444: SYLVIE COURVOISIER – WADADA LEO SMITH. Angel Falls
Intakt Recording #444/ 2025
Wadada Leo Smith: Trumpet, Composition
Sylvie Courvoisier: Piano, Composition
Recorded and mixed on October 12, 2024, at Oktaven Audio, Mount Vernon, NY, by Ryan Streber.
More Info
Swiss pianist and composer Sylvie Courvoisier has been a defining figure on the contemporary jazz scene for 20 years and is at the epicentre of the New York music scene. Having just been awarded the prestigious Swiss Grand Prize for Music 2025, she now presents her duo album with the legendary Wadada Leo Smith. This follows the recent acclaimed release of her solo album To Be Other-Wise and the atmospherically multi-layered sextet album Chimaera. An exceptional musician, Smith is always at the pulse of the times, celebrating musical diversity and creativity and speaks out against any labelling of his work. He has helped shape the development of music in various contexts over the last 50 years. Angel Falls exudes the magic of musical freedom, possesses an astonishing immediacy, and has a captivating sense of dazzling sound architecture. “They both sound great. They complement each other without resorting to obvious moves. There is no ‘comping’, no showmanship, just a constant feeling of continuous calibration, quirky elements that are somehow perfectly balanced. How do they do it?” writes John Sharpe in the liner notes. A musical experience!
Album Credits
Cover and Booklet Art: Sophie Bouvier Ausländer
Graphic design: Paul Bieri
Liner notes: John Sharpe
Photo: @Ogata_Photo
All compositions by Sylvie Courvoisier and Wadada Leo Smith (SUISA, ASCAP). Published by Sylvie Courvoisier Music (ASCAP) and Kiom Music (ASCAP). Recorded and mixed on October 12, 2024, at Oktaven Audio, Mount Vernon, NY, by Ryan Streber. Mastered in January 2025 at Skye Mastering by Denis Blackham. Recording produced by Sylvie Courvoisier, Wadada Leo Smith. CD produced by Intakt Records, P.O. Box, 8024 Zürich, Switzerland.
The history of humankind resounds with the sound of piano/trumpet duets. But not like this one. Not like Angel Falls. Because the true beauty of Angel Falls is that grandmaster Wadada Leo Smith, aided and abetted by the fervent curiosity of Brooklyn- based/Switzerland native pianist Sylvie Courvoisier, enlists the listener as an active creator in truly beatific, beautiful music.
That is a magic thing that does not happen often. All too often, the audience is reduced to listening and observing. Left only to marvel, judge, compare. But magic can be many things. And when it comes to duets as inspired as Angel Falls, the magic does what magic is meant to do: calm the savage beast and inspire greater dreams.
The two are coaxing. Without words. As Smith stutters and sputters, "Vireo Belli" becomes a ruminative scripture playing against Courvoisier's penetrating presence. The pianist—whose recent foray with guitarist Mary Halvorson, Bone Bells, (Pyroclastic, 2025) holds a sure lock on this year's best-of-lists—stuns and seduces in harmony, co-creating the singular "A Line Through Time" and the spiky "Sonic Utterance."
Familiar with each other's artistry through their work with John Zorn, Marcus Gilmore, and Nate Wooley Angel Falls is a through-composed passion play from the opening adagio, the limpid "Olo'Upnea and lightning" to the closing epiphany "Kairos."Propelled by Courvoisier's cunning, metabolic approach—equal parts high Euro-chamber and downtown avant- garde—and Smith's stately, mortal wisdom, "Whispering Images" becomes enshrined in time. "Naomi Peak" creates a warm, anticipatory air of prologue. "Angels Falls:" A mystery unraveled.
