


241: DEPART – HARRY SOKAL – HEIRI KÄNZIG – MARTIN VALIHORA. Refire
Intakt Recording #241 / 2014
Harry Sokal: Tenor Saxophone, Soprano Saxophone, Effects
Heiri Känzig: Bass
Martin Valihora: Drums
Recorded June 1 - 3, 2013 by Andy Neresheimer at Hardstudios Winterthur for Schweizer Radio und Fernsehen.
More Info
The new album by the trio DEPART contains highly explosive, groove based music. Three very talented musicians form the new line-up: Saxophoneophonist Harry Sokal from Vienna, bass player Heiri Känzig from Zurich and the young drummer Martin Valihora from Slovakia who commutes between Bratislava and New York. Together they break new ground. This is DEPART’s step into a new era. DEPART is a crucial part of the European innovation in jazz. After 30 years of existence the band now releases their album REFIRE on Intakt Records. Sokal says: “But above all our music has become unpredictable and surprising again. Within a precisely delineated framework we have all three become more capricious; that ensures the tension and spontaneity which keeps our music alive.” Recorded in the ‘Hard Studios’ in the city of Winterthur, Switzerland the album contains 13 pieces most of them composed by Heiri Känzig. The music boils, pulsates and grooves in rousing perfection. “Their way of providing entertainment involves musical sophistication, intelligence and craft, along with good taste, witty playing and inventiveness,” writes jazz critic Christian Rentsch in the liner notes
Album Credits
Graphic design: Jonas Schoder
Liner notes: Christian Rentsch
Photos: Francesca Pfeffer
Recorded June 1 - 3, 2013 by Andy Neresheimer at Hardstudios Winterthur
for Schweizer Radio und Fernsehen. Recording producer for SRF: Peter
Bürli. Edited, mixed and mastered by Harry Sokal at Marchfield Studio,
Breitstetten, Austria. Produced by Depart and Intakt
Records, Patrik Landolt
Wer als Plattenlabel einen quicklebendigen Unruhestifter wie den Saxofonisten Harry Sokal unter Vertrag hat, der darf jeden Morgen stolz und gut gelaunt in den Spiegel schauen. Perfekt hineingemixte Grooves und brodelnder Spielwitz verleihen den fast überwiegend von Heiri Känzig (Bass) geschriebenen Titeln ein markantes Outfit, in dem musikalische Vielfalt, Stilsicherheit, Farbenreichtum und Spaßfaktor reichlich Nahrung finden. Die Rückgewinnung des musikalischen Feuers deutet aber nicht darauf hin, dass Sokal, Känzig und Drummer Martin Valihora zwischenzeitlich kurz vor dem Erlöschen gestanden hätten. In der musikalischen Gemengelage hat der „Erzherzog-Johann-Jodler" genauso seine Berechtigung wie der „Choral" von Thierry Lang und das vom Funk umschmeichelte,Chambers' Room" von Heiri Känzig.
Sokal und Känzig zählten zum harten Kern des Vienna Art Orchestra von Matthias Rüegg.
Wiener Schmäh findet sich bei Depart nicht, dafür ein sattes, in die Tiefe gehendes Tenorsaxofonspiel, ein satter Bass und das Hochgeschwindigkeitsschlagzeug des jungen Slowaken Martin Valihora, der dem Depart-Sound eine freche Variante hinzufügt. Die Unbekümmertheit und das völlige Fehlen überkandidelter Avant- garde-Reminiszenzen flößen der Musik des Trios die Raffinesse und Wiedererkennbarkeit ein, die dem auch im groovigen Funk vorhandenen Mainstream keinen Raum bietet. Depart, 1985 von Sokal, Känzig und dem Schlagzeuger Fredy Studer gegründet, lebte bis 1994 und veröffentlichte zwei Alben. Danach trennten sich die Wege der Depart-Musiker - inzwischen hatte Fredy Studer sein Engagement wegen eines gebrochenen Arms im Trio beendet und wurde durch Jojo Mayer ersetzt. Doch das Feuer loderte weiter, und nach vielen Jahren des Schweigens, unterbrochen von zwei Revivals und zwei weiteren Alben, erhebt das Trio in seiner jetzigen Besetzung wieder eine feurige Stimme und kehrt mit einem fulminanten Album zurück.
