Klanggewitter und zärtliche Intensität
Vor einem Jahr waren der Pianist Stefan Aeby und der Gitarrist Dave Gisler Sidemen von Christoph Irniger bei «Pilgrim». Dieses Jahr kamen die beiden als Leader ihrer eigenen Trios und räumten bravourös ab.
SCHAFFHAUSEN. Paff! Das war er, der elektrisierende Beginn. Kein Wunder, denn wenn Lionel Friedli an den Trommeln sitzt, wird zugepackt. Und auch Bassist Raffaele Bossard war mit viel Kraft bei der Sache. Das war auch nötig, denn der Elektrogitarrist Dave Gisler ist keiner, der Angst davor hat, sein Instrument zu berühren. Kurz: Da war keine Spur von Leimsieder-Jazz, wo es irgendwann mal leise Blubb macht, sondern man musste zuhören, hinhören. Was dieses Trio bot, war sehr inten- siv, sehr laut, sehr gut. Wilde Musik.
Das zweite Stück fing an mit einem Bass- solo. Es war von ruhigerer Machart, Gislers Hand führte einen Geigenbogen über die Saiten, und Drummer Friedli liess Schellen rasseln. Aber selbst jetzt in der Ruhe sind die innere Dynamik und die Spannung so gross, dass man denkt, es könne jederzeit alles explodieren. Den Musikern war anzusehen, dass es ihnen Spass macht. Sie trieben sich gegenseitig an, und es kam sogar zu einem kurzen Schlagzeugsolo von Lionel Friedli. Schon am Mittwoch waren Schlagzeugsoli aufgetaucht, ein Echo sozusagen vom letztjährigen Festival, wo die Trommler - auch mit Soloprogrammen - im Fokus gestanden haben.
Zurück zum Dave Gisler Trio. Das ganze Set klingt roh und frisch. Kein Wunder, ist es doch erst das fünfte Konzert, das die drei mit diesem Repertoire, das auf einer Intakt-CD mit dem Titel <>> mitgewirkt.
Nun also amtete Stefan Aeby das erste Mal als Leader. Aber sicher nicht das letzte Mal, denn es war sozusagen mit den Ohren zu greifen, dass es ihm in dieser Rolle und mit diesen Sidemen wohl ist. Dieses Trio machte grosse Freude, denn die Musik war von einer berührenden Subtilität. Nichts von betulich, sondern von einer nie verblassenden Intensität, ganz egal, ob man leise zur Sache ging oder ob man die Pferde galoppieren liess.
Ein Höhepunkt an diesem Festival
Stefan Aeby bestritt seinen siebten Auftritt am Schaffhauser Jazzfestival und den 25. mit seinem aktuellen Trio. Die Kompositionen waren lang, hatten Zeit, sich zu entwickeln, und immer wieder wurden die Musiker belohnt mit spontanem Applaus. Auch Michi Stulz steuerte übrigens ein Solo bei - überhaupt lief er ganz besonders zur Hochform auf.
Die drei passen hervorragend zusammen, sorgten gestern für einen Festivalhöhepunkt, und man darf sich wünschen, dass Aeby, Pousaz und Stulz zusammenbleiben. Sie spielten ganz einfach ein grossartiges Set. Abgeschlossen wurde dieses mit dem Titelstück ihrer aktuellen CD «To the Light». Um den geschlossenen Eindruck des Auftritts nicht zu brechen, verzichtete die Band auf eine Zugabe.