Die vier Größen des deutschen Jazz – Conrad Bauer, Ulrich Gumpert, Ernst-Ludwig Petrowsky und Günter Sommer – haben im März 1974 in den Studios des DDR-Rundfunks ihr frühes Manifest „Auf der Elbe schwimmt ein rosa Krokodil“ aufgenommen, das in der DDR nie veröffentlicht wurde. Später erschien es in West-Berlin bei FMP. „Auf der Elbe schwimmt ein rosa Krokodil“ setzt fort, was Ulrich Gumpert 1973 mit seiner Workshop Band und auch im Duo mit Günter Sommer begonnen hat: den Rückgriff auf weitgehend ungenutzte deutsche Volkslieder als Bekenntnis zur eigenen Tradition – natürlich überlagert von allen verinnerlichten Monk-Alben und diversen anderen Einflüssen.
„Das Thema, das in beiden „Krokodil“-Stücken und auch in „Zweisam“ auftaucht, wirkt wie eine Hymne, ist aber auch etwas elegisch. Es gibt keinen Grund zum Feiern, aber auch keinen zur Resignation. Ostberlin, 1974. Keine ironische Distanz, sondern Identifikation mit einer musikalisch, kulturell und politisch seltsamen Situation im Hier und Jetzt. Sich selbst finden, indem man riskiert, sich selbst zu zerbrechen. Das Bild eines rosa Krokodils, das auf der Elbe schwimmt, als verbale Ergänzung einer autonomen Klangproduktion, treibt das Assoziationsspiel ins Surreale. Vielleicht macht sich das aufblasbare Wesen auch heimlich auf den Weg, der damals von den Behörden nicht erlaubt worden wäre: von Dresden nach Hamburg und weiter aufs offene Meer.“ Bert Noglik, Liner Notes.