Alex Bayer, in Nürnberg zu Hause, ist Autodidakt am Bass - ein Musiker mit Eigensinn. Für sein Quartettalbum A Slight Change of Plans nahm er sich ausgerechnet die Platte Turning Point des Pianisten Paul Bley als stilistischen Bezugspunkt sie entstand schon in den 60er Jahren. Mit Bill Elgart (dr), der auf Bleys Platte bereits in zwei Stücken mitspielte, hat Bayer sogar ein vitales Bindeglied in der eigenen Band (der andere Drummer auf der Bley-Platte, Paul Motian, ist bei Bayer immerhin mit der Komposition „It Should've Happened a Long Time Ago" vertreten.) Der Amerikaner Loren Stillman (as) quasi als eleganter John Gilmore 2.0 - und Max Arsava (p) quasi in der Paul-Bley-Rolle vervollständigen Bayers Quartett. Die sieben Stücke, die mit wechselnden harmonischen Deutungen und Beleuchtungen spielen, sind kunstvolle poetische Grenz-gänge zwischen Time und No Time. Aus zündenden Themen wie „Granular" und „Blam" holt sich die Improvisation ihren Start-Impuls, ihren musikalischen Atem. Bill Elgart (82) mit seinem dicht-dynamischen Schlagzeugspiel liefert dabei kleine Meisterwerke ab.
Nach dem Piano-Soloalbum Transparence kehrt Ma-rie Krüttli mit Scoria zum Pianotrio-Format zurück -zusammen mit dem bewährten Lukas Traxel (b) und dem Neumitglied Gautier Garrigue (dr). Die unerschrockene Schweizerin, die in Berlin lebt, llebt am Instrument abenteuerliche Akkordfolgen, lyrisch-sparsame Momente und dichte Pianistik gleichermaßen. Unter ihren 13 Trio-Miniaturen sind mitreißende, rhythmische Themen (Thinky Hearts", „Balthazard"), aber auch ungewöhnliche Klangbilder, insistierende Motivbildungen oder kontrastreiche mehrteilige Stücke. Das evoziert - gerade in der Abwechslung - starke Visionen filmischer, aber auch philosophischer Art. Die Schweizerin ist eben mehr als nur eine interessante Pianistin auch das Studio und der Produktionsprozess werden von ihr kreativ eingesetzt. Mehrfach ist der Klavierklang hier nachträglich verfremdet. Sie lege Wert auf „Vibe und Klanglandschaft", sagt Krüttli. Der Pianist Micah Thomas (27) zielt dagegen mehr aufs Große. Sein Werk Mountains konzipierte er für die New Yor-ker Jazz Gallery - das Album ist ein Zusammenschnitt aus zwei Aufführungen dort vom Juni 2023. Thomas unterteilt die Musik in zwölf Stücke, die aber ineinander übergehen und nicht immer als Einheit einleuchten. Neben Kanoa Mendenhall (b) und Kweku Sumbry (dr) gehörten in dem angesehenen Konzertort gleich vier namhafte Bläser zu seiner Band: Immanuel Wilkins (as), Nicole Glover (ts), Adam O'Farrill (tp) und Caleb Smith (tb). Für diese Könner schuf Thomas ein kunstvolles Geflecht aus Satzspiel-Momenten, Einzelstimmen und improvisierten Freiräumen, konzentriert und chromatisch. Da gibt es kleine Bläserminiaturen, Oldtime- oder Fanfaren-Episoden, Free-Ausbrüche, halb improvisierte Kollektive, pastellene Kostbarkeiten und. auch Solisten-Features für Po-saune oder Altsax. Eingestreut in das mehr als 70-minütige Opus magnum sind außerdem