


261: ALY KEÏTA – JAN GALEGA BRÖNNIMANN – LUCAS NIGGLI. Kalo-Yele
Intakt Recording #261/ 2016
Aly Keïta: Balafon, Kalimba
Jan Galega Brönnimann: Bass Clarinet, Contrabass Clarinet, Soprano Saxophone
Lucas Niggli: Drums, Percussion
More Info
Aly Keita ist einer der grossen Meister des Balafons, des westafrikanischen Xylophones. Der Musiker aus der Elfenbeinküste führte das Balofon ein in die Musik von Joe Zawinul, Omar Sosa und Jan Garbarek. Mit dem Schweizer Klarinettisten und Saxophonisten Jan Galega Brönniman und dem Schweizer Schlagzeuger Lucas Niggli verschmelzt er traditionelles afrikanisches Repertoire mit Jazz und Improvisation. Das Album "Kalo-Yele" ('Mondschein' in der Bambara-Sprache) besitzt eine menschliche und gefühlsmässige Dimension, deren Ursprung viele Kilometer von der Schweiz entfernt und mehrere Jahrzehnte zurück liegt: Niggli und Brönnimann kamen beide in Kamerun zur Welt und sind seit ihrem ersten Lebensjahr befreundet. Sie verbrachten also ihre Kindheit im Umkreis der Klänge und Rhythmen westafrikanischer Musik. Das Repertoire und die Interaktion der drei sprengt alle Grenzen. Der französische Jazzkritiker Thierry Quénum schreibt in den Linernotes: „Sie spielen sowohl Melodie als auch Rhythmus und berühren dabei sowohl die Ränder des Jazz als auch der Weltmusik. Ist das Jazz ? - Eindeutig! Erwarte das Unerwartete, könnte ihr Motto lauten."
Album Credits
Cover design: Jonas Schoder
Liner notes: Thierry Quenum
Photos: Stefan Postius
Recorded March 27, 28, 2015 at The Zoo Studio Bern, Switzerland by Mat Callahan. Mixed and mastered at Weltklang Studio Berlin by Martin Ruch.
Zwischen Weltmusik und Jazz
Der Südwestrundfunk präsentiert in Sigmaringen unter dem Motto „MusikGlobal“ das Trio Kalo YeleWenn die Klöppel auf die hölzernen Klangstäbe niedersaußen, ist Aly Keita in seinem Element. Der Musiker von der Elfenbeinküste ist ein Meister des Balafons, wobei er das Xylophon-artige Instrument in einer ganzen Reihe unterschiedlicher Stile verwendet.
Zum einen spielt Keita die traditionelle Musik Westafrikas, die vielschichtige Schlagmuster und Kreuzrhythmen zu hynotischen Klängen verbindet. Gleichzeitig hat er sich aber auch zu einem Spezialisten für die Verbindung von afrikanischer Musik und Jazz entwickelt, was die lange Liste an Stars beweist, mit denen er schon zusammengearbeitet hat: Sie reicht von Joe Zawinul über Trilok Gurtu bis zu Jan Garbarek. Die längste Verbindung unterhält er allerdings mit dem Kölner Pianisten Hans Lüdemann. Mit dessen Trio Ivoire erkundet Keita seit vielen Jahren die Schnittstelle zwischen europäischem Jazz, Kammermusik und afrikanischen Klängen.
Für einen Auftritt im Zürcher Völkerkunde-Museum, wo Keita eine Ausstellung westafrikanischer Masken-Kunst musikalisch umrahmen sollte, tat er sich mit Lucas Niggli zusammen. Der Schweizer Schlagzeuger brachte wiederum den Saxofon- und Klarinettenspieler Jan Galega Brönnimann in das Projekt ein. Brönnimann und Niggli sind beide in Kamerun geboren und kennen sich von klein auf.
Ebenso vertraut mit Jazz wie mit der Klangwelt Afrikas musizierten die drei auf Anhieb derart überzeugend zusammen, dass sie beschlossen, als Gruppe weiterzumachen. Sie nennen sich jetzt Kalo Yele. Am Donnerstag, den 23. März tritt das Trio nun bei einem Konzert im alten Sigmaringer Schlachthof auf, das vom Südwestrundfunk veranstaltet und für die Sendereihe „MusikGlobal“ mitgeschnitten wird.
