Ein wunderbar erfolgreiches Unterfangen. Conrad Bauer, Ulrich Gumpert, Ernst-Ludwig Petrowsky und Gunter Sommer sind langjährige Kollaborateure in der deutschen Free-Jazz-Szene. Ihre Gruppe Zentralquartett ist eine Kombination aus herausragendem europäischen Free-Playing, gemildert durch holländischen Humor. Die Ergebnisse sind wundersam und, was wichtig ist, zugänglich. Einige Highlights aus Careless Love: Das Titelstück wird wie ein betrunkener Esel gespielt und erinnert an die besten von Carla Bleys verrückten Ausflügen. Das großspurige Gehabe von Conrad Bauer auf Careless Love und anderswo ist fröhlich, köstlich und schlüpfrig. Ebenso steuert Ulrich Gumpert (der sich als der beste Komponist der Gruppe erweist) eine ausgelassene, benommene „Dinner Music“ bei, die nicht unverwandt mit (aber nicht abgeleitet von) Bleys gleichnamiger Melodie ist. Hier sollte die sabbernde Posaune gegen das nervöse Klavier Anhänger gewinnen. Ernst Ludwig -Petrowsky ist durchweg atemberaubend und bietet sogar ein überraschend spannendes freies Klarinettensolo in Bauers „Zopf“. Der einzige Nachteil ist die seltene Albernheit, zu der die Interpreten manchmal abdriften. Das einleitende Rappen des Kollektivs in „Napf Blues“ zum Beispiel und der gemeinsame Gesang in Sommers „Sauferblues“ sind leichte Enttäuschungen, aber dennoch unterhaltsam. Careless Love ist in den meisten Punkten erfolgreich und sollte den meisten Kennern der Avantgarde gefallen.
Steven A. Loewy, Cadence Magazine, USA, Juli 1998