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Independent music since 1986.
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367: KAPPELER – ZUMTHOR. Herd

Intakt Recording #367/ 2021

Vera Kappeler: Piano
Peter Conradin Zumthor: Drums

Recorded in December 2020 at Hardstudios Winterthur by Michael Brändli for Radio SRF 2 Kultur and Intakt Records.

Original price CHF 12.00 - Original price CHF 30.00
Original price
CHF 30.00
CHF 12.00 - CHF 30.00
Current price CHF 30.00
Format: Compact Disc
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With Herd, pianist Vera Kappeler and percussionist Peter Conradin Zumthor present on Intakt Records their long-awaited second duo album after their acclaimed 2014 debut Babylon-Suite.
Kappeler/Zumthor is an exceptionally innovative duo. They are bubbling over with ideas, yet take their time to develop new programs, working with the utmost care. They are oriented towards international innovation in the border area of jazz and new music and have a huge artistic poten- tial, which the two of them exploit brilliantly on Herd. Their common sound cosmos surprises with playfulness and a peculiarity that reaches into the bizarre. With exceptional musical and technical skills, they have, over the years. They developed their very own musical language and are masters at telling stories with their music.
Author Reto Hänny writes in the literary liner notes, burning strong images into the reader's mind in a language that carries a lot of music and flow: "What else is there to say except that I like this music and to repeat it endlessly; it sings, it sings, again and again, touching, stirring, heart- breakingly beautiful."

Album Credits

Graphic design: Fiona Ryan
Liner notes: Reto Hänny
Photos: Karl Heini – Fotostiftung Graubünden

All music by Vera Kappeler und Peter Conradin Zumthor. Recorded in December 2020 at Hardstudios Winterthur by Michael Brändli for Radio SRF 2 Kultur and Intakt Records. Mixed and mastered in June 2021 at Hardstudios Winterthur by Michael Brändli. Produced by Vera Kappeler, Peter Conradin Zumthor and Intakt Records, Patrik Landolt, Anja Illmaier, Florian Keller. Published by Intakt Records.

Customer Reviews

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J
John Sharpe
All About Jazz Blog

Swiss duo pianist Vera Kappeler and percussionist Peter Conradin Zumthor deliver a haunting program of eleven simple but effective mood pieces. They share a spare aesthetic which marries elements of minimalism, folk, jazz and circus music into an idiosyncratic, but by no means inaccessible, whole. While their previous outing together, Babylon-Suite (ECM, 2014), was inspired by the biblical Book of Daniel, the genesis of Herd is more mysterious still. The sleeve and liner notes hint at a narrative, but one left to the imagination to assemble. That task is made easier by a performance which possesses a cinematic quality. It is not a stretch to envisage an accompanying storyline.

For instance, the laggardly cadence of "Trabant," a slow march with intermittent pauses, as if catching breath, evokes the snaking procession shown on the cover as the populace walk for the final time to a village church about to be flooded by the construction of a dam. Similarly it is difficult not to think of an impending avalanche when listening to the chiming hymn-like piano and rattling percussion which become louder, more sustained and more random as "Diluvi" progresses.

Other tracks might conjure more oblique events. The wistful "Calanda" suggests an amalgam of a music box, a gamelan orchestra and traditional folksong, as Kappeler's spare piano abuts Zumthor's toy piano clanking. "Three Toypianos" which features the titular instruments has a madhouse feel, an explosion of cartoon alarm clocks, which intersect in staccato rhythms. Staying with the notion of time passing, the ticking noise of "Stube" underpins a plaintive melody which recalls Erik Satie. That is just a selection which in no way sums up the eclectic delights on offer.

While the individual pieces do not necessarily leap through any developmental hoops or act as showcases for virtuosic expression, that is not the point. The whole has the air of a suite, an enigmatic portrayal of something just beyond the grasp of reason. Intriguing and unsettling in equal measure.

https://www.allaboutjazz.com/herd-kappeler-zumthor-intakt-records

Reviews in Other Languages

P
Pirmin Bossart
Jazz'N'More Magazine

PETER CONRADIN ZUMTHOR

Lernen macht glücklich

Von Peter Conradin Zumthor kann man lernen, dass auch ein Schlagzeuger ohne Ausbildung grenzensprengende und innovative Musik machen kann. Der Bündner Musiker und Künstler ist gemessen an seinen vielseitigen Projekten ein Tausendsassa, der immer wieder Risiken eingeht. Neuerdings ist er vermehrt auch als Solist zu hören. Oder "im freien Fall" mit seiner Partnerin, der Pianistin Vera Kappeler, dem DJ-Virtuosen Vincent von Schlippenbach und dem Churer Rapper Gimma.

Vor ein paar Jahren drückte uns Peter Conradin Zumthor seine erste Solo-Scheibe "Grün-schall" (2017) in die Hand, erschienen auf dem Label des Zürcher Perkussionisten Chris-tian Wolfarth. Schnörkellos entwickelt Zumthor in einer Abfolge von sieben Kompositionen eine perkussive Klangsuite, der es weder an klanglichem Feinsinn noch an raffiniert aufgebauter Dramatik fehlt.