Eine hypnotische Trommelmusik aus dichten Balafon-Schlagmustern, den treibenden Rhythmen des Schlagzeugs und ausgreifenden Improvisationen von Saxofon oder Klarinette machen das Bandprojekt zu einem spannenden Hörvergnügen. Selbst international wurde die Debutplatte der drei hoch gelobt. Manchmal spielt Brönnimann mit der Contrabassklarinette eine wuchtige Basslinie, in die sich Niggli mit einem unwiderstehlichen Schlagzeug-Groove einklinkt. Über diesem Fundament kann dann Aly Keita seine prasselnden Tonkaskaden und weiten Melodiebögen entfalten.
Zarter und träumerischer wird es erst, wenn der Mann von der Elfenbeinküste, der seit längerem in Berlin lebt, zum afrikanischen Daumenklavier Kalimba greift, um auf dessen Metall-Lamellen kreisende Tonfolgen zu zupfen. Exotische Klänge verbinden sich dann mit zupackendem Stegreifspiel und Afrobeat-Rhythmen zu einem Stil zwischen Weltmusik und Jazz, der nie den Fokus verliert oder in seichte Gewässer abgleitet.
https://christophwagnermusic.blogspot.com/2017/03/zwischen-weltmusikund-jazz.html
Se, a quem tenha um entendimento americanocêntrico do jazz, a ideia de jazz feito por suíços poderá parecer uma bizarria comparável a fado esquimó, a aliança de dois jazzmen suíços o clarinetista baixo Jan Galega Brönnimann e o baterista Lucas Niggli a Aly Keïta, um mestre do balaphon da Costa do Marfim parecerá da ordem da heresia ou da piada de mau gosto. Porém, o resultado nada tem de desajeitado, postiço ou contra natura depois de ouvi-lo podemos, pelo contrário, perguntarmo-nos porque não existem mais trios de balaphon, clarinete baixo e bateria.
Orgie aus Tönen und Klängen
Trio um Balafonist Aly Keïta sorgte für Beifallsstürme bei Afro-Jazz-Fans in der Alten Brauerei
NORTHEIM. Begeisterungsrufe und Beifall strömten dem Trio um den von der Elfenbeinküste stammenden, seit 30 Jahren in Berlin lebenden Balafonisten Aly Keïta beim Konzert in der Alten Brauerei nach jeder Nummer entgegen. Gleichwertige Partner waren die in Kamerun geborenen Schweizer Jan Galega Brönnimann, der mehrere Saxofone und Klarinette sowie afrikanische Percussion-Instrumente spielt, und Lucas Niggli (Schlagzeug).
Das Trio war selbst von der Stimmung im aufgeschlossenen Publikum hin- und mitgerissen. Als Keïta rief: „Wir sind zum ersten, aber nicht zum letzten Mal hier", kannte der Jubel kaum Grenzen. Keïta nannte die Besetzung des Trios ohne falsche Bescheidenheit die beste ihrer Art auf der Welt.
„Das Balafon ist die Oma von Xylofon und Marimbafon", sagte Keïta zärtlich über sein Instrument, das er selbst gebaut hat. Sein Spiel war
rhythmisch spannend und treffsicher, auch im Turbo-Tempo.
Niggli war bei den lauten und schnellen Stücken außer Rand und Band. Mit den verschiedensten Schlägeln und Besen bearbeitete er wie ein
Derwisch im Sitz-Tanz seine Instrumente. Bei den ruhigen Stücken wurden die Becken mit Tüchern gedämpft.
Auf seinen Instrumenten hatte Brönnimann eine doppelte Funktion. Mal wirkte er als begleitender Bass, mal lagen die Melodien in seinen Händen. Besonders schön: die melodiösen und weichen Balladen mit Dialogen zwischen Saxofon und Balafon.
Für die lauten und schnellen Orgien aus Tönen und Klängen des Trios schienen der Raum und der Abstand zwischen Zuhörern und Musikern etwas zu klein.
Mit der knochentrockenen Akustik hatten die Musiker ihre Probleme. „Nur eine Telefonkabine in Burkina Faso hat eine trockenere Akustik", meinte der Saxofonist lächelnd.
