ROOT LEEB - XU FENGXIA
So stark


Von München nach Shanghai
Root Leeb erzählt und Xu Fengxia spielt und singt

 

Root Leeb Text und Stimme
Xu Fengxia Guzheng, Sanxian, Stimme


1. Der falsche Glaube 3 : 34
2. Das Gepäck 2 : 26
3. Schwimmen 6 : 38
4. Der abhanden gekommene Sonntag 3 : 57
5. So stark 8 : 39
6. Auf der Strasse 5 : 19
7. Kräftespiel 3 : 18
8. Die dicke Dame 3 : 31
9. Sterben 4 : 53
10. Früher Tod 3 : 08
11. Umgezogen 3 : 36
12. Glück 4 : 21

Aufgenommen am 29. Oktober 2011. Editiert und gemischt im Frühling 2012. Tonmeister: Willy Strehler,
Guntershausen. Text: Franz Hohler. Fotos: Barbara Käser. Grafikdesgin: Jonas Schoder. Produziert von Intakt
Records, Patrik Landolt, in Kooperation mit dem Verlag steinbach sprechende bücher und Rafik Schami.


Intakt CD 205/2012 – Wort-Klang

 

Die dritte Folge der Reihe Wort-Klang: Die deutsche Autorin und Künstlerin Root Leeb und die in China geborene Musikerin Xu Fengxia führen mit wundersamen Erzählungen und phantastischer Musik in die abenteuerliche Welt von starken Frauen. Sie erzählen von Frauen, die stark sind, glauben stark zu sein oder stark sein wollen. Root Leeb erzählt Geschichten, die in ihrer Zuspitzung und Prägnanz an kostbare Miniaturen erinnern. Es sind hintergründige Texte mit überraschenden Wendungen, teilweise skurril mit einer schönen Brise Selbstironie.
Xu Fengxia spielt mit Guzheng (Zither) und Sanxian (Laute). Manchmal untermalt sie die Worte poetisch nachdenklich, an anderer Stelle entfacht sie ein Klangfeuer.
Wenn sie dann noch zu singen beginnt, lässt sie die ferne Welt chinesischer Opern aufscheinen und führt uns, wie ein Rezensent schreibt, «in das Reich des Himmels selbst».




Xu Fengxia und Root Leeb, 2011 am Festival «Zürich liest '11» im Dadahaus Zürich. Photo: Barbara Käser

 

Wenn diese beiden Frauen anheben, die eine auf ihren Instrumenten mit den
bauchigen und sphärischen Tönen, die andere mit ihrem Instrument, der
Sprache, treten wir in Klangräume ein, mehr als das, in Klanghallen, in
Klangtheater, wir werden, sobald wir PLAY drücken, auf einen Logenplatz gebeten, von dem aus wir die Auftritte der eigenartigsten Figuren miterleben,
Menschenfiguren und Klangfiguren.

Root Leeb hat die Hauptrollen der Menschenfiguren mit Frauen besetzt, stark
sollen sie sein, so das heimliche Versprechen des Titels. Aber so einfach wird
es nicht. Die Klänge aus China stossen, schubsen, bugsieren die Frauen aus
Europa in alle Ecken der Bühne, heben sie in die Höhe, drücken sie in die
Tiefe, sie umschmeicheln sie, sie trösten sie, sie kosten ihre Triumphe aus,
wenn sie welche feiern können, sie lachen mit ihnen und sie weinen mit ihnen,
sie sterben mit ihnen und sie leben mit ihnen.

Einzelgängerinnen sind es, die wir auftreten sehen, entweder Schmiedinnen
ihres Glücks oder Versuchskaninchen des Schicksals, glaubensstark oder
willensschwach, hinterlistig oder geradlinig, sie täuschen ihre Mitwelt oder werden von ihrer Mitwelt getäuscht. Sie schmücken sich mit der Musik wie mit
durchsichtigem Flitter oder legen sie sich um wie einen schwarzen Mantel.
Das alles können die Frauenfiguren, und das alles kann die Musik.

Die Musik begleitet sie, aber auch wir begleiten sie, auf ihren Gängen und
Gedankengängen, wir helfen der jungen Frau beim Packen, obwohl sie unsere
Empfehlungen in den Wind schlägt, wir helfen der Dame beim Aufessen der
Reste in der Restaurantküche, damit sie nicht zu dick wird, wir helfen der alten
Frau beim Umziehen von einem Leben ins andere, wir spannen mit ihr das Tuch des Vergessens aus, hingegen verraten wir der Frau, welche sich über die Rückkehr ihres seltsam verjüngten Mannes aus China freut, nichts über den wahren Grund ihres Glücks. Besonders gern schwimmen wir neben der harmlosen Frau im Hallenbad her, welche die sportlichen Männer zur Verzweiflung und an den äussersten Rand ihrer Kräfte bringt, und Xu Fengxia lässt bei jedem unserer Züge das Wasser um uns herum perlen.

Nur zwei Mal sagt eine Figurenfrau «Ich», und sofort treten wir näher. Die eine
erschreckt uns mit ihrem Hund auf der Strasse und mit der Ruppigkeit einer
Obdachlosen, und die andere rührt uns, wenn sie von Lautsprechern und
Aufschriften in die Irre geführt wird. Wir möchten uns zu ihr setzen und mit ihr
einen Kaffee trinken und ihr sagen, es sei uns auch schon so ergangen und
das sei ja noch nicht das Ende der Welt.

Das Ende der Welt erkunden wir mit der Frau, die jeden Tag das Sterben übt,
und wenn wir uns mit ihr niedergelegt haben, erklingt zu unserer Überraschung die Stimme eines chinesischen Klageweibes – oder ist es die eines Schutzengels aus Shanghai?

Wenn ich «uns» schreibe, meine ich möglicherweise die Männer. Unter den
Heldinnen, die schwankend durch den Klangschmelz taumeln, ist keine, die wir nicht gern beschützen möchten auf ihren schmalen Pfaden und Irrwegen. Aber das tut schon Xu Fengxias Musik.

Wir können nur noch zuhören.

Franz Hohler

 

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«So stark» ist die dritte CD der Reihe «Wort-Klang»bei Intakt Records
in Kooperation mit steinbach sprechende bücher. Konzept: Rafik Schami und Patrik Landolt.
Bereits erschienen: «Das Buch der Albträume» von Urs Widmer und Michael Riessle Intakt CD 180
Rafik Schami und Günter Baby Sommer.« Abbara». Intakt CD 140

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Zur Intakt-Seite WORT-KLANG

 

 

Xu Fengxia auf Intakt Records



Xu Fengxia - Lucas Niggli
Black Lotos

Intakt CD 164


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