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Unabhängige Musik seit 1986.
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367: KAPPELER – ZUMTHOR. Herd

Intakt Recording #367/ 2021

Vera Kappeler: Piano
Peter Conradin Zumthor: Drums


Ursprünglicher Preis CHF 12.00 - Ursprünglicher Preis CHF 30.00
Ursprünglicher Preis
CHF 30.00
CHF 12.00 - CHF 30.00
Aktueller Preis CHF 30.00
Format: Compact Disc
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Mit «Herd» legen die Pianistin Vera Kappeler und der Schlagzeuger Peter Conradin Zumthor nach ihrem vielbeachteten Debut «Babylon-Suite» von 2014 ihr lang erwartetes zweites Duo-Album vor. Kappeler/Zumthor ist ein aussergewöhnlich innovatives Duo: Sie sprudeln vor Ideen und lassen sich doch Zeit zur Erarbeitung neuer Programme und arbeiten mit höchster Sorgfalt. Sie orientieren sich an der internationalen Innovation im Grenzbereich von Jazz und Neuer Musik und haben ein riesiges künstlerisches Potential, das die beiden auf «Herd» glanzvoll ausschöpfen. Ihr gemeinsamer Klangkosmos ist überwältigend und überrascht mit Verspieltheit und einer bis ins Skurrile reichenden Eigenheit. Mit einem aussergewöhnlichen musikalischen und technischen Können haben sie über die Jahre eine ganz eigene musikalische Sprache entwickelt und sind dabei Meister, mit ihrer Musik Geschichten zu erzählen. Der Schriftsteller Reto Hänny schreibt in den als eigenständige Literatur funktionierenden Liner Notes, die dem Leser starke Bilder einbrennt in einer Sprache, die viel Musik und Fluss in sich trägt: «Was soll man anderes sagen, als ich mag diese Musik, und es endlos wiederholen: es singt, es singt, immer wieder, anrührend, aufbegehrend, herzzerreissend schön.»

Album Credits

Graphic design: Fiona Ryan
Liner notes: Reto Hänny
Photos: Karl Heini – Fotostiftung Graubünden

All music by Vera Kappeler und Peter Conradin Zumthor. Recorded in December 2020 at Hardstudios Winterthur by Michael Brändli for Radio SRF 2 Kultur and Intakt Records. Mixed and mastered in June 2021 at Hardstudios Winterthur by Michael Brändli. Produced by Vera Kappeler, Peter Conradin Zumthor and Intakt Records, Patrik Landolt, Anja Illmaier, Florian Keller. Published by Intakt Records.

Customer Reviews

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P
Pirmin Bossart
Jazz'N'More Magazine

PETER CONRADIN ZUMTHOR

Lernen macht glücklich

Von Peter Conradin Zumthor kann man lernen, dass auch ein Schlagzeuger ohne Ausbildung grenzensprengende und innovative Musik machen kann. Der Bündner Musiker und Künstler ist gemessen an seinen vielseitigen Projekten ein Tausendsassa, der immer wieder Risiken eingeht. Neuerdings ist er vermehrt auch als Solist zu hören. Oder "im freien Fall" mit seiner Partnerin, der Pianistin Vera Kappeler, dem DJ-Virtuosen Vincent von Schlippenbach und dem Churer Rapper Gimma.

Vor ein paar Jahren drückte uns Peter Conradin Zumthor seine erste Solo-Scheibe "Grün-schall" (2017) in die Hand, erschienen auf dem Label des Zürcher Perkussionisten Chris-tian Wolfarth. Schnörkellos entwickelt Zumthor in einer Abfolge von sieben Kompositionen eine perkussive Klangsuite, der es weder an klanglichem Feinsinn noch an raffiniert aufgebauter Dramatik fehlt.

Grünschall bezeichnet eine Aufnahme, die unbearbeitet ist. Keine Plugins, kein Hall, kein EQ, kein Kompressor, nichts von all dem, was üblicherweise gemacht wird. Diese Direktheit lässt sich natürlich am besten live erleben. Diesen Sommer hatte Zumthor einen Solo-Auftritt am Jazzfestival Willisau, der für eine "standing ovation" sorgte. Am 29. November ist der Schlagzeuger in der Stanzerei Baden als Solist zu erleben. Wir haben Peter Conradin Zumthor, genannt Pez, zum Interview getroffen.

JAZZ'N'MORE: Peter Conradin Zumthor, seit wann interessiert dich das Solo-Spielen auf deinem Instrument?

PEZ: (grinst) Interessiert hat es mich schon immer, aber getraut habe ich mich lange nicht. Wie so oft war es die Anfrage für einen Solo-Auftritt, die mich herausgefordert hat.

JNM: Wie erlebst du selber das Solospiel?

PEZ: Man ist frei in seinen Entscheidungen. Du kannst die volle Dynamik ausfahren, von fast unhörbar leise bis zu extrem laut und musst nicht auf andere akustische Instrumente Rücksicht nehmen. Ein langsamer Aufbau, bei wenigen Ideen bleiben, nicht alle 15 Sekunden zum Nächsten zu hüpfen: Das zieht mich an. So lässt sich eine fast rituelle Energie aufbauen.