Aus Rücksicht darauf, dass es ein Wochentag war und viele Besucher am nächsten Tag arbeiten mussten, spielte das Trio anderthalb Stunden ohne Pause und hörte nach einer Zugabe auf.
Trio „groovte" im Igel
Versprechen eingelöst | Aly Keita, Jan Galega Brönnimann und Lucas Nigli begeisterten mit Improvisationskunst und viel Schwung.
WAIDHOFEN | Eine geballte Ladung Energie auf der Bühne und Musik, die vor Leben nur so pulsiert, versprach Folk-Club- Obmann Herbert Höpfl am Samstag im Igel.
Und das Trio Aly Keita (Elfen beinküste), Jan Galega Brönni- mann und Lucas Niggli (Schweiz) hielt, was der Obmann versprach - und zwar von der ersten Nummer an.
Die Musiker boten Jazz und Improvisationskunst einer ganz speziellen und eigenen Art. Dafür sorgte nicht nur Keita mit seinem Balafon, das er auf der Bühne als „Oma vom Xylophon" bezeichnete und das er auch selbst gebaut hatte. Die Werkstücke für das Balafon seien sehr hartes Holz, afrikanischer Kürbis, der aber nicht zu essen ist, und ein bisschen Leder", erklärte der Balafon-Virtuose, der schon seit 30 Jahren mit Musikern aus anderen Kulturkreisen zusammen spielt.
Doch nicht nur geballte Energie, sondern auch eine ordentliche Portion extra-leichten Schwungs hatten die Musiker im Repertoire, was sie mit ihrer zweiten Nummer bewiesen.
Dem Publikum war auch sofort klar, dass der von Bassklarinettist Brönnimann als „kleines Schlaflied" angekündigte Song „Dreams of Mikael" niemanden zum Einschlafen bringt. Neben dem tollen und ungewohnten Zusammenspiel war es interessant anzuhören und anzusehen, wie Schlagzeuger Lucas Niggli zahlreiche Varianten und Abarten neben den gewöhnlichen „Sticks" benutzte und mit dem Schlagzeug virtuose Töne hervorbrachte, die man nur schwer von einem Schlagzeug erwarten würde. „Ich wurde von zeitgenössischer Musik geprägt. Für mich ist das Schlagzeug mehr als ein Rhythmus-Instrument für mich steht das Melodische und das Orchestrale im Vordergrund", betonte Niggli im NÖN-Gespräch.
Mit geballter Power verabschiedeten sich die Künstler von der Bühne. Wenn auch nicht sehr lange, denn das Publikum forderte mit starkem und langem Applaus eine Zugabe, bei dem das Trio nochmals ordentlich „groovte", aber sich auch wieder extravagante und tolle
Zwischenspiele leistete.
Mit dem Trio waren Vertreter der „World Music" von absoluter Spitzenklasse zu Gast. Das Publikum war begeistert.
Komplexe Rhythmen
Das Trio „Keita - Brönnimann - Niggli" im Jugend- und Kulturzentrum Alte Brauerei in Northeim
HORTHEIM. Aly Keita ist einer er großen Virtuosen Westfrikas am Balafon. Gemeinam mit den beiden schweizeschen Musikern Jan Galega rönnimann und Lucas Niggli at er mit einer berauschenen Mélange westafrikanisch nd europäisch geprägter Muk im Jugend- und Kulturzenum Alte Brauerei in Norteim auf.
Keita stammt von der Elfen einküste. Er führte das Balaon, eine Art westafrikanisches Cylophon, bestehend aus Holzklangstäben und Kaleassen, die als Resonanzkörer, dienen, in die Musik von azzgrößen wie Joe Zawinul, Omar Sosa oder Jan Garbarek ein. Die beiden anderen Musiker kommen aus der Schweiz, haben aber ebenfalls afrikanische Wurzeln. Die Eltern des Saxophonisten und Klarinettisten Jan Galega Brönnimann und des Schlagzeugers Lucas Niggli arbeiteten in der Entwicklungshilfe in Kamerun. Dort geboren, kennen sich beide von Kindheit an und sind musikalisch stark von der westafrikanischen Kultur geprägt. Anlässlich einer Ausstellungseröffnung 2014 zu ivorischer Maskenkunst im Züricher Museum Rietberg fand das Trio erstmalig zusammen. Eigentlich als einmaliges Projekt gedacht, touren sie nun regelmäßig gemeinsam und haben das Album „Kalo-Yele" aufgenommen.
