Ausgewählte
Live-Performances eines der besten und radikalsten europäischen
Freeform-Trios. Ob Venedig, Biel oder New York – diese Hardcore-Kammermusiker
schaffen es, Intensität radikal nach vorne zu treiben, unter Spannung
zu halten und immer wieder auf den Punkt zu bringen. Die Rasanz, Brisanz
und Prägnanz dieser Musik ist mitreißend und atemberaubend,
sogar in den Momenten ihrer größten Zurückhaltung. Und
vor allem kommt sie sofort zur Sache. Bereits der Einstieg «No
Time For Dinner» zieht mit konzentrierter, zerfaserter, hypernervöser
und dann doch immer wieder hochenergetisch zusammengefahrener Impulsivität
in das Zusammenspiel ein, das über die Gesamtspieldauer der Platte
immer hypnotischer wird. Aufbau, Auswahl und Arrangement des Musikmaterials
sind hervorragend und für Live-Compilations beispielhaft gut gestaltet
– derart, dass es scheint, im nahtlosem Klangfluss eines zusammenhängenden
Konzertes des Trios zu baden, das so natürlich nie stattgefunden
hat.
Wir hören Reisen. Geographische verbinden sich bei Koch-Schütz-Studer,
wie immer, mit akustischen. Dem Reisen und Suchen live zuzuhören
ist in der improvisierten Musik nicht immer eine Freude. Wenn aber derart
eingespielte Profis ihre Expeditionen derart unbekümmert, risikoreich
und immer auch hochbewusst mit den scheinbar größten Momenten
der Intensität einspielen, wird klar, dass die Schweizer sich auf
ihre Instant-Composing-Trips gut vorbereitet haben, und wir als Co-Piloten
keine Angst vor Abstürzen zu haben brauchen. Koch-Schütz-Studer
haben die Elektronik sehr früh als eine Art vierten Musiker in
ihr Konzept integriert, jedoch nicht als modischen Zuckerguss, sondern
zur sinnvollen Verdichtung, Transformation und Radikalisierung ihres
Klangmaterials. Und sie geben immer 100%, Karate-Zen, stets pocht ein
Puls – und immer schläft die Lava unter dem Ausbruch. Das
Luzerner/Bieler Trio hat in der Vergangenheit Jazz, Hardcore, Dub, Turntablism,
Neue Musik und noch viel mehr fusioniert und dekonstruiert und immer
wieder hochqualitative und erweiternde radikale Grenzgänge zwischen
diesen Genres vollzogen. Dieses Album bietet die allerbeste Einführung
dafür und sollte nun wirklich bitte die allerletzten überzeugen.
Hallo, endlich einsteigen!
Marcus Maida, Jazzthetik, Deutschland,12/04
The latest offering from
this largely, inventive modern/free-jazz power trio features dabs of
thrusting like, mayhem and pulsating grooves. Once again, the trio intertwines
acoustic instruments and electronics for an unwieldy foray into avant
territory, spiced with enigmatic dialogues and a focused line of attack.
Here, the reeds, cello and drums format provides the knockout punch,
all presented by the trio’s purveyance of metallic overtones,
inventive rhythmic forays and more. They’ve been around for several
years, yet each subsequent production reveals newfound treats and digressions.
For example, the piece titled “The Burning Tongue,” is partly
about steely edged cello lines executed with clanging, hard rock style
underpinnings. As multi-reedman Hans Koch supplements matters with free-form
excursions. But the group shows a quieter side in spots via spooked
out, ethereal frameworks. Other pieces highlight, drummer Fredy Studer’s
abstract jungle jams, amid Martin Schutz’ distorted, fuzz-drenched
cello lines. (Recommended…)
Reviewed
by: Glenn Astarita, Jazzreview.com, February 05, USA
Kompetent, lakonisch und
hard-boiled
Das infernalische Schweizer Trio KOCH - SCHÜTZ - STUDER hat für
seine Musik das Etikett Hardcore-Kammermusik geprägt und mit Life
Tied (Intakt 094) demonstrieren sie einmal mehr, dass das keine kokette
Übertreibung ist. Eine Schiene ihrer Artistik bestand für
den Saxophonisten & Elektroniker Hans Koch, den elektrifizierten Cellisten
Martin Schütz und den Drummer Fredy Studer in Fusionsexperimenten
- mit Musikern aus €gypten und Kuba oder mit DJs aus New York. Eine
andere in Kollaborationen mit dem Dichter Christian Uetz. Mit Life Tied,
dem idealen Konzert, das aus Exzerpten von Auftritten auf der Biennale
in Venedig und der Expo in Murten, einem Heimspiel in Biel und einem
Gastspiel in New York kombiniert wurde, begegnen mir die Drei erstmals
seit ihrem prototypischen Statement Hardcore Chambermusic (Intakt 042,
1995) wieder pur. Und zeigen sich als jung gebliebene Pioniere von No
Wave-Energy Play in der Kollision von Impro-Jazz, Noise und Electronic,
die Herzblut, Seelenfunken und Krachpartikel als fröhliche Wissenschaft
an die Wände splattert.
Der Feuerspucker «The Burning Tonge» ist unverschämt
rockig und der schlagende Beweis, dass zeitgemässe Musik ihr Heil
nicht nur in diskreten Reduktionen suchen muss. Natürlich sind
die erfahrenen Schweizer keine halbstarken Poser. Das Dilemma von Expressivität,
von Euphorie, von blinder Wut, von betriebsblindem Gezappel zwischen
Manie und Depression im durch Pseudo-Spektakel abgestumpften Anything-goes,
diese Sackgasse reflektieren sie durch Brüche, Verstörungen,
Implosionen, Scharten. Hammering kippt um in Whispering und wenn aus
dem von stolpernden Riffs und zickzackenden Zwischensprints umgetriebenen
Tänzer die Drähte baumeln und das …l tropft, dann erzählt
das mehr vom Verschwinden obsoleter Selbstverständlichkeiten als
jeder menetekelnde Sermon.