JNM: Wie orientierst du dich während eines Solo-Konzertes? Hast du einen möglichen Verlauf oder bestimmte Module im Kopf oder lässt du alles offen?

PEZ: Das mit der völligen Freiheit habe ich auch schon gemacht, war aber nie zufrieden damit. Es bleibt auch ohne freien Fall genug Risiko. Vor einem Solo-Set weiss ich ungefähr, wie ich anfange und wie ich aufhöre. Dazwischen habe ich Ankerpunkte, die ich einsetzen kann oder nicht, sowie eine Vorstellung über den Verlauf des gesamten Bogens. Wichtig ist, ein Vertrauen aufzubauen, auch mal ganz einfach, leise oder langsam spielen und dabei bleiben zu können. Ich den ke dann oft an einfache Balladen oder Kinderlieder. Auch Humor ist mir wichtig.

JNM: Wann bist du zufrieden mit einem Solo-Gig? Wie fühist du das, was macht es aus?

PEZ: (überlegt) Da spielen mehrere Sachen zusammen. Wenn ich einen grossen Bogen sinnvoll habe spannen können. Wenn ich bestimmte Passagen lange genug spielte, auch an und über meine technischen und physischen Grenzen ging, um diese bestimmte Energie zu generieren. Wenn ich den Pausen und den leisen und langsamen Sachen trauen und an ihnen dranbleiben konnte und nicht aus lauter Verzweiflung eine unpassen de Intervention machen musste.

JNM: Diesen Herbst warst du auf Tournee mit "Der freie Fall", in dem auch der Rapper Gimma mitwirkt. Wie klingt das musika lisch, was habt ihr da ausgeheckt?

PEZ: Das Ganze ist komplett improvisiert und in dieser Konstellation ein Hochrisikoprojekt. Auch Gimma improvisiert. Er rappt, schnorrt, singt, macht Geräusche, eine Wundertüte. Gimma ist ein total furchtloser Typ auf der Bühne. Das ist erfrischend für alle Beteilig ten. Vera improvisiert am Flügel und Vincent von Schlippenbach hantiert als freier Improvisator mit zwei Plattenspielern und einem Sampler. Du hast nie das Gefühl, du spielst mit einer Loop-Maschine. Du interagierst mit einem Menschen, der auch blitzschnell auf Harmonien und Tempowechsel reagiert. Für mein Gefühl ist das eine freie Improvisation, die wieder ganz anders ist, als was man sich üblicherweise darunter vorstellt. Und sie ist ausserhalb meiner Komfortzone.

JNM: Eine Art back to the roots für dich, mit ganz anderen Vorzeichen, warst du doch selber ein grosser Hip-Hop-Fan als Teenager.

PEZ: Als am Ende der 1980er die erste Welle Hip-Hop aus den USA zu uns rüberschwappte, war ich voll dabei. Das war Ende der Primarschule. Ich fand Hip-Hop die geilste Musik und wollte am liebsten auch Rapper werden oder diese Beats spielen können. Immerhin war das der Funke, warum ich zum Schlagzeug gekommen bin. Ich habe die Schule gehasst, alle Institutionen. Ich wollte auch in keine Musikschule.

JNM: So bist du autodidaktisch zum Schlag zeuger geworden.

PEZ: Ich habe damals als Jugendlicher doch noch Unterricht genommen. Nicht in einer Musikschule, sondern bei einem Coiffeur, der hobbymässig Schlagzeug spielte. Mit meiner Mutter ging ich in die erste...

J
Jean Buzelin
Cultur Jazz Magazine

Au début de l’année, Patrick Landolt a estimé qu’il pouvait prendre sa retraite, et a laissé ses compagnons membres de leur association poursuivre l’exploitation de la maison de disques suisse Intakt, et continuer la production de nouveautés. Ainsi fut fait. Entre la période “avant” et la période “après”, la politique de qualité éditoriale qui a fait la réputation du label n’a pas changé, et ces vingt-deux nouveaux disques sont là pour le démontrer. Les meilleures conditions sont toujours réunies pour accompagner les projets des artistes maison et ceux qui la rejoignent, et non des moindres comme David Murray par exemple. Et apprécions aussi, et peut-être surtout, le travail de “découvreur de talents” comme on disait autrefois, représentés par de nouveaux musiciens comme le duo Vera Kappeler-Peter Conradin Zumthor d’un côté et Yuko Fujiyama de l’autre qui ont publié chacun un disque absolument exceptionnel : mes coups de cœur de l’année. Quant aus autres, leur qualité musicale démontre qu’Intakt reste, au niveau européen et mondial, un acteur majeur du jazz d’aujourd’****. Que de beaux moments passés à la découverte de ces disques...
Une fois n’est pas coutume, nous allons remonter le temps et présenter cette production tout simplement dans l’ordre de ses parutions.