In der vollbesetzten Alten Brauerei treten sie ganz ohne Verstärkung auf und haben zu Beginn etwas mit der trockenen Akustik zu kämpfen, die wohl ähnlich der in einer Telefonzelle in Burkina Faso sei, wie Brönnimann schmunzelnd anfügt. Seine Komposition „Bafut" widmet er allen Freunden, die in Kamerun waren. In dem Stück folgt ein intensives perkussives Zwiegespräch und Miteinander der drei Musiker. „Bean Bag", eine Komposition von Niggli, beginnt mit Keitas hellen Tönen der Kalimba, einem afrikanischen Daumenklavier, bevor Niggli auf seinen Becken mit einem Bogen angestrichene sphärische Klänge folgen lässt, zu denen Brönnimann zaghaft auf der Bassklarinette einsteigt.
Ihr virtuoses Spiel entwickelt sich zu einem faszinierenden Klangkosmos und nimmt langsam Fahrt auf. Dabei werden unterschiedliche Rhythmen übereinander geschichtet, die sich zu komplexen Mustern verweben. Traditionelle afrikanische Klänge verschmelzen zu rasanten jazzigen Improvisationen. Niggli entpuppt sich als Irrwisch auf seinem Schlagzeug, angetrieben von rasanten Balafonläufen und dem druckvollen Spiel der Blasinstrumente.
Die drei Musiker gehen mit offensichtlicher Leidenschaft und Spielfreude in ihren Kompositionen auf, immer wieder begleitet von dem euphorischen Applaus der zahlreichen Besucher.
Ein ganz besonderes Konzert klingt mit einem Schlaflied für Keitas Sohn stimmungsvoll aus.
Die besten Noten sind die blauen
Ein Jazztrio besuchte die Kantonsschule Stadelhofen in Zürich. Viele Schülerinnen und Schüler hörten zum ersten Mal in ihrem Leben live eine Musik, die in den sozialen Medien nur selten spielt.
Ein Balafon und rot leuchtende Kleider machen Aly Keïta zum Star an diesem Montagnachmittag. Die Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Stadelhofen umringen ihn. Nein, nein, das sind nicht einfach Kürbisse», lacht Keïta über die Resonanzkörper seines afrikanischen Xylofons, die er den Schülern zeigt, sie drehend und wendend. «Wir nennen sie Kalebassen. Um 14 Uhr hat der Auftritt von Keïta, 1969 in der Elfenbeinküste geboren, begonnen. Er spielt gemeinsam mit seinen Schweizer Kollegen, dem Zürcher Schlagzeuger Lucas Niggli und dem Berner Bassklarinettisten Jan Galega Brönnimann. Rund 200 Schüler der Kanti, alle zwischen 14 und 18 Jahre alt, verfolgen die heiteren Töne des Trios. Das junge Publikum verströmt eine Atmosphäre von Frische und Aufmerksamkeit. Die drei Musiker machen es den Schülern aber auch leicht mit ihrer nahbaren Musik.
Trauma mit Experimentaljazz
Das Konzert findet im Rahmen des Jazzfestivals Unerhört statt, dessen Macher seit vielen Jahren immer wieder Bands an diverse Kantonsschulen in der Schweiz losschicken. Dies vielleicht im Gedenken an den Satz, den der berühmte britische Historiker und Jazz- kenner Eric Hobsbawm einmal aussprach: Sei ein junger Mensch mit zwanzig noch nicht für den Jazz gewonnen, werde er nie mehr für ihn gewonnen. Vor dem Konzert von Keïta, Brönnimann und Niggli hat Omri Ziegele, Saxofonist und Organisator der Schulkonzerte, vor den Schülern gesprochen: Jazz werde nicht unbedingt auf allen Kanälen gesen det. Umso nötiger, ihn auch unter die jungen Leute zu bringen.
