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RECORDS
CD-REVIEWS
Jacques
Demierre - Barry Guy - Lucas Niggli
Brainforest. Intakt CD 107
Une bouffée
d'énergie et de liberté. C'est ce qu'offre la rencontre
entre le pianiste genevois Jacques Demierre, le contrebassist Barry
Guy et le batteur Lucas Niggli. Leur Brainforest (CD Intakt)
regorge de mille et une ramures, enchevêtrées parfois jusqu'à
l'inextricable. La musique totalement improvisée du trio surprend
d'abord, puis enchante, enfin questionnne. On y revient toujours. Fascinant.
Wie das Gehirn wächst,
wie es fließt, zeigt abstrakte zeitgenössische Musik vom
Allerfeinsten. Bei Jacques Demierre, Barry Guy und Lucas Niggli erlauben
sich Filigranität und lyrische Finesse mythische Dimensionen. Die
Drei spielen seit einigen Jahren zusammen. Da ist es geschehen: die
Konzentration, Vitalität und Interaktion, mit welchen ein Trio
mitunter zu improvisieren vermag, erreichen hier ein selten, beinahe
unerhört hohes Niveau. Demierre, Guy, Niggli sind präzise,
gerade dort, wo längst nicht mehr einfach instrumentale Strukturen
herrschen, sondern bloß farbige Gebilde entstehen. Wo es gilt,
transparente Organe sacht zu berühren. Chemisch-neuronale Dunstfelder
zu bestellen. Wohl ein zaubrisches Klaviertrio, da sich Stoffe lösen!
Seltsam wirbeln kariophyles Eléen mit Seidenkratzparmesan! Sie
zittern. Ein Verschwimmen. Sie regen ein Kontinuum, einen kosmischen
Überbrei. Mit sehr anregendem Aroma. Hier
bekommt jeder frustrierte Vielhörer etwas von seinem Glauben zurück.
Ein Muss auch für realistische Profis.
I don't know who's behind
this project but I think it's a good sign of democratic procedures when
the names of the players are listed in alphabetical order. The all-Swiss
trio [Barry Guy makes his full time home in Switzerland now] has been
performing live for the last five years. In fact, "Brainforest"
marks their recording debut as a band. Made up of pianist Jacques Demierre,
bassist Barry Guy and percussionist Lucas Niggli, the players somehow
manage to reconcile jazz, improvised music with a heavy dose of new
music thrown in for good measure. Demierre is never diminutive with
his chosen instrument. In fact, whenever he strikes a key, it's with
full power, agility and determination that this is the exact note he
intended to play. Even when striking thick clusters as he does on "Giardino
Calante", he maintains an air of assurance about his craft. Half-way
through the 18-minute "Whalebalance", Demierre begins to rattle
the piano with a dazzling display of thick and chunky clusters. Niggli
accompanies him, mostly on cymbals, but later on he pounds his drum
set into the ground. It's almost as if these two had some sort of a
competition as to who could outplay the other. Niggli is never less
than fascinating to hear. His sense of timing, rhythm and overall innovation
keeps the band tied as one unit. Finally, Barry Guy is bright and full
of energetic pizzazz. When he gently caresses his bass with the bow
[check out "La Fuente de la Juventud"], the others simply
allow him space and time to play out his ideas to their fullest. Nowhere
in fact do the three players step on each other's toes. Everyone shows
a great sense of respect, so much so, that the work of this particular
trio reminds me somewhat of another famous trio - Graewe / Reijseger
/ Hemingway - who also exude confidence, agility and grace. An excellent
debut and a must for any fan of new music.