Life Tied erzählt selbst im Blitzlicht von Biennalen und Expos
ohne dystopische Larmoyanz vom Überleben im Halbschatten von Müllhalden.
Es ist kaum der richtige Fitnesstest für vermeintliche «Herrenmenschen».
Die toughe Manier, in der die Koch-Schütz-Studer»schen FutuRhythms
im Wackelkontakt einer labilen Stromversorgung grooven, ist ganz einfach
nur kompetent, lakonisch und hard-boiled.
Rigo Dittmann, Bad Alchemy, BA 45, 2005
Koch-Schütz-Studer:
«Life Tied»
Ein launischer Pakt mit der Muse
Ihre «Hardcore Chamber Music» treibt das international renommierte Schweizer
Trio Koch-Schütz-Studer auf «Life Tied» noch einen Schritt weiter: mit
Liveaufnahmen, die nachträglich rekonstruiert wurden.
Es geht darum, dem Klang Auslauf zu gewähren und die Strukturen nach
Hause zu schicken. Die Summe aller klanglichen Möglichkeiten wie einst
nach dem Urknall freischwebend im Raum vorzufinden, um sie dann, losgelöst
von Regeln, Erwartungen und vorgefassten Ideen, wieder einzufangen und
mit ihnen zu spielen.
Spiel
ohne Netz
Die Philosophie der beiden Bieler Hans Koch (Reeds, Electronics) und
Martin Schütz (Cello, Electronics) sowie des Luzerner Drummers Fredy
Studer ist radikal. Ein Spiel ohne Netz, im launischen Pakt mit der
Muse angetreten gegen die Möglichkeit des Scheiterns. Auf «Life Tied»
wird diese Spannung hörbar. Musik als Abenteuer. Jeden Tag aufs Neue.
Nach dem Konzert ist immer vor dem Konzert. Oder wie es Martin Schütz
formuliert: «Es drängt sich auf, immer das neueste Material zu spielen,
also dasjenige, welches noch nicht komponiert ist.»
«Hardcore Chamber Music» nennt das Trio seine Musik. Vor zehn Jahren
haben sie den Begriff mit ihrem ersten gemeinsamen Album ins Leben gerufen,
um bestehenden stilistischen Schubladen zu entweichen und sich vom Begriff
Jazz endgültig zu lösen. Damals war die «Hardcore Chamber Music» in
zwar bereits radikale, aber doch vorbestimmte Formen gefasst. «Unsere
Kompositionen begannen uns bereits im Studio zu langweilen», erinnert
sich Hans Koch. «Als würden wir zu einer Band verkommen, die ihre Standards
runterspielt.»
Klänge einfangen
Seitdem hat der Klang Auslauf. In den letzten zehn Jahren haben sie
in unzähligen Konzerten den Klangkosmos neu gegliedert, in Frage gestellt
oder einfach nur herausgefordert. Am Ende eines Abends hatten sie jeweils
eine Hand voll neuer Kompositionen in der Tasche - sofern eine Aufzeichnung
vorhanden war. Andernfalls wurde das Geschaffene in der selben Sekunde
der Vergänglichkeit übergegeben.
«Instant Composing» nennt sich das Ganze und ist die Antithese zu jedem
Notenblatt, das, in hunderttausendfacher Ausführung herumgereicht, die
Möglichkeit der exakten Wiederholung suggerieren will. «Instant Composing»
lebt von der Atmosphäre im Raum, dem anwesenden Publikum und dem kollektiven
Wissen der Musiker.
Ein Wissen, das sich in den letzten Jahren auch im Dialog mit anderen
zu einer imposanten Toolbox entwickelt hat. Sei dies in Soloprojekten
oder in Zusammenarbeit mit kubanischen oder ägyptischen Musikern, mit
New Yorker DJs, mit Wortakrobaten oder einfach durch den steten Drang
des Künstlers, ewig in Bewegung zu bleiben und Unerforschtes entdecken
zu wollen. «Auf die Bühne gehen und einfach loslassen», sagt Koch.
Auf «Life Tied» sind acht «Instant Compositions» zu hören. Acht Momente,
in denen das Trio die Klänge einfängt und das Aufnahmegerät wiederum
das Einfangen festhält. Die Verweigerung des Konventionellen verbietet
allerdings ein herkömmliches Album, weshalb mit «Life Tied» wiederum
«Instant Composing» betrieben wurde.
«Life Tied» heisst gebündeltes Leben. «Tied» lässt sich auch zusammenfügen
zu «Edit», also Bearbeitung. Das Leben wurde durch Bearbeitung gebündelt.
«Das improvisierte Material der Konzerte haben wir noch ein mal einem
Restrukturierungs-Rekompositions-Reimprovisations-Prozess unterzogen»,
sagt Martin Schütz. «Dabei gab es kein Drehbuch. Das existierende Material
und unsere intuitive Reaktion darauf waren unsere Leitlinie.»
Den Hörer abholen
Die Stärke von Koch-Schütz-Studer besteht darin, dass sie der reinen
Kopfgeburt misstrauisch gegenüberstehen. Der Rhythmus als Basis spielt
auf «Life Tied» eine grosse Rolle. «Wir haben bewusst eine Art Drum&Bass-Muster
am Anfang stehen lassen», sagt Koch. Die Absicht, mit einer vertrauten
Struktur den Hörer abzuholen, ist nichts Verwerfliches und auch in einem
radikalen Umfeld eine legitime Art der Begrüssung. Vor allem, wenn in
der Folge diese artifizielle Form einer Rhythmik organischeren Grooves
weicht.
«Life Tied» lebt von der Dialektik von Ambient und Rhythmus, von Chaos
und Ordnung. Am Ende ist es nichts anderes als das klangliche Abbild
der Existenz, getragen vom Herzschlag und erfüllt durch die Grösse der
scheinbar kleinen Dinge. «Letztlich macht sich jeder beim Hören seine
eigenen Bilder», meint Koch. Das «Instant Composing» geht gewissermassen
im Kopf des Hörers weiter, der Soundtrack erhält einen imaginären Film,
das Festgezurrte wird wieder losgelassen - das Leben geht weiter.
