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Unabhängige Musik seit 1986.
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226: BIONDINI – GODARD – NIGGLI. Mavì

Intakt Recording #226 / 2013

Luciano Biondini: Accordion
Michel Godard: Tuba, Serpent, E-Bass
Lucas Niggli: Drums


Ursprünglicher Preis CHF 12.00 - Ursprünglicher Preis CHF 30.00
Ursprünglicher Preis
CHF 30.00
CHF 12.00 - CHF 30.00
Aktueller Preis CHF 30.00
Format: Compact Disc
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"Mavi" heisst die neue CD des Trios Biondini-Godard-Niggli.
Der Titel bezeichnet ein klares Blau - jene Farbe, die man sieht, wenn man die Erde vom All aus betrachtet. Und er sagt viel über die Klänge, die uns da beschert werden. Wir hören Musik, die aus den Sphären zu kommen scheint und doch höchst welthal-tig, bewegt und sinnlich ist.
Da ist die Herkunft der Musiker: Biondini (*1971) stammt aus Spoleto in der italienischen Provinz Perugia, Michel Godard (*1960) kommt aus dem französischen Héricourt bei Belfort in der Franche-Compté, und Lucas Niggli (*1968) ist Schweizer und im Zürcher Oberland daheim, verbrachte aber die ersten sieben Lebensjahre in Kamerun. Verschiedene Kulturen und Sprachen kommen hier also zusammen.
Die Musik von Biondini, Godard und Niggli lebt von ihrer Poesie, ihrer Klangschönheit, ihrer Gedankentiefe, aber auch von ihrer inneren Spannung. Diese entsteht durch das Verweben von Komposition und Improvisation. So gelingt ihnen jene Verbindung von Form und Freiheit, die den Kern des Jazz ausmacht, und wir sehen die Erde in klarem Blau.

Album Credits

Cover art and graphic design: Jonas Schoder
Photos: Cees van de Ven
Liner notes: Manfred Papst

Recorded May 23, 24, 2013, by Willy Strehler at Klangdach, except track 8 and 9, which are recorded live at Jazzfestival Schaffhausen, May 22, 2013, by Martin Pearson for SRF Schweizer Radio und Fernsehen. Mixed and mastered July 8, 9, 2013, by Willy Strehler at Studio Klangdach.

Customer Reviews

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M
Michael G. Nastos
Cadence Magazine

A combination of tuba and accordion is different, but not unprecedented. Luciano Biondini and Michel Godard mesh well, recalling a certain romantic or chamber music concept that reflect their European background, while echoing harmonic shades of Duke Ellington, contemporary mainstream jazz, and even religious music.

The recording starts off very upbeat on the hard swinging title track, bounces along for Godard's original "Dreaming Dancers," and runs through some great rhythm changes during Brad Mehldau's "Unrequited". As you might expect when big brass meets a sensual squeezebox, the principals return to their hymnal or slow waltzing, melancholy roots. They also take liberties with spiky improvisations, as on the fully rearranged standard "Bluesette" in 5/4, really going out on "Black Eyes" or the developed "The Wised Up Fanfare". It's clear that Biondini and Godard are like minded, while very capable drummer Lucas Niggli has everything - rhythmic or free - under firm control.

It was refreshing to hear this recording. While the sonic landscape is most appealing, it is the meshing of the instruments and the way they play dynamically, that sets it apart. If you like Bob Stewart, or the Tin Hat Trio, you'll find this precious as well. Recommended.

https://nebula.wsimg.com/d1cf5113187d84187f12efb20e56ca07?AccessKeyId=972E417EFD7ED6ED057A&disposition=0&alloworigin=1

Reviews in Other Languages

C
Claudia Schuller
Nürnberger Nachrichten

Wie Wolken im heftigen Wind

Fürther Jazzvariationen: Biondini, Godard und Niggli spielten im Kulturforum

Darf's ein bisschen mehr sein? Das Trio Luciano Biondini (Akkordeon), Michel Godard (Tuba, Serpent, E-Bass) und Lucas Niggli (Schlagzeug, Perkussion) wendet sich nicht an Jazz-Puristen, sondern an Musikfreunde, die das ohnehin weite Jazz-Feld gerne um das Unbekannte erweitern.