But pay no attention to titles. Not so much for the reason that they might mislead, but that they hold any pertinence at all. Angel Falls, recorded in two hours (perhaps, while the rest of us were napping) at Oktaven Audio in Mount Vernon, NY, by Ryan Streber, is a whole music that takes you by surprise. It is a far less abrasive language of debate. Like magic, like Angel Falls, neither happens often.
https://www.allaboutjazz.com/angel-falls-sylvie-courvoisier-intakt-records__212888
Eine Musik, die sich jedem Schema entzieht – frei, spirituell, klanglich überwältigend. „Angel Falls“ ist kein Album im klassischen Sinn, sondern eine Begegnung zweier außergewöhnlicher Persönlichkeiten: der Schweizer Pianistin Sylvie Courvoisier, einer der bedeutendsten Stimmen des zeitgenössischen europäischen Jazz, und des legendären amerikanischen Trompeters Wadada Leo Smith, einer Schlüsselfigur des avantgardistischen Jazz.
Beide erschaffen gemeinsam einen Klangraum, der zugleich meditativ und eruptiv ist. Die Improvisationen entstehen aus einem fast telepathischen Verständnis füreinander – jeder Ton, jede Pause, jedes Atemholen scheint Teil einer größeren, ungeschriebenen Partitur zu sein. Zwischen melodischer Schönheit und frei fließenden Kaskaden entfaltet sich eine tiefe, fast rituelle Energie.
„Angel Falls“ ist ein Werk von seltener Intensität – spirituell, kompromisslos, voller innerer Logik und emotionaler Klarheit. Eine Begegnung zweier Meister, die mit ihrer Musik nicht nur kommunizieren, sondern philosophieren. Unbedingt hörenswert.
Angel Falls – Das Mysterium des gemeinsamen Atems
Das brillante Duo Angel Falls von Sylvie Courvoisier und Wadada Leo Smith ist nicht aus dem Nichts entstanden. Es ist das Ergebnis gegenseitiger Bewunderung und entstand nach einer Reihe von Begegnungen in größeren Ensembles. Die Pianistin und der Trompeter spielten erstmals 2017 bei einem von John Zorn organisierten Konzert zusammen. Smith war sichtlich beeindruckt. Courvoisier erinnert sich: „Gleich nach dem Konzert fragte er mich nach meiner Telefonnummer. Ein paar Monate später nahmen wir mit Marcus Gilmore in New Haven eine Trio-Platte auf.” Obwohl diese Aufnahme noch nicht veröffentlicht wurde, gab es seitdem regelmäßige Kooperationen, darunter weitere Trios, ein Smith-Ensemble mit zwei Klavieren und natürlich Courvoisiers „Chimaera”, ebenfalls bei Intakt, auf dem der Trompeter zusammen mit seinem Kollegen Nate Wooley zu hören ist.
Duette mit Klavier bilden einen beständigen Strang in Smiths Werk. Angesichts seiner Vorliebe für dieses Format – er hat mit so unterschiedlichen Pianisten wie Vijay Iyer, John Tilbury, Angelica Sanchez und Amina Claudine Myers aufgenommen – war es nur eine Frage der Zeit, bis er eine Platte mit Courvoisier vorschlug. Es war jedoch die Pianistin, die vorschlug, auf Noten zu verzichten. Das Ergebnis sind acht Tracks auf „Angel Falls”, die eine atemberaubende Unmittelbarkeit besitzen und dennoch ein neu entdecktes Gefühl für Klangarchitektur vermitteln.
Jeder Titel ist ein lebhafter, unruhiger Austausch von Klang und Textur, eine sich wandelnde Gemeinschaftsproduktion, die abwechselnd unbeständig und melodisch, weitläufig und elliptisch, verletzlich und selbstbewusst ist. Smith und Courvoisier ergänzen sich durchweg, ohne auf offensichtliche Spielzüge zurückzugreifen. Es gibt kein Comping, kein Showboating, sondern ein ständiges Gefühl der fortwährenden Kalibrierung: schräge Elemente, die in perfekter Balance gehalten werden.