Rudolf Amstutz ©
Berner Zeitung; 07.10.2004; Seite 10
In der Geräuscheküche
Vom Mozart-Interpreten zum Spezialisten für sperrige Sounds: Der
Bieler Musiker Hans Koch hat einen weiten Weg zurückgelegt. Die Bodenhaftung
hat der Globetrotter in Sachen radikaler Klangforschung dabei aber nicht
verloren.
Hans Koch: Hinter diesem
normalen Namen verbirgt sich ein normaler Mensch, der sich auf der Bühne
in einen alles andere als normalen Musiker verwandelt. Der 1948 geborene
Bieler hat die Klangmöglichkeiten von Bassklarinette, Tenor- und Sopransaxofon
bis in die entlegensten Winkel erforscht. Es gab eine Zeit, da hat er
mehrere Monate nur Geräusche geübt. Seit gut einem Jahrzehnt beschäftigt
er sich auch intensiv mit Elektronik, einerseits mit Sampling, das ihm
das Speichern, Bearbeiten und Abrufen unzähliger Sounds erlaubt, andererseits
mit «real time»-Verfremdung instrumental gespielter Passagen.
«Ich kann nicht klagen»
Kochs Ausdrucksmittel reichen vom Filigranen bis zum Berserkerhaften.
Im Gespräch bevorzugt er jedoch das moderate Mezzoforte: Er gebärdet
sich weder als Bewohner des Wolkenkuckucksheims noch als unverstandener
Outsider, das Entwerfen weltfremder Utopien bzw. das Jammern überlässt
er anderen. Über seine Experimente macht sich Koch keine Illusionen:
«Ich weiss, dass das, was ich mache, dem grössten Teil der Leute nicht
gefällt. Aber ich fühle mich wohl auf der Bühne.»
€hnlich pragmatisch beurteilt Koch die Bieler Kulturpolitik, der er
zugute hält, dass sie die Finger von kommerziellen Sachen lässt. Was
seine eigene Situation als dezidiert antikommerzieller und daher potenziell
förderungswürdiger Künstler betrifft, meint er lakonisch: «Ich kann
nicht klagen.» Mit der Kulturabteilung der Stadt stehe er in einem guten,
angenehmen Verhältnis, er fühle sich respektiert. Neben seiner Tätigkeit
als Globetrotter in Sachen radikaler Klangforschung ist Hans Koch in
Biel auch noch ein bisschen als Kulturtäter engagiert, wobei ihm seine
Lebenspartnerin Gabi Wäckerle, mit der er einen 13-jährigen Sohn hat,
tatkräftig zur Seite steht.
Fröhlicher Lärm
An erster Stelle ist hier die Ende der Achtzigerjahre ins Leben gerufene,
von der Stadt Biel mit einer Defizitgarantie unterstützte Konzertserie
«JOYFULNOISE» zu nennen, in deren Rahmen sich Koch und sein Alter Ego,
der Cellist Martin Schütz, mit wechselnden Gästen auf das heikle Terrain
des «Instant Composing» begeben. «Man kann nicht mit allen Musikern
gleich gut frei improvisieren, mit einigen findet man einfach keinen
Schluss», sagt Koch mit einem Anflug von Ironie.
«Immer noch eine Arbeiterstadt»
Unter dem euphorisierenden Eindruck eines sechsmonatigen Aufenthalts
in New York frönte man dem fröhlichen Lärmen anfänglich
wöchentlich. Inzwischen wurde die Serie, die lange Zeit im Théatre
de Poche über die Bühne ging und nun wieder an ihren Ursprungsort,
ins Restaurant St. Gervais, zurückgekehrt ist, auf zwei bis drei
Konzerte pro Jahr redimensioniert. Besonders gut in Erinnerung geblieben
sind Koch die Begegnungen mit dem Schlagzeuger Paul Lovens, der zu den
Pionieren des europäischen Free Jazz gerechnet werden darf, und
dem Elektroniker Fennesz.
Als nicht so erfreulich taxiert Koch den Publikumsaufmarsch, der sich
mit 20 bis 60 Leuten pro Anlass tatsächlich bescheiden ausnimmt
(man könnte allerdings einwenden, dass sich in Zürich und
Bern auch nicht mehr Leute an die Konzerte der WIM, der Werkstatt für
improvisierte Musik, verirren). Hat Koch eine Erklärung für
dieses geringe Interesse? Er bedauert, dass die Nischenkultur von der
Presse vor Ort so gut wie nicht wahrgenommen werde. Im gleichen Atemzug
gibt er aber zu bedenken, dass in Biel auch populäre Entertainment-Angebote
wie zum Beispiel die Variété-Anlässe der Migros auf
weitaus geringere Publikumsresonanz stossen als anderswo: «Biel
ist halt irgendwie immer noch eine Arbeiterstadt.» Die Expo 02
habe zwar in städtebaulicher Hinsicht durchaus eine nachhaltig
positive Wirkung gezeitigt, aber im kulturellen Sektor sei es nicht
zu dem mancherorts erhofften grossen Aufbruch gekommen.
Internationales Beziehungsnetz
Ebenfalls von der Stadt Biel unterstützt wird das dreitägige Festival
«Ear We Are», das seit 1999 alle zwei Jahre stattfindet und sich als
Forum für widerborstiges Musizieren versteht; bisher reichte das stilistische
Spektrum vom Saxofon-Teutonen Peter Brötzmann bis zu introvertierten
Laptop-Tüfteleien. Mit drei anderen Musikern ist Koch für den programmatischen
Input verantwortlich.
Selbstverständlich hilft er auch beim Einfädeln von Kontakten zu auswärtigen
Künstlern, schliesslich hat er im Laufe der Jahre ein beachtliches internationales
Beziehungsnetz geknüpft: Koch hat nicht nur in New York, sondern auch
in London einen längeren Stipendiatsaufenthalt absolviert; in Berlin
nahm er an einem zehntägigen Orchesterprojekt des legendären Free-Pianisten
Cecil Taylor teil; seit ein paar Jahren ist er Mitglied im transatlantisch-paneuropäischen
New Orchestra des britischen Bassisten Barry Guy; und mit dem Trio Koch-Schütz-Studer
war er in €gypten und auf Kuba. Ist ihm da Biel nicht manchmal zu eng,
zu provinziell? Koch winkt ab: «Ich mache meine Sachen gerne von hier
aus. Ich staune allerdings selber, dass es funktioniert.» Koch fühlt
sich verwurzelt in Biel.
