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Independent music since 1986.
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405: STEMESEDER LILLINGER. Umbra

Intakt Recording #405 / 2023

Elias Stemeseder: Composition, Producing, Lautenwerk, Synthesizer, Electronics, Una Corda
Christian Lillinger: Composition, Producing, Drums, Sampler, Synthesizer
Peter Evans: Piccolo trumpet
Russell Hall: Bass
DoYeon Kim: Gayageum
Brandon Seabrook: Banjo, Guitar

Recorded on September 28, 29, 2022, at Figure8 Studios, NYC.

Original price CHF 12.00 - Original price CHF 30.00
Original price
CHF 30.00
CHF 12.00 - CHF 30.00
Current price CHF 30.00
Format: Compact Disc
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Umbra ist das neue Album des Pianisten, Komponisten und Elektronikmusikers Elias Stemeseder und des Schlagzeugers, Komponisten und Produzenten Christian Lillinger. Als Kernduo planen sie eine langfristig angelegte Serie von Veröffentlichungen, bei denen jeweils Gastmusiker*innen eine Schlüsselrolle spielen. Stemeseder und Lillinger erforschen in ihrem Duo «Prinzipien von Zeit und Raum in Form von stillen Melodien, die
sich zu kraftvollen Äusserungen entfalten. Für Umbra erweitern sie ihre Palette nun um die New Yorker Gastmusiker*innen Brandon Seabrook, DoYeon Kim, Peter Evans und Russell Hall, mithilfe derer sie ihre Ansätze weiterentwickeln und Saitenund Schlaginstrumente zu eindrucksvollen Klanglandschaften formen», schreibt Vanessa Ague in den Liner Notes und fügtan: «Jedes Stück auf diesem Album stellt eine eigenständige Klangstudie dar, betrachtet jedes flüchtige Moment, um darinneue Beschaffenheiten und Farben ausfindig zu machen, diesich in den Instrumenten verbergen».

Album Credits

Cover art and graphic design: Paul Bieri
Liner Notes: Vanessa Ague
Photos: Elias Stemeseder, Christian Lillinger, Charles Strafford

All compositions by Elias Stemeseder (akm) and Christian Lillinger (GEMA). Recorded on September 28, 29, 2022, at Figure8 Studios, NYC, by Lily Wen. Mixed on November 20, 2022, at Figure8 Studios, NYC, by Lily Wen, and March 2, 2023, at Hardstudios Winterthur by Michael Brändli, Elias Stemeseder, Christian Lillinger, Florian Keller. Mastered in March 2023 by Michael Brändli at Hardstudios Winterthur. Produced by Elias Stemeseder, Christian Lillinger and Intakt Records. Published by Intakt Records.

Customer Reviews

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Roland Schmenner
FIDELITY Magazine

Umbra I - Offene Formen, fremde Farben

Umbra I ist das offenste, am stärksten dezentrierte Werk der Reihe. In zehn Klangstudien erforscht das Duo gemeinsam mit seinen Gästen Brandon Seabrook (Banjo), DoYeon Kim (Gayageum), Peter Evans (Piccolotrompete) und Russell Hall (Bass) unerhörte Klangpotenziale. Besonders markant ist der Einsatz der Gayageum, einer traditionellen koreanischen Wölbbrettzither, deren metallisch flirrende Klänge zwischen perkussiver Attacke und melismatischer Biegsamkeit changieren. Der Klangkörper dieser Zither verleiht der Musik eine fernöstliche Färbung, die jedoch nie folkloristisch wirkt -sie wird zum Bestandteil eines vielschichtigen, globalen Klangkontexts.