Eine der beeindruckendsten
Novitäten der jüngsten Zeit stammt von dem kleinen Schweizer
Label "Intakt". Der Schweizer Pianist Jacques Demierre hat
im Trio gemeinsam mit dem Bassisten Barry Guy und dem Schlagzeuger Lucas
Niggli unter dem Titel "Brainforest" sieben Titel vorgestellt,
die in der Tat nachdenklich stimmen. Wie etwa das zentrale, fast zwanzigminütige
Stück "Whalebalance", das mit ganz zarten Klängen
beginnt:
Kammermusikalische Engführung
des Guy-Konzeptes einer dialektischen Dekonstruktion von improvisierter
und neuer Musik, die in aller Differenz nicht zum Amalgam, sondern zum
energetisch-bewussten Austausch und zur Freisetzung von etwas Neuem
kommen soll. Wem das zu kopflastig klingt, der sei beruhigt: die Musiker
liefern genug Buschmesser, um uns den Weg durch diesen mitunter hektisch-hyperventi-lierenden
Brainforest zu schlagen, um in ruhigen Lichtungen Atem und Kraft für
den neuen Weg zu sammeln. Barry Guy bleibt einer der faszinierendsten
Impulsgeber der improvisierten Neuen Musik.
Wie das Gehirn wächst,
wie es fließt, zeigt abstrakte zeitgenössische Musik vom
Allerfeinsten. Bei Jacques Demierre, Barry Guy und Lucas Niggli erlauben
sich Filigranität und lyrische Finesse mythische Dimensionen. Die
Drei spielen seit einigen Jahren zusammen. Da ist es geschehen: die
Konzentration, Vitalität und Interaktion, mit welchen ein Trio
mitunter zu improvisieren vermag, erreichen hier ein selten, beinahe
unerhört hohes Niveau. Demierre, Guy, Niggli sind präzise,
gerade dort, wo längst nicht mehr einfach instrumentale Strukturen
herrschen, sondern bloß farbige Gebilde entstehen. Wo es gilt,
transparente Organe sacht zu berühren. Chemisch-neuronale Dunstfelder
zu bestellen. Wohl ein zaubrisches Klaviertrio, da sich Stoffe lösen!
Seltsam wirbeln kariophyles Eléen mit Seidenkratzparmesan! Sie
zittern. Ein Verschwimmen. Sie regen ein Kontinuum, einen kosmischen
Überbrei. Ein sehr anregendes Aroma.
A l'instar du trio qui l'associe
au saxophoniste Urs Leimgruber et au contrebassiste Barre Phillips,
Jacques Demierre use du confinement dramatique pour mieux éclater
le cadre relationnel attendu, pour dessiner un chemin abrupt propice
aux jeux d'équilibriste. "Brainforest" impressionne
par sa densité, une matière brute sculptée à
vif dans ses versants intimistes comme dans ses vertiges tumultueux.
Se jouant de la réitération de motifs ou d'une narration
elliptique, le pianiste conduit l'improvisation collective vers une
abstraction lyrique, où se développent en parallèle
arguments rythmiques et éloquence des textures. La tension portée
par Barry Guy est pour beaucoup dans la concision du dialogue, hors
de tout bavardage. Un certain onirisme minimaliste se glisse çà
et là (Whalebalance), ouvrant d'autres sphères, rejoignant
aussi ce que d'autres cherchent du côté de l'électroacoustique.
Mais cette expérience reste singulière aujourd'hui dans
cette formule de trio. A fortiori, lorsqu'il s'agit de trouver la bonne
distance avec l'héritage du free et de poursuivre la quête
des musiques improvisées européennes. (4 stars)
Seit dem ersten gefeierten
Auftritt auf dem Moers Festival 2003 des Trios Jacques Demierre, Barry
Guy und Lucas Niggli wird die ein Jahr später eingespielte Aufnahme
ungeduldig erwartet. Nun kann man es mit „Brainforest“ noch
einmal erleben, das Aufeinandertreffen von drei unterschiedlichen, jeweils
auf ihre Art genialen Musikern. Im Zusammenspiel entwickeln sie ein
Gebirge von ineinander greifenden Klängen, die großen Spannungen
unterworfen sind. Deren Ergebnis kommt oft einem gewaltigen Vulkanausbruch
gleich unter den donnernden Klavierklängen des Schweizer Mentors
der Avantgarde Klavier Musik Demierre. In fünf suitenhaften Titeln,
die alle ihren erkennbaren Sinn haben trotz scheinbarer Unverbindlichkeit
angesichts der überwältigen freien Klangwelt, Atemberaubend
das „Wucher“ im Kölner Loft, wo sie immer wieder auf
ihren Tourneen Halt machen und die CD im März 06 vorstellen. „Whalebalance“,
18:24 lang, ist ganz offensichtlich das Abbild eines Riesenwals, der
sich ständig in einem spannungsgeladenen Balanceakt befindet.