Er wuchs im Vorort Bözingen auf, wo er die ersten musikalischen Gehversuche
in der Blasmusik unternahm. Ab dem 18. Altersjahr verkehrte er im CafŽ
Odeon in der Stadt. Dort freundete er sich mit einem passionierten Jazzplattensammler
an. Zur Anschaffung der neuesten LPs fuhr man an den Wochenenden jeweils
nach Bern, Basel und Genf.
Melodien spielt er nicht gerne
Hans Koch erinnert sich: «Einmal reisten wir nach Paris, wo wir Ferien
machen wollten. Am ersten Tag entdeckten wir in einem Laden eine Reihe
Schallplatten, die uns noch fehlten. Diese kauften wir mit dem für die
Ferien vorgesehenen Geld und reisten am nächsten Tag zurück.» In dieser
turbulenten Zeit besuchte Koch das Konservatorium in Winterthur und
die Swiss Jazz School in Bern. Eine sichere Stelle als Klarinettist
in einem Symphonieorchester gab er auf, weil er sich als Interpret von
Partituren nicht frei genug fühlte. Auch im Jazz stiess er an Grenzen:
«Ich habe wie vergiftet Licks von Coltrane oder Brecker geübt. Aber
irgendwann war mir klar: Das bin nicht ich, das ist nicht meine Musik.»
Seine Spielweise bezeichnet Koch als «sehr abstrakt» und fügt hinzu:
«Ich höre zwar ab und zu durchaus gerne Melodien, aber ich spiele nicht
gerne Melodien.»
Die wichtigste Konstante in Kochs Schaffen bildet seit über einem Jahrzehnt
die Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in Biel wohnhaften (Elektro-)Cellisten
Martin Schütz und dem Luzerner Schlagzeuger und Perkussionisten Fredy
Studer. Längst sind Koch, Schütz, Studer zu einem Synonym geworden für
anspruchsvolle und abenteuerliche Avantgarde-Musik, die zwischen bizarr-subtilen
Soundscapes und aggressiver Groove-Kinetik oszilliert. Nach einer längeren
Tüftelphase nahm das Trio 1994 mit «Hardcore Chambermusic» ein programmatisch
betiteltes Debütalbum auf, das keinen Geringeren als John Zorn zu «congratulations
on some of the most exciting music» veranlasste.
«keine normalen schamanen»
Nach diesem fulminanten Start folgten vier CDs mit Gästen: «Heavy Cairo
Traffic» mit dem ägyptischen El Nil Troop; «Fidel» mit Musicos Cubanos;
«Roots and Wires» mit DJ M. Singe und DJ I-Sound aus New York; «Live
im Schiffbau» mit dem Sprachakrobaten Christian Uetz. Nächsten Monat
erscheint mit «Life Tied» wieder eine reine Trio-CD. Wurde die Musik
auf dem Erstling noch durch Computer-Sequenzen und unzählige Sampling-Bruchstücke
vorstrukturiert, so hat man nun Live-Improvisationen zu Stücken verdichet
und zum Teil nachträglich bearbeitet. Hier sind wahrlich «drei keine
normalen schamanen» am Werk, um die Schriftstellerin Birgit Kempker
zu zitieren, die den Text für die neue CD geschrieben hat.
Das nonkonformistische Schaffen von Musikern wie Hans Koch wird von
gewissen Kritikern gerne als eine Form politischer Rebellion gedeutet.
Koch hält jedoch nichts von solchen Deutungen. Und so träumt er denn
im Vorfeld der Bieler Wahlen auch nicht von einem revolutionären Umsturz
. . .
Mit Ausnahme
von «Heavy Cairo Traffic» (Intuition) sind alle CDs von Koch, Schütz,
Studer auf dem Zürcher Label Intakt erschienen, auf dem Hans Koch kürzlich
auch seine «London Duos and Trios» veröffentlicht hat.
Tom Gsteiger © Der
Bund; 25.09.2004 Kleiner Bund
Kultur Koch-Schütz-Studer
Mit Lust und Dringlichkeit
Die Hardcore Chambermusic von Koch-Schütz-Studer ist ein permanentes
«instant composing». Die aktuelle CD «Life Tied»
bestätigt den hohen Level dieses Trios.
Ihre ersten Konzerte
Anfang der Neunzigerjahre wirkten wie eine Katharsis: Da war eine Band,
die Gegensätzliches so auf den Punkt spielen konnte, dass sich
sowohl Punk-Fans wie experimentelle Klang-Fetischisten auf das Ergebnis
einigen konnten. Die Musik enthielt Elemente von Hardcore, Elektronik,
zeitgenössischer Musik und Jazz und war zu grossen Teilen improvisiert:
Ein energetischer Crossover, der frisch und furchtlos wirkte Ð und es
bis heute ist. Grenzen sprengen
Koch-Schütz-Studer sind auch 14 Jahre nach ihrer Gründung
am Grenzensprengen. «Wir hatten zu keiner Zeit Interesse, angepasste
Musik zu machen. Das wird so bleiben», sagt der Schlagzeuger Fredy
Studer. Das Rebellische treibt sie an Ð und die Lust. Die Lust auf jene
Momente, «wenn es fliegt, wenn wir nicht mehr spielen, sondern
es mit uns spielt». Das Trio gehörte nie zu den Trittbrettfahrern
und den Trendsurfern, sondern setzte von Anfang an ihr eigenes Ding
in die Welt. Das hat ihnen auch international Respekt verschafft. «Hardcore
Chambermusic» lautet das Markenzeichen ihrer Musik: Ein Paradoxon,
das vermeintlich unterschiedliche Positionen zu einem neuen Dritten
katapultiert. Der Begriff ist ein Glücksfall, subsummiert er doch
weniger eine stilistische Schublade «als vielmehr eine Haltung
des Spielens», wie Martin Schütz sagt. «Dieses Label,
das wir uns selber gaben, engt uns nicht ein und ist unvermindert gültig
geblieben.» Oder, wie es Fredy Studer ausdrückt: «Unsere
Musik verändert sich ständig. Trotzdem sind wir immer noch
wir selber.»