Dalla label svizzera Intakt provengono sempre proposte interessanti, che ci forniscono un significativo spaccato della ricerca jazzistica europea. Pur facendo i conti con i clichè di riferimento (l'avanguardia degli anni '70), si impongono modalità di grande spessore espressivo.
Il secondo CD ci fa conoscere un ottimo trio, non ancora sotto i meritati riflettori del grande pubblico. Ne è leader il sassofonista austriaco Harry Sokal, apprezzato collaboratore di Art Farmer e della Vienna Art Orchestra. Da questo ensemble viene ripresa una concezione elastica ed indeterminata del fare musica, libera da etichette.
In primo piano assoli grintosi, che traducono le influenze funky del gruppo in una vivace esuberanza ritmica, lontana dalle dominati allusioni hard-boppistiche di oggi. La personalità del trio è tale da potersi permettere di entrare nell'orbita del bop ("Chamber's Room") con una buona dose di irriverenza. Ed anche negli episodi più fusion si crea una ibridazione palpitante, in grado di coinvolgere l'emotività dell'ascoltatore. C'è tanto groove, magnificamente rinverdito dalla gustosa teatralità surreale del jazz nord-europeo. Nelle dieci tracce si ritrovano condensate alcune caratteristiche peculiari del jazz: originalità, verve, personalizzazione sonora.
https://www.allaboutjazz.com/novita-dalla-intakt--irene-schweizer-jurg-wickihalder-spring-harry-sokal-heiry-kanzig-martin-valihora-depart-trio-refire-by-maurizio-zerbo
Le trio Depart offre au contraire un jazz "actuel" beaucoup plus structuré largement organisé autour des belles compositions du contrebassiste Heiri Känzig, cofondateur du trio en 1985 avec Harry Sokal. On ne présente plus ce maître saxophoniste, dont le nom reste lié au Vienna Art Orchestra. Sans bavure!
http://www.culturejazz.fr/spip.php?article2553
NOUVEAUTÉ. Un nouveau départ pour Depart? Une résurrection même, et pas la première. Car depuis bientôt trente ans que le trio austro- helvéto...et cette fois-ci slovaque arpente les scènes d'Europe et en investit les studios pour ensuite disparaître pendant quelque temps, on ne se lasse pas de les voir remettre sur le métier leur mélange de groove funky, d'interaction puissante et de verve mélodique d'inspiration est- européenne. Pourquoi? D'abord parce que Depart c'est avant tout deux musiciens extraordinaires. A la fois ex-soliste vedette du feu Vienna Art Orchestra et ex-membre du quintette d'Art Farmer jusqu'à la disparition du trompettiste installé dans la capitale autrichienne, Harry Sokal est tout simplement un des ténors européens les plus accomplis et un showman de première bourre. Heiri Känzig, quant à lui, a rapidement débordé de son Helvétie (pas natale: il a vu le jour à New York) pour se rendre indispensable au sein du VAO, chez Art Farmer ou auprès de Jean-Christophe Cholet, Daniel Humair ou John Scofield. Géant de la basse rythmique et mélodique, il drive le trio avec une énergie inépuisable et compose ici la moitié du répertoire, mettant en évidence la multiplicité de ses influences: Chambers' Room (en hommage à Paul Chambers), Bass Folk Song, Barrock... Quant au "petit nouveau", le batteur slovaque Martin Valihora, tout en affirmant une personnalité propre, il s'inscrit dans la droite ligne de ses prédécesseurs, les Suisses Fredy Studer et Jojo Mayer: drumming fourni, à la fois polyrythmique et soucieux de la mélodie, technique sans faille mais jamais mécanique... bref, la pièce qui manquait pour que le phénix Depart puisse resurgir de ses cendres. Reste à espérer qu'en France les programmateurs et le public seront à...l'arrivée?
Depart Groove Und Spielwitz
Depart sind wieder da: Das Trio um den Saxophonisten Harry Sokal und den Bassisten Heiri Känzig verbindet Handwerk und Improvisation zu einer ebenso überraschenden wie unterhaltsamen Musik.