L’étonnant duo Vera Kappeler (piano) et Peter Conradin Zumthor (batterie) nous propose une musique particulièrement étrange et envoûtante à travers onze puissantes compositions (six du duo, cinq du batteur) qui font apparaître un paysage sonore assez inouï et troublant devant lequel on ne peut résister, où l’on s’enfonce avec fascination et qu’on ne peut abandonner en cours de route. Je retrouve dans ce disque extraordinaire une fascination égale à ma découverte du duo anglalis plus crépusculaire, Carolyn Hume/Paul May il y a plus de vingt ans.

https://culturejazz.fr/spip.php?article3852

J
John Sharpe
All About Jazz Blog

Swiss duo pianist Vera Kappeler and percussionist Peter Conradin Zumthor deliver a haunting program of eleven simple but effective mood pieces. They share a spare aesthetic which marries elements of minimalism, folk, jazz and circus music into an idiosyncratic, but by no means inaccessible, whole. While their previous outing together, Babylon-Suite (ECM, 2014), was inspired by the biblical Book of Daniel, the genesis of Herd is more mysterious still. The sleeve and liner notes hint at a narrative, but one left to the imagination to assemble. That task is made easier by a performance which possesses a cinematic quality. It is not a stretch to envisage an accompanying storyline.

For instance, the laggardly cadence of "Trabant," a slow march with intermittent pauses, as if catching breath, evokes the snaking procession shown on the cover as the populace walk for the final time to a village church about to be flooded by the construction of a dam. Similarly it is difficult not to think of an impending avalanche when listening to the chiming hymn-like piano and rattling percussion which become louder, more sustained and more random as "Diluvi" progresses.

Other tracks might conjure more oblique events. The wistful "Calanda" suggests an amalgam of a music box, a gamelan orchestra and traditional folksong, as Kappeler's spare piano abuts Zumthor's toy piano clanking. "Three Toypianos" which features the titular instruments has a madhouse feel, an explosion of cartoon alarm clocks, which intersect in staccato rhythms. Staying with the notion of time passing, the ticking noise of "Stube" underpins a plaintive melody which recalls Erik Satie. That is just a selection which in no way sums up the eclectic delights on offer.

While the individual pieces do not necessarily leap through any developmental hoops or act as showcases for virtuosic expression, that is not the point. The whole has the air of a suite, an enigmatic portrayal of something just beyond the grasp of reason. Intriguing and unsettling in equal measure.

https://www.allaboutjazz.com/herd-kappeler-zumthor-intakt-records

C
Christoph Wagner
Neue Zeitschrift für Musik

Ist es eine Prozession oder gar eine Demonstration? Im Booklet zum Album Herd der Pianistin Vera Kappeler und des Schlagzeugers Peter Conradin Zumthor, die im Schweizer Haldenstein bei Chur zuhause sind, finden sich Fotos, die aus den letzten Tage des Dorfs Zerfreila in Graubünden stammen - 1955 geflutet, um einem Stausee Platz zu machen. Zu sehen sind die Bewohner beim Auszug aus dem Dorf, der wie ein stummer Protest anmutet. Sie müssen Heim und Herd verlassen, daher rührt der Titel der CD. Trauer über den Verlust der Heimat hängt über diesen kargen Bildern, eine Betrübnis, die auch die Musik des Albums durchweht, obwohl es sich keineswegs um Programmmusik handelt.

Die Wehmut findet in kleinen Melodien Ausdruck, etwa in einem Trauermarsch, einem Walzer oder einem Stück im schleppenden Dreivierteltakt namens Calanda, in dem die alpenländische Ländlertradition durchscheint. Solche Miniaturen könnten einer alten Spieldose oder einem Kinderkarussell vom Rummelplatz abgelauscht sein, erinnern an die Geistervariationen und Waldszenen von Robert Schumann oder die Klavierstücke von Erik Satie, und werden allein durch das Schlagzeug in die Gegenwart geholt. Bei den Kompositionen gilt das Gesetz der Knappheit: Jeder Titel ist aufs Allernotwendigste reduziert - ohne Umschweife kommen die beiden zur Sache.

Nach dem Bauprinzip des Minimalismus kommen repetitive Muster mit kleinen Variationen zum Zug und bewirken fast unmerkliche Umschichtungen oder allmähliche Verdichtungen. Das Vexierspiel mit klanglichen Täuschungen und Maskeraden gibt zusätzlich Rätsel auf: Was ist es, was ich höre? Piano oder Klangschalen, Kinderklavier oder Metallstäbe?

Als Kontrast wirken Stücke, bei denen es handfester zur Sache geht, die bedrohlich-maschinenhaft voranschreiten oder deren Töne kaskadenhaft niederprasseln, was besonders für das Stück Three Toy Pianos gilt, das an die «Player Pianos» von Conlon Nancarrow denken lässt und mit nichts als drei Kinderklavieren realisiert wird.