Tell-Musik
Koch-Schütz-Studer haben sich permanent neuen musikalischen Erfahrungen
ausgesetzt, sowohl jeder Einzelne mit eigenen Projekten als auch als
Trio. Sie musizierten mit ägyptischen und kubanischen Musikern,
mit Turntable-Künstlern aus New York (Roots & Wires), mit dem Schauspieler
Markus Wolf, dem Wort-Performer Christian Uetz oder der Schriftstellerin
Birgit Kempker. Die Musik für die Tell-Inszenierung von Louis Naef
in Altdorf dieses Jahr machte sie nochmals einem weiteren Publikum bekannt.
Ihre neuste CD «Life Tied» ist nach ihrem Debütalbum
von 1994 die erste Platte, auf der Hans Koch (saxophones, electronics),
Martin Schütz (electric cello, electronics) und Fredy Studer (drums,
percussion) wieder als reines Trio zu hören sind. Basis der CD
sind Live-Aufnahmen, die nachträglich mit dem Computer bearbeitet
wurden. Für Koch-Schütz-Studer ist das kein Widerspruch, sondern
die logische Konsequenz ihres musikalischen VerÐständnisses, das
sich am besten mit «instant composing» umschreiben lässt.
Indem das Trio das Live-Material nicht als herkömmliche Live-Platte
herausgab, sondern es mit dem gleichen improvisatorischen Geist wie
auf der Bühne im Studio weiter entwickelte, machte es wieder instant-composing.
Schütz spricht von «Restrukturierung, Reimprovisation und
Rekomposition» des Materials. «Eine reine Live-CD wäre
nur eine Konserve gewesen. Erst die Nachbearbeitung rückt die Musik
wieder ans spontane Live-Erlebnis heran», sagt Studer.
Inspirierte Dreierkiste
Bands kommen und gehen, Koch-Schütz-Studer hingegen halten unerschütterlich
an ihrer «Dreierkiste» (Fredy Studer) fest. «Wir sind
drei Typen, die musikalisch sehr oft das Gleiche meinen. Da ist eine
starke Vertrautheit entstanden, die es einem erlaubt, sich beim Spielen
total weit auf die €ste hinauszuwagen», sagt Martin Schütz.
Die Durststrecke, wo plötzlich der Alltag einkehre, habe das Trio
schon hinter sich. «Mir ist es mit diesem Trio noch nie langweilig
gewesen auf der Bühne. Da ist dieses Grundvertrauen, und gleichzeitig
weiss man nie, was passieren wird.» Koch-Schütz-Studer taufen
ihre neue CD «Life Tied» am 22. Oktober mit einem Konzert
im Luzerner Kulturzentrum Boa. «Life Tied», die aktuelle
CD Es ist jedes Mal abenteuerlich, wenn Koch-Schütz-Studer in Aktion
treten. Ihre Reise zum unbekannten Gipfel des Moments setzt sich von
Konzert zu Konzert und von Platte zu Platte fort. «Life Tied»,
ihr aktuelles Werk, bietet anspruchsvolle Hörmusik mit Schründen
und schwarzen Löchern, mit Klangfeldern und Grooves, in deren Zonen
das Glücksgefühl des Entdeckergeistes permanent herumgeistert.
Die drei Musiker, riskieren viel, ohne auf Effekte zu machen. Das Trio
funktioniert wie ein Radarsystem, das musikalische und anssermusikalische
Einflüsse absorbiert und sie auf seine ureigene Zielstrecke bringt.
Das Ziel ist der Moment. Es geht um Wachheit, Aufmerksamkeit. Im Unterschied
zu ihrem Debütalbum «Hardcore Cham-hermusic» (1994)
ist «Life Tied» ganz improvisiert und deutlich elektronischer
im Klangbild. Formen und Energien von Breakbeats und Drum'n' Bass wurden
integriert und die (einst) kammermusikalischen Passagen sind auf Grund
der noch nahtloseren Verschmelzung von Instrumental-Handwerk und Elektro-Sounds,
zum futuristischen Hardcore-Ambient geworden. Unberechenbar Da ist Aktion,
auch in den Passagen des scheinbaren Herumdriftens. Harsche Sounds und
schillernde Klangpartikel vermischen sich mit Powergrooves und Dekonstruktionen:
Jeder Moment bleibt ein Moment des Unberechenbaren.
PIRMIN BOSSART
© Neue Luzerner Zeitung; 21.10.2004; Seite 3 Luzerner Zeitung
Böser Hardcore
Scharfkantig und hart preschen zur Eröffnung die Grooves vorwärts, ein
bedrohlicher Bass und ein wild quengelndes Sopransax reiben sich daran,
angereichert ist das Ganze mit dreckigem Lärm: Willkommen in der Hardcore-Kammermusik
von Hans Koch (Holzblasinstrumente, Electronics), Martin Schütz (Cello,
Electronics) und Fredy Studer (Drums). «Life Tied», das neue Album des
helvetischen Klangforschungskollektivs, bietet Konzertmitschnitte der
letzten drei Jahre. Dort, wo Motive und Harmonien längst nur noch wie
Klischees wirken, in den abstrakten Territorien voller undefinierbarer
Splitter und Knäuel-Sounds, wird es für Koch-Schütz-Studer erst richtig
interessant. Sie unternehmen Entdeckungsfahrten in bizarre Trümmerlandschaften,
und manchmal geht es da regelrecht teuflisch zu und her. Zarte Gemüter
können bei diesen bisweilen brutalen musikalischen Bluträuschen schon
mal erschrecken. Ab und an beruhigen sich die drei rabiaten Naturen
ein wenig - das Gefühl akuten Bedrohtseins aber bleibt auch in solchen
Passagen bestehen. Eine tolle, extreme, in ihrer Freude ob den bösen,
fiesen und aggressiven Klängen superlativische Platte.