Man muss den Jazz nicht jeden Monat neu erfinden. Es gibt jene zeitlosen Varianten, die an die Tradition andocken und dennoch den Geist des Unberechenbaren und die Spielfreude des Moments locker aus dem Ärmel schütteln. Zu diesen Bands gehören Depart. Mit dem aktuellen Album "Refire" haben sie die Motoren neu gestartet.
Lange Freundschaft
Der Name "Depart" assoziiert eine ganze Menge. "Abfahren" steckt darin, was man gut und gerne mit dem Drive ihrer Musik verbinden kann. Aber es klingt auch die ganz persönliche Geschichte der Gründer mit. "Wir wollten damals im Bandnamen "art" darin haben", sagt Heiri Känzig. "Art" wie "Art-Departement" oder auch "Vienna Art Orchestra", zu dessen hartem Kern die beiden Protagonisten Harry Sokal und Heiri Känzig gehört haben. Auch die Assoziation zur Band "Part of Art", die mit Wolfgang Puschnig, Herbert Joos, Uli Scherer oder Wolfgang Reisinger ebenfalls von VAO-Mitgliedern bestückt wurde, war gewollt.
Als der Saxophonist Harry Sokal und der Bassist Heiri Känzig 1985 mit dem Schlagzeu ger Fredy Studer das Trio Depart gründeten, befand sich das Vienna Art Orchestra in voller Fahrt. Sokal und Känzig waren bereits bei der wilden Urformation dabei, die 1977 als "Premier Orchestre d'Art de Vienne" den ersten Auftritt hatte. Die beiden formierten mit dem Pianisten Uli Scherer und dem Schlagzeuger Jano Stojka (später Joris Dudli) auch die Band Timeless, die ebenfalls Mitglieder des VAO waren.
Zu dieser Zeit spielte Harry Sokal, der Prototyp eines enthusiastischen Vollblutmusikers, im Quintett des amerikanischen Trompeters Art Farmer. Art Farmer schrieb auch die Liner Notes für Timeless, die allererste Platte, auf der Heiri Känzig mitwirkte. Danach engagierte ihn Farmer gleich für das Quintett. So kam es, dass Sokal und Känzig erneut musikalisch zusammentrafen und ihre Zusammenarbeit und Freundschaft intensivierten. 30 Jahre später sind sie noch immer ein schrankenlos verwurzeltes Duo, wie das jetzt auf "Refire" wieder zu hören ist.
Studer, Mayer, Valihora
Die erste Depart-Formation mit Fredy Studer hatte nur ein paar Konzerte gedauert: Studer brach sich im Karatetraining den Arm und wurde durch den damals 17-jährigen Jojo Mayer ersetzt. In dieser Besetzung entstanden zwei Alben. Nach neun Jahren verfolgten die drei Musiker andere Projekte, bis sie sich 2006 wieder zusammentaten und zwei weitere Alben veröffentlichten. Inzwischen hatte Jojo Mayer seine eigene, von Elektronik und Drum'n'Bass inspirierte Groove-Ästhetik entwickelt. Sie wollte nicht mehr so recht mit dem Jazz-Groove von Sokal und Känzig zusammenpassen.
Seit diesem Jahr ist Depart wieder neu auferstanden, diesmal mit dem jungen slowakischen Schlagzeuger Martin Valihora, der sich als dynamischer Unruheherd und mit viel Esprit in das Trio einbringt. Valihora wurde den Urmitgliedern von Depart verschiedentlich empfohlen. Känzig: "Ich erlebte ihn in der Band der Pianistin Hiromi und war begeistert. Er spielt zupackend, bringt aber auch das Trio-Feeling mit, also die Interaktion, die uns wichtig ist."
"Refire" überrascht mit einer Vielseitigkeit, die weit über einsilbig groovende Tracks hinausgeht. Gut die Hälfte der 13 Kompositionen hat Heiri Känzig geschrieben. Eine weitere kommt von Thierry Lang, in dessen Trio Känzig ein langjähriger Partner ist. Mit dem "Erzherzog-Johann-Jodler" und dem "Guggisberglied" haben Depart zwei neue Alpen-Standards im Repertoire, die unter ihrer Behandlung ganz neue Höransichten freisetzen, ohne dass sie verdudelt oder überhöht werden.
