Christian Uetz' Texte sind inspiriert und bewegt vom Klang und der Bedeutung der Worte. Konzentriert und hellwach folgt er den Bedeutungsspuren ebenso wie den Klangspuren, ein Verfahren, das Inhalte scheinbar zufällig nebeneinander stellt und zusammenfügt. Seine oft rasanten und waghalsigen Assoziationssprünge und seine atemberaubende Lesegeschwindigkeit erinnern an die Gedankenstürme - und gleichzeitig an die Unmöglichkeit, diese Gedanken zu verbalisieren - wie sie in psychedelischen Zuständen erlebt werden. Den so entstandenen Texten wohnt eine innere Logik inne: Die mal eifrige, mal verzweifelte Suche provoziert den Hörer, Sinn zu erwarten (oder auch zu schaffen). Uetz erfüllt diese Erwartung jedoch nicht. Sobald sich ein Sinn abzuzeichnen beginnt, schneidet er den Faden ab, weicht aus und entzieht dem Hörer die Sicherheit und den Komfort des Verstehens. Sprachliche Kapriolen, Wortumwandlungen und daraus resultierende Neologismen heben seine Texte auf eine andere Bedeutungsebene. Der Hörer ist gezwungen, eigene Gedanken und Gefühle zu haben. Er wird zustimmen oder ablehnen, mitgehen oder sich verweigern und so am Entstehungsprozess teilhaben. Koch-Schütz-Studer unterstützen diesen Prozess mit ihrer hochsensiblen Klangmaschinerie. Sie reagieren auf das gesprochene Wort wie Seismographen, manchmal in Übereinstimmung mit dem Sprecher und manchmal nicht. Die musikalische Antwort steht für sich selbst. Sie ist nicht einfach eine Übersetzung oder ein Klangspiegel der Texte. Der Sprecher „singt“ und die Musiker „sprechen“ aus ihrem Inneren heraus und eröffnen so dem Hörer eine neue Dimension des Erlebens: Sprache wird zu Musik und Musik wird zu beredter Sprache. Die Instrumentalisten verstärken mit ihrem Klang- und Geräuschfluss die „Supra-Ebene“ des Verstehens. Kaum hörbare, noch unbestimmte Schwingungen verdichten sich zu kosmischem „Freudenrauschen“, Klangwellen von versunkener Dunstigkeit werden plötzlich zu kristallklaren Tonkaskaden fokussiert. Ekstase ist das Endziel aller Erschütterungen und Eruptionen. Betäubende und schmerzhafte Lautstärke führt den Zuhörer zu seinem innersten Selbst, nach Zen: zu seinem inneren Atem. Die entstehende Leere lässt das Bewusstsein implodieren. Die Intensität des Klangs entsteht aus der Intensität der Stille. Die Stille, geladen mit Spannung und grenzenloser Energie, bricht in Klang aus und fällt dann wieder in die Stille zurück. Der Weg ist voller Risiken, es gibt Momente, die gefährlich und beängstigend sind, und andere, die von überwältigender Größe und Schönheit sind. Koch-Schütz-Studer und Christian Uetz sind durch die Intensität ihres Ausdrucks vereint: Die absolute Konzentration ihres „In-sich-seins“ wie auch die Kraft ihres „Aus-sich-selbst-herauskommens“ hält sie eng miteinander verbunden. Der Zuhörer ist gezwungen, mitzumachen, ob er will oder nicht. Indem er sich den Texten und der Musik aussetzt, wird er eigene Bilder und Gedanken erzeugen. Licht-, Farb- und Raumveränderungen vervollständigen das Erlebnis schließlich zu einem „Gesamtkunstwerk“.