Christoph Merki © Tages-Anzeiger; 03.11.2004
When this Swiss trio released
their debut CD "Hardcore Chambermusic" back in 1994, I figured
it was going to be a one-off fling at experimentation. I thought that
these three improvisers wanted to see how far they could get at testing
the limits of the studio and how far they were willing to go to enhance
their individual sounds, and those of the trio as a unit. Now 7 records
later, "Life Tied" is released to celebrate the decade long
relationship of these three outstanding Swiss improvisers. The CD itself
was recorded live at various venues between 2001 and 2003. It brings
back the same dense but clean intensity that was present on their debut
ten years ago. Sure, they're using more electronics now. Evidence for
that is the inclusion of live sound engineer Daniel Schneider. Both
reed man Hans Koch and cellist Martin Schutz are now also using electronics
to enhance the overall sound of their instruments. This is a trio that
is well known for blending various genres into one pot. Their heavy
metal side on "The whispering and hammering ritual" and the
almost classical feel of "Vom verschwinden" go quite well
when they're heard side by side. Though this is not a record for everyone,
I can clearly understand why. Jazz fans may take offence to the electronic
impurities and electronica fans may take offence to the "real"
instruments that are played. I suppose the shock of their sound is not
as immediate as it was a decade ago, but the trio has still a lot of
life in them yet. Here's to another fruitful decade!
Tom Sekowski, Gaz-Eta, Poland, 2005
A wholly satisfying
album
In 1995, this Swiss trio issued Hardcore Chambermusic on lntakt, an
opening salvo and manifesto of sorts for their humid melding of contemporary
genres, ranging from jazz and Ambient to lmprov and electronics. Life
Tied is a collection of live recordings made in Switzerland, Italy and
New York. Eloquent and unrelenting, this music reheats and re-electrifies
old cliches like 'melting pot' and 'eclecticism'.
Opener "No Time For Dinner" captures its wonderfully hurried
mood, Fredy Studer's rocketing percussion harassing Hans Koch's frenetic
reeds, with Martin Schütz tracking Koch's playing with an assenting
chatter of electronics. "in Drei Akten", by contrast, is halfsubmerged
in an aqueous swirl of lethargic blowing and droning, groaning cellos,
but this is no breather it inculcates what you might call a heightened
state of drowsiness. "The Burning Tongue" sees the pace pick
up once more, as his compadres rev up to a fierce, acoustic/ electric
quarrel, Studer egging them on with pots and pans percussion.
"Last Rubber" represents a further shift in mood and shape,
with the players interacting by means of a series of warping, dimensionstretching
motions and gestures. Horns squeeze out of wormholes, Study buzzes in
and out like a cricket. Marinated in dub and reverb, "Comes And
Gones" exudes a more nocturnal, urban air, works up a cold film
of sonic sweat and anxiety. "The Whispering And Hammering Ritual"
burrows down into an elaborate series of underground tunnels, in which
fully formed sound shapes rear up and then disappear instantaneously
from view, before the subterranean pressure and activity become crushingly
overwhelming.
Koch, Schütz and Studer are working in welltrodden, open access
areas where all barriers have long lain in smithereens. What they bring
that's perpetually refreshing, however, is an innate and true sense
of beauty, dynamism and necessity to their playing. This is a wholly
satisfying album.
DAVID STUBBS, The Wire, London, December 2004
While many performers are
content to recycle past glories, the Swiss jazz trio of Hans Koch (reeds,
electronics), Martin Schütz (cello, electronics), and Freddy Studer
(drums) seem committed to not doing the "same" album twice.
In the past, they've collaborated with NY DJs and Egyptian & Cuba
musicians, but Life Tied is live & unadulterated. K-S-S shred on
the "The Burning Tongue," an invigorating fusion of free jazz
and jungle, while "In Dres Akten" and "Comes & Goes"
are engrossing ambient dream/nightmare-scapes with touches of Jamaican
dub. While much "avant-garde" jazz lately feels reactionary,
Koch - Schütz - Studer break new ground & sound like they're
having fun at it. (Fans of electronica and industrial music should listen,
too.)
-Mark Keresman, Primetime 'zine, USA, March 2005
Buy this album.
Really, anything written from here on out will only be a variation upon
that theme, so if the directive is enough for you, you can stop reading
now. If you’re still reading, apparently you need additional information
to make a well-informed purchasing decision. So, here goes:
Life Tied is a massive, throbbing beast of electronic manipulation,
free music improvisation, and textural exploration strung together with
impeccable musicianship, a wicked sense of humor, and an acerbic energy
rarely endeavored. It’s fusion at its absolute best, and will
likely appeal to fans of electronica, free improv, and the outer edges
of rock and roll. The CD is the result of a ten-year collaboration by
one of Europe’s most criminally under-known trios, comprising
Hans Koch on reeds and electronics, Martin Schütz on electric 5-string
cello, cello, and electronics, and Fredy Studer on drums and percussion.
The trio is rounded out on this set of “hardcore chambermusic”,
their moniker not mine, by Daniel Schneider who is credited with “live
sound”. Life Tied is a compilation of gigs between October 2001
and September 2003 in wildly divergent areas and venues: Venice, Italy,
Expo 02 in Murten, Switzerland,Théâtre de Poche Biel/Bienne,
Switzerland, and Tonic in New York.
The disc gets off to a rollicking start on the techno-like “no
time for dinner”, with Studer’s skittery drums setting a
frolicking pace. Koch scrawls over the top, with Schütz playing
the straight man on this outing, keeping things together with an approximation
of a walking bass line. It’s an auspicious beginning, filled with
electronic skronk, and sets a pattern of experimentation and driving
groove that is foregrounded throughout the remainder of the set.