Obwohl Kappeler und Zumthor ursprünglich im zeitgenössischen Jazz verortet waren, basteln sie seit Jahren an einem alternativen Entwurf: Ihnen schwebt eine Musik vor, die nicht aus dem Augenblick heraus frei erfunden wird, sondern aufs Präziseste geplant und ausgearbeitet ist und trotzdem Freiräume für Improvisation lässt. Ihre Musik soll weder Jazz, noch Neue Musik, noch imaginäre Folklore sein, sondern einen eigenen Raum zwischen den Stilen besetzen.

In dieser Welt der kleinen Formen und rätselhaften Klänge leuchtet etwas aus der Kindheit auf, das der Philosoph Ernst Bloch, selbst ein großer Musikkenner und versierter Pianist, mit «Heimat umschrieben hat «worin noch niemand war».

C
Christoph Wagner
Jazzthetik Magazin

KAPPELER / ZUMTHOR

Im Fantasieraum der Klänge

Das Duo von Vera Kappeler und Peter Conradin Zumthor feiert mit einem neuen Album sein zehnjähriges Bestehen.

Die Minimalbesetzung aus Klavier und Schlagzeug ist eine Besonderheit auf der aktuellen Jazzszene. Unbelastet von einer übermächtigen Tradition, bietet sie eine Vielzahl an Möglichkeiten. Vera Kappeler (p) und Peter Conradin Zumthor (dr) bilden seit zehn Jahren ein solch ungewöhnliches Gespann, wobei es nicht hinderlich zu sein scheint, dass die beiden auch privat ein Paar sind. „Lass uns noch eine Stunde proben", ist ein Satz, der im gemeinsamen Haushalt häufig fällt und die Zusammenarbeit recht unkompliziert macht. Trotzdem gibt es natürlich Vorgänger. Don Pullen und Milford Graves waren die Ersten im Jazz, die 1966 als Klavier-Schlagzeug-Duo auftraten und damit einen Präzedenzfall schufen, auf den sich ein Jahrzehnt später in Europa Misha Mengelberg und Han Bennink sowie Alexander von Schlippenbach und Sven-Åke Johansson bezogen. 1979 kam es zur Begegnung der Giganten, als Cecil Taylor und Max Roach mit einem Auftritt aufhorchen ließen. Damit war ein Modell etabliert, das bis heute in verschiedenen Spielarten freier Improvisation immer wieder auflebt. „Eine Partie Tischtennis", nannten dann auch Schlippenbach und Johansson eine ihrer Schallplatten.

Ping-Pong als Metapher für Freejazz im Reiz-Reaktions-Modus? Dem können Kappeler und Zumthor schon lange nichts mehr abgewinnen. Das einzige Ping-Pong, das die beiden noch spielen, ist das an der Tischtennisplatte im Garten ihres Hauses in Haldenstein bei Chur. Musikalisch gingen sie von Anfang an andere Wege. Seit Beginn basteln die beiden an einer Konzeption, die man sogar als Gegenentwurf zur freien Improvisation begreifen könnte: eine Musik, die weder spontan, noch ungebunden ist, sondern durchdacht und ausgeklügelt, dazu über Jahre gereift und auf das Allernotwendigste reduziert.

Fixiertes und Vorgedachtes tritt an die Stelle des Stegreifspiels, anstatt exaltierter Verausgabung herrscht kontrollierte Disziplin. Was Struktur, Rhythmus, Tempo, Klangfarben und Schattierungen anbelangt, sind die meisten der Kompositionen auf dem neuen Album Herd aufs Präziseste ausgearbeitet. Und sie sind kurz: Ohne Umschweife geht es zur Sache. Die Stücke zielen nicht ins Ungefähre, überlassen kaum
etwas dem Zufall, sondern sind auf die Vermeidung von Planlosigkeit und Geschwätzigkeit bedacht. Das bedeutet keineswegs, dass die Musik keine Freiräume kennt, nur sind deren Vorgaben genauestens definiert. Mit „Disziplin und Präzision" hat Sun Ra einmal die Merkmale seiner Musik auf den Punkt gebracht. Die Kurzformel könnte auch für das Duo aus Haldenstein gelten, „wobei das Musizieren immer auch Spaß machen muss", so Zumthor.