Eine solche Kunstfertigkeit basiert auf lebenslanger musikalischer Erfahrung. Auf diesem Album kommt die Inspiration bemerkenswert unvermittelt zum Ausdruck. Courvoisier verrät: „Wir haben einfach die Reihenfolge der CD gespielt, ohne Schnitte. Das haben wir wahrscheinlich in zwei Stunden geschafft.“ Es wurde am selben Tag aufgenommen und abgemischt. Sie begannen um 12 Uhr mittags und um 17 Uhr war es fertig.
Die organische Qualität der Musik spiegelt sich in den Titeln wider, die bei einer anschließenden gemeinsamen Anhörung der Aufnahme vergeben wurden. Viele von ihnen nehmen Bezug auf die elementaren Kräfte der Natur. Über das Titelstück, das nach dem höchsten Wasserfall der Welt in Venezuela benannt wurde, sagt Courvoisier: „Und ich mag auch das Bild eines fallenden Engels.“
Smith zeigt eine großartige, poetische musikalische Präsenz. Elegant und selten gehetzt spielt er mit kontrollierter Leidenschaft, sei es in majestätischen Fanfaren oder durch Töne, die durch subtile Artikulation und Anschlag nuanciert sind und durch seinen geschickten Einsatz von Dämpfern noch erweitert werden. Sein Stiefvater war ein Delta-Bluesmusiker und dieser Geist ist auch in seinen experimentelleren Stücken nie weit entfernt. Doch Smiths Sorge um die Form vereint so unterschiedliche Einflüsse, dass sie zu einem unverwechselbaren Klang werden.
Eine Eigenschaft, die Courvoisier mit dem Trompeter teilt, ist, dass sie beide absolut einzigartig sind. Es fällt schwer, sich jemanden vorzustellen, der eine ähnliche aufregende Mischung aus zeitgenössischer klassischer Strenge, improvisatorischer Unvorhersehbarkeit und Free-Jazz-Temperament präsentiert. Ein auffälliger Aspekt ihres Programms ist die enorme klangliche Vielfalt, die sie aus dem Klavier herausholt. Im Gegensatz zu vielen anderen agiert Courvoisier jedoch ganz im Moment. „Wenn ich einen Klang in meinem Kopf höre, der nicht gedämpft werden darf, oder wenn ich etwas Pikanteres möchte, bereite ich mich sofort darauf ...
Eine der ersten Duo-Aufnahmen im Jazz stammt aus dem Jahr 1928 und wurde von Louis Armstrong und Earl Hines eingespielt. Ein Trompeter und ein Pianist. Fast einhundert Jahre später sind es wieder ein Trompeter und in diesem Fall eine Pianistin, die sich auf „Angel Falls“ in einem musikalischen Dialog befinden. Der aus Leland, Mississippi stammende 83jährige Wadada Leo Smith spielt Trompete und sieht sich ganz klar als ein Nachfolger Armstrongs. Am Klavier sitzt die aus dem Schweizer Lausanne stammende 56jährige Sylvie Courvoisier. Im Oktober letzten Jahres trafen sich beide in einem New Yorker Studio, um sich ergiebig auszutauschen. Es entstand in nur zwei Stunden ein Fest von sensiblen, herausfordernden und kreativen Klängen. Mit Fantasie und Leidenschaft tauschen sich beide aus, führen ein offenes Zwiegespräch, verdichten und verschieben, schaffen Raum, Luft und Pausen, überraschen mit Wendungen. Eine letztendlich intime Kunst, die die jeweils andere Persönlichkeit provoziert, durchdringt, vor allem aber aktzeptiert. „Mit Wadada habe ich das Gefühl“, sagt Sylvie Courvoisier in der Liner Notes „dass wir im Hier und Jetzt etwas erschaffen, und ich empfinde etwas sehr fröhliches. Wir sind wie Kinder, die Dinge entdecken.“ Dazu gehören natürlich auch Neugier und Toleranz, wie auch ein abgestecktes Terrain während des differenzierten Austausches.