Grünschall bezeichnet eine Aufnahme, die unbearbeitet ist. Keine Plugins, kein Hall, kein EQ, kein Kompressor, nichts von all dem, was üblicherweise gemacht wird. Diese Direktheit lässt sich natürlich am besten live erleben. Diesen Sommer hatte Zumthor einen Solo-Auftritt am Jazzfestival Willisau, der für eine "standing ovation" sorgte. Am 29. November ist der Schlagzeuger in der Stanzerei Baden als Solist zu erleben. Wir haben Peter Conradin Zumthor, genannt Pez, zum Interview getroffen.

JAZZ'N'MORE: Peter Conradin Zumthor, seit wann interessiert dich das Solo-Spielen auf deinem Instrument?

PEZ: (grinst) Interessiert hat es mich schon immer, aber getraut habe ich mich lange nicht. Wie so oft war es die Anfrage für einen Solo-Auftritt, die mich herausgefordert hat.

JNM: Wie erlebst du selber das Solospiel?

PEZ: Man ist frei in seinen Entscheidungen. Du kannst die volle Dynamik ausfahren, von fast unhörbar leise bis zu extrem laut und musst nicht auf andere akustische Instrumente Rücksicht nehmen. Ein langsamer Aufbau, bei wenigen Ideen bleiben, nicht alle 15 Sekunden zum Nächsten zu hüpfen: Das zieht mich an. So lässt sich eine fast rituelle Energie aufbauen.

JNM: Wie orientierst du dich während eines Solo-Konzertes? Hast du einen möglichen Verlauf oder bestimmte Module im Kopf oder lässt du alles offen?

PEZ: Das mit der völligen Freiheit habe ich auch schon gemacht, war aber nie zufrieden damit. Es bleibt auch ohne freien Fall genug Risiko. Vor einem Solo-Set weiss ich ungefähr, wie ich anfange und wie ich aufhöre. Dazwischen habe ich Ankerpunkte, die ich einsetzen kann oder nicht, sowie eine Vorstellung über den Verlauf des gesamten Bogens. Wichtig ist, ein Vertrauen aufzubauen, auch mal ganz einfach, leise oder langsam spielen und dabei bleiben zu können. Ich den ke dann oft an einfache Balladen oder Kinderlieder. Auch Humor ist mir wichtig.

JNM: Wann bist du zufrieden mit einem Solo-Gig? Wie fühist du das, was macht es aus?

PEZ: (überlegt) Da spielen mehrere Sachen zusammen. Wenn ich einen grossen Bogen sinnvoll habe spannen können. Wenn ich bestimmte Passagen lange genug spielte, auch an und über meine technischen und physischen Grenzen ging, um diese bestimmte Energie zu generieren. Wenn ich den Pausen und den leisen und langsamen Sachen trauen und an ihnen dranbleiben konnte und nicht aus lauter Verzweiflung eine unpassen de Intervention machen musste.

JNM: Diesen Herbst warst du auf Tournee mit "Der freie Fall", in dem auch der Rapper Gimma mitwirkt. Wie klingt das musika lisch, was habt ihr da ausgeheckt?

PEZ: Das Ganze ist komplett improvisiert und in dieser Konstellation ein Hochrisikoprojekt. Auch Gimma improvisiert. Er rappt, schnorrt, singt, macht Geräusche, eine Wundertüte. Gimma ist ein total furchtloser Typ auf der Bühne. Das ist erfrischend für alle Beteilig ten. Vera improvisiert am Flügel und Vincent von Schlippenbach hantiert als freier Improvisator mit zwei Plattenspielern und einem Sampler. Du hast nie das Gefühl, du spielst mit einer Loop-Maschine. Du interagierst mit einem Menschen, der auch blitzschnell auf Harmonien und Tempowechsel reagiert. Für mein Gefühl ist das eine freie Improvisation, die wieder ganz anders ist, als was man sich üblicherweise darunter vorstellt. Und sie ist ausserhalb meiner Komfortzone.

JNM: Eine Art back to the roots für dich, mit ganz anderen Vorzeichen, warst du doch selber ein grosser Hip-Hop-Fan als Teenager.

PEZ: Als am Ende der 1980er die erste Welle Hip-Hop aus den USA zu uns rüberschwappte, war ich voll dabei. Das war Ende der Primarschule. Ich fand Hip-Hop die geilste Musik und wollte am liebsten auch Rapper werden oder diese Beats spielen können. Immerhin war das der Funke, warum ich zum Schlagzeug gekommen bin. Ich habe die Schule gehasst, alle Institutionen. Ich wollte auch in keine Musikschule.

JNM: So bist du autodidaktisch zum Schlag zeuger geworden.

PEZ: Ich habe damals als Jugendlicher doch noch Unterricht genommen. Nicht in einer Musikschule, sondern bei einem Coiffeur, der hobbymässig Schlagzeug spielte. Mit meiner Mutter ging ich in die erste...