Viel Träumerisches, Verklärtes, auch Wehmütiges kommt in den kleinen Melodien zum Ausdruck, die sich durch die meisten der Kompositionen ziehen. Diese „Miniaturen" (Vera Kappeler) können nach einer Spieldose oder einem Kinderkarussell klingen, an Erik Saties Gymnopédies oder die Geistervariationen von Robert Schumann erinnern und werden allein durch das Schlagzeug in die Gegenwart geholt. Bezeichnenderweise nennt Peter Conradin Zumthor die späten Klavierwerke von Franz Liszt als Einfluss. Für die Entdeckung der Langsamkeit werden dagegen Bohren & der Club of Gore und Howe Gelbs Giant Sand haftbar gemacht, für die aufbrausende Heftigkeit Igor Strawinsky. Neben einem Trauermarsch leuchtet einmal sogar die alpenländische Ländlertradition auf - in einem schleppenden Dreivierteltakt. Das ist ein sachter Hinweis darauf, dass die beiden in der Südostschweiz zu Hause sind. Von Bergen, Fels und Stein umgeben, ist es kaum verwunderlich, dass sich ihre Musik durch eine gewisse Kargheit und Sprödigkeit auszeichnet. Das Kontrastmittel zu Empfindsamkeit und Fragilität bilden Stücke, bei denen es handfester zur Sache geht, die unbändig daherkommen oder bei denen die Töne so dicht und kaskadenhaft wie in Conlon Nancorrows Player-Piano-Stücken niederprasseln. Dazu gesellen sich Maskeraden und Verkleidungen: Das Vexierspiel mit klanglichen Täuschungen zieht die beiden in den Bann, fasziniert von Klängen, die ineinander verschwimmen und bei denen nicht klar ist, ob sie vom Klavier, von Metallstäben oder von leicht verstimmten Klangschalen stammen.

Als die Pandemie im März 2020 das Konzertgeschehen lahmlegte, beschlossen die beiden, die Auszeit zu nutzen und ein neues Album in Angriff zu nehmen, das eigentlich längst überfällig war, da die letzte Einspielung Babylon-Suite sieben Jahre zurücklag. Zuerst ging es darum, das Repertoire zu durchforsten, um geeignete Stücke ausfindig zu machen, die im Kontext eines Albums Sinn ergeben würden. Gegebenenfalls galt es neue Kompositionen zu entwerfen, auszuarbeiten und einzustudieren. Das erfordert viel Zeit, da jedes neue Stück erst in den langen Stunden im Proberaum seine endgültige Form gewinnt. Da wird dann ausgiebig experimentiert, werden immer wieder neue Ideen und K...

L
Louis-Julien Nicolaou
Telérama, France

Du jazz? Peut-être pas. Quoi alors? Allez savoir. Est-ce si important? Dans sa réception, la musique s'accommode bien d'une sorte d'analphabétisme, ce bonheur rare de ne pas croire, ne rien comprendre ni déchiffrer, ravissement entier de l'impénétrabilité hiéroglyphique. Herd, c'est un inconnu qui déboule sans avertir et vous soumet par une puissance à laquelle vous ne pourrez rien opposer. Dès l'abord, Vera Kappeler (piano) et Peter Conradin Zumthor (batterie) instaurent une tension tenace, obstinée. Rien d'improvisé ici. Une intelligence duelle se déploie en détours, chocs et silences. Au cœur du disque, deux miroirs se regardent: Diluvi, éboulement de basses et fracas frissonnant; Trabant, vertige de la profondeur et chutes de notes dans un abîme de noirceur. Autour de ce noyau inouï, le duo suisse a composé une mosaïque enivrante où passent des innocences troubles, des lucidités sauvages, bris bestiaux, macabre souriant et quasi-continuums de jouets détraqués (Three Toypianos, remémoration de Ligeti). Jusqu'au bout, l'énigme tient, avec cette élégance dernière: n'avoir offert aucune clé.

https://www.telerama.fr/musiques/herd,n7002802.php

E
Eric Therer
Jazz Mania

La pochette – une photo en noir et blanc délavée et rayée par le temps – nous montre un cordon d’hommes et de femmes déambulant en file indienne au pied d’une montagne rocheuse. Sans autre indication, impossible de dire où se rend cet insolite cortège, même si l’on subodore sa dimension religieuse et la destination rituelle qu’il s’est assignée. Le titre nous interpelle : « Herd », le troupeau en anglais, mais en allemand le mot signifie à la fois le poêle et la Terre… Une portée symbolique à laquelle les titres des morceaux font écho. L’écoute prolonge cet état d’interrogation et achève de le sublimer. Les onze pièces se suivent et se répondent, à la manière d’une suite aux climats changeants et mouvants. Aux assauts tempérés du piano de Vera Kappeler répondent les apprêts rythmiques dûment calibrés de Peter Conradin Zumthor. Parfois, le jeu est inversé. Parfois, il est à parts égales. Parfois, il est jeu pur comme sur « Three Toypianos » mettant en scène… trois pianos jouets déclavés. Ce duo 100% suisse avait déjà présenté un album sur ECM en 2014 : « Babylon-Suite » pour ensuite sortir des radars. « Herd » poursuit et revient sur ce travail, il le peaufine, en accentue les variations comme sur « Bontempi n°2 », prolongation des versions présentes sur le premier opus. Peut-être est-ce sur le magnifique « Anna » qui clôt le disque que le duo se révèle dans sa plus simple splendeur : une rythmique ouatée qui sert et dessert merveilleusement les phrasés épars d’un piano que n’aurait pas renié Morton Feldman. « Herd » s’annonce d’ores et déjà comme un de mes disques phares de l’automne. Montagneux, vertigineux sans y paraître.

