugier: ihre Neugier: was kann die Stimme machen, außer ein paar schöne Melodien singen. Sie verblüffte durch ihre Art die Stimme wie ein musikalisches Instrument einzusetzen. Das unterschied sich vom klassischen scat- (Silben-) Gesang des Jazz; denn Lauren Newton erweiterte die stimmlichen Möglichkeiten, indem sie den scat-gesang mit Lautmalereien, dem Spiel mit Wortfetzen weiterführte. Die Welt des freien Improvisierens faszinierte sie immer mehr, dabei die Möglichkeiten der Entwicklung der Stimme. So finden sich heute Melodie, Geräusch, Körperpräsenz und enorme Sensibilität in der musikalischen Kommunikation auch im Duo mit Aki Takase.
3. Afrikanische Zunge K: Aki Takase/Lauren Newton
AKI TAKASE / LAUREN NEWTON
intakt CD 110 LC 11265
CD: SPRING IN BANGKOK
9:07
Die Kombination eines Sopran mit einem Piano ist für Lauren Newton eine traditionelle Geschichte. Während ihres Studiums ist sie den Liedern von Arnold Schönberg und Anton Webern begegnet. Und in der Zusammenarbeit mit Aki Takase entstehen so "im Grunde genommen neue Lieder." Instrumental wirkende Klangfarben, perkussiver Stimmeinsatz in den tiefen Lagen, Klangflächen in hohen Lagen, abstrakte Klangfarben, die für den Zuhörer nicht mehr auf menschliches Stimm-Material rückführbar sind - so lassen sich die Eigenschaften von Lauren Newtons Stimme am besten umschreiben. Eine Stimme die sich von Zeit zu Zeit auch in ekstatische, extreme Zustände begibt. Und dennoch fühlt man sich zwischendurch an klassische Liederkreise erinnert, die dann durch die Jazz-Improvisation von Aki Takase in einer neuen Dimension erscheinen. Ein außergewöhnliches Duo heute in.„Jazz twenty 5“ auf WDR 5. Weitere Informationen zur Sendung und zum Jazz-Programm des WDR finden Sie im Internet unter: www.wdr.de/radio/jazz <http://www.wdr.de/radio/jazz>. Am Mikrofon verabschiedet sich Lothar Jänichen. Die Redaktion hatte Bernd Hoffmann.
4. Kommt es nah K: Aki Takase/Lauren Newton
AKI TAKASE / LAUREN NEWTON
intakt CD 110 LC 11265
CD: SPRING IN BANGKOK
4:26

 

Hier gibt es neben Ergänzung nicht selten auch Widerspruch und dialektische Kontrapunkte zu hören. Die geniale Pianistin Takase, die im Duospiel latent die Sprache zu suchen scheint, mit der Lautmalerin Newton, die einmal mehr auf den Spuren von Jandl zu wandln scheint. Musik, die selten entspannt, aber stets gut die Aufmerksamkeit fordert. Eins nur: Scats haben oft + immer schon genervt, und manchmal ist Newton hart an der Grenze zum Improv-Scat.
Made my Day by Honker, Terz, Düsseldorf, 09/2006

 

Attention, Grande musique. Ce disque est de ceux qui passent et repassent inlassablement dans votre platine. La raison? La parfaite entente entre deux improvisatrices, ici, merveilleusement inspirées.
L'une joue d'une voix aux profonds miroirs (A bis Z) avec un appétit, une gouaille et une diversité confondants. Passaint d'un verbe à l'autre, d'une intensité sombre à une perception charnelle, Lauren Newton sait poser sa phrase, l'élargir, la tendre, la distendre, sa voix se doublant dans des registres inouïs (Density). Réminiscences de chant classique, d'opéra, de jazz, l'impro se dévoile dans toute sa fulgurante beauté, aidée en cela par la grande Aki Takase. Sort approche percussive, si abondante et débordante d'ordinaire, sait s'apaiser et dialoguer avec la voix de Lauren. Ici, aucun égarement mais une abstraction soutenue, des montées foudroyantes, des éraillements lumineux; voix samouraï pour piano cristallin, torsion chuchotée pour cliquetis nocturnes.
Un festin d'oreille tout simplement!
Luc Bouquet, Improjazz, France, Novembre, Dezembre 2006

 

 


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