Die hier vorliegenden Aufnahmen von Lake, Weber und Ulrich überzeugen aus unterschiedlichen Gründen. Sie zeigen die drei Musiker in einem intensiven Austausch, der über Generationen und Kontinente hinweg springt. Lake, 1942 in Arkansas geboren, ist dreißig Jahre älter als Weber, Ulrich, Jahrgang 1958, liegt fast genau in der Mitte zwischen beiden. Doch sie sind von gleicher Statur und sprechen dieselbe musikalische Sprache. Alle drei verfügen über einen Dialekt, der die Traditionen von Blues, Soul und R&B, Bebop, Modern und Free Jazz sowie Rock aufgenommen und kontinuierlich weiterentwickelt hat. Die Aussagen des Trios sind ungemein abwechslungsreich und offen. Straffe Riffs und packende Ostinato-Figuren wechseln mit mäandernden Klangstreifen. Mal gehen die musikalischen Expeditionen von kurzen, trockenen Patterns aus, dann wieder steht ein überraschend singbares, tanzbares Thema im Mittelpunkt. Die Musik ist dicht, drängend, hellwach. Es ist paradoxerweise ekstatisch und klar, abgehoben und nah zugleich. Es ist intelligent, aber ganz und gar nicht akademisch und ungemein farbenprächtig. „Purer Jazz ist ein Widerspruch in sich selbst“, hat Oliver Lake einmal gesagt. Für ihn geht es um einen kontinuierlichen Transformationsprozess. Mit seinem kantigen, kernigen Ton gelingt ihm immer wieder, das zu kreieren, was Whitney Balliett, eine Pionierin des Jazzjournalismus, den „Sound of Surprise“ genannt hat. Christian Weber und Dieter Ulrich sind beide präzise Arbeiter und leidenschaftliche Ausdruckskünstler und damit von ähnlichem Kaliber wie Lake. Bleibt zu hoffen, dass dieses energiegeladene Trio in Zukunft noch viel öfter zusammenkommt!