Neben der ungewöhnlichen Instrumentierung ist auch die dezente elektronische Klang-manipulation zentral für Umbra I. Stemeseder setzt gezielt digitale Verfremdungstechniken ein, um den akustischen Raum subtil zu dehnen, zu verschieben, zu irritieren. Es sind keine vordergründigen Effekte, sondern mikrotonale Verschiebungen, räumliche Dissonanzen, kleine Brüche in der Textur, die den Eindruck ständiger Bewegung und Unsicherheit erzeugen. Die Elektronik wirkt nicht als Zusatz, sondern als integrales Element des kompositorischen Denkens – ein Werkzeug, das die fragile Balance zwischen Materialität und Abstraktion weiter zuspitzt. Das Ergebnis ist eine Musik, die sich jeder Einordnung entzieht - zu frei für Jazzpuristen, zu strukturiert für freie Improvisation, zu sperrig für das breite Publikum. Genau darin liegt ihre Kraft: Umbra I ist eine radikale Verweigerung von Konvention, eine offene Form, die das Disparate nicht versöhnt, sondern produktiv macht.

Umbra II - Tradition unter Spannung

Mit Umbra II schließt sich ein Kreis, ohne sich zu wiederholen. Wieder mit Peter Evans und Russell Hall erweitert zum Quartett, wendet sich das Duo einer stärker akustischen Klangsprache zu. Aufgenommen im legendären Van Gelder Studio, schwingt hier nicht nur Geschichte mit - die Musik selbst ist durchdrungen von jazzhistorischen Resonanzen. Im Unterschied zum elektronisch strukturierten Vorgänger wird hier vollständig akustisch musiziert, doch die zuvor eingesetzten Techniken der Klangverfremdung wirken nach. Der Umgang mit Raum, Textur und Dynamik bleibt elektronisch geschult – man hört in der Struktur, was zuvor noch in Effekten lag. Die Musik ist kompakter, dichter, aber nicht glatter, obwohl die Jazzanklänge vertraut wirken. Die Spannungen sind nicht aufgehoben, sondern unter die Oberfläche verlegt. Umbra II zeigt: Auch innerhalb „klassischer" Bandkontexte kann Radikalität wirken - nicht als Geste, sondern als Haltung.

Umbra III - Die Zukunft ist offen

Mit Umbra III öffnet sich ein neues Kapitel -intensiver, dichter, gleichzeitig noch stärker ins Offene gewandt. Die Aufnahme entstand live unter Coronabedingungen 2021 beim Jazzfestival Saalfelden mit Craig Taborn als Drittem im Bunde. Wo Umbra II noch im Resonanzraum des Bop wurzelte, steht Umbra III für eine komplexe Intertextualität: Hier begegnen sich europäische und amerikanische Avantgarde, nicht als Antipoden, sondern als vielstimmige Referenzräume. Die Musik lebt von Reibung. In der Begegnung von Taborns und Stemeseders Pianowelten -ergänzt durch Spinettklänge - und Lillingers perkussiver Energie entfaltet sich ein dreistimmiges, sich ständig verschiebendes Klanggeflecht. Stränge laufen parallel, reiben sich, stoßen sich ab, finden kurz zueinander, nur um gleich wieder auseinanderzudriften. Es gibt keine Auflösung, keine „Lösung" - nur Prozesse. Umbra III zeigt, wie in einem Moment globaler Verunsicherung musikalische Energie utopische Räume schaffen kann. Die Musik tänzelt auf der Grenze des Verständlichen, bleibt dabei aber körperlich erfahrbar. Klang wird hier nicht nur als Bewegung verstanden, sondern als lebendige Struktur, die sich permanent verändert. Die Gegen-sätze - akustisch/elektronisch, komponiert/improvisiert, strukturiert/chaotisch – werden nicht aufgelöst, sondern bewusst ausgestellt. Klang als Möglichkeit

So bilden Umbra I-III eine Art musikalisches Triptychon über das Spannungsverhältnis von Struktur und Freiheit, Klang und Geste, Vergangenheit und Gegenwart. Kein Projekt der Wiederholung, sondern der Differenz. Oder um es mit dem Philosophen Ernst Bloch auszudrücken, es ist eine permanente „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen". In einer Zeit, in der stilistische Sicherheit oft höher geschätzt wird als künstlerisches Risiko, setzen Stemeseder-Lillinger – und ihre Gäste ein starkes Zeichen: Dass neue Musik nicht gefällig sein muss, um zu bewegen. Und dass Avantgarde - egal ob akustisch oder elektronisch grundiert – in ihren radikalsten Momenten immer auch eine Frage der Haltung ist.