https://jazzmania.be/kappeler-zumthor-herd/

A
Aldo Del Noce
Sound Contest

La “Babylon-Suite” ha costituito nel 2014 (e per i solchi di ECM) il debutto discografico della diade strumentale in oggetto, con ispirative tematiche bibliche (il Libro di Daniele, nella fattispecie) e caratterizzato da un clima rigoroso e di senso celebrativo, e da scabre soluzioni stilistiche in sintonia con le traiettorie i segni di certe post-avanguardie.
La label di Zurigo acquisisce ora il testimone per il nuovo album a firma dei musicisti elvetici, che con modalità e cifre proprie s’accoda ad una letteratura, non particolarmente estesa ma peculiare, della dualità pianoforte-batteria, che non soltanto scorpora dal piano-trio un elemento cementante, ma riconduce ad un profondo grado di elementarietà ma non meno d’imprevedibilità le implicazioni del dialogo tra due strumenti dalla differente fisiologia percussiva, e cui sono delegabili in differente (e reversibile) quota gli elementi melodico, ritmico ed armonico.

In tal senso agisce la ricetta espositiva del presente duo, coerente comunque con gli stilemi della precedente e caratteristica esperienza, per una nuova incisione la cui suggestiva copertina amplia lo spettro grafico dell’etichetta svizzera, riferendosi ad un evento del 1955, ossia l’abbandono del villaggio di Zerfreila (non distante dalla nostra frontiera) per la costruzione di una diga, e sul cui titolo “Herd” ci si informa del doppio significato di “terra” o “stufa”, in base al contesto.

Sorta di compunta cantilena, Poor Tony introduce di fatto caratteri ricorrenti del lavoro, articolati tra austera poetica e macerata riflessione: il brano si enuncia entro una concisa forma/formula cameristica, sovvertita drammaticamente dal teso intervento della batteria, così la straniante solennità e la sghemba progressione della tastiera acustica e le scabre scansioni della percussione anticipano con angosciante teatralità buona parte del soundscape generale.

S’avvicenda la mistica domestica ed il clima in apparenza più lieve, intessuto su una fisionomia aerea nel cristallino Calanda, evocativo di un privato clima del ricordo; non mancano bizzarrie titolanti in Orthopedia Avantgarde, aperto da un convulso e tribaleggiante drumming, su cui s’innesta con sintonia lo spiritato gioco del piano, foriero di un danzante clima di sabba.

Se la Stube è, nella concezione germanica, la principale sede radiante di calore domestico (considerati i locali climi), la rappresentazione sonora è resa da un tema lieve ed austero su un andamento ad orologeria delle spazzole; a seguire, il portamento spedito e strutturato nell’allure robusta di Bontempi nr 2.

Passaggio di requie e vibrazione sottile, Örf prelude alle iterative effervescenze, ancora affidate alla ludica eccentricità dei piano-giocattolo, appunto in Three Toypianos, dalle meccaniche ossessive e sferraglianti (non vaghe le reminiscenze reichiane). Tensione severa in un clima algido e thriller nella livida Umland, e le undici misure dell’album si congedano nel clima raccolto e torbido di Anna, improntato da un ancora sfuggente clima chamber-jazz.

Quanto alla duale letteratura di cui dicevamo (e che già in casa Intakt può vantare differenziati meeting, da Aki Takase-Han Bennink, Irène Schweizer in dialogo con Joey Baron o Hamid Drake, oltre all’iconica coppia Ulrich Gumpert-Baby Sommer) la pianista da Basilea ed il batterista dal cantone dei Grigioni sembrano apportarvi un contributo personale e certamente svincolato da un idioma o un sentire jazz, piuttosto ponendovi una creativa dimensione cameristica sensibilmente innervata da un’importante ossatura ritmica.

Permane durante l’ascolto dei concentrati materiali sonori di “Herd” un senso di impersonalità ed un generale mood enigmatico, non privo di ricorrente ritualità, edificato da una performance dal tratto concentrato ed essenziale, in cui se non si lavora per sottrazione si permane comunque distanti dall’abbellimento e dal pleonasmo, segnata dalle interazioni intessute di microdinamiche o dal tendenziale e sottile gusto per la dissonanza, e si può concordare con l’enunciato secondo cui i due partner siano “orientati all’innovazione nell’area di confine tra jazz e ‘new music’ – filone già poco delimitabile il primo, per non dirsi del secondo.

https://www.soundcontest.com/kappeler-zumthor-herd/

G
Gerd Filtgen
Image Hifi

Zu den unterschiedlichsten Stimmungen passen

Terence Blanchards traumhafte Trompeten-Chorusse, die exotischen Sounds des Gitarristen Jean-Jacques Rojer, ein bislang unveröffentlichtes Konzert des legendären Erroll Garner und die geheimnisvollen Melodien des eidgenössischen Piano-Duos Kappeler/Zumthor.