Arbeit und Erfahrung
Am Anfang von Känzigs Kompositionen stehen immer Basslinien, die er selber spielt. Sie basieren sehr oft auf ungerader Metrik, haben Bauch und einen melodiösen Zug. Auf dieses Grundgerüst baut Känzig die Melodien auf. Im Studio wachsen dann die Stücke organisch zusammen, ohne dass sie ihr Potenzial zum flexiblen Drehen und Wenden verlieren. Dahinter stecken Arbeit und eine grosse Erfah- rung, die im Live-Kontext eine unglaubliche (Eigen-)Dynamik entwickeln können.
Live-Gigs sind für Depart das goldene Elixier ihrer Musik. Aber auch ein prominentes Trio wie Depart muss heute um Auftritte kämpfen. Ohne ein gutes Management, das sich ein- setzt und die Musiker von der administrativen Arbeit entlastet, sind auch Koryphäen dem brutalen Markt des immer wieder Neuen ausgesetzt. Manchmal würde es sich für Veranstalter lohnen, mal wieder auf das Bewährte zu setzen. Was im Falle von Depart ganz und gar nicht stillsitzen hiesse.
Depart, das vor knapp drei Jahrzehnten von Harry Sokal, ts, ss, Heiri Känzig, b, und Fredy Studer, dr, gegründete Trio, hatte sich nach seinem Abschied 1994 und dem Neuanfang 2006 mit zwei Alben wieder in Erinnerung gebracht. Mit Martin Valihora feuert Depart erneut richtig ein („Refire"). Der neue slowakische Schlagzeuger vom Jahrgang 1976 bringt zwar keinen stilistischen Neuanfang, der woh! kaum zu erwarten war, nachdem Vorgänger Jojo Mayer mit seiner elektronischen Postrock-, Ambient- oder Jungle-Musik sich in eine Richtung entwickelt hatte", so Christian Rentsch in den liner notes der neuen CD, in der die jazztraditionellen Bezüge von Sokal und Känzig keine Rolle mehr spielten". Die Jazztradition wird weiter gefeiert mit Hardbop und Funk, dazu einem Schuss Rhythm'n'Blues. Unter den 13 Stücken, die zur Hälfte vom großen Melodiker Heiri Känzig sind, finden sich auch zwei Volksliedbearbeitungen von Harry Sokal, wo sich der Saxophonist soli- stisch trickreich einbringt. Insgesamt klingt Depart frischer und jünger denn je, explosiv und groovend ist ihre Musik.
Harry Sokal
Ein Loderndes Feuer, das nie versiegt
Als schlüpfe er in einen anderen Körper, als trenne er sich von jeder physikalisch-biologischen Thematik. Auf einem Bein stehend, das Saxofon wie eine Trophäe hochhaltend, hüpfend und wie im Tanzrausch verhaftet - Harry Sokal zelebriert anschaulich das Körperhafte der Musik. Seiner Musik. Der alte Hase Sokal outet sich als penibel arbeitender Saxofonist, der nicht nur musikalisch experimentiert und nach neuen Wegen des Ausdrucks und der Musikalität forscht, sondern der ebenso engagiert die Entwicklung des Saxofons begleitet und Verbesserungen und Modifizierungen anregt.
sonic: Ist Musikmachen körperlich schwere Arbeit?
H. Sokal: Man bemerkt es vielleicht nicht, weil man sich beim Spielen und Improvisieren in einem absoluten Höhenflug und Trancezustand befindet, sodass man sich gar nicht bewusst ist, welche Anstrengung das Spielen auf dem Tenorsaxofon oder dem Schlagzeug ist. Sonny Rollins sagte in einem Interview: „You have to be really totally fit to play a Tenorsaxophone." Ich bin nach einem Konzert schon sehr erschöpft, wobei die Konzentration natürlich auch eine Rolle spielt. Es ist nicht so wie bei einem Straßenarbeiter, der einen Graben gräbt, sondern es ist ein Zusammenspiel von allen Elementen. Ich würde es einmal mit der Geburt eines Kindes vergleichen, für die Frau eine kolossale Anstrengung, derer sie sich aber gar nicht bewusst ist.
sonic: Wenn Sie auf der Bühne stehen, sind Sie im Körperlichen sehr aktiv und halten sich nicht zurück.