Rigobert Dittmann, Bad Alchemy, 50/2006
Allen
Unkenrufen zum Trotz: das klassische Pianotrioformat lebt und ist noch
lange nicht ausgereizt. Das beweist das Chris VViesendanger Trio (siehe
Hörbar in diesem Magazin), aber auch die Musik der vorliegenden
CD. Und beide Trios unterstreichen, dass langjähriges Zusammenspiel
nicht unbedingt in Routine oder Beliebigkeit münden muss, sondern
das gemeinsame, gelöste und inspirierte Kommunizieren intensivieren
kann. Während Wiesendanger & Co. an bekannte Jazztunes und
Standards in ganz neuer, freier Weise herangehen und damit überzeugen,
erkunden Demierre/Guy/Niggli konsequent und kompromisslos Wege ins weite,
offene Gelände. Spontaneität, Vitalität und Emotion,
verbunden mit sensitivem Reagieren und Agieren, sind massgebende Charakteristika
bei diesen spannenden Expeditionen. Aber es gibt hier nicht nur exzesshaft-brodeinde,
energetisch verzahnte Fieberkurven, an- und abschwellende Steigerungswellen,
auch die leisen, bis an den Rand der Stille gehenden, meditativ wirkenden
Komplexe sind, wenn auch nur unterschvvellig, mit Intensität aufgeladen
und gehen unter die Haut. Fazit. Expressivität und Ideenreichtum,
verbunden mit unkonventionellem Ausloten neuer rhythmischer Ebenen und
klanglicher Weiten machen die Musik dieser CD zu einem starken Hörerlebnis.
Jacques Demlerre, Barry Guy,
Lucas Niggli – die Namen bürgen für traditionellen Free
Jazz souveräner Könnerschaft. Ausgedehnte Felder hoher energetischer
Dichte wechseln mit Konvulsionen, mit sich immer wieder kleinteilig,
wellenförmig entwickelnden dynamischen Aufbäumungen.
Kazue Yokoi, Jazztokyo, August 2006
After five years of playing
together, this fabulous trio has released its first album. Named after
an installation by Swiss artists Gerda Steiner and Jörg Lenzlinger,
it was recorded in November 2004 at Jazzclub Uster and Loft Cologne.
All three musicians are Swiss-based, although Barry Guy, moves between
Zurich and Ireland. They totally avoid any suggestion of a traditional
jazz piano trio – partly, no doubt, because of their background
in contemporary composition as well as free improvisation – and
over seven immensely varied tracks show a passionate, egalitarian approach
to trio improvisation. It's almost invidious to single out the role
of the bass because the performances are so superbly integrated.
Quello composto dal pianista
Jacques Demierre, dal contrabbassista Barry Guy e dalle percussioni
di Lucas Niggli è un trio che già da qualche anno esplora
con convinzione il linguaggio della libera improvvisazione. Le sette
composizioni spontanee che confluiscono in Brainforest - disco che prende
il nome [e con lui i titoli dei singoli brani] da un libro degli artisti
Gerda Steiner e Jörg Lenzlinger - sono state registrate dal vivo
tra il 2004 e il 2005 e forniscono un esauriente esempio delle capacità
espressive della formazione.
Klaus Nüchtern, Falter, Österreich, Nr. 16 / 2006
Together for some five years
before this fine debut release, this trio radiates understanding of
each other and a sense of unity. The line-up of piano, bass and drums
would suggest that this could be a standard model jazz piano trio, but
that is far from the truth. Instead they produce a programme of improvisation
in which there is an equality between the instruments and players and
an ebb and flow among them.
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