J
Jean Buzelin
Cultur Jazz Magazine

Au début de l’année, Patrick Landolt a estimé qu’il pouvait prendre sa retraite, et a laissé ses compagnons membres de leur association poursuivre l’exploitation de la maison de disques suisse Intakt, et continuer la production de nouveautés. Ainsi fut fait. Entre la période “avant” et la période “après”, la politique de qualité éditoriale qui a fait la réputation du label n’a pas changé, et ces vingt-deux nouveaux disques sont là pour le démontrer. Les meilleures conditions sont toujours réunies pour accompagner les projets des artistes maison et ceux qui la rejoignent, et non des moindres comme David Murray par exemple. Et apprécions aussi, et peut-être surtout, le travail de “découvreur de talents” comme on disait autrefois, représentés par de nouveaux musiciens comme le duo Vera Kappeler-Peter Conradin Zumthor d’un côté et Yuko Fujiyama de l’autre qui ont publié chacun un disque absolument exceptionnel : mes coups de cœur de l’année. Quant aus autres, leur qualité musicale démontre qu’Intakt reste, au niveau européen et mondial, un acteur majeur du jazz d’aujourd’****. Que de beaux moments passés à la découverte de ces disques...
Une fois n’est pas coutume, nous allons remonter le temps et présenter cette production tout simplement dans l’ordre de ses parutions.

L’étonnant duo Vera Kappeler (piano) et Peter Conradin Zumthor (batterie) nous propose une musique particulièrement étrange et envoûtante à travers onze puissantes compositions (six du duo, cinq du batteur) qui font apparaître un paysage sonore assez inouï et troublant devant lequel on ne peut résister, où l’on s’enfonce avec fascination et qu’on ne peut abandonner en cours de route. Je retrouve dans ce disque extraordinaire une fascination égale à ma découverte du duo anglalis plus crépusculaire, Carolyn Hume/Paul May il y a plus de vingt ans.

https://culturejazz.fr/spip.php?article3852

C
Christoph Wagner
Neue Zeitschrift für Musik

Ist es eine Prozession oder gar eine Demonstration? Im Booklet zum Album Herd der Pianistin Vera Kappeler und des Schlagzeugers Peter Conradin Zumthor, die im Schweizer Haldenstein bei Chur zuhause sind, finden sich Fotos, die aus den letzten Tage des Dorfs Zerfreila in Graubünden stammen - 1955 geflutet, um einem Stausee Platz zu machen. Zu sehen sind die Bewohner beim Auszug aus dem Dorf, der wie ein stummer Protest anmutet. Sie müssen Heim und Herd verlassen, daher rührt der Titel der CD. Trauer über den Verlust der Heimat hängt über diesen kargen Bildern, eine Betrübnis, die auch die Musik des Albums durchweht, obwohl es sich keineswegs um Programmmusik handelt.

Die Wehmut findet in kleinen Melodien Ausdruck, etwa in einem Trauermarsch, einem Walzer oder einem Stück im schleppenden Dreivierteltakt namens Calanda, in dem die alpenländische Ländlertradition durchscheint. Solche Miniaturen könnten einer alten Spieldose oder einem Kinderkarussell vom Rummelplatz abgelauscht sein, erinnern an die Geistervariationen und Waldszenen von Robert Schumann oder die Klavierstücke von Erik Satie, und werden allein durch das Schlagzeug in die Gegenwart geholt. Bei den Kompositionen gilt das Gesetz der Knappheit: Jeder Titel ist aufs Allernotwendigste reduziert - ohne Umschweife kommen die beiden zur Sache.

Nach dem Bauprinzip des Minimalismus kommen repetitive Muster mit kleinen Variationen zum Zug und bewirken fast unmerkliche Umschichtungen oder allmähliche Verdichtungen. Das Vexierspiel mit klanglichen Täuschungen und Maskeraden gibt zusätzlich Rätsel auf: Was ist es, was ich höre? Piano oder Klangschalen, Kinderklavier oder Metallstäbe?

Als Kontrast wirken Stücke, bei denen es handfester zur Sache geht, die bedrohlich-maschinenhaft voranschreiten oder deren Töne kaskadenhaft niederprasseln, was besonders für das Stück Three Toy Pianos gilt, das an die «Player Pianos» von Conlon Nancarrow denken lässt und mit nichts als drei Kinderklavieren realisiert wird.

Obwohl Kappeler und Zumthor ursprünglich im zeitgenössischen Jazz verortet waren, basteln sie seit Jahren an einem alternativen Entwurf: Ihnen schwebt eine Musik vor, die nicht aus dem Augenblick heraus frei erfunden wird, sondern aufs Präziseste geplant und ausgearbeitet ist und trotzdem Freiräume für Improvisation lässt. Ihre Musik soll weder Jazz, noch Neue Musik, noch imaginäre Folklore sein, sondern einen eigenen Raum zwischen den Stilen besetzen.

In dieser Welt der kleinen Formen und rätselhaften Klänge leuchtet etwas aus der Kindheit auf, das der Philosoph Ernst Bloch, selbst ein großer Musikkenner und versierter Pianist, mit «Heimat umschrieben hat «worin noch niemand war».

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