H. Sokal: Art Farmer hat mir einmal gesagt: ,,„Harry, why do you move so much, please concentrate more on music. Ich habe ihm geant- wortet: „Lieber Art, die Musik bewegt mich. Ich bin total in ihr." Ich bin mir dessen wirklich nicht bewusst, doch ich weiß aus vielen Kritiken und Erzählungen von Freunden, dass ich oft einen totalen Balanceakt auf einem Fuß hinlege. Hingefallen bin ich jedenfalls noch nicht.
sonic: Das Trio Depart ist personell neu besetzt worden. Warum ist das so geschehen und wer war bisher dabei?
H. Sokal: Depart hat 1984 angefangen. Zusammen mit Heiri Känzig, mit dem ich schon sehr lange gearbeitet habe, gründeten wir ein Trio. Heiri und Matthias Ruegg kamen damals aus der Musikhochschule von Graz nach Wien und hatten im ersten Bezirk eine Wohngemeinschaft. Dort lernte ich also Heiri kennen. Wir hatten damals zusammen ein Trio mit dem Gipsy-Schlagzeuger Jano Stojka, der leider verstorben ist. Heiri hat einen unglaublichen Downbeat und Puls drauf. In der ersten Depart- Besetzung spielten Fredy Studer am Schlagzeug, Heiri am Bass und ich am Saxofon. 1987 kam bei moers-music das erste Album heraus mit Jojo Mayer am Schlagzeug. Fredy hatte sich beim Karate den Arm gebrochen und wir fragten uns, wer seine Rolle übernehmen könnte. Jojo war ein ganz junger Bub, siebzehn Jahre alt, und ein wildes Tier. Ich glaube, wir haben uns gegenseitig bändigen müssen. Nach sechs, sieben Jahren des Zusammenspiels legten wir eine Pause ein. Zehn Jahre später traf ich Heiri beim Willisau Festival. Wir beschlossen, wieder etwas zusammen zu machen. Von ACT beka- men wir einen Vertrag und konnten zwei CDs veröffentlichen: „Depart - Reloaded" und „Depart Mountain Messenger" mit Jojo Mayer, der dann stilistisch eigene Wege ging. Heiri komponiert sehr viel. Ich traue mir zu sagen, dass keiner seine Kompositionen so spielen kann wie ich. Eine Zeit lang spielten wir mit Fabian Kuratli, der früh an Krebs gestorben ist. Ein Kollege empfahl mir eines Tages den Drummer Martin Valihora. Der wohnt dreißig Kilometer entfernt von mir in Bratislava und ich lud ihn zu einem Jam ein. Es knallte sofort, die Funken flogen herüber. Das war wie Liebe auf den dritten Blick.
sonic: Die neue CD „Refire" ist eine Premiere bei Intakt Records. Fast alle Titel stammen von Heiri Känzig. Warum ist das so?
H. Sokal: Ich war nie der wahnsinnig große Komponist. Meine musikalische Arbeit ging immer mehr in Richtung Interpretation. Ich passe mich sehr gut und sehr gerne anderen Stücken an und liebe die Herausforderung. Bei manchen Stücken habe ich mir selbst schon ein Bein gestellt. Heiri schreibt einfach die besten Baselines, er kommt mit Kompositionen, die mich sehr ansprechen. Er schreibt unglaublich originelle Sachen, die durch unsere gemeinsame Interpretation so richtig zu leben beginnen. Heiri und ich lernten uns kennen, als das Vienna Art Orchestra die ersten Tastschritte gemacht hatte.
sonic: Der Albumtitel heißt „Refire". Was verstehen Sie darunter?
H. Sokal: Das ist eine berechtigte Frage. Ganz programmatisch und einfach gesagt - dieser Titel erklärt sich von selbst. „Refire" ist ein Feuer, das lodert und nie versiegt.
sonic: Hat sich das Trio durch die personelle Neuausrichtung musikalisch verändert?
H. Sokal: Definitiv. Das Trio ist viel unberechenbarer geworden. Das sieht Heiri genauso. Die eingefahrenen Vorgänge und Klischees man spielt das und erwartet vom anderen das und der andere spielt das und erwartet vom anderen viell...