In der modernen Arbeitswelt ist man nicht weiter zimperlich, wenn es darum geht, die Effektivität zu erhöhen. Wenn sich jemand im Berufsleben an exponierter Stelle besonders auszeichnet, lauern in einigen Branchen Headhunter zur Abwerbung für andere Firmen. Derartige Winkelzüge hatte der Schlagzeuger Art Blakey niemals nötig. Zu ihm strömten scharenweise junge Talente, um bei seinen „Jazz Messengers" den letzten Schliff zu erhalten. In der Wahl seiner Musiker irrte sich der Drummer so gut wie nie. Eine seiner besten Bands aus der Spätphase besetzte er mit Musikern aus New Orleans. 1982 löste Terence Blanchard seinen Vorgänger Wynton Marsalis ab. Diese Begebenheit liegt jetzt knapp vier Dekaden zurück. Obwohl sich Terence Blanchard seither mit ausgezeichneten Alben in einfallsreichen Mainstream Regionen bewegte, schöpfte er auch noch andere Arbeitsmöglichkeiten aus: Der Trompeter startete eine weitere Karriere als Soundtrack- und in letzter Zeit auch als Opern-Komponist. Von diesen Tätigkeiten profitiert auch seine aktuelle CD Absence, die Blanchard mit seiner Band „The E-Collective And The Turtle Island Quartet" einspielte. Es ist Blanchards passionierte Hommage an den Saxofonisten Wayne Shorter, dessen komplexe Kompositionen wie beispielsweise „The Elders" und „When It Was Now" den Hauptanteil der zwölf Stücke des Albums stellen. Diese werden durch Originals des Leaders sowie Themen und Arrangements der Musiker des E-Collective bestritten, wobei die Beiträge von David Ginyard hervorstechen. Auf den ausgezeichneten Bassisten gehen der Albumtitel und das soulige „Envisioned Reflections" zurück. Das Turtle Island Quartet brachte mit „The Second Wave" ein Thema des Violinisten David Balakrishnan ein, über das die ungemein wandlungsfähige Streichergruppe - ohne Teilnahme des Trompeters und der Band - ausgiebig improvisiert. Bei den anderen Stücken sind die Streicher kongenial in die Abläufe des E-Collective integriert, was den Eindruck einer großorchestralen Ausstrahlung erweckt. Nach dem Intro durch das Turtle Island Quartet demonstriert Terence Blanchard in seinem Thema „I Dare You", zu welch grandiosen Trompeten-Chorussen er sich aufschwingen kann, zumal wenn seine Diskurse mit heißen Riffs und energischen Rhythmen angefeuert werden.

reflektiert, was um ihn herum passiert. Die Inspiration zu seinem berühmtesten Stück „Misty" kam ihm während eines Flugs von San Francisco nach Chicago, als er durch das Fenster durch Tau und Nebelschwaden einen Regenbogen sah. Sich von solchen Ereignissen zu wunderschönen Melodien inspirieren zu lassen, gehörte zu seiner Kunst. Intuitiv gelang es Erroll Garner, der sich stets mit einem Lächeln zu seinem Publikum wandte, die Zuhörer für sich einzunehmen.

Nach diesem Abstecher in die Vergangenheit zu einer aufregenden zeitgemäßen Einspielung. Nach ihrer Babylon Suite (2014) auf ECM trägt das aktuelle Werk der Basler Pianistin Vera Kappeler und des Drummers Peter Conradin Zumthor den Titel Herd. In den elf Originals - es sind größtenteils gemeinsam konzipierte Stücke sowie einige, die auf Zumthor zurückgehen - werden geheimnisvolle, facettenreich ineinander übergehende musikalische Parallelwelten kreiert. Das Codewort der Protagonisten könnte „Raum" lauten. Denn in der Auslegung ihrer Themen steigern oftmals die Minipausen zwischen den einzelnen Tönen die Dramatik des Geschehens. Befasst man sich mit Vera Kappelers Diskografie, finden sich nur wenige Aufnahmen, die eindeutig dem Jazz zugeordnet werden können. Dabei sind ihre originellen Diskurse auf der CD M: Monk am überzeugendsten. Kappeler taucht tief in die Klangwelt des Bop-Außenseiters ein, wobei sie dessen bizarre Kompositionen in ihr ureigenes musikalisches Labyrinth überführt. Ansonsten fällt es schwer, sie stilistisch zu verorten. Ähnliches kann man auch über den Drummer und Percussionisten Peter Conradin Zumthor sagen. Mit seinen unortho-doxen Einsätzen war er an zahlreichen Projekten Neuer Musik und Konzeptkunst beteiligt. Sein „Poor Tony", mit dem die zu keinem Zeitpunkt ermüdende CD einsetzt, wird von der Pianistin bedächtig, wie in Gedanken versunken, vorgetragen. Das nachfolgende „Calanda" - der Titel verweist auf ein im Kanton Graubünden liegendes Gebirgsmassiv beschreibt in folkloristisch gesetzten Klängen die Schönheit dieser speziellen Bergwelt. Das von treibenden Rhythmen unter Starkstrom gesetzte „Orthopedia Avantgarde" besticht durch turbulente Motivfolgen, die sich zu packenden Ballungen formieren, bis auch diese aufgelöst werden. „Trabant" - das mit acht Minuten längste Stück der CD - wirkt wie eine meditative Wanderung durch einsame Klangregionen, in denen die Zeit verharrt. In „Bontempi No. 2" wird d...