Dass der Jazz nicht von alleine zu den Jungen findet, auch nicht an einer musisch ausgerichteten Kantonsschule wie in Zürich-Stadelhofen, das wird spürbar vor dem Konzert: Aus der Klasse 2eM der Deutschlehrerin Villö Huszaisel ber eine Jazz-Enthusiastin - geben gleich mehrere Schülerinnen und Schüler an, sie hätten vorher noch nie ein Jazzkon zert live erlebt. Gleichzeitig ist die Kanti Stadelhofen bekannt dafür, der Musik einen hohen Stellenwert zu geben; und es spielen ja auch all die Schüler, mit denen man vor dem Konzert spricht, sel ber ein Musikinstrument.Neugierig sind sie, und sie erzählen von ihrer Suche nach neuer Musik auf Spotify, Soundcloud oder Youtube. «Ich will einfach alles wissen über Musik», sagt Scarlett, die singt. Auch E-Gitarrist Samuel meint, er sei ständig auf der Suche nach neuen Klängen. Niemand scheint hier seinen Musikstil schon de finiert und für immer gefunden zu haben. Die Bands, die das Unerhört an die Schulen geschickt hat, waren auch schon experimenteller und weniger zugänglich als in diesem Jahr mit dem Trio von Keïta, Niggli und Brönnimann. Omri Ziegele erzählt sogar von einer Art Trauma: 2008 spielte er mit seiner eige nen Formation, dem Billigen Bauern, an einem Konzert in der Kanti Rämibühl am Publikum vorbei: «Es war laut, und die Schüler schwatzten. Wir hatten nachher in der Band eine ziemliche Krise.» Ziegele hat daraus gelernt und wählt für die Schulkonzerte nun gern moderateren Jazz aus.
Teil der gymnasialen Bildung
Was wiederum nicht heisst, dass er nichts wagt. Und das ist auch im Sinn des Prorektors Urs Schällibaum, daneben auch Philosophie- und Deutschlehrer: Die Schule wolle die Schüler «be kannt machen mit nicht kommerziellen Formen» aktueller Musik, sagt er: «Die Begegnung mit moderner Kunst in ihren unerhörten Formen in der Literatur, der bildenden Kunst, in der Musik, im Tanz und im Theater - gehört unbedingt mit zum Kern gymnasialer Bildung.» Vor einem Jahr spielten an der Kanti Stadelhofen die schwarzen New Yorker Freejazzer William Parker und Oliver Lake. Ein Konzert, über das die Schüle rinnen und Schüler von Villő Huszais später einen Aufsatz schrieben. Wer die Texte heute nachliest, erhält Einblick in das Innenleben junger Gymnasiasten. Sie sind vielleicht musikalisch noch unerfahren, wirken aber offen für Neues und finden einen Umgang auch mit Blue Notes und anderen Dingen, die sie zuvor womöglich abgelehnt haben. So gibt es in den Erlebnisberichten der damaligen Klasse 4dN auch schon mal durchgängig scharfe Töne: «Ich konnte den Krach nicht in Musik übersetzen.»
Doch typischer ist, dass zum Ausdruck gebracht wird, wie die anfängliche Skepsis der Auseinandersetzung mit dem Gehörten weicht und schliesslich in Begeisterung mündet. Vor allem merk ten die Schüler, wie authentisch Parker und Lake musizierten: «Sie leben für die Musik, die sie spielen», schrieb eine Schülerin.
Diese Glaubwürdigkeit ist es wahr scheinlich, die auch in diesem Jahr die Schüler im Konzert von Aly Keïta, Lucas Niggli und Jan Galega Brönnimann so fesselt. Die drei Musiker spielen spekta kulär, voller Verve und voller rhythmi scher Energie. Und da gibt es viele Dinge, die Herzen erobern können: das leise tremolierende, bezaubernd exoti ...
C’est un retour aux sources étonnant pour le percussionniste Lucas Niggli. Le Suisse, élève de Pierre Favre et compagnon régulier d’Andreas Schaerer retrouve les sonorités de son pays natal ; force est de constater qu’il n’y a guère de cor des Alpes, mais plutôt des instruments d’Afrique de l’Ouest. Fils d’expatrié, Niggli est né au Cameroun tout comme son ami d’enfance le multianchiste Jan Galega Brönnimann qui l’accompagne dans ce voyage perclus de souvenirs mais sans aucune nostalgie.
