Diese Live-Zusammenarbeit zwischen dem Schweizer Gitarristen Gysi und dem deutschen Multiinstrumentalisten und Instrumentenerfinder Reichel (Daxophon) basiert nicht nur auf gegenseitigem Respekt für die herausragenden Fähigkeiten des anderen, sondern auch auf der Idee, dass man ein Gefühl für einen Ort, für das Äussere, vermitteln kann.
Von einer Asienreise haben beide Improvisatoren konzeptionelle Rahmenbedingungen und Ideen mitgebracht, die jedoch im Hintergrund bleiben und nur kurz akzentuiert zum Vorschein kommen. Melodie und/oder Harmonie entstehen rein zufällig. Was einer Art Form unterworfen wird, also der eigentliche Musiktext, der entsteht, ist ein innerer, fast meditativer Impressionismus, der von einer Seite zur anderen ausgesprochen wird. Daher treten Vorstellungen von Jazzimprovisation und Rockphrasierung als Ausdrucksmittel in den Vordergrund, fast wie Dialekte, aber sie werden nie zu Sprachen an sich.
Humor ist hier der Gesprächspartner, die Art und Weise, wie bestimmte Phrasen herausragen und witzige Antworten provozieren, was sich in Titeln wie „I Wanna Hug ‚n‘ Hurt Ya' I & II“, „My Uncle Is a Snack Bar“ und „The Hum of Your Thighs“ widerspiegelt, um nur einige zu nennen. Dies ist eine der besten Reichel-Kollaborationen, die Einblicke in eine Musik bietet, die alles bisher Dagewesene übertrifft.
Thom Jurek, All Music Review, 1991
Wädi Gysi, 1959 – 2022
Hans Reichel, 1949 – 2011