“in drei akten”, track two, slows things down a bit with
ambient sounds (water running, cricket-like white noise), setting the
foundation for a variety of electronic soundscapes. Schütz steps
out with a trebly cello, plucked near the breaking point, with Studer
stuttering along like a kid in speech class underneath. Koch tongue-slaps
and pops away gingerly, almost tangential to the direction of the other
two.
“the burning tongue” kicks in full-tilt with the “hardcore”
component of the trio’s aesthetic, featuring an utterly devastating
line from Schütz beginning mid-point through that wouldn’t
be out of place on a Slayer album. It’s the kind of thing that
very few groups could pull off at all, and even fewer with the aplomb
that Koch, Schütz, and Studer bring to the affair. Hard to listen
to without breaking into a smile.
The title track features a Schütz/Studer duet, arrhythmic, with
Studer playing drums and percussion with his hands, Schütz plucking
away violently, strings a-rattle. Schütz heads arco just before
someone breaks into another unexpected sojourn into white noise and
thrash-like intensity. A short blast that would make Thurston Moore
blush finishes things out at yet another peak.
“vom verschwinden” rounds out the set in disjointed land,
as lines pass by seemingly unaware of one another. Again Schütz
is the focal point, but the other two vie for attention through their
own inspired playing. All three clearly enjoy themselves, and their
enthusiasm is infectious.
Life Tied is the kind of CD one would have trouble dreaming up, and
each listen brings out unexpected detail and an ever-greater listener
admiration. It is both an intriguing surprise and at the same time oddly
familiar, with its combination of an array of strains of some of the
most compelling sounds currently floating around in modern music. Thank
God someone has come along with the musicianship and absurdity to smash
these oftentimes-disparate breeds together in such a compelling mutt-like
fashion. I have rarely been as excited about a release as I am with
this one.
by Matthew Sumera,
ONE FINAL NOTE, February 2005, USA
Almost 15 years after they
first conceived of the appellation “hard core chamber music”,
the sounds of Swiss trio Koch-Shütz-Studer (KSS) seem to have presaged
a lot of what today flies under the banner of modern improv.
These eight performances, recorded in Venice, New York and a couple
of Swiss locations between 2001 and 2003 show a mastery of melding jazz-style
improv with harder rock-style beats and effects, plus shifting electronic
impulses. At the same time the impulses from Hans Koch’s reeds
and electronics, Martin Schütz’s cellos and electronics plus
Fredy Studer’s percussion are now so linked that it’s difficult
to hear where one ends and the next begin. Unlike some of KSS’s
disappointing recent collaborations with rappers and the like, LIFE
TIED impresses by putting in bold relief what the basic trio can do.
Similarly, you couldn’t ask for a more appropriate example of
this than the title track. Initially, primitivistic gong and conga drum-like
beats are extended with electronics side bands as Koch vibrates juicy
chalameau clarinet tones. These snorting reed slurs accelerate and are
met by Studer manipulating the rims and sides of his drums at a slightly
slower pace that is soon joined by Schütz’s walking bass
line. Nerve beat and snare top pummeling take on a snaky electronic
mist as the other two push out squeaks and slides. Squealing vulture-like
cries from Koch interrupt the drummer’s steady flams and reverberations
as do fuzz-tone buzzes. Finally the piece concludes with an amplifier
drone.
Other tracks showcase further sound permutations such as “In drei
akten” and “Vom verschwinden”.The first features complex,
shimmering electronic loops bisected by split tone reed smears that
turn to tongue-slapping pulses. These modules are augmented still more
into double time as cello plucks and rhythmic drum patterns appear.
In the penultimate minutes Studer’s metronomic time keeping turns
into a modified back beat, Schütz’s strings introduce sideband
signals and Koch seems to be breathing out a straight obbligato that
intersects with (pre-recorded) curved repetitive stops.
More outer space-like then the watery output of the first, the latter
piece focuses on constantly turning percussion impulses that are evidently
trying for a non-terrestrial connection through wiggling, synthesizer-style
lines. Meanwhile the other two players are squeaking microtones at one
other. In Koch’s case, short tongue-slaps flutter on top of twittering,
ever-changing wave forms from Schütz until growling colored air
meets the occasional legato cello line. Glottal stops and whistles eventually
disperse into disappearing breaths.
Other sounds include percussion and string combinations that sound like
a Thalys train at full throttle; airy, arching, flutter-tongued squeals
overlaying sideband oscillation from Koch; and animal-like spiccato
squeaks as if a dirty cloth is being harshly tugged up and down on the
cello’s strings.
Now that the rest of the improv world has caught up with them, it will
be interesting to see what future tricks Koch-Shütz-Studer introduce
to displace the now expected hard core chamber music sounds.
Ken Waxman, Jazzword, USA, March (www.jazzword.com) and
Jazzweekly, USA, March 2005 (www.jazzweekly.com)
Sommaire du mois/oursins
chroniques
A l’intitulé de l’appellation synthétique
définissant leur musique, hardcore music chamber, on peut déjà
se faire une idée de l’approche musicale sans équivoque
qui anime ce trio d’expérimentateurs hélvétiques.
Dans la grande tradition du trio suisse, des Young Gods à Goz
of Kermeur en passant par Coroner ou les divers projets de Günter
Müller (Poire Z notamment avec Voice Crack et Erik M), Hans Koch,
Martin Schütze et Fredy Studer, auxquels il faut ajouter le sonorisateur
Daniel Schneider n’ont que faire des œillères et des
conventions. Empruntant au dub/électronica (In drei akten), à
l’électro/ambient, au rock noisy ou au heavy-metal (The
Burning Tongue), le groupe qui sévit quand même depuis
1995 (avec sept albums au compteur) emmène l’auditeur bien
au-delà des limites du free-jazz, jouant d’une radicalité
particulièrement vive, où les instruments résonnent
comme de véritables éléments organiques, limite
incontrôlables, pour appuyer sa quête fantasque. Enregistré
live aux quatre coins du globe, Life Tied est une expérience
passionnante en matière d’improvisations mutantes, de courbes
dynamiques où percussions, violoncelle et saxophone virevoltent
dans un bouillonnement d’idées et d’humeurs. Parfois,
les ambiances se font plus confinées comme sur le crépusculaire
Comes and Gones mais jamais l’attention ne retombe, à l’image
de l’épique frénésie secouant The Whispering
and Hammering Ritual.