Étonnamment, c’est la première fois que les deux hommes enregistrent ensemble, Brönnimann faisant d’avantage plonger sa clarinette basse (et contrebasse) dans le groove électronique, dont il reste çà et là quelques scories. Dans « Bean Bag » notamment, où après une lente introduction contemplative, la clarinette sonde les abîmes rythmiques dans un motif répétitif sur lequel le batteur construit des trames où les ruptures soudaines ont une large place. Pour les guider dans ce retour, on n’est guère surpris de découvrir le grand balafoniste ivoirien Aly Keita. Habitué à travailler avec les percussionnistes (Trilok Gurtu, Paco Séry) et les experts rythmiciens estampillés jazz comme Linley Marthe ou Hans Lüdemann avec qui il anime le Trio Ivoire, le griot s’intègre à merveille dans l’intimité naturelle de ses compagnons. Sur « Makuku », petite perle au centre de l’album, son balafon tient une mélodie que les Helvètes soutiennent avec une évidente excitation. Ce morceau, à l’image de Kalo Yele qui signifie « La lumière de la Lune » en bambara, est à la fois limpide et raffiné.
Malgré son approche très coloriste, Niggli permet souvent à Brönnimann de se délester de ses charges rythmiques pour des instants plus lyriques, tel « Abidjan Serenade », chanson pleine de douceur. Mais la plupart du temps, ses frappes s’accordent avec Keïta qui, comme le souligne Thierry Quenum dans les notes de pochette, tient le rôle d’un piano dans un trio de jazz classique (« Langa »). Ce disque de retrouvailles est une jolie mise en perspective des souvenirs où l’Afrique représente une Madeleine proustienne, délicatement trempée dans une décoction de jazz fort contemporain. Une dégustation nécessaire.
https://www.citizenjazz.com/Keita-Niggli-Bronnimann.html
Jazz
Reise in eine afrikanische Kindheit
Die Musikethnologie steht seit je im Ruch einer Erbsünde. Mit ihren Reinheitsgeboten setzte
sie, unter dem Vorwand, nichts zu suchen als das Ursprüngliche, oft genug eine Art
Kolonialismus mit anderen Mitteln fort, indem sie sich die Deutungshoheit über indigene
Musiken anmasste. Was «echte» afrikanische Musik sei, wurde oft genug in Paris bestimmt,
und die Versuche schwarzafrikanischer Musiker, bei dem anzuknüpfen, was vor Zeiten aus
der Fusion afrikanischer und westlicher Elemente in den urbanen westlichen Pop-Kulturen
entstanden war, wurden für des Teufels erklärt. Davon war auch oft der sogenannte Ethno-
Jazz nicht ganz frei, der eine Zeitlang in Blüte stand. Vielfach hatten da die afrikanischen oder
auch fernöstlichen Partner wenig mehr zu liefern als das exotische Parfum. Echte
interkulturelle Begegnungen waren eher selten. So viel zu dem, was auf die Zusammenarbeit
der beiden Schweizer Lucas Niggli und Jan Galega Brönnimann mit Aly Keïta von der
Elfenbeinküste nicht zutrifft. Der afrikanische Balafon-Künstler kommt aus einer Welt, die
der Schweizer Drummer Niggli und der Bassklarinettist und Sopransaxofonist Brönnimann
seit ihrer frühsten Kindheit kennen. Beide wurden sie in Kamerun geboren, ihre afrikanische
Exkursion mit dem Titel «Kalo-Yele» («Mondschein» in der westafrikanischen Bambara--
Sprache) ist also nicht so sehr eine Safari als vielmehr eine Rückkehr in die eigene Kindheit.
Das ist mit ein Grund für die organische Geschlossenheit dieser CD (das genaue Gegenteil
von so vielen missionarischen Zwangsveranstaltungen). Keïta, ein wunderbarer Improvisator,
der auch schon Erfahrungen gemacht hat mit westlichen «Weltmusikern» von Joe Zawinul bis
Jan Garbarek, spielt ein selbstgebautes chromatisches Balafon (eine Art afrikanische
Marimba), Brönnimann, in den hohen Lagen ein serener Melodiker, baut mit Bass- und
Kontrabassklarinetten das Fundament, und Niggli war schon immer ein ungemein
melodischer Schlagzeuger: So durchwirken sich die melodischen, rhythmischen und
harmonischen Elemente in ihrer ebenso gelassenen wie intensiven Musik. Vielfarbig und
überraschend.
