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Unabhängige Musik seit 1986.
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222: OLIVER LAKE - CHRISTIAN WEBER - DIETER ULRICH feat. NILS WOGRAM. All Decks – Live At Unerhört!

Intakt Recording #222 / 2012

Oliver Lake: Alto Saxophone
Nils Wogram: Trombone
Christian Weber: Bass
Dieter Ulrich: Drums


Ursprünglicher Preis CHF 12.00 - Ursprünglicher Preis CHF 30.00
Ursprünglicher Preis
CHF 30.00
CHF 12.00 - CHF 30.00
Aktueller Preis CHF 30.00
Format: Compact Disc
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Nach der ersten, äusserst erfolgreichen Trio-Platte LAKE-
WEBER-URLICH «For a Little Dancin'» folgt die Live-Aufnahme vom unerhört-Festival 2011 in Zürich mit dem sinnigen Titel «All
Decks». Als Gast dabei ist der Posaunist Nils Wogram.
Der Jazzjournalist Christoph Wagner, der das Konzert miterlebte, schreibt in den Linernotes: «Hellwach, mit grosser Disziplin und einem ausgeprägten Sinn für Dramaturgie erhöhen die vier die Spannung und steigern die Intensität je nach Bedarf, um dann vielleicht nach einem mächtigen Aufbrausen urplötzlich in ruhigeren Tönen zu versinken.
So öffnet die Musik einen Imaginationsraum, der den Bogen nicht nur über den Atlantik spannt, sondern auch zwischen schwarzer und weisser Kultur sowie unterschiedlichen Generationen. Ein farbenreiches Gewölbe aus Tönen, Harmonien, Klängen und Rhythmen entsteht, in dem von Duke Ellington bis zum freien Loftjazz die ganze Jazzmoderne widerhallt.»

Album Credits

Cover art: Niklaus Troxler
Graphic design: Jonas Schoder
Liner notes: Christoph Wagner
Photo: Francesca Pfeffer

Recorded live at unerhört!-Festival Zürich, November 25, 2011 by Martin Pearson for Schweizer. Radio und Fernsehen. Edited by Christian Weber and Dieter Ulrich. Mixed by Martin Pearson and
Willy Strehler, October 2012.

Customer Reviews

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B
Bruce Lee Gallanter
Downtown Music Gallery

Recorded live at Unerhort!-Festival Zurich, November 25 2011. This is the second disc from sax great Oliver Lake's Swiss trio. This time they've added the trombone playing of Nils Wogram. Mr. Wogram is of course one of Europe's finest trombone players who was collaborated at length with Simon Nabatov & Aki Takase, as well as several discs of his own on Enja. The pieces were written by Mr. Lake [including title track[, Mr. Ulrich and Mr. Wogram with one cover song by Duke Ellington & Billy Strayhorn. On 'All Decks', the sax and trombone play the theme warmly together in between some quick flights of fancy by the soaring rhythm team with both horns circling above. Mr. Wogram's "Listen to Your Woman" is a somber, older sounding jazz tune with some fine, laid-back trombone and alto sax. Mr. Lake has written some tart, sharp harmonies for his piece, "Sketch 4 Four" which features some strong back & forth dialogue between the sax and trombone. "Oddly-C" (by Mr. Ulrich) has dreamy, spacious vibe with both horns weaving their way around one another as the rhythm spins in slow motion underneath until they drop out leaving just the two horns to converse. Mr. Lake's "Rollin' Vamp" has an infectious repeating groove (or vamp) upon which the sax and trombone take long, inspired, slow-burning solos. The final piece is the Ellington/Strayhorn classic, "Johnny Come Lately", which is done most exuberantly and loosely at the same time, becoming pretty free in the second half. I love the way they turn this song inside-out and show that it can be a vehicle for some outside surprises. What I dig about this disc is that it is adventurous without resorting to any screaming, free bits. Well-handled all the way around.