Da ist der Italiener Biondini mit seinem Akkordeon, um das hochnäsige Jazzer jahrzehntelang einen weiten Bogen machten. Dabei ist der tönende Blasebalg wie kein anderes Instrument in der Lage, sich jeder Situation anzupassen. Und das nutzt er weidlich aus. Eine aufgeklärte, moderne Musik kann dadurch nur gewinnen.

Der Franzose Godard bläst mal flüsternd, ganz natürlich, so dass man das Instrument in seinen Händen glatt vergisst, dann wieder lyrisch oder artifiziell. Gerne fokussiert er sich auf die tiefen Töne, die er herrlich zu kombinieren versteht.

Der Schweizer Niggli schließlich wirbelt intensiv auf dem Schlagzeug und erdet dadurch so manchen verträumten Part. Es ist genau diese Kombination, die das Trio auszeichnet, die den Sound feinsinnig und kernig zugleich macht, die einen träumen und auch schmunzeln lässt. Der Wunsch nach einem Fondue, das Käse und Schokolade vereint, kommt auf. Diese Musiker schaffen das schließlich auch. Es ist, wie wenn Wolken im heftigen Wind vorbeiziehen, spannungsgeladen und federleicht gleichermaßen.

Das Konzert wird zur intensiven, fast kammermusikalischen Angelegenheit, die die Gäste im gut besuchten Kulturforum richtig genießen. Fortschritt und Modernität im besten Sinne mischt sich mit älplerischer Tradition, drei Nationen vereinen sich zum gemeinsamen Forschen in höheren Sphären. Das bedeutet freie Improvisation vom Feinsten, viele Geräusch-Experiment-Spielereien und jede Menge Freude am Musizieren. Disziplin, Ernsthaftigkeit, Harmonik, Klanglichkeit und Komplexität, die fast schon klassisch anmuten, gehen mit wilder Harmonik und experimenteller Technik einen Cocktail trinken.

So kommen gut durchgeshaked all die Parameter der Differenzierung wieder ins Spiel: Dramatik, Gegensatz, Spannung, Farbe, Reibung, Emotion, Modulation, Wechsel, Plötzlichkeit, Überraschung. Warum müssen moderne Melodien eigentlich diatonisch sein und Harmonien immer nur Dreiklänge? Warum bloß soll der rhythmische Puls eines Stücks von Anfang bis Ende gleich bleiben? Warum dürfen Prozesse nicht unterbrochen und von anderen Prozessen kontrastiert werden?

Das fragt das muntere Trio und antwortet darauf mit Entschlossenheit unvorhersehbar. Nein, Crossover ist keine Erfindung von heute. Der Jazz war kaum zehn Jahre alt, als findige Köpfe bereits anno 1924 daran gingen, ihn mit sinfonischer Musik zu kreuzen. Und in gewisser Weise führen Biondini, Godard und Niggli diese Tradition fort. In fröhlicher Nostalgie gehen sie ihren Weg. Der Ausgang der Geschichte bleibt offen.

R
Rolf Thomas
Jazzthetik Magazin

Tätigkeitsbericht - so hieß einst die autobiografische Rechtfertigungsschrift des Ludwig Poullain, eines Bankers, der in den späten siebziger Jahren die Hauptfigur eines Bankskandals war. Was das mit dem Schweizer Schlagzeuger Lucas Niggli zu tun hat? Nichts. Aber um mit den vielfältigen Aktivitäten des besten europäischen Schlagzeugers Schritt zu halten, braucht es eben ab und zu einen, genau, Tätigkeitsbericht. Hier ist er.