Il background (e perché no, il complesso pedigree) del leader Harry Sokal, navigato animale dai molti palcoscenici all’attivo, autorizzerebbe l’attesa di un’esibizione in quota di colore eccessivo e trash, ivi riscontrando invece una lezione di solida e coerente civiltà di jazz vissuto ed in primis consapevole e maturo, per dignità linguistica e quota spettacolare.
Pervaso da un’ineludibile corrente d’intelligenza e pertinenza teatrante, Refire aggredisce con misura l’attenzione con celeri salti di tempo e repentine variazioni di cornice ritmica (Talking 58), amministrando un’ardita scienza del groove e aggiornando con pertinenza le nervose quadrature del bop (Chambers’ Room), e libero da falsi pudori non disdegna di galleggiare nelle confortevoli correnti del mainstream (Choral) e delle evidentemente non esauste formule fusion (Barrock, Erzherzog-Johann-Jodler), assolate e contagiose, attraversa nebbiose dune nel sensibile e distaccato Guggisberglied fino al teso, catartico e a tratti lisergico Seven in Heaven, le cui pulsanti energie preludono al fitto, risonante opificio d’incantatori ritmi Alpine Mood.
Di dinamica ed assai viva identità, l’intesa fulminea, talvolta spiazzante nella coralità e nell’interplay del colorito ed agguerrito trio getta in pista dosate eccentricità, implementando di ulteriori lieviti una fisionomia stratificata: forte di perizia e disinvolta plasticità di stile, titolare di fondato ma ben amministrato narcisismo, orientato inter pares dalla personalità e dalla verve del frontman Harry Sokal in compiuta forma, Depart conferisce una sferzata di vitalità espressiva ai segni di quel jazz germanico, correntemente permeato dai flussi sperimentali degli autoctoni talenti ed evolutosi sotto le spinte creative delle correnti atlantiche e degli eccentrici laboratori dell’Est.
Distante da supponenze e gigionismi, la cifra stilistica e la carica partecipativa dei tre esita in un’esperienza di musicalità e stile con diritto a visibilità e diffusione ben al di fuori dei propri abituali palcoscenici: succo assai concentrato di tre giornate presso gli Hardstudios di Winterthur, vitalissimo e pressoché mai esteriore, pur dominando un avanzato senso spettacolare, il plastico, esagitato, mercuriale Krautjazz di Depart, di ben dosate eccentricità e non dimentico di certe attitudine circensi, ma più in generale ludiche, è esportabile laboratorio di entertainment avveduto e pensante, di democratica dinamica di ruoli e di libero passaporto.
https://www.jazzconvention.net/2014/09/04/sokalkaenzigvalihora-depart-refire/
Harry Sokal: Depart Refire CD review –
the kind of dynamic jazz that creates converts
For anyone familiar with Swiss label Intakt's frequently cutting-edge output, this trio set by Austrian saxophonist Harry Sokal might seem indecently funky. But Sokal, who played in star American trumpeter Art Farmer's group for 20 years and is a key figure in the Vienna Art Orchestra, plays a very capricious kind of what he describes as "groove music" on the latest from his 30-year-old Depart trio. Seven of the 13 tight pieces here are by Sokal's longtime bassist, Heiri Känzig, and the prodding bass riff, in 5/8 time, and wah-wah-assisted sax of the opening Talking 58 is typical of the pair's direct-sounding but seductively knotty music. Chambers' Room sounds like bebop over a rocking jazz-funk riff, but played on a bowed acoustic bass. Funky Straight has a catchy, twisting melody against Martin Valihora's slamming drums. The folksy Erzherzog-Johann-Jodler, meanwhile, could almost be a Sonny Rollins feature – but one delivered in electronically generated sax chords. On the gently curling Peace on My Mind, Sokal shows what a subtle player of an unadorned acoustic ballad he can be. It's the kind of dynamic jazz set that creates converts.
https://www.theguardian.com/music/2014/sep/04/harry-sokal-depart-refire-review
Perfekte Klangskulpturen
Die neue CD des Trios Depart
Das Feuer ist trotz einer mehrjährigen Pause nicht ausgegangen: Depart hat,weitergeglost" und wird nun unter dem einleuchtenden Motto „Refire" wieder angezündet.
