Auf der CD «Odyssey» spielen Barry Guy, Marilyn Crispell und Paul Lytton einige der schönesten Kompositionen von Barry Guy: «Harmos», «Double Trouble», «Odyssey». Bary Guy ist ein Komponist von Rang, auch wenn wir dies angesichts seiner viel-fältigen Arbeit als improvisierender Bassist manch-mal aus den Augen verlieren mögen. Guy hat neben Werken für zeitgenössische Orchester und verschiedene Kammermusik-Ensembles (zum Beispiel für Kronos) stilprägende Kompositionen für das London Jazz Composers Orchestra oder das Barry Guy New Orchestra geschrieben.
In der Triobesetzung kommen Barry Guys kompositorische Grösse und seine speziellen Klangfarben voll zur Geltung. Gleichzeitig bietet das Trio Raum für improvisatorische Highlights der drei Solistlnnen.
Fünf-Sterne-Bewertung in der Jazzzeitschrift Downbeat, Chicago:
«Odyssey, die erste Aufnahme von Barry Guy, Marilyn Crispell und Paul Lytton als Trio, ist ein grossartiges musikalisches Ereignis. Hier werden kollektive Improvisation (vier exquisit abgestimmte Trio-Variationen) und vorgegebenes Material (fünf Kompositionen von Guy, darunter Arrangements aus den London Jazz Composers Orchestra und seinen New Orchestra-Büchern) mit köstlicher Mehrdeutigkeit und einer gekonnt konzipierten Verbindung von Freiheit und Form in Szene gesetzt. Die Stücke kommen selten auf herkömmliche Weise in Schwung; die vorherrschenden Farben sind Grau- und Brauntöne, die mehr als nur Kontemplation suggerieren.
Die Musiker sind jeder für sich genommen überragend. Der oft unterschätzte Percussionist Paul Lytton sorgt für ein subtiles Geflecht aus Schichten, indem er verschiedene Instrumente, darunter wohl auch ein herumliegendes Stück Blech, zum Einsatz bringt. Die Pianistin Crispell, die gelegentlich noch immer mit donnernder Kraft auftritt, kehrt zu dem klaren, kompakten Lyrismus zurück, den wir zuletzt in ihrem eigenen Trio mit Gary Peacock und Paul Motion gehört haben. Schließlich ist da noch Bassist Guy, dessen Bandbreite von erstaunlichen Arco-Effekten bis zu satten, kaskadenartigen Pizzicato-Figuren reicht. Odyssey ist sein Ding; ihm gebührt Anerkennung für die absolute Zielstrebigkeit des Trios.
In der Tat handelt es sich hier um so fein nuancierte Kammermusik, dass wir am Ende vollkommen in das Drama versunken sind. Nachdem „Harmos“ mit einem akrobatischen Bass-Percussion-Dialog beginnt, setzt Crispell in der Mitte ein und entfaltet langsam eine Trauerweise (man denkt an Ornette Colemans „Lonely Woman“) in einem Crescendo von mitreißender Erhabenheit, einer konzentrierten orchestralen Geste, die sich bis zum Ende steigert.»
Greg Buium, Downbeat, USA, 6/2002
«Selten, ausser vielleicht beim frei improvisierenden resp. spontan komponierenden Jarrett, ist mir so viel zum Zerreissen gespannte Schönheit untergekommen, soviel den Kontrast suchende Intelligenz im kollektiven Zusammenspiel. Harmoniesüchigen Gemütern sei, bevor sie sich ins tiefere Wasser wagen, als Einstieg die letzte Nummer empfohlen, "Harmos".»
Peter Ruedi. Die Weltwoche, 2002