„Andreas hat mich eingeladen, ein Duo mit ihm zu spielen", schildert Lucas Niggli ganz schlicht die Entstehung des ekstatischen Tonträgers Tyr-Gly-Gly-Phe-Met, bei dem das Aufeinandertreffen des Vokalartisten Andreas Schaerer mit Niggli improvisierende Funken schlägt. „Geprobt haben wir nicht, die CD ist live und ohne doppelten Boden. Es war einer dieser unfassbaren und grandiosen Momente, wo man denkt:, Wie es in der Improvisation möglich ist, dass es so schlüssig und rauschhaft zugleich klingt!' Ich nehme das Wort nicht gerne in den Mund, aber es war eine Sternstunde."

Was nötig ist, um so etwas hinzukriegen, bringt Lucas Niggli nach kurzem Nachdenken auf den Punkt: „Mentale Frische. Und dass man keine Pläne macht. Das Faszinierende an der Improvisation ist ja, dass das Wissen darum, dass man auch scheitern kann, ein Teil der Sache ist. In Echtzeit zu musizieren, muss nicht funktionieren. Aber wenn es funktioniert, kann man in Regionen vordringen, in die man mit Üben und mit Komposition nicht kommt." Die Problematik, beim Improvisieren in Automatismen zu verfallen, ist Niggli durchaus bewusst. „Es wäre vermessen zu behaupten, man kann immer neu sein", konstatiert der Drummer. „Das geht nicht. Ich habe meine Sprache und arbeite mit diesem Vokabular. Wenn ich es schaffe, in Echtzeit mit meinem Rüstzeug, meinem Vokabular eine spannende Geschichte zu erzählen, dann bin ich ganz oben. Das ist die Kunst beim Improvisieren. Man muss nicht unbedingt versuchen,, neu' zu sein - aber man muss jetzt sein."

Über seinen Partner weiß Niggli natur-gemäß nur Gutes zu berichten. „Er ist eine Rampensau und ein Energetiker", grinst der Schlagzeuger. „Andreas hat ein unglaublich großes Ausdrucksspektrum. Zudem ist die Mischung aus Stimme und Schlagzeug sehr archaischdas gefällt mir. Stimme und Trommel ist ja die älteste Musikform überhaupt." Demnächst übrigens auch in einer Studio-Produktion: Bei Nigglis Stamm-Label Intakt erscheint demnächst Arcanum, das bereits vorliegende Live-Dokument im Eigenverlag der Jazzwerkstatt Bern ist eigentlich mehr für Fans, aber unbedingt zu empfehlen.
Das Trio mit Elliott Sharp und Melvin Gibbs war dagegen ein einmaliges Ereignis.

„Gibbs' Trio mit Ronald Shannon Jackson und Bill Frisell war für mich maßgeblich", zeigt sich Lucas Niggli als echter Fan. „Diese Band namens Power Tools, leider nur sehr kurzlebig, war für mich ein Schlüsselerlebnis. Diese Mischung aus atemlos treibenden Grooves, von Freiheit, aber auch Schönheit diese wahnsinnig schönen Melodien - ließ mich immer tiefer in die Welt von Melvin eintauchen. Und als Intakt sich dann vor zwei Jahren in New York präsentieren durfte, wollten sie auch mich mit einer meiner bestehenden Bands dabeihaben. Aber ich wollte nicht den New Yorkern Schweizer Jazz vorspielen. Lieber wollte ich etwas Neues mit New Yorker Musikern auf die Beine stellen. Ich habe dann mit Fred Frith gespielt und mit Tim Berne und mir ein Trio gewünscht mit Elliott und Melvin, was ja kein Problem war, da die auch bei Intakt unter Vertrag sind. Das war natürlich eine tolle Woche in New York. Patrik Landolt von Intakt hat uns dann schnell für einen Tag ins Studio geschickt, und dabei ist Crossing the Waters entstanden. Das Trio war sehr vielschichtig, was das Verständnis untereinander anging, weil wir vom Alter und vom Improvisationsansatz her sehr weit voneinander entfernt waren. Dass es trotzdem gut klingt, ist eigentlich erstaunlich."

Nichts gegen Schönheit!

Nigglis Projekt mit Luciano Biondini und Michel Godard hat sich als langlebiger erwiesen, als es ursprünglich geplant war. Das mit folkloristischen Motiven spielende Trio bringt mit Mavi bereits die zweite CD heraus, und Niggli klingt in diesem Kontext so sanft wie sonst nie. „Die Band gibt es seit mindestens vier Jahren", erinnert sich Lucas Niggli. „Für mich ist sie ein Glücksfall, denn ich wäre nicht auf die Idee gekommen, aber ich bin für jemand anderen eingesprungen. Die Leichtigkeit dieses Trios ist wirklich einzigartig, und ich begreife mich in dieser Umgebung ganz und gar als Jazzschlagzeuger." Dass sich unter all den Originalen auf Mavi dann ausgerechnet Toots Thielemans' früher Hit,„Bluesette" findet, ist eine schöne und äußerst originelle Idee. „Luciano wollte das unbedingt spielen", erzählt Niggli. „Die Jungs stehen auf Schönheit. Ich habe nichts dagegen - die Musik ist so groß, da kann man sich in vielen Berei-chen tummeln. Ich genieße es, auf vielen Hochzeiten zu tanzen. Ich liebe es, hochkomplexe komponierte Musik zu spielen, ich liebe aber auch ein musikantisches Musiz...

N
Neri Pollastri
All About Jazz Blog

Giunto al secondo CD (il precedente What Is There What Is Not era del 2011, sempre per Intakt), l'atipico, europeo e originale trio di Luciano Biondini, Michel Godard e Lucas Niggli mostra di avere un'intesa invidiabile, messa alla prova su un repertorio decisamente variato e interessante.

Mavì—titolo che rimanda al colore del mare—è stato registrato nel maggio del 2013, all'indomani di una riuscitissima performance dal vivo al festival di Schaffhausen—dalla quale vengono infatti le ultime due tracce. Godard vi suona tuba, serpente e in alcuni passi anche la chitarra basso, e costituisce senza dubbio l'elemento che maggiormente caratterizza il colore e le atmosfere, dato che i suoi strumenti producono anzitutto uno sfondo scabro sul quale si staglia la fisarmonica di Biondini, in secondo luogo una vasta serie di melodie e improvvisazioni decisamente spiazzanti per chi non conosca Godard e ciò che egli è capace di fare con le "armi apparentemente limitate" di cui dispone.

Accanto a lui è particolarmente efficace lo svizzero (ma lungamente vissuto in Camerun da giovanissimo) Niggli, che usa la batteria con approccio multietnico e multicolore—come evidenzia in modo eminente la suggestiva introduzione di "Black Eyes"—conferendo anch'egli alla musica timbri e atmosfere sorprendenti.

Biondini, infine, è di fatto il primattore, spettando a lui gran parte degli spazi tematici—interpretati con brillantezza e virtuosistica genialità—ma anche numerosi bordoni, che è in grado di rendere con forme assai diverse tra loro, ora in modo quasi organistica, ora da pura ancia.

Come detto, la musica si avvale anche della varietà dei temi, perlopiù originali (tre a testa di Biondini e Godard, uno solo di Niggli) ma comunque tra loro diversissimi e—cosa importante—poco legati alla tradizione della fisarmonica. Oltre a essi, "Bluesette" è di Toots Thielemans, "Unrequited" uno tra i più noti brani di Brad Mehldau e "Lascia ch'io pianga" di Händel, bellissimo ma da qualche tempo un po' abusato, comunque qui riproposto in una forma molto originale. Ad ogni modo, i brani—incluso il conclusivo, splendido, "A Trace of Grace"—sono in fondo poco più che uno spunto per il dialogo improvvisato tra i tre, che è infatti ciò che conta e affascina di questo lavoro.

https://www.allaboutjazz.com/mavi-luciani-biondini-michel-godard-lucas-niggli-intakt-records-review-by-neri-pollastri#.U3BtDShOPSI

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