Reviews in Other Languages

R
Rigobert Dittman
Bad Alchemy Magazin

Transatlantische und generationsübergreifende Meetings sind im Jazz nichts Besonderes. Aber wenn man aus der Schweiz oder aus Braunschweig stammt und einem um 30 Jahren älteren Meister wie OLIVER LAKE auf Augenhöhe begegnet, ist das doch ein Kick, der ganz besondere Ambitionen und Synergien zeitigt. Der Drummer DIETER ULRICH ist zwar ein paar Jahre erfahrener als CHRISTIAN WEBER am Bass und der Posaunist NILS WOGRAM als besonderer Gast in diesem 2007 begonnenen Zusammenspiel, das mit All Decks - Live At Unerhört (Intakt CD 220) zum Herzkönig auch noch mit einem Herzbuben auftrumpft. Denn gut und schön, dass Lake in jüngeren Jahren im World Saxophon Quartet oder mit James Blood Ulmer Jazzgeschichte geschrieben hat. Jetzt zählt dennoch nur, was man hört. Am 25.11.2011 bestimmte der Altosaxveteran aus Arkansas temperamen­voll wie ein junger Hirsch die Szene. Dass aber die Bluessensibilität und die feurige Melodienseligkeit der Black Music nichts mit Genen oder Blut zu tun haben, macht Wogram deutlich, dessen Ton mit den Quintessenzen der Posaunentradition gesättigt scheint. Jazz ist Sprache gewordene Erfahrung, und Wogram fabuliert, als wäre es seine Muttersprache, die ihn an ein spezielles kollektives Gedächtnis anschließt. Lakes Gemüt zeigt sich besonders schön bei seinem 'Rollin' Vamp', wenn er auf Ulrichs und Webers Drehwurm sanft dahin reitet und ab und zu kurze Lustschreie ausstößt, eine Lust, die Wogram spielerisch zurück gibt, wenn er sein Statement mit schnaubenden Lauten verziert. Sein Beitrag 'Listen to Your Woman' trieft vor Mississippibrühe und Rübensirup, sein gutturales Growling und mundgeblasenes Wahwah und die zweistimmige Überlaserei bei Ulrichs träumerischem 'Oddy-C' verursachen ein breites Honiggrinsen. Nach dem Ellington/Strayhorn-Klassiker 'Johnny Come Lately' als aufgekratzter Zugabe muss man die Kontinental- mitsamt der Zeitverschiebung für Illusionen halten.

T
Thierry Quénum
Jazz Magazine, France

NOUVEAUTÉ. Après un premier disque en trio et en studio pour le même label avec la même rythmique helvète voici quelques années, Oliver Lake revient sur Intakt en quartette et en public avec un Zurichois d'adoption : le tromboniste allemand Nils Wogram. C'est là une des multiples formations (même si la présence de Wogram est inédite) auxquelles participe l'altiste de St. Louis en tant que leader, comme sideman ou comme membre à part égale, mais c'est l'une des rares auxquelles il soit fidèle depuis un lustre de ce côté-ci de l'Atlantique. Preuve que, pour ce musicien à l'esprit aussi ouvert que créatif, l'écart générationnel comme la différence de nationalité comptent moins que l'empathie musicale. Et elle est ici clairement présente sur trois titres de l'altiste, un du batteur et un du tromboniste, complétés par un standard. Douceur ou rugosité du son, arrangements simples et efficaces, lyrisme des impros, swing de la rythmique et présence fréquente de l'esprit du blues: cet enregistrement est le témoignage d'une entente esthétique qui concilie sans concession apports de la tradition et exploration audacieuse. Parmi les rares concerts qui méri-tent d'être immortalisés, celui-ci a indéniablement sa place.

C
Christian Wagner
Jazz Podium Magazine

Verknüpfen amerikanische und europäische Traditionslinien

Lake-Weber-Ulrich

Jahrzehnte lang gaben die USA im Jazz den Ton an. J Aus dem Geburtsland der improvisierten Musik kamen die stilprägenden Musiker und die innovativen Impulse. Der europäische Jazz hat mittlerweile aufgeholt, sich emanzipiert und eine eigene Identität entwickelt. Längst begegnet er seinem amerikanischen Ziehvater selbstbewusst auf gleicher Augenhöhe.

Das regt zu Kooperationen zwischen Musikern von beiden Seiten des Atlantiks an. Transatlantische Band-projekte sind darum keine Seltenheit mehr. Das Trio des amerikanischen Altsaxophonisten Oliver Lake und der beiden Schweizer Dieter Ulrich, Schlagzeug, und Christian Weber, Bass, ist dafür das beste Beispiel.

Die Gruppe formierte sich 2007, als Lake beim Zürcher Unerhört-Festival als Mitglied des Trio 3 „Artist in Residence" war. Ein zusätzlicher Auftritt bot sich an. Dieter Ulrich war von der Möglichkeit wie elektrisiert, war doch Lake immer einer seiner Lieblingssaxophonisten gewesen, ein Geschichtenerzähler mit Blues-Vergangenheit (auf die auch Ulrich verweisen kann), der nie ein Risiko gescheut und sich auch in anderen Stilen wie Funk und Reggae umgetan hatte - die Idealbesetzung!