Beide bewegen sich auf Augenhöhe, sind emanzipiert und erfinden musikalische Wendungen mit außerordentlichem Respekt voreinander. Das wirkt manchmal flüchtig, manchmal unglaublich direkt. Oder es klingt nach einem drahtigen Abenteuer. „Wann immer ich mit Sylvie Courvoisier auf der Bühne stand“, sagt dementsprechend Wadada Leo Smith, „war es eine Reise, die auf Gegenseitigkeit und Kreativität beruhte. Sie hat Mut, und das sieht man ihr an, wenn sie am Klavier sitzt.“ Und so entsteht ein beinahe kammermusikalischer Diskurs - ohne Netz und doppelten Boden.
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Some albums are built on concept; others on chemistry. This one, from pianist Sylvie Courvoisier and trumpeter Wadada Leo Smith, is rooted in something rarer: a deep, almost philosophical love of art itself. Their collaboration reads less like a recording session and more like an extended dialogue, one in which form dissolves, and communication becomes its own spiritual practice. Not religious, in the limiting sense, but philosophical, expansive, and free.
Smith has described playing with Courvoisier in terms both urgent and reverent: “Every time I’ve performed with Sylvie, it’s been a creative journey. She’s fearless, and you can hear it in the piano. When she’s inspired, she doesn’t merely approach an idea, she pushes into it as though creation itself were at stake.” That sense of urgency has marked Smith’s career since the late 1960s, when he emerged as a singular voice on the trumpet, first alongside Anthony Braxton, later as a central figure in the AACM, and eventually as a composer whose scores have stretched the boundaries of contemporary music.
Courvoisier, for her part, has carved out a reputation as one of the most inventive pianists of her generation, moving fluidly between classical rigor, jazz tradition, and the open landscapes of free improvisation. Born in Lausanne, Switzerland, she relocated to New York in the 1990s, quickly becoming part of John Zorn’s downtown scene while developing a sound that is unmistakably her own: precise, percussive, yet full of lyric surprise.
Their paths crossed in 2017, during a concert curated by Zorn. Courvoisier recalls that after the performance, Smith wasted no time: “He asked for my number, and a few months later we recorded a trio with Marcus Gilmore in New Haven.” That session was never released, but it sparked an ongoing partnership: further trios, Smith’s project for two pianos, Courvoisier’s Chimaera, and now, this stripped-down, luminous duo recording.
Smith has long thrived in duos, he’s matched his trumpet with pianists as varied as Vijay Iyer, John Tilbury, Angelica Sanchez, and Amina Claudine Myers, but Courvoisier brings something distinct. She suggested that they avoid written scores altogether, allowing the music to unfold with nothing predetermined. The result is a series of soundscapes that feel both intimate and epic, volatile yet deliberate, an ever-shifting balance between vulnerability and authority.
What makes the album remarkable is not technical display but restraint. There are no elaborate arrangements or self-conscious gestures of virtuosity. Instead, there is the quiet audacity of two master musicians listening deeply, negotiating space, and finding a shared equilibrium. The pieces breathe, expand, contract, and then drift into unexpected resolutions.
For Courvoisier, the album draws on a lifetime of straddling classical and improvised traditions. For Smith, it carries the weight of African American musical history, blues, gospel, jazz, filtered through his own distinct sense of abstraction. Together, they create a language that resists classification, a dialogue of rare clarity and depth.