https://weltwoche.ch/story/reise-in-eine-afrikanische-kindheit/
There is a visceral excitement as well as an irresistible elegance to this recording by the masterful kalimba and balafon player Ali Keïta together with Jan Galega Brönnimann a king of the low reeds and the soprano saxophone and the percussion colourist Lucas Niggli. It is all magnificently done: the formidably played instrumental virtuosity and beguiling sophistication. Jan Galega Brönnimann’s restrained, yet expressive performance together with the echoing kalimba and balafon haunts you long after the final notes have died away. It’s a fine repertoire. Full of African rhythms and influences these pieces are youthful in tone, but sophisticated in thought, dance-like and virtuoso. They make immensely pleasurable listening. But more than anything else here is a case of African music seeming to fit hand-in-glove with improvised music. The resultant sound, though, is just eminently natural and nimbly elegant, with Ali Keïta’s graceful, unshowy virtuosity shining through bold and strong. Each of the pieces – all culled either from African folkloric realms or composed by the Europeans. They are also studies in instrumental mastery and empathetic relationships between the three musicians.
The result is a cross-cultural musical edifice that is born of verve and dazzling technique as well as music that provides a sense of a larger ensemble than the mere three musicians who actually appear on the disc. There is also a slight elegiac quality even when the music is scurrying towards hug, glistening columns in the composers’ trademark style. Nothing ever disappoints here.
https://jazzdagama.com/music/intakt-tom-rainey-pierre-favre/
Der Herbst ist die Zeit der Kürbisse. Die meisten Menschen werden das Gemüse verkochen, oder Gesichter in die Schale schneiden. Manche trinken ihren Mate daraus. Aber nur die wenigsten kommen wohl auf die Idee, auf Kürbissen Musik zu machen.
Doch ohne Kürbisse kein Balafon: Das westafrikanische Instrument ist ein Xylophon, unter das Kalebassen gehängt wurden. Die ausgehöhlten Flaschenkürbisse dienen als Resonanzkörper, verstärken also den Klang ähnlich dem Körper einer Geige.
Aly Keïta ist ein Großmeister dieses – in Europa – ungewöhnlichen Instruments. Dennoch die Frage: Kann man mit einem pentatonisch gestimmten Instrument Jazz spielen?
Die Antwort ist klar: Man kann – und zwar richtig virtuos. Die Schlegel in seinen Händen wirbeln in einer Geschwindigkeit über die Klangstäbe, dass man sie nur noch verschwommen wahrnimmt. Das alles wirkt so leicht, ist aber richtig schwierig. Dafür braucht es schon einen wahren Könner, der Schwere so leicht wirken lässt. Doch mit einem Ausnahmetalent ist es hier nicht getan:
Aly Keïta braucht kongeniale Partner, um einen wirklich einzigartigen Sound zu kreieren. Die kommen beide aus der Schweiz: An Bass-Klarinette und Sopran-Saxophon steht Jan Galega Brönniman. Schlagzeuger Lucas Niggli gibt im Trio den Rhythmus vor.
Wobei das nur die halbe Wahrheit sind: Geboren sind Niggli und Brönnimann nämlich beide in Kamerun. Schon dort wurden sie Sandkastenfreunde – und haben sich seitdem nicht mehr verloren. So gewährten sie Keïta die Bitte, in ihren Bund aufgenommen zu werden – und das Ergebnis kann sich wahrlich hören lassen:
Es ist eine schnelle, fröhliche Spielart des Jazz. Sie selbst nennen es African Jazz Trance – und es kann wirklich sein, dass sie so wirken: Wie in Trance. Man wird den Eindruck nicht los, dass sich da drei gefunden haben, die sich wirklich gut verstehen. Diese Musik strahlt in den buntesten Klangfarben, verbreitet pure Lebensfreude.
Auch das erste Album spricht eine ganz deutliche Sprache: Die Scheibe als "gelungen" zu bezeichnen, wäre stark untertrieben. Wenn afrikanische Pentatonik und zwei musikalisch wahnsinnig freie Jazzer aufeinandertreffen, entsteht in jedem Moment wunderbar Unerwartetes.