Beim ersten Taktlos-Festival 1984 versammelte Irène Schweizer ausgewählte Musiker*innen zu einem dreitägigen Improvisationstreffen. Die Aufnahmen, die 1986 als erste Intakt-LPs erschienen, zeigen die Improvisationskunst der Pianistin in drei unterschiedlichen Formationen: Schweizer und Lewis / Schweizer, Nicols und Sommer / Schweizer, Léandre und Lovens. Mehrere Jahrzehnte nach ihrer Erstveröffentlichung haben diese Improvisationen nichts von ihrem spielerischen Einfallsreichtum, ihrer Lebendigkeit, Kraft und Originalität verloren. „Eine Stadttour durch musikalisch befreite Zonen“, schrieb die Zürcher Presse nach dem Festival. Darüber hinaus ist die Platte ein kulturpolitisches Dokument der Aufbruchstimmung im Zürich der Achtzigerjahre; sie markiert zudem den Beginn des Jazzlabels Intakt Records sowie jenes des Taktlos-Festivals.
"Man muss kein Franzose sein, um zu wissen, dass guter Wein mit dem Alter besser wird, aber wenn Sie losrennen und eine Flasche eines der letztjährigen Grands Crus Classés kaufen und sie heute Abend trinken möchten, ist das wohl Ihre Entscheidung. Ich erinnere mich, dass ich Irene Schweizers Live at Taktlos-Set gehört und es sehr genossen habe, als es vor fast zwanzig Jahren das Intakt-Label einweihte (schluck), aber ich kann Ihnen sagen, dass es heute noch besser klingt. Die Pianistin Schweizer festigte ihren Ruf als Interpretin mit erstaunlicher Technik und außerordentlicher Sensibilität mit dieser Reihe von Improvisationen, bei denen sie von Maggie Nicols (Stimme), Joëlle Léandre (Bass), George Lewis (Posaune) und den Schlagzeugern Günter Sommer und Paul Lovens begleitet wurde (Lindsay Cooper hat hier auch einen Cameo-Auftritt bei dem urkomischen "Every Now And Then"... alle "Jazzstandards" sollten so klingen). Heutzutage, da die geschmolzene Lava der freien Improvisation abgekühlt ist und eine Reihe gut kartierter Inseln gebildet hat, ist es noch erfrischender ist es, eine Musik wiederzuentdecken, die mühelos zwischen hochoktanigem Darmstädter Pointillismus, Cathy Berberscher Theatralik und sogar Stride und Boogie Woogie wechselt. Es ist auch eine zeitgemäße Erinnerung daran, wie großartig diese Künstler waren (sind): Lewis ist voll auf der Posaune, Zitat John schwingt seinen verdammten Arsch weg, Zitat Unzitat Zorn, Léandre hysterisch und inspiriert, Nicols hervorragend ausgeglichen und umwerfend präzise, und Schweizer bringt das alles mit Stil zusammen. Warten Sie nicht noch 21 Jahre, um dieses hier zu öffnen: es ist sofort trinkfertig. "
DAN WARBURTON, Paris Transatlantic Magazine, Oktober 2005