Eigenwillige Klangwelten
BESPRECHUNG Neue CD von „Squakk Willisau & Berlin" vermittelt große emotionale Bandbreite
GIESSEN - (rfi). Auf eine eigenwillige Klangreise nimmt die neue CD „Squakk Willisau & Berlin" die Zuhörer mit. Das Quartett „Squakk" mit Michael Griener (Schlagzeug), Rudi Mahall (Bass Klarinette, Klarinette, Baritonsaxophon), Jan Roder (Kontrabass) und Christof Thewes (Posaune) bewegt sich zwischen Jazz und freier improvisierter Musik mit Geschick hin und her. Dabei erzeugen die vier Klangforscher einen musikalischen Kosmos, der eine große Bandbreite von Emotionen abdeckt.
Auf zehn unterschiedlich langen Tracks beweisen die Musiker mit Spielfreude und Virtuosität, dass sie wahre Meister ihres Faches sind. Die erste Improvisation „Nova Swing", mit zwanzig Minuten Dauer die längste, zeigt bei den Musikern ein gebrochenes Verhältnis zum Parameter Melodie. Melodie wird in diesem Stück nie exponiert, ohne gleichzeitig radikal infrage gestellt zu werden. Gleichzeitig finden sich Zonen der Ruhe in diesem Ozean agitierter Klänge. Die vorwiegend schrägen Töne folgen einer avancierten harmonischen Logik.
Motivische und kontrapunktische Verschachtelungen sorgen für ein komplexes Klangbild. Die Struktur des Stücks mit seinen vielen Soli, die auch beklatscht werden, erinnert an Jazz Traditionals.
Die zweite Improvisation „Blue Chili Out" beginnt nachdenklich. Das balladeske Stück zeigt sich vorwiegend dunkel timbriert. Das dritte Werk „Draw" erzeugt eine dichte Atmosphäre. In „A Dune, Perhaps" potenzieren die Künstler die schräge Klanglichkeit zu humoristischen Effekten. In „Mostly Harmless" verneigen sich die Musiker vor der Jazztradition des Swing, nicht ohne sie ironisch zu brechen. Dabei erzeugen die Musiker ein ebenso komplexes wie heterogenes Klangbild. Dies ist nicht als Schwäche auszulegen, sondern die Heterogenität ist intendiert. Die ironische Brechung der Musizierhaltung zeigt sich schon im Titel des siebten Stücks: „Schlimmer geht nimmer/Schlimmer geht immer". Seine schräge Polyphonie ist Ausdruck eines hintergründigen schwarzen Humors. Der achte Track „Trinklied" gibt sich heiter ironisch, wohingegen „Lark's Wail" die poetische Seite dieser Musik zum Ausdruck bringt. Sehr zu empfehlen!