C
Christian Müller
Südostschweiz

Sie spielen Musik, die das Kopfkino aktiviert

Mit Worten von Reto Hänny, Fotos aus Vals und einzigartigen Klangbildern ist dem Haldensteiner Duo Kappeler/Zumthor ein hervorragendes neues Album gelungen.

Er fehlt einem nicht, der Kontrabass, der im Jazz doch meistens das Schlagzeug und das Piano mit seinen erdenden Tönen verbindet. Nein, er fehlt einem nicht, denn der Schlagzeuger Peter Conradin Zumthor und die Pianistin Vera Kappeler haben über die Jahre eine eigene Sprache entwickelt; eine Zwiesprache, an der die beiden Haldensteiner uns glücklicherweise teilhaben lassen. Sieben Jahre nach ihrem Erstling präsentieren sie neue Aufnahmen. Das Album <> besticht durch seine unerhörte Eigenständigkeit - sowohl musikalisch als auch klanglich.

Probierend und verwerfend

Basierend auf Melodiefragmenten oder rhythmischen Mustern modelliert das Duo Kappeler/Zumthor gemeinsam improvisierend, probierend und verwerfend an den Kompositionen, den Arrangements und der klanglichen Ästhetik. Etwa in «Calanda», dem zweiten Stück auf dem Album, mit seiner Melodie aus Klangschalen und Klaviertönen. Die überlagerten Klänge lassen an ein Volkslied denken, an das man sich gerade nicht erinnern kann. Vielleicht eines jener Volkslieder, die im Zervreilasee verstummt sind, als dieser Ende der Fünfzigerjahre aufgestaut wurde und das verlassene Dorf unter den Wassermassen begrub? Diese Geschichte erzählt uns nämlich der Umschlag und das Booklet der CD in vier Bildern aus dem Archiv der Fotostiftung Graubünden von der letzten Prozession über die ehemalige Kirche und eine Hausruine bis hin zur fertigen Staumauer.

Eine weitere Geschichte erzählt der Schriftsteller Reto Hänny, der den Begleittext, die sogenannten Liner Notes, zum Album beigesteuert hat. So schreibt Hänny: «Diese Musik [...] braucht einen leeren und hellwachen Kopf. Aus der Stille plötzlich da, sich in nichts einschreibend ausser der Zeit, lässt sie mich gerade diese vergessen.>>>

Zusammen mit den Fotos und dem Text bildet «Herd>> ein Werk, in welchem sich die unterschiedlichen Ebenen geniessen, verbinden und interpretieren lassen. So lässt die bildhaft erzählende Musik viel Raum für das eigene Kopfkino: Etwa dann, wenn im Stück «Stube>>> eine überdrehte Wanduhr die stehen gebliebene Zeit vor sich hertreibt und durch die schmutzigen Scheiben hereinfallende Sonnenstrahlen die schwebenden Staubteilchen durchstechen. Wenn im Stück «Bontempi No. 2» in einer anderen Stube die angedeutete Begleitautomatik der legendären Heimorgel zum Tanz aufspielt. Oder wenn in «Poor Tony>> der ärmliche Bauer Toni schwermütig und dennoch zielstrebig seines Weges geht, auf der Suche nach einem besseren Morgen.

<> und dem abschliessenden Stück «Anna», welche wieder eintauchen in die unwirkliche Bergwelt mit ihren klingenden Licht- und Wetterstimmungen.

<>, im Sinne von Erde und der daraus hervorgegangenen Kochstelle, vereint das Einfache, das Menschliche und das Berührende im Dasein. «Herd» erzählt vom Leben um die Feuerstelle; von der Heimat, aber ohne Mief und Verklärung.

Einstiegsdroge in den Jazz

Kappeler und Zumthor zeigen durch ihre langjährige Zusammenarbeit, welche Stärken ein sich stetig entwickelndes und wachsendes Ensemble ausmachen: das Vertrauen im Zusammenspiel, die fein abgestimmten Klangvorstellungen und ein tiefes Verständnis für die gegenseitigen kompositorischen Ideen. Und so ist «Herd>> ein äusserst hörenswertes Album, das sich nicht nur an Kennerinnen und Kenner richtet, sondern auch als Einstiegsdroge in den zeitgenössischen Jazz hervorragend funktioniert.

Das Album entstand im Haldensteiner Musikatelier, wurde in den Winterthurer Hardstudios aufgenommen und ist beim Schweizer Plattenlabel Intakt Records erschienen. Wer sich davon ein eigenes Klangbild machen möchte, dem sei das Konzert von Kappeler/Zumthor am Dienstag, 5. Oktober, in Chur wärmstens empfohlen.

https://www.suedostschweiz.ch/kultur-musik/2021-10-01/sie-spielen-musik-die-das-kopfkino-aktiviert