This is, finally, an album for listeners who approach music as an art form to be savored, not consumed. It feels like a collector’s piece, the kind of record that deepens with every listen and leaves one longing to experience the duo live. Onstage, with nothing between them but sound and silence, Courvoisier and Smith remind us what it means to create, for the love of art, and for nothing less.
https://www.paris-move.com/reviews/sylvie-courvoisier-wadada-leo-smith-angel-falls/
Eine unverkennbare, singuläre musikalische Sprache, begleitet von einem vielfältigen und vielschichtigen Werk: Die Pianistin Sylvie Courvoisier gehört zweifellos zu den renommiertesten Komponistinnen und Improvisatorinnen des Jazz. Dafür wird sie nun von der Schweizerischen Eidgenossenschaft mit dem Grand Prix Musique 2025 geehrt. Im Jahr 2023 fand in Lausanne ein aussergewöhnliches Ereignis statt: ”Des Signes et des Songes” – ein dreitägiges Festival, das einzig Sylvie Courvoisier gewidmet war. Sie trat jeweils abends mit allen ihren aktuellen Projekten auf, während tagsüber im neuen Museumsviertel der Stadt ihre Mitmusikerinnen und Mitmusiker solo oder im Duo in den Dialog traten mit Bildern, Fotografien, Skulpturen und der Architektur der Neubauten. ”Des Signes et des Songes” zeigte eindrücklich den Weg auf, den die gebürtige Lausannerin in den letzten drei Jahrzehnten gegangen war und welchen musikalischen Kosmos sie in dieser Zeit erschaffen hat. Der Anlass unterstrich auch die beiden Welten, die Courvoisier vereint: Da ist die europäische Musiktradition, die sie als Absolventin einer klassischen Ausbildung am Konservatorium in Lausanne genauso in sich trägt wie den Jazz und die experimentelle Lust, unentwegt Neuland zu erforschen – ganz im Sinne der Downtown-Szene von New York, in die sie Mitte der 1990er-Jahre eingetaucht ist. Wie sehr sie die beiden Welten in sich trägt, dafür stehen auch die Namen, die sie ihren beiden Katzen gegeben hat: ”Lulu” nach der gleichnamigen Oper von Alban Berg und ”Charles” nach Charlie Haden. Violinist Mark Feldman war es, der sie davon überzeugte, nach New York zu ziehen. ”Ich sagte damals zu, wollte aber eigentlich nur zwei, drei Monate bleiben”, erzählt Courvoisier. ”Ich wusste, dass ich noch viel zu lernen hatte, und gleichzeitig war ich mir sicher, dass ich die Schweiz verlassen musste, um den nächsten Schritt zu machen.” Als sie ankam, war Feldman gerade im Studio mit John Zorn, der – wie kaum ein anderer – mit seinen Auftrittsorten und seinem Label Tzadik Dreh- und Angelpunkt der experimentellen New Yorker Musikszene ist. Zorn war es denn auch, der Courvoisier gleich für sein ”Cobra”-Projekt gewann, und so nahmen die Dinge ihren Lauf. ”Ich war ganz schnell mitten in dieser Szene drin”, erklärt sie und fügt hinzu, dass New York ihr zwei Dinge gegeben hat: die Möglichkeit, mit neuen Bekanntschaften, unzähligen Konzertbesuchen und zahlreichen Sessions ”alles wie ein Schwamm aufzusaugen” – dies aber in stillen Stunden zu nutzen, um sich weiterzubilden und an ihrer musikalischen Sprache zu arbeiten. Es wäre nun ein Einfaches, die Wichtigkeit von Courvoisiers Schaffen einzig durch die Aufzählung ihrer vergangenen und aktuellen Formationen zu untermauern. Durch ihre stupenden Soloaufnahmen, die intimen Dialoge im Duo mit anderen, das atemberaubende Zusammenspiel in ihrem Trio oder anhand von Chimaera, ihrem Sextett, mit dem ihre Musik in einen neuen Aggregatzustand tritt. Doch diese Klänge, die in der Summe ein in allen Farben schillerndes Gemälde bilden, fussen alle auf einer einzigen Beziehung: jener von Courvoisier mit ihrem Instrument. ”Als ich klein war, konnte ich es jeweils kaum erwarten, dass mein Vater von der Arbeit nach Hause kam. Dann setzte er sich ans Klavier und spielte und war einfach nur glücklich dabei. Da war für mich klar: Klavier, das bedeutet