S
Stuart Broomer
The New York City Jazz Record

UMBRa
Elias Stemeseder/Christian Lillinger (Intakt)
Tesserae
Tilo Weber (We Jazz)
by Stuart Broomer
Austrian-born, now New York-based, pianist Elias
Stemeseder first gained recognition playing with
drummer Jim Black and tenor saxophonist/flute
player Anna Webber. His 2022 Intakt debut, Piano
Solo, demonstrated his conceptual range, technical
brilliance and willingness to pursue structural
complexity in even brief episodes. While that
album presented him as a traditional modernist,
these two recent releases reveal an advanced
post-modernism. He turns his attention to diverse
sounds and techniques through collaborations
with various musicians in New York and Europe,
including drummer Christian Lillinger and
bassist Petter Eldh (partners in unique projects
such as Koma Saxo, Punkt.Vrt.Plastik and Amok
Amor), representing a radical approach to free
improvisation, electronica and extensive postproduction.
On UMBRa, co-led with Lillinger, Stemeseder
is highly involved in the recording process. His
credits contrast with those on Solo Piano, all the way
to the absence of a conventional piano, and include
composition, production, lautenwerk (an 18th
century keyboard that resembles a harpsichord,
but with nylon strings), synthesizer, electronics
and Una Corda (an upright piano with one string
per key). Lillinger’s roles here are composition,
production, drums, sampler and synthesizer.
That variety is enhanced by four guest musicians,
added individually or in pairs throughout the
album: Peter Evans (trumpet), Russell Hall (bass),
Brandon Seabrook (banjo, guitar) and DoYeon Kim
(gayageum: a traditional Korean plucked zither
instrument).
The result is a sonic utopia arising in segments
ranging from one minute to over seven, designated
as “Cycles”. The short just over minute-long “Cycle
IV” consists of rhythmically disjunct percussion
emphasizing a bass drum and high-pitched metal,
while at the longer range, the seven and a half
minute “Cycle VI” includes the quicksilver work
of Evans and Seabrook in a continuously shifting
collage. The bracketed “Cycle V” highlights
sounds as diverse as backwards cymbal recordings
and contrasting string tunings (gayageum, banjo,
Una Corda), which arise in a continuous series
of elisions and collisions, a brilliant field of
disconnection that characterizes both individual
tracks and the work as a whole.
Tesserae (the title refers to the small stones or
tiles used in a mosaic) could not be more dissimilar
than UMBRa, and is yet strangely similar. Led
by Berlin-based Tilo Weber—who composed the
material and whose percussion instruments include
vibraphone—the basic trio consists of Stemeseder
(harpsichord, celeste, synthesizers) and Petter
Eldh (bass, acoustic guitar). The music is almost
militantly pretty, usually tonal and melodic,
featuring instruments that are singularly light, but
with odd harmonic features, strange layerings and
sudden shifts in rhythm and texture.
On the opening “Time Traveler’s Vessel”,
Stemeseder’s keyboards are bright, Eldh’s bass
lightly buoyant and, at one point, Weber even plays
his snare with brushes. The diverging overdubbed
keyboards of “Nacre Nacre” provide the uncanny
suggestion of Muzak from multiple elevators. The
effect is refreshingly disconcerting, with a certain
prettiness that’s not the enemy of beauty, but
rather the cloak of an alien messenger. “In Epitaxy”
adds the flutes of Anna-Lena Schenker and Bastian
Dunker to further compound both polyphony and
buoyancy. In its own subtle way, Tesserae demands
active listening.

// SCRAMBLED //