Octopus. Le journal en ligne des musiques libres et inventives,
France, 2005 (www.octopus-enligne.com )
Recorded live at various
locations in Italy, the US and Switzerland, here are eight rambunctious
examples of so-called "hardcore chamber music" by Hans Koch
(reeds and electronics), Martin Schütz (acoustic and electric cellos
and electronics) and Fredy Studer (drums and percussion). It's their
sixth outing on Intakt as a trio, with or without additional musicians,
and one of their most enjoyable (though I do have a soft spot for their
Cuban breeze Fidel..). Studer in particular is hell bent on tearing
up the highway, and can't resist luring his two playing partners towards
the nearest available groove. As a result the music flirts with the
idiomatics of electric Miles ("No Time For Dinner"), rock
("The Whispering and Hammering Ritual") and dub ("Comes
And Gones"), hinting at the work of other likeminded crossover
adventurers along the way (Painkiller, Spring Heel Jack, Trapist..)
but skilfully avoids the potholes of pastiche by veering off the road
into the dense undergrowth of improv just in time. At times the Kochmobile
lurches perilously close to the precipice, as in the vicious barrage
of noise that all but annihilates the title track (sounds like Schütz
was driving at the time), but our intrepid voyagers manage to get back
on track every time. No need to snort any speed to keep you awake through
this one: this music's wired enough as it is.—
DW,
Paris-Transatlantic-Magazin, Global Coverage of New Music, Mai 2005
Ces enregistrements ont
été effectués lors de la biennale de Venice en
septembre 2003, puis à Murten en Suisse en mai 2002, au théâtre
de poche de Biel/Bienne, Suisse en octobre 2001, et au Tonic de New
York en mars 2003. Nos trois durs à cuire: Hans Koch (cuivres
et electronics), Martin Schutz (cordes cello, clectronics), Fredy Studer
(dr, perc) s'élancent encore une fois dans l'aventure du croisement
d'instruments acoustiques et de la technologie électrique moderne
pour bien appuyer leur démarche d'une évolution constante
des sons, bruits en tous sens pour déterminer leur langage musical.
Travail compliqué qui met en évidence que leur monde est
en marche. Très conseillé pour ceux qui pensent que la
musique est figée.
Jazz
Notes, France, Mai 2005
Dopo alcune prove non troppo
convincenti del sassofonista elvetico Hans Koch, impegnato con il gotha
improvvisativo londinese, si ritorna all'esplosivo trio hardcore chambermusic
degli esordi assieme ai compagni Martin Schütz al violoncello e
Freddy Studer alle percussioni. I tre impegnano la loro attenzione in
maniera preponderante sull'idea di improvvisazione elettronica legata
a una potente carica timbrica e ritmica, rinnovando la fusione tra i
panorami più concreti e le pulsazioni prese a prestito da generi
"vernacolari" quali hardcore, noise e jazz-rock. La miscela
convince proprio perché si nega ogni narcisismo citazionista
per utilizzare materiali in maniera produttivamente costruttiva.
Chi ha avuto modo di apprezzare l'esibizione di Kock-Schütz-Studer
alla Biennale di Venezia modellata dal progetto eclettico e postmodernista
di Uri Caine (settembre 2003), si sarà accorto delle capacità
di rottura di questo trio che davvero si proietta in un'idea di musica
che supera molti generi per porsi al centro dell'attenzione di chi ha
nel proprio DNA ascolti tanto diversi quanto lontani tra loro. Ascoltare
come suona il violoncello di Schütz in totale saturazione getta
nello sconforto chi era abituato a certi spigoli metal dei migliori
Naked City con Frisell in stato di grazia. Ma questo è solo uno
dei possibili punti di osservazione del trio, la cui maggiore capacità
senz'altro quella di stratificare i piani e determinare un ampio ventaglio
di approcci possibili.
In certi momenti i battiti tracciano schemi che disarticolano un certo
approccio etnico, per ridimensionare un aroma, in altri casi utilizzato
solamente in chiave consolatoria, e darne qui una visione smarrita e
conturbante al tempo stesso.
Eppure l'amalgama principale è quello dell'improvvisazione, anche
se pianificata, alla cui estemporaneità vengono affiancati i
colori dei filtri elettronici entro cui vengono passati gli strumenti.
Un'improvvisazione però che sa comunicare a un pubblico invece
che mettere in mostra più diffusi dialoghi interiori poco condivisi.
E in questo, ma non solo, certe musiche "altre" devono molto
al rock e a tutti i suoi riti collettivi, laici o pagani che siano.
Michele Coralli © altremusiche.it, 2005
A tous les virus circulant
et reproductibles à l'infini, il faudra ajouter celui, menaçant
et sournois, du trio Koch, Schütz, Studer. A chaque nouvelle livraison,
il se répand perfidement, gomme un peu plus l'instrumentarium
acoustique, ne lui laissant qu'une place de plus en plus dérisoire
(les phrases de soprano dérobées d' In drei Akten
comme autant de tentatives vaines et désespérées).
Seule semble résister à cet essaim électronique
la
mémoire d'un rythme souvent tribal (Life tied) ou jungle
(No time for dinner), bien décidé à jouer
des coudes et à s'imposer coûte que coûte; vestiges
d'un temps, pas si lointain, où le rythme faisait corps et impulsait
un mouvement à la musique. Ceci ne sera bientôt plus. Nous
en contemplons ici les derniers refuges; futures ruines sur lesquelles
se reconstruiront (ou pas) d 'autres faunes, d' autres flores. Anges
du chaos, noircissant la page, marge comprise, Koch, Schütz et
Studer balaient ce qu' ils avaient construit la veille. Bien entendu,
aucun anti-virus ne vous sera utile.
Luc Bouquet. Improjazz 117, France, juillet &août
2005
Andreas
Felber, Concerto, Österreich, 2004/2005
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