Der österreichische Saxofonist Harry Sokal und der Schweizer Kontrabassist Heiri Känzig sind seit geraumer Zeit unzertrennliche musikalische Partner. 1977 spielten sie in der Urversion des Vienna Art Orchestra, später in der Formation Timeless mit Uli Scherer und Joris Dudli oder im Art Farmer Quintet. 1985 gründeten die beiden mit Schlagzeuger Fredy Studer das Trio Depart. Der Name war und ist Programm. Diese Musik sollte „ordentlich abfahren", und das tat sie auch: Ohne Akkordinstrument, präzis und ohne Schnörkel, ging sie geradewegs in Gehirn, Solarplexus und Beine.
Nachdem sich Studer beim Karatetraining den Arm gebrochen hatte, nahm der damals 17-jährige Jojo Mayer den Platz am Schlagzeug- stockerl ein und garantierte mit seiner Offenheit in Richtung Drum&Bass für ein junges, begeistertes Publikum. 1987 erschien die CD „Live In Moers" und 1992 „Letters From Nowhere"; dann verord- nete man sich eine kreative Pause, ehe „Reloaded" (2006) und „Moun- tain Messenger" (2008) ein Revival des Power-Trios begleiteten.
Musikalisch hatten sich Sokal und Känzig allerdings längst mit Mayer auseinandergelebt: „Heiri und ich hatten seit längerem andere Ideen im Hinblick auf Rhythmus, Improvisation und Performance, die Jojo nicht ganz teilen konnte. Ein Wechsel war also vorprogrammiert. Wir spielten zwischendurch einige Konzerte mit Kaspar Rast von Nik Bärtsch's Ronin. Dann trafen wir auf Martin Valihora und fanden, er sei der Richtige, um unser Projekt wieder neu anzuzünden!"
„Feurig und impulsiv"
Martin Valihora, Jahrgang 1976, stammt aus der Slowakei und pendelt zwischen Bratislava und New York, wo er u.a. mit der Pianistin Hiromi Uehara arbeitet. Sokal über den neuen Depart-Drummer: „Heiri und ich schätzen vor allem, dass wieder weitaus mehr musikalische Kommunikation in der Band passiert. Martin spielt feurig, impulsiv wie auch unberechenbar und hoch musikalisch - es ist quasi eine Rückkehr zum eigentlichen Spirit von Depart."
Das neue Album trägt den bezeichnenden Titel „Refire" und wur- de im Juni 2013 in Winterthur eingespielt: 13 Tracks, die sehr kompakt und gewohnt impulsiv aus dem Lautsprecher kommen. Man denkt beim Hören ständig an einen Bildhauer, der seine Skulpturen mühsam aus einem Felsbrocken herausschlägt und so lange bearbeitet, bis auch die kleinste Nuance stimmt - perfekte Klangskulpturen, denen man die Schwerarbeit nicht mehr anmerkt, die in ihnen steckt, weil das Hören einfach so viel Spaß macht. In den Worten Harry Sokals: „Das gemeinsame Feilen an unserer Musik, die Neupositionierung von Parts oder Umorganisierung von Formen ist das, was die kreative Arbeit zwischen Heiri und mir konzeptionell so wertvoll und einzigartig macht. Das gibt dem Trio eine ganz besondere Würze und erweckt die Tunes zum Leben."
Unter diesen Tunes finden sich wieder herrliche Groove-Vehikel aus der Feder Känzigs wie der Opener „Talking 58", aber auch die für Depart typischen Neuinterpretationen von österreichischen sowie schweizerischen Volksliedern („Erzherzog-Johann-Jodler", „Guggis- berglied") oder die mehr als 30 Jahre alte Komposition „Juggle In" von Harry Sokal, die auf der neuen CD als mitreißendes Drumfeature für Martin Valihora angelegt ist.
Im Herbst wird es einige Konzerte anlässlich der CD-Präsentation von „Refire" geben; Gelegenheit genug für die Band, mit dem Publi- kum den Spaß zu teilen, den sie beim Musizieren hat. Resümee von Harry Sokal: „Das Unberechenbare ist gegenwärtig und überrascht uns oft selber, und das ist gut so!"