Eine einzige Probe wurde angesetzt, zu der Lake gleich ein paar Kompositionen mitbrachte und die laut Ulrich- "magnetisch" verlief. „Der Draht war sofort da. Wir lagen auf derselben Wellenlänge", erinnert sich Christian Weber. Das Konzert fiel ähnlich inspirierend aus. „Es fühlte sich völlig organisch an, unkompliziert und selbstverständlich", bestätigt Ulrich.

Weitere Auftritte wurden absolviert, eine kleine Tournee organisiert, 2009 spielten die drei ihr Debütalbum ein. Selten hatte Lake in den letzten Jahren so entfesselt geklungen. Die Resonanz war derart überwältigend, dass die Gruppe 2011 erneut eine Einladung zum Unerhört-Festival erhielt. Um nicht den Eindruck eines bloßen Re-Runs" zu vermitteln, holte man für den Auftritt den deutschen Posaunisten Nils Wogram an Bord, der sich zuvor begeistert über die Band geäußert hatte. Ein komplett neues Repertoire wurde einstudiert, wobei neben Oliver Lake, der den Großteil des Materials lieferte, auch Dieter Ulrich und Nils Wogram jeweils ein Stück beisteuerten. Die Ellington Komposi-tion Johnny come lately" in einem freien Arrangement von Ulrich rundete das Programm ab. Der „Live"-Mitschnitt des Konzerts ist auf der vorliegenden CD enthalten.

Oliver Lake (Jahrgang 1942) stellt die direkte Verbindung zur schwarzen Jazztradition dar. Aufgewachsen in St. Louis an den Ufern des Mississippi, spielte er zuerst Trommel in Blaskapellen. Erst relativ spät mit siebzehn erwachte sein Interesse am Saxophon. Er trat mit Rhythm & Blues-Bands auf. Befeuert vom „Black Power"-Aufbruch, wurde er Ende der 1960er Jahre zu einer treibenden Kraft der „Black Artists' Group", einer schwarzen Künstlerselbsthilfeorganisation. Wie ihre bekanntere Zwillingsassoziation in Chicago AACM neigte auch die BAG der Avantgarde zu, machte mit multimedialen Experimenten Furore, wobei sie gleichzeitig Musikunterricht für die Kids im Ghetto organisierte.

In der zweiten Hälfte der 70er Jahre avancierte Lake zu einem Fixstern der New Yorker Loft-Szene und hob mit David Murray und zwei Getreuen aus der Black Artists' Group, Julius Hemphill und Hamiet Bluiett, das World Saxophone Quartet aus der Taufe. Er spielte mit James Blood Ulmer das epochemachende Album „Are You Glad To Be In America" ein, das den punkigen Funk-jazz auf den Weg brachte. Daneben war er mit eigenen Ensembles aktiv, die eine Fusion von Jazz und Reggae anvisierten.

Obwohl eine bis zwei Generationen jünger als Lake sind Dieter Ulrich (Jahrgang 1958) und Christian Weber (Jahrgang 1972) ähnlich versierte Improvisatoren „zwei sehr talentierte Musiker" (Oliver Lake). Beide gehören zu den gefragtesten Jazzmusikern der Schweiz und haben auch international in den letzten Jahren an Profil gewonnen. Das gleiche gilt für den Wahlzürcher Nils Wogram (Jahrgang 1972), ein Posaunist der Extraklasse, der sich als „Special Guest" mit Haut und Haaren auf das Projekt einließ.

Oliver Lake verkörpert schwarze Jazzkultur pur. In sei-nem bluesgetränkten Spiel, kann man noch die alten „Field Holler" des amerikanischen Südens rumoren hören. Eine untergründige Energie schwelt im berstenden Ton seines Altinstruments, wie man es auch von Ornette Coleman kennt.

Dieter Ulrich, im Zweitberuf studierter Kunsthistoriker, besticht durch ein melodisches Trommelspiel mit intuitivem Timing, das nie aufdringlich wirkt, sondern sich sensibel und einfühlsam ins Geschehen einbringt. Sein federnder Swing bildet mit Christian Webers Bassläufen eine elastische Einheit, die reaktionsschnell und flexibel mit den Solisten interagiert.

Der Kontrabassist als ruhender Pol zieht abgeklärt aus dem Hintergrund die Fäden, um selbst im dichtesten Getümmel nicht den Überblick zu verlieren. Sein souveränes Spiel wird zum Echolot, das die Solisten durch aufgewühlte Gewässer na...

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