Glück und das wollte ich auch”, erzählt Sylvie Courvoisier und strahlt dabei, um dem damaligen Gefühl Nachdruck zu verleihen. Das Klavier – es ist bis heute das Symbol für Glückseligkeit geblieben. Mit vier Jahren begann sie, gemeinsam mit dem Vater zu spielen, und weil er die Stücke immer etwas anders interpretierte, kam sie schon früh mit den Möglichkeiten der Improvisation in Berührung. Als sie den Praktiken von John Cage, George Crumb und Henry Cowell begegnete, entdeckte sie für sich den Flügel als Klangkörper, als endlose Verlängerung ihres eigenen Körpers. Ganz bewusst und oft spontan präpariert sie ihr Instrument, entlockt dem Innern Unerhörtes, spielt mit der Akustik des Klangraumes und erweckt damit den Eindruck, mehrere Instrumente gleichzeitig zu spielen. Trotz ihres musiktheoretischen Wissens und der Liebe zur Neuen Musik hat sie nie reine Kopfmusik gemacht. Dafür sind andere Einflüsse bei ihr zu gross, da schwebt auch ständig der Geist mit von Leuten wie Thelonious Monk oder Miles Davis. Doch letztlich ist die Musik von Courvoisier trotz ihrer Abenteuerlust so zugänglich, weil dahinter ein Mensch steht, der dank seiner Empathie, seines Humors und seiner Lust, sich von der Umwelt und von anderen Künsten zu inspirieren, authentisch geblieben ist. Ihr Spiel habe viel mit Emotionen zu tun, sagt sie und erzählt von ihrem Auftritt am Schaffhauser Jazzfestival im Mai dieses Jahres. ”Pour Irène” hiess der Abend, ein Solokonzert als Hommage an die verstorbene Mentorin Irène Schweizer. ”Ich hatte alles geplant, hatte mein ganzes Repertoire im Kopf, aber dann lag meine Mutter im Krankenhaus, Irène war ni...
A strange duo? I wouldn't say so. I mean, I wouldn't say so at all. Trumpeter Wadada Leo Smih may have first found himself on stage with pianist Sylvie Courvoisier in 2017, at a concert organized by John Zorn , but from then on the two of them would coexist in various formations (in a trio with a drummer, for example), but also in a broader group, which, in fact, would even reach the discography. We are talking about Courvoisier 's 2 CD " Chimaera " [ Intakt , 2023], in which (in addition to Courvoisier - Smith ) Christian Fennesz guitars, electronics, Nate Wooley trumpet, Drew Gress bass and Kenny Wollesen drums participated. So, steady collaborators for the last 8 years, Smith and Courvoisier are making a joint recording, which took place on October 12, 2024, at Oktaven Audio , in Mount Vernon, New York, and which is now being transformed into a visually beautiful CD , called “ Angel Falls ”.
Eight tracks are recorded on this album, all compositions by Smith and Courvoisier , which have a way of holding our interest. Moreover, the piano-trumpet format has been worked on quite a bit over the years by Wadada with classy pianists, such as Vijay Iyer , John Tilbury , Angelica Sanchez , Aruán Ortiz and Amina Claudine Myers (as John Sarpe notes in the booklet that accompanies the release), so we are talking about a field that has been explored on his part – without this meaning that a pianist of Courvoisier ’s class cannot reveal new visibilities. Her approach, we mean, on “ Angel Falls ”, is exuberant, while it is distinguished by an improvisational drive, combined with spontaneous “fillings” and on-the-spot avant-gardes, which provide the listening with this advanced character. Just pay attention to it, for example, in “ Whispering images ”, where the piano sometimes sounds like percussion, sometimes like a zither , and sometimes normally, giving Smith the impetus to begin his own explorations. Finally, in the eponymous 11-minute track (“ Angel falls ”) you can see, to the absolute extent, the bond and unity that exists between the two – with the entire album functioning, basically, as